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ist allerdings nicht in allen Fällen als politisches Statement zu werten, sondern zum Teil auch der Tatsache geschuldet, dass die Lieder ohne Erlaubnis gespielt wurden. Die Zahl der Unterlassungsaufforderungen ist jedenfalls hoch, die der politisch motivierten Beschimpfungen durch die Künstler dagegen eher klein. Wobei R.E.M.-Frontmann Michael Stipe zumindest qualitativ für Ausgleich gesorgt hat, als er in Richtung des Trump-Teams schrieb: »Go fuck yourselves, the lot of you – you sad, attention-grabbing, power-hungry little men. Do not use our music or my voice for your moronic charade of a campaign.«

      Achja, Trump hatte übrigens »It’s the End of the World as We Know It« spielen lassen. Wie passend …

       17.12.2018

      Eine für das Senate Select Committee on Intelligence angefertigte Studie* kommt nach Auswertung mehrerer Millionen Internetbotschaften zu dem Schluss, dass Russland mit seiner Armee aus Cyber-Trollen die Präsidentschaftswahlen 2016 zugunsten Donald Trumps beeinflusst hat. Dabei setzten die Russen nicht nur auf trumpfreundliche Posts in den sozialen Medien sowie entsprechende Podcasts und Werbeanzeigen, sondern – wie das Technikportal The Verge heute gezeigt hat – auch auf Telefon-Hotlines. Die meisten von ihnen kümmerten sich um klassisch konservative Themen wie Familie und innere Sicherheit. Eine Hotline aber stach heraus. Sie richtete sich an jene Männer, die sich gern mal einen keulen.

      »Kämpfst du mit der Sucht der Masturbation? Wende dich an mich und wir werden sie gemeinsam besiegen«, hieß es in einer Anzeige, die mit »Jesus« unterschrieben war. Daneben hatten die Betreiber der Hotline einen bärtigen Mann im weißen Gewand gemalt, der einen reuigen Sünder tröstet und ihm seinen Arm schützend auf die Schulter legt. Eine andere Anzeige derselben Hotline setzte dagegen eher auf die Macht des Verstandes, argumentierte streng logisch und erklärte: »Du kannst Gottes Hände nicht halten, wenn du masturbierst.«

      Zugegeben, das klingt erstmal ziemlich schräg und scheint mit gezielter Wählerbeeinflussung nichts zu tun zu haben, tatsächlich aber haben die Russen ganz genau hingehört, als sie ihre Troll-Kampagne konzipierten, schließlich hatte der republikanische Medienberater und Wahlkampfstratege Chris Wilson Anfang 2016 in einem Fernsehinterview mit dem Nachrichtensender MSNBC bezüglich der Trump-Unterstützer erklärt: »Tatsache ist, dass die meisten von ihnen kinderlose Männer sind, die sich auf Anime-Pornos einen runterholen.«

       18.12.2018

      Manche steigern sich in etwas rein, andere werden reingesteigert … Dass Donald Trump ein wahrer Meister im Reinsteigern ist, ist bekannt. Dass er auch reingesteigert werden kann, weiß man dagegen erst seit heute, denn Donald Trump ist auf einer Auktion Teil des Tierreiches geworden. Demorphus donaldtrumpi heißt die neu entdeckte Schleichenlurch-Spezies aus dem Regenwald von Panama, die ihren Namen bei einer Auktion des Rainforest Trust verliehen bekam. Ein Unternehmer hatte 25.000 Dollar dafür geboten, das bisher unbekannte Tier – eine Mischung aus Regenwurm und Schlange – benennen zu dürfen. Und siehe da, das war gut investiertes Geld, denn selten haben ein Tier und sein Name besser zusammengepasst. Der Demorphus donaldtrumpi ist nämlich nahezu blind und kann die Welt nur in schwarz/weiß wahrnehmen. Außerdem vergräbt er seinen Kopf im Sand und ignoriert die Realitäten ebenso gut wie Donald Trump beim Thema Klimaschutz. Außerdem lässt sich Demorphus donaldtrumpi regelmäßig eine zweite Hautschicht wachsen, die seine Kinder mit ihren Zähnen abziehen und auffressen, um ihr Überleben zu sichern, und auch in diesem Punkt sind die Parallelen unverkennbar: Bei den Wurmkindern fällt mit Daddys Hilfe eine extra Schicht Haut und bei den Trumpkindern ein extra hoher Posten im Weißen Haus ab.

       19.12.2018

      Die USA verlassen Syrien.

      Helene Fischer verlässt Florian Silbereisen.

      Zwei republikanische Senatoren aus Kansas verlassen ihre Partei.

      Nur die Kurden können nicht mitmachen. Die hatten noch nie einen, auf den sie sich verlassen konnten.

       20.12.2018

      Knapp 40 Millionen US-Amerikaner bekommen derzeit Lebensmittelmarken. Die Zahl ist weithin bekannt. Weit weniger bekannt ist die Tatsache, dass 10 % von ihnen zur Gruppe der berufsfähigen Erwachsenen zwischen 18 und 49 gehören, die keinen pflegebedürftigen Angehörigen zu Hause haben, aber dennoch nichts oder nicht genug verdienen, um ohne Lebensmittelmarken überleben zu können. Bisher konnten diese Leute im Zeitraum von drei Jahren drei Monate lang Marken erhalten. Da das aber oft viel zu wenig war, beantragten verschiedene Bundesstaaten Ausnahmegenehmigungen für wirtschaftlich besonders schwache Städte oder Regionen, um die dort lebenden Menschen länger mit Lebensmittelmarken versorgen zu können.

      Im Zuge des aktuellen amerikanischen Wirtschaftswachstums und sinkender Arbeitslosenquoten soll es den Bundesstaaten nun schwerer gemacht werden, solche Ausnahmegenehmigungen zu bekommen. Nach dem jetzt vorgelegten Entwurf des Landwirtschaftsministeriums würden drei Viertel der aktuell gültigen Ausnahmegenehmigungen in Zukunft wegfallen. Die Trump-Administration erhofft sich dadurch Einsparungen von 15 Milliarden Dollar in den nächsten zehn Jahren. Im Grunde ist es die Neuinterpretation eines alten Irrglaubens: In Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs, so denkt man, können die staatlichen Zuwendungen für die sozial Schwachen zurückgefahren werden. Tatsächlich aber vergrößert jedes nationalökonomische Wachstum immer nur die Schere zwischen Arm und Reich und erhöht zugleich den Druck, funktionieren zu müssen. Die in der Mitte könnten ein Lied davon singen – wenn sie im Hamsterrad ihrer Tage nur zum Singen kämen …

       21.12.2018

      Donald Trump springt auf dem Feld der internationalen Politik hin und her wie er will. Es gibt keine Struktur, keine übergeordnete Idee, keine Möglichkeit, irgendetwas zu planen. Und doch ist er – zumindest in seinen Nabelschnuraugen – erfolgreich damit. Sogar seinen eigenen Verteidigungsminister hat er inzwischen schachmattis gesetzt.

       22.12.2018

      Donald Trump betreibt Mathematrick. Seine politische Resultate kennen keine Rechenwege.

       23.12.2018

      Nur mal so als Zwischenstand: In seinen 700 Tagen als Präsident der Vereinigten Staaten hat Donald Trump in seinen Reden, Interviews und sonstigen Äußerungen nach Angaben der Fact-Checker-Datenbank 7.546 falsche oder irreführende Aussagen getätigt. Vielleicht wäre es besser, in Zukunft seine zutreffenden oder zumindest die nicht irreführenden Aussagen zu zählen. Das würde die Sache wahrscheinlich überschaubarer machen.

       24.12.2018

      Putin stiftet in der westlichen Welt Chaos durch straffe Organisation.

      Trump stiftet in der östlichen Welt eine neue Ordnung durch chaotische Amtsführung.

      Dazwischen stehen wir, leben wir, hasten wir hilflos umher, und der Glaube, dass wir ohne Messias besser dran sind, geht zunehmend stiften. Merry Christ-mess.

       25.12.2018

      Aktuell sind 45.000 Immigranten wegen illegalen Grenzübertritts in den USA inhaftiert. Das sind mehr als jemals zuvor. Fast 18.000 davon sitzen in privat betriebenen Gefängnissen. Die dahinter stehenden Firmen, allen voran die Geo Group, hatten 2016 große Summen für Donald Trumps Wahlkampf gespendet. Es war gut investiertes Geld, denn sie bekommen es durch Trumps Immigrationspolitik doppelt und dreifach zurück. Allein im Steuerjahr 2018, d. h. zwischen dem 1. Oktober 2017 und dem 30. September 2018, haben sie über 800 Millionen Dollar aus Steuergeldern für ihre Dienste erhalten. Kein Wunder, dass ihre Gefangenen mehr als doppelt so lange in Haft bleiben wie jene, die in den von der Immigrationsbehörde

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