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Fahrer war auch noch nicht wieder aufgetaucht seit dem sie nicht da gewesen war. Sie fuhr los und bald schon war sie bei Maja, die ihr wieder mal eine aufregende Männergeschichte von letzter Woche erzählte und sie darum bat, nichts davon Amalia zu erzählen, um sie zu schonen. Meistens konnte Maja mit solchen Geschichten sowieso nicht lange hinterm Berg halten und so hatte Maja meistens schon mehr Details erzählt, bevor Laura überhaupt der Gedanke gekommen wäre, etwas davon zu erwähnen. Schon bogen sie in die Küstenstraße ein, mit all ihren Bars, Restaurants und Hotels. Sie fand einen guten Parkplatz in der Tiefgarage des Atlantic Hotels.

      Oben in der Lobby warteten schon Amalia und Christine, Frederike konnte heute nicht. Als sich die Fahrstuhltür öffnete fielen sie sich in die Arme und Christine fragte:

      „Was meint ihr, in welche Bar gehen wir heute?“

      „Lasst uns erst mal ein bisschen an der Promenade spazieren“, schlug Laura vor.

      „Mein Hunger ist riesig“, sagte Maja.

      Laura erwiderte: „Dann finden wir eben einfach schnell was.“

      Sie traten ins Freie und schlenderten ein Stück Richtung Hafen. Dann drehten sie um, da sich kein Restaurant zeigte, in welches sie heute gehen wollten. In der anderen Richtung fanden sie bald etwas, bestellten und hörten sich die neuesten Gefühlskämpfe von Amalia an. Es ging ihr wohl schon besser, jedoch wusste Laura, dass es wohl noch etwas dauern würde, bis Amalia ihren scheinbaren Traummann überwunden haben würde. Gerade sagte sie, welches Pech sie hätte und dass wir es alle besser machten, als Laura den richtigen Zeitpunkt für gekommen sah, von Julians Aktion mit Carolin zu erzählen.

      Alle drei schwiegen betroffen, nachdem sie geendet hatte. Amalia nahm sie in die Arme, lächelte und sagte:

      „Wir haben wenigstens uns.“

      Dann bemerkte sie: „Du wirkst gar nicht so traurig Laura, wie machst du das nur?“

      „Naja, ich denke, dass es eigentlich ganz gut war, mich zu trennen und etwas mehr zu sehen, wie er wirklich tickt. Ich hab mir, glaube ich, einfach auch viel vorgemacht und schön geredet. Deshalb fällt es mir, jetzt wo der größte Schmerz überwunden ist, relativ leicht. Außerdem läuft es mit der Praxis gerade sehr gut.“

      Damit begann sich die Stimmung wieder aufzulockern und Laura erzählte von der aufregenden letzten Woche. Nach dem Essen, einigen Drinks und vielen tollen Geschichten der letzten Zeit, auch von den anderen Mädels, beschlossen sie, noch in eine Bar zu gehen. Erst am Hafen konnten sie sich einigen und gingen ins Momas.

      Johannes steckte sein Fahrradschloss zusammen und blickte auf die Promenade. All die vielen Leute hier, wie wunderbar. Plötzlich blieb sein Blick an einer kleinen Gruppe junger Damen hängen. Sie war es - Laura. Plötzlich fing sein Herz an heftig zu schlagen und er packte Anton an der Schulter.

      „Anton“, raunte er.

      „Sieh mal ganz unauffällig zu der Mädels Gruppe, die da Richtung Hafen läuft. Siehst du die mit den roten Haaren rechts außen? Das ist Laura.“

      „Wow“, machte Anton und nach einer kleinen Pause: „Und jetzt?“

      „Jetzt hast du sie schon mal gesehen. Was meinst du, wenn ich jetzt hingehe ist es zu eindeutig, oder?“

      „Ja und“, erwiderte Anton „was hast du zu verlieren?“

      „Laura natürlich. Was ist, wenn sie in einer festen Beziehung ist oder mich unsympathisch findet, wenn ich so offensiv bin. Außerdem bin ich darin nicht so gut wie du, das weißt du doch. Ich finde unseren Plan von vorhin besser. Ich hab ja ihre Nummer.“

      Beide standen still und sahen ihr schweigend nach wie sie vorüber ging. Dann sagte Anton: „Ich glaube, ich erahne was du an ihr findest.“

      „Ja. Lass uns rein gehen“, sagte Johannes.

      Die Anderen waren noch nicht da und so suchten sie einen Tisch aus. Weit weg von der Bar, wo es am lautesten war. Bald darauf kamen David und Alex und die gute Stimmung und tollen Gespräche entwickelten sich wie üblich zwischen ihnen. Anfangs war Johannes noch etwas abwesend und dachte ständig an Laura, doch dann ließ er sich immer mehr in die angenehm heitere Stimmung mit seinen Freunden fallen und vertagte die Gedanken an Laura.

      Sie sprachen über die Arbeit und Nils erzählte wieder von seinen Projekten in Dubai und Singapur, wo er ständig arbeitete, weil er für ein internationales Architekturbüro die Bauleitung übernommen hatte. Seine Geschichten waren sehr vielfältig; manchmal traurig, aber oft so lustig und unglaublich, weil es offensichtlich zwischen Kulturen viele Quellen für Missverständnisse und damit Stoff für Anekdoten gab. Gerade hatte er eine Geschichte beendet, bei dem ein indischer Gastarbeiter in Dubai darum gebeten hatte, nicht mehr die Bäder für Europäer fliesen zu müssen, da sie alle weiß waren und für ihn dies die Farbe der Trauer sei. Er könne es einfach nicht verstehen, wie man in ein Grab scheißen konnte, hatte er gesagt.

      Nun erzählte David von einer neuen Kollegin im OP, die genau so sei wie die Hauptdarstellerin in der Serie Herzklopfen. Sie war echt nervig, aber irgendwie musste man sie auch mögen, weil sie einfach mit so viel Ehrlichkeit und gutem Willen ihre Ziele verfolgte. Auch wenn der gute Wille manchmal etwas starrsinnig wurde und über das Ziel hinaus zu schießen schien.

      Anton lenkte das Gespräch in eine andere Richtung und sagte in die Runde, dass er gerne mal wieder mit allen segeln würde. Dabei zwinkerte er Johannes schelmisch zu. Nils sagte, er sei die nächsten drei Wochen da und zum Segeln immer zu haben. David hatte auch Zeit. Johannes nutzte die Gelegenheit und schlug vor, eine Gruppe von 12 Leuten zusammen zu kriegen und an eine der schönen Strandbuchten zu fahren mit Picknick und entspanntem Nachtsegeln zurück. Alle waren begeistert und überlegten, wen sie alles fragen würden.

      Plötzlich machte Johannes Herz einen großen Satz. Sein Blick war zufällig zur Bar hinüber gewandert und nun sah er direkt in Lauras Augen. Er hatte gar nicht bemerkt, wie sie hinein gekommen war. Nun saß sie dort mit ihren Freundinnen und blickte ihn direkt an. Ob sie ihn wohl erkannt hatte? Doch er konnte nichts Fragendes in ihren Augen sehen. Sie sah nicht weg und er konnte es auch nicht. Ihm wurde innerlich ganz warm. In diesem Blick fühlte er sich so wohl, es war als würde er mit ihrem Wesen ganz verbunden werden und ihre wahren Absichten fühlen und verstehen. Er hätte diese nicht benennen können, doch er wusste, dass er diese teilte. Sie unterbrach den Blickkontakt und er fragte sich, ob sie etwas Ähnliches erlebt hatte.

      Laura schlug den Mädels vor, mal wieder an der Bar zu sitzen, weil es im Momas eine so gemütliche Eck-Bar gab, bei der sich alle gut sehen konnten. Ideal, um sich nah zu sein und Geschichten zu erzählen. Gleichzeitig konnte man auch den Blick über die Gäste schweifen lassen und Laura liebte es, die Menschen zu beobachten, ja das war ihre Berufskrankheit. Als sie schon eine Weile dort saßen, Amalie schon zwei Wodka zu viel getrunken hatte und Maja gerade im Begriff war, ihre letzten Liebeseskapaden im Detail zu erzählen, blickte sie plötzlich in zwei Augen, die ihr bekannt vor kamen. Sie konnte den Blick nicht abwenden, auch nicht, nachdem sie sich bewusst gemacht hatte, dass er schon viel zu lange über die üblichen Blicklängen hinausgegangen war. Sie fühlte sich so warm und geborgen, wie in einem Zuhause, das sie noch nicht kannte. Wunderbar, sie wollte gar nicht mehr weg sehen. Ihr Gegenüber hielt dem Blick stand. Sie gab sich einen Ruck und ließ ihren Blick weiter wandern.

      Wie erfüllt sie war, voller Freude und Erwartung. Sie verstand für Augenblicke die Welt nicht mehr. Hatte sie bis vor einer Minute, gut vielleicht waren es auch drei, nicht noch eine ganz klare Welt gehabt in der sie sich gerade auf sich selbst konzentrierte und die Wunden heilte, die sie sich in ihrer Beziehung mit Julian zugefügt hatte? Und nun schien das alles so ganz plötzlich entfernt und weit weg zu sein. Laura ermahnte sie sich innerlich; nicht schon wieder dieses Idealisieren und vor lauter beginnendem Liebes-Delirium nicht mehr die Realität sehen können. Sie traute sich nicht mehr ihre Augen in seine Richtung zu lenken. Auf einmal war sie aufgewühlt und hin- und her gerissen zwischen sehnsüchtiger Hoffnung und Rationalität die ihr verbot auch nur einen weiteren Gedanken an den Blick und den Mann der hinter diesen Augen steckte zu verwenden. Sie zwang sich wieder in das Gespräch der Mädels einzusteigen, hatte jedoch Mühe ihnen

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