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Tore wurden Mangelware. Die neue Abseitsregel sah nun nur noch den Torwart und einen Abwehrspieler vor. Die Folge war eine wahre Torflut. In der Saison 1924/25 wurde Huddersfield nach 42 Spielen mit einem Torverhältnis von 69:28 Meister. Ein Jahr später verteidigte die Mannschaft den Titel, obwohl man 60 Gegentreffer kassiert hatte. Liverpool wurde in dieser Spielzeit mit 63 Gegentoren Siebter – gut doppelt so vielen wie in der Meistersaison 1922/23.

      Um die Torflut zu stoppen, entwickelte Chapman das sogenannte W-M-System. Der kühle Stratege schickte die beiden Innenstürmer ins Mittelfeld, wo sie die Verbindung zwischen Abwehr und Angriff herstellten. Zusammen mit den Außenläufern bildeten sie ein Viereck. Auch der Mittelläufer, bis dahin quasi ein zusätzlicher Stürmer, wurde zurückbeordert und ergänzte nun die Abwehr durch einen „Stopper“. So entstand eine Formation, die aussah wie ein W, auf das ein M gesetzt worden war. Chapmans W-M-System war im Vergleich zur bis dahin üblichen Spielweise stark deckungsorientiert. Sein Erfinder: „Wenn es uns gelingt, ein Tor zu verhindern, haben wir einen Punkt gewonnen. Schießen wir aber zudem noch ein Tor, dann haben wir beide Punkte.“ Taktisch war Chapmans Arsenal so überlegen, dass es häufig auch dann gewann, wenn es schlecht gespielt hatte.

      Während in England viele Kritiker Chapmans W-M-System als „zu negativ“ brandmarkten, hatte der Arsenal-Stil auf dem Kontinent bald zahlreiche enthusiastische Nachahmer und prägte das kontinentaleuropäische Spiel für Jahrzehnte. Deutschland wurde mit dem System 1954 Weltmeister.

      Am 17. Spieltag der Saison 1931/32 unterlagen die „Reds“ den „Gunners“ in deren Stadion Highbury mit 0:6. Am dritten Spieltag der Saison 1934/35 kam es für den FC Liverpool noch etwas härter: Arsenal siegte klar und deutlich mit 8:1.

      Chapmans Politik war jedoch nicht nur in taktischer Hinsicht revolutionär. Von nun an wurde die Taktik nicht mehr vom Mannschaftskapitän vorgegeben, sondern vom Manager, was diesem eine neue Machtstellung gab. Das Spiel wurde durch das W-M-System intellektueller, komplizierter und arbeitsteiliger. Jeder Akteur hatte eine fest umrissene Aufgabe zu verrichten. Die Mannschaft wurde nun nicht mehr von den Vorstandsherren aufgestellt, sondern allein vom Manager. Mit taktischen Fragen waren die Klubbosse überfordert. Und je mehr die Taktik eine Rolle spielte, desto weniger konnten sie mitreden. Chapman erklärte die Umkleidekabine zur „verbotenen Zone“ für die Funktionäre. Nur der Manager, sein Coach, der Zeugwart und die elf nominierten Spieler hatten hier Zutritt. Selbst der Klubboss musste bei Chapman um Erlaubnis bitten.

      Nicht nur Arsenal, auch Everton war in den 1930ern deutlich erfolgreicher als der FC Liverpool. In den neun Spielzeiten 1930/31 bis 1938/39 hieß der Meister fünfmal Arsenal und zweimal Everton. Beide gewannen außerdem je einmal den Pokal, Everton in der Saison 1932/33, Arsenal 1935/36.

      Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 wurde die Football League suspendiert. 1938/39 war die letzte vollständig gespielte Saison. Everton wurde Meister, Liverpool Elfter. In den Kriegsjahren wurden nur regionale Wettbewerbe ausgetragen. Der LFC spielte in der Football League North, wo er 1942/43 Meister wurde.

      Die Stadt Liverpool sah sich in den Jahren 1940 und 1941 wiederholt heftigen Angriffen der deutschen Luftwaffe ausgesetzt. Außerhalb der Hauptstadt London war Liverpool das am schwersten bombardierte Gebiet des Landes. 2.315 Bomben gingen auf die Stadt nieder, hinzu kamen 119 Landminen und zahllose Brandbomben. Fast 4.000 Liverpooler wurden bei den Angriffen getötet, 3.500 schwer verletzt und 70.000 durch die Zerstörung ihrer Häuser obdachlos. Die Stadt besaß neben dem benachbarten Birkenhead den größten Hafen an der Westküste und war für die britischen Kriegsanstrengungen von erheblicher Bedeutung. Fast 1.300 Schiffkonvois legten hier an, einige von ihnen bestanden aus über 60 Schiffen. Doch der Hafen stellte nicht nur Ankerplätze für die Kriegsschiffe bereit. Über Liverpool wurden auch über 90 % des gesamten Kriegsmaterials abgewickelt, das aus dem Ausland nach Großbritannien gebracht wurde. Liverpool beherbergte das Kontrollzentrum für die Schlacht im Atlantik und war das östliche Ende einer transatlantischen Versorgungskette aus Nordamerika, ohne die Großbritannien den Krieg nicht hätte führen können.

      EINWURF

      Das Wappen des FC Liverpool

       von Hardy Grüne

      Die Geschichte des Liverpooler Stadtwappens ist lang und wechselvoll. Ursprünglich stand ein Adler im Zentrum, der zurückging auf den Evangelisten Johannes. Erst im Laufe der Jahrzehnte veränderte sich das Wappentier im 13. Jahrhundert zum „Liverbird“, einer Art Kormoran, der einen Zweig Seetang im Schnabel hat und eingerahmt ist vom römischen Meeresgott Neptun bzw. dessen Sohn und Herold, dem griechischen Wassergott Triton.

      Genau damit begann 1892 auch die Wappengeschichte des Liverpool FC, der sich zunächst einfach des Stadtwappens bediente und es mit seinem Namen versah. Nach dem Zweiten Weltkrieg rückte der Liverbird dann auch auf die Trikots der Rot-Weißen, die sich 1947 zudem ein modifiziertes Emblem gaben. Zwar stellte der Vogel noch immer eine zentrale Figur dar, Neptun und Triton aber waren verschwunden bzw. durch zwei Fußbälle ersetzt worden. Auf dem Jersey trug man unterdessen einen Liverbird auf weißem Grund mit dem Kürzel „L.F.C.“ in einer Ellipse. Später standen Vogel und Buchstaben auch mal frei auf der Spielkluft.

      1970 erfolgte der Wechsel zu jenem Wappen, mit dem die „Reds“ von der Anfield Road in ganz Europa bekannt wurden: ein Schildwappen mit dem Liverbird als zentralem Element und zwei Banderolen mit dem kompletten Vereinsnamen. Dabei blieb es bis ins Jahr 1992, als anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Klubslogan „You’ll never walk alone“ sowie das charakteristische Stadion-Eingangstor „Shankly Gate“ in das Emblem aufgenommen wurden. Der Liverbird wurde deutlich kleiner, zudem rückte der Vereinsname ins Wappenschild.

      Nach Abschluss des Jubiläumsjahres kamen zwei Flammen zur Erinnerung an die Opfer der Stadionkatastrophe von Hillsborough hinzu, und 1999 wurden das Eingangstor sowie die Banderole mit dem Gründungsjahr schließlich in Grün gesetzt. Auf den Trikots trägt man unterdessen zumeist schlicht den Liverbird mit dem Kürzel „L.F.C.“.

      2008 versuchte der Klub, das Logo mit dem Liverbird rechtlich schützen zu lassen, stieß damit aber auf Protest seitens der Stadt, die meinte: „Der Liverbird gehört allen Einwohnern Liverpools und nicht nur einer Firma oder Organisation.“ Erst im September 2010 kam es zur Einigung; seitdem sind Wappen sowie Spielertrikotemblem rechtlich geschützt.

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      Stadtwappen als Klubwappen: der Liverbird, bewacht von Neptun (links) und Triton (rechts)

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      1947: Nur der Liverbird bleibt als historischer Bestandteil

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      Trikotwappen: Liverbird mit Kürzel „L.F.C.“

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      1970: Schildwappen

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      Zum Jubiläum 1992 kamen das „Shankly Gate“ und der Schriftzug „You’ll never walk alone“ hinzu

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      Seit 1999 das offizielle Klubemblem

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      Es wird aber auch der Liverbird mit dem Kürzel verwendet

      EINWURF

      „Rote“ gegen „Blaue“ – Protestanten gegen Katholiken?

      Die Städte Liverpool und Glasgow haben gemeinsam, dass sie im 19. Jahrhundert in einem sehr starken Maße von irischen Einwanderern heimgesucht wurden. Viele von ihnen waren katholischen Glaubens. Aber, und dies unterscheidet die beiden Städte von den meisten anderen englischen Städten mit irischer Einwanderung: Hier ließen sich auch Protestanten

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