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weiter gefestigt. Bei mir ist er längst zur Gewissheit geworden.

      Was habe ich den Leuten erzählt? Meine Geschichte. Ich habe ihnen erzählt, wie Gott mein Leben verändert hat. Dass mein Leben jetzt einen Sinn hat. Dass Jesus für mich gestorben ist und mich gerettet hat. Ich habe erzählt, dass Gott einen Plan hat und dass ich eine Rolle in diesem Plan spiele. Ich habe davon erzählt, dass mein Leben mit dem Tod nicht mehr einfach so aus und vorbei ist, sondern dass dann ein ganz neues Leben beginnt und dieses Leben bis in alle Ewigkeit fortdauern wird. Dann habe ich den Leuten erzählt, dass sie genau das Gleiche erleben können. Dass Jesus auch für sie gestorben ist, dass Gott auch sie liebt, sie geschaffen hat und dass sie eine Rolle in seinem Plan spielen. Und dass am Ende auch auf sie die Ewigkeit wartet.

      Es flossen oftmals Tränen. Das klingt ja auch alles viel zu schön, um wahr zu sein, oder? Diese Botschaft ist so einfach, so genial, so gut, dass sie zu Recht den Namen »die gute Nachricht« trägt. Und immer, wenn ich diese Dinge erzählte, kam eine tiefe Freude und Zufriedenheit in mein Herz. Ich beschloss deswegen, so schnell wie möglich allen meinen Freunden diese gute Nachricht weiterzusagen. Und einen nach dem anderen bat ich um ein Gespräch.

      Goodbye Freundeskreis

      Es dauerte nicht lange, da waren die Ersten nicht mehr bereit, mich zu treffen, und nach zwei Monaten wollte niemand mehr. Die Neuigkeit über den »veränderten Nathanael« hatte sich wohl rumgesprochen. Wasser statt Wein, Kirche statt Disco, Langeweile statt Partys? Nein, danke!

      Ich war auf einem Geburtstag eingeladen und da ich ja keine Lust mehr auf Alkohol hatte, blieb ich nüchtern. Ich unterhielt mich gut, als ich von der Gesprächsgruppe nebenan mitbekam, wie sie über mich lästerten. Es ist das eine, über eine abwesende Person schlecht zu reden, wenn sie aber am gleichen Tisch sitzt und jahrelang dein bester Freund war, und sie dir zuhören kann, ist das eine ganze andere Nummer! Ich hätte jetzt stinksauer werden und einen Streit vom Zaun brechen können. Aber ich hatte stattdessen Mitleid. Ich dachte an all die Menschen, die Jesus damals persönlich begegnet waren, aber ihn dennoch abgelehnt hatten oder ihn sogar umbringen wollten.

      Nach der Party fuhr ich nach Hause und wusste, dass es nicht möglich sein würde, meine Freunde zu behalten. Sie waren offensichtlich nicht in der Lage, sinnvoll mit der Situation umzugehen, und noch weniger bereit, ihren Lebensweg zu überdenken.

      Plötzlich war ich sehr dankbar, dass Gott mir begegnet war und dass ich mich für dieses neue Leben hatte entscheiden können. Ich schaute auf mein Leben zurück und schwankte zwischen: »Hätte ich das mal besser eher gemacht« und »besser spät als nie«. Meine Freunde taten mir leid, aber sie waren nur ein weiterer Teil meines alten Lebens, den ich hinter mir ließ. Ich würde neue Freunde finden und ich würde Menschen begegnen, die Jesus noch nicht kannten, aber die mir zuhören würden.

      Ich weiß nicht mehr, wie vielen Menschen ich von Jesus erzählte. Manche nahmen die Botschaft an, andere lehnten sie ab. Das ist ganz normal. Und wir sollten uns nicht davon entmutigen lassen, wenn wir für unseren Glauben belächelt, abgelehnt oder sogar angefeindet werden. Es darf eben jeder seine eigene Entscheidung treffen. Die Menschen entscheiden sich übrigens nicht deshalb für Jesus, weil wir die richtige Evangelisationsstrategie anwenden. Es geht schließlich nicht darum, jemanden von einem Versicherungsprodukt zu überzeugen. Wer oft mit fremden Menschen über seinen Glauben spricht, gewinnt natürlich eine gewisse Routine, wahrscheinlich hat er Tricks auf Lager, wie er in bestimmten Situationen reagiert, vielleicht hat er eine Standardtaktik, die für ihn besonders gut funktioniert. Am Ende sitzt da gegenüber aber dennoch ein Mensch und wenn der seine Entscheidung nicht in seinem Herzen trifft, nützt auch die professionellste und spektakulärste Evangelisationsshow nichts.

      Ich durfte das erleben, als ich gerade etwa drei Monate gläubig war. Ich nahm an einer Buscafé-Evangelisation teil. Das heißt, da steht ein Bus in der Innenstadt, vor dem Bus stehen Tische und Stühle, man kann sich setzen, Kuchen essen und Kaffee trinken – und über Jesus reden. Wir wurden genau geschult, wie wir die Menschen einladen sollten, um dann am Tisch bei einem Heißgetränk und einem Stück Gebäck ins Gespräch zu kommen. Dafür gab es sogar eine schriftliche Anleitung inklusive vorformuliertem Übergabegebet.

      Für mich war das ja alles sehr neu und so mutete ich mir nicht zu viel zu, sondern beschränkte mich darauf, Leute anzusprechen. Als ich dann aber einen Mann gefunden hatte, der Lust auf Kaffee und Kuchen hatte, waren alle anderen Mitarbeiter bereits in Gespräche vertieft und so musste ich mich doch noch etwas stärker einbringen, als zunächst gedacht. Ich unterhielt mich mit dem Mann und versuchte, mich an den Leitfaden zu halten, was ich aber mal so gar nicht auf die Reihe bekam. Aber was soll ich sagen, er hörte mir dennoch zu. Als ich ihn am Ende fragte, ob er Jesus als seinen Retter annehmen wolle, sagte er tatsächlich Ja. Ich war total baff.

      Hoppla, und nun? Braindead. Stillstand.

      Wo ist nur dieses vorformulierte Gebet hin? Ähm, ich muss dann mal schnell was holen. Ein Übergabegebet frei formuliert? Wo kommen wir denn da hin? Am Ende ist es nicht gültig und der arme Kerl denkt, er wäre errettet, aber leider, leider war es das falsche Gebet.

      Und so las ich ihm tatsächlich vom Zettel vor und er betete nach. So einfach kann es gehen, wenn der Herr das Herz berührt. Mir war in dieser Situation vollkommen klar, dass meine unprofessionelle Darbietung ganz sicher keinen positiven Einfluss auf den Mann gehabt haben konnte.

      All die Leitfäden, Ideen und Strategien sind nur Hilfsmittel für uns Menschen. Es fällt uns und unseren Gesprächspartnern eben leichter, in einer angenehmen Atmosphäre und mit Essen und Trinken miteinander ins Gespräch zu kommen. Wenn es einen Leitfaden gibt, an dem wir uns festhalten können, sind wir mutiger. Wir haben keine Angst mehr davor, die richtigen Worte nicht zu finden. Gott braucht diese Hilfsmittel nicht, aber er will mit uns zusammenarbeiten. Und unsere Bereitschaft dazu und unser Mut steigen manchmal, wenn wir Hilfsmittel und einen genauen Plan haben.

      Auch Erfahrung und Routine sind natürlich äußerst hilfreich. In meiner Gemeinde gab es damals deswegen regelmäßig samstags einen evangelistischen Einsatz. Davon möchte ich dir noch kurz erzählen: Ich freute mich jedes Mal auf diese Einsätze, denn erstens traf ich meine neuen Freunde, zweitens hatten wir viel Spaß mit dem Heiligen Geist und drittens konnte ich selbst immer so krass auftanken, dass ich tagelang bester Laune war. Unsere Basis war ein Tapeziertisch, gut bestückt mit Bibeln, Prospekten und Broschüren in den verschiedensten Sprachen. Von hier schwärmten wir aus, um Menschen anzusprechen. Wir hatten ein paar Standardsätze auswendig gelernt, um ins Gespräch zu kommen. Das funktionierte gut, selbst wenn ich manchmal wirklich sehr nervös war.

      Einmal fielen mir zwei junge Frauen auf. Ich gab mir einen Ruck und versuchte, möglichst angstfrei zu klingen, als ich sie ansprach. Während ich mit ihnen sprach, fragte ich mich, was ich da eigentlich redete. Ich hörte mir selbst zu und staunte, welch großartige Worte da aus meinem Mund kamen. Ich erzählte von Dingen, die ich noch gar nicht verstanden hatte, und hörte mir aufmerksam zu, um davon zu lernen. Nun, die beiden waren lesbisch, aber dennoch aufgeschlossen. Sie wollten allerdings wissen, wie denn Gott mit dieser Sünde umzugehen gedachte. Noch bevor ich denken konnte, antwortete mein Mund wie von selbst, dass es nicht darum gehe, frei von Sünde zu sein, sondern dass Jesus für alle Sünden gestorben ist und alles vergibt.

      Ich erzählte von dem neuen Herz, dass wir geschenkt bekommen, wenn wir wiedergeboren werden. Den beiden Frauen traten Tränen in die Augen. Hatte ihnen noch nie zuvor jemand diese großartige Botschaft gesagt? Ich merkte, wie ich von Gottes Geist erfüllt war und wie diese Kraft zu ihnen rüberschwappte. Mein Herz schlug, mir wurde es warm und ich spürte Gottes Liebe für diese Menschen. Ich erzählte, wie ich seine Liebe erlebt hatte und wie mich das verändert hatte.

      Wie beendet man so ein Gespräch? »Kommt in den Gottesdienst, ihr zwei Lesben und tut Buße«? Eher nicht. Ich war mir dennoch sicher, dass diese Begegnung ein Baustein für diese beiden geliebten Frauen war, auf dem Weg, eines Tages Gott persönlich zu begegnen. Ich hatte meinen Auftrag erfüllt.

      Kopf, Hände und Füße der Evangelisation

      Ich glaube, dass jeder Mensch mutig seinen Glauben leben

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