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– das ist die älteste kommerzielle Verbindung in diesem Sport. Den FC Liverpool würde es ohne Bier möglicherweise gar nicht geben. Denn der Klub wurde auch gegründet, um die kommerziellen Interessen eines Bierbrauers zu befriedigen. Die Aufstiege des FC Liverpool, von Manchester United und Celtic aus Glasgow waren zumindest auch das Werk von Bierbrauern und Gastwirten, die im Fußball einen großen Absatzmarkt erblickten. Aber auch bei anderen britischen Klubs hatten Bierbrauer, Getränkehändler und Gastwirte schon früh großen Einfluss.

      Bei Aston Villa saßen in den 1890ern eine Reihe von Hoteliers und Gastwirten im Vorstand, Sitzungen und Feiern wurden häufig in Gasthäusern veranstaltet. In England waren in diesen Jahren mindestens 15 % der Anteilseigner bei den Profiklubs Leute, die ihr Geld mit dem Verkauf alkoholischer Getränke verdienten. In Schottland kontrollierten die Gastwirte 1916 sogar 31,2 % der Anteilsscheine von 23 Klubs. In Nordirland waren 1921 beim Belfast Celtic and Athletic Club die 74 Spirituosenhändler die mit Abstand größte Gruppe der Anteilseigner.

      In den 1890ern und nach der Jahrhundertwende hatte das Engagement der Brauereien und Wirtshausbesitzer im Profifußball deutlich zugenommen. Das Spiel hatte sich landesweit als Zuschauersport etabliert, da sich die Industriearbeiterschaft seiner annahm. Bierbrauer und Wirtshausbesitzer entdecken im Profiklub eine Brücke zu ihrem wichtigsten Markt – der trinkenden Industriearbeiterschaft.

      Um begehrte Spieler zur Unterschrift zu bewegen oder sie langfristig an den Verein zu binden, bot man ihnen die Übernahme von Gasthäusern an. So konnte man die Gehaltsobergrenze für Profis unterlaufen. In den frühen 1880ern waren mindestens sechs Spieler der Blackburn Rovers zugleich Gastwirte, beim FC Sunderland soll in den 1890ern das halbe Team hinterm Tresen gestanden haben. Und nicht nur die Fußballer profitierten, ein prominenter Name als Gastwirt versprach den beliefernden Brauereien höhere Absätze.

      Den Profifußball begleitete schon früh der Vorwurf, er fördere den Genuss von Alkohol und somit auch ein ungebührliches Verhalten seiner Akteure. Der frühe Profi wurde in der Presse regelmäßig als Trunkenbold porträtiert. 1896 bemängelte John J. Bentley, von 1894 bis 1910 Präsident der Football League, viele Menschen würden den Profials „Vagabunden“ betrachten, „der das Gros seiner Zeit im Pub verbringt – abgesehen von eineinhalb Stunden, in denen er seinen Lohn verdienen muss“. Die Presse neigte zu drastischen Übertreibungen, die einiges über die sozialen Vorurteile gegenüber Profis verrieten. Der Profifußball wurde von jungen Männern aus dem Milieu der Industriearbeiterschaft gespielt, aber die Berichterstattung über das Spiel lag in den Händen von Leuten, die zur Mittelschicht gehörten.

      Alkohol spielte im Fußball eine zwiespältige Rolle. Unter den ersten Funktionären der Football League und des Professionalismus in Lancashire und den Midlands findet man eine Reihe methodistischer Abstinenzler, die mithilfe des Sports die in der Arbeiterschaft verbreitete „Seuche“ Alkohol bekämpfen wollten. So William McGregor, der Vater der Football League, oder Charles Suitcliff, der erste Sekretär in der Geschichte der Liga und Sonntagsschulprediger, sowie Charles Clegg aus Sheffield und Walter Hart aus Birmingham, beide in der Abstinenzbewegung aktiv. In Sunderland verkündete 1896 der Geschäftsführer der lokalen Church of England Temperance Society, er wolle Aktien des Fußballklubs erwerben, da sich der Fußball in der Stadt als wirkungsvolle Waffe gegen den Alkoholkonsum erwiesen habe. Ähnlich sah dies 1898 Liverpools Chief Constable. Die Popularität des FC Liverpool und des FC Everton hätten zur Verringerung des Alkoholkonsums in der Stadt beigetragen. Die Männer würden nun nach Arbeitsschluss am Samstag nicht mehr in den nächsten Pub eilen, sondern ins Stadion. Die Sportbegeisterung mache Fußball und Radfahren zu machtvollen Konkurrenten des Besäufnisses, das bis dahin als einzige Abwechslung für die Arbeiter galt.

      Ob es wirklich so war, ist umstritten. 1900 schrieb der Edel-Amateur N.L. Jackson, ein entschiedener Gegner des Professionalismus: „Die häufig strapazierte Behauptung, der professionelle Fußball hielte die Männer vom Gasthaus fern, wird durch die Tatsachen nicht gestützt. Erst kürzlich hat sich ein alter schottischer Internationaler über den wachsenden Einfluss von Gastwirten im Fußballmanagement beklagt.“ Und John Cameron, einst Sekretär der Old Players Union, konstatierte 1906 in „Spalding’s Football Guide“: „Die größte Versuchung, mit der der junge Profikonfrontiert wird, ist der Alkohol. Wenn du ein populärer Spieler geworden bist, denken deine Bewunderer, dass sie ihre Verehrung am besten dadurch zeigen können, dass sie dir ein Bier oder einen Scotch mit Soda spendieren.“

      Aston Villa engagierte 1900 sogar einen Privatdetektiv, um das Privatleben seiner Spieler auszuspionieren. Vom schottischen Nationalspieler Jimmy Cowan hieß es, er sei zwei- bis dreimal in der Woche betrunken gewesen.

      Das Trinkverhalten vieler Profis korrespondierte mit ihrer sozialen Herkunft. Die Mehrheit der englischen, schottischen und irischen Profis entstammte dem Industriearbeitermilieu und betrachtete den Bierkonsum als natürlichen Bestandteil der Arbeiterkultur. Der Alkohol galt als Geißel der Industriearbeiterschaft, weshalb vielerorts christliche Abstinenzler-Gruppen aus dem Boden schossen. Mitte der 1870er soll der englische Mann im Schnitt jährlich 103 Galonen Bier geschluckt haben (entspricht etwa 390 Litern). Ein zeitgenössischer Beobachter behauptete, dass der Arbeiter in der Schwerindustrie täglich sogar zwischen dreieinhalb und sieben Pints Bier (= ca. 1,7 bis ca. 4 Liter) in seinen Körper schütte. 1899 ermittelte ein Komitee des britischen Unterhauses, dass 15 % der Nahrungsaufnahme eines englischen Mannes aus Bier bestehe. Ein geradezu demonstrativer Bierkonsum sollte auch in den folgenden Jahrzehnten ein bedeutendes Merkmal von Working-class-Kultur bleiben.

      Das Trinkverhalten von Fußballprofis aus dem Arbeitermilieu wurde zusätzlich dadurch befördert, dass sie im Vergleich zum gewöhnlichen Industriearbeiter über mehr Zeit und mehr Geld verfügten. Gewöhnlich wurde an vier Tagen in der Woche jeweils einmal trainiert. Gegen Mittag war der Arbeitstag des Profis beendet. Dann rief der Pub.

      „Team of the Macs“

      John Houlding besaß nun zwar ein Stadion mit einem Fassungsvermögen von 18.000 bis 20.000, aber keine Mannschaft, die dieses mit Abnehmern seines Bieres füllen konnte. So rief er am 2. Juni 1892 den FC Liverpool ins Leben. Auch wenn dies sein eigenes Kind war: Dem Klub drückte er für die Benutzung von Anfield eine Pacht von 100 Pfund auf, also die Summe, die Everton ursprünglich bezahlt hatte. Allerdings legte Houlding dem LFC ein Startgeld von über 500 Pfund in die Kasse.

      Die Besitzstruktur des neuen Klubs unterschied sich fundamental von der des FC Everton. Letzterer war ein Mitgliederklub. 36 % der Anteile befanden sich in den Händen von Arbeitern. Beim FC Liverpool waren dies nur 5 %. Das Gros der Anteile konzentrierte sich auf wenige Personen, nämlich auf Houlding und seine Geschäftsfreunde.

      Nun musste noch eine Mannschafther. Das erste Team des neuen Klubs wurde in Schottland rekrutiert und firmiert deshalb in den Klub-Annalen als „Team of the Macs“ – bei acht Spielern startete der Familienname mit einem „Mc“: Duncan McLean, James McBride, Malcolm McVean, Hugh McQueen, Matt McQueen, John McCartney, Bill McOwen und Joe McQue. Keiner der Spieler kam aus Liverpool oder auch nur England. Kapitän der Mannschaft war Andrew Hannah, kein „Mac“, aber nichtsdestotrotz Schotte. Hannah stammte aus Renton in der schottischen GrafschaftDunbartonshire. Der Verteidiger hatte bereits zuvor in England gespielt: 1888 für West Bromwich und von 1889 bis 1891 für Everton. Anschließend war er nach Renton zurückgekehrt. Architekt der Mannschaft war John McKenna, der erste Manager des LFC.

      In seiner ersten Saison 1892/93 zahlte der junge Klub diesem „gekauften Team“ insgesamt 12.000 bis 15.000 Pfund an Gehältern und Prämien. Der LFC löste damit eine Lohn-Debatte aus. Die Zeitung Liverpool Review beklagte, dass Fußballspieler besser als Bankdirektoren bezahlt würden – in einer Stadt, wo einer von 24 Bürgern von extremer Armut betroffen sei (gegenüber einem Bürger von 60 im County Lancashire und einem von 41 in ganz England und Wales).

      Da ein Antrag auf Aufnahme in die Football League scheiterte, musste der FC Liverpool in der Lancashire League starten. Diese war 1889 von Klubs ins Leben gerufen worden, die bei der Gründung der Football League nicht berücksichtigt wurden. Das Gros der Klubs kam aus der Grafschaft Lancashire, aber die Liga akzeptierte auch einige aus der benachbarten Grafschaft Cheshire.

      Am 1. September 1892, einem Donnerstag, lief die eilig zusammengestellte Mannschaft des FC Liverpool

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