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Arm an den Kopf.

      »So, jetzt ist Feierabend, Junge, ich …«

      Mark packte Tim am Kragen und zog ihn vom Patienten weg. »Schluss jetzt, klar? Geh nach vorne und fahr los!«

      »Mann, der Wichser hat versucht, mich anzuspucken!«

      »Der Typ ist nicht das erste und nicht das letzte Arschloch auf dieser Trage. Reiß dich zusammen!«

      »Ist ja gut.« Er schaute ihren Patienten an. »Und wehe, du kotzt mir in den Wagen! Ich feudel den mit dir aus, klar?«

      »Fick dich, Hurensohn!«

      Tim zeigte ihm den Mittelfinger und stieg aus, um zum Fahrerhaus zu gehen.

      Sie brachten den Mann ins Krankenhaus Barmbek und kippten ihn dort nach der Übergabe unzeremoniell von der Trage auf eine der gummiüberzogenen Matratzen auf dem Boden des Ausnüchterungsraums. Das hatte Vorteile: Man musste die Patienten nicht noch einmal anfassen, und wenn man es geschickt anstellte, landeten sie recht sanft in der stabilen Seitenlage.

      Zurück im RTW steckte Mark den Schlüssel ins Zündschloss, ließ den Wagen jedoch nicht an, sondern drehte sich zu Tim. »Was ist los mit dir?«

      »Was soll los sein?«

      »Junge, du kannst ein ziemliches Arschloch sein, aber heute bist du echt ein Mega-Arschloch.«

      »Danke für die warmen Worte.«

      »Du weißt, was ich meine. Liegt’s immer noch an deiner missglückten Liebschaft?«

      »Quatsch, die kann mich an die Füße fassen. Und außerdem ist das meine Sache.«

      »Ist es nicht, wenn es dich zum Arschloch macht. Du solltest darüber reden.«

      »Bist du jetzt meine beste Freundin?«

      »Ich bin zwar schwul, aber aufs Maul hauen kann ich dir trotzdem.«

      »Ist ja gut. Nein, das ist es nicht.« Er lehnte sich zurück und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. »Petra hat gestern angerufen.«

      »Sag nicht, sie hat schon wieder das Wochenende abgesagt.«

      »Wundert dich das?«

      »Mich wundert, dass du dir das gefallen lässt.«

      »Was soll ich denn machen?«

      »Dich nicht verarschen lassen.«

      »Brillante Idee, danke. Können wir dann?«

      Mark machte keine Anstalten, den Wagen zu starten.

      »Was ist?«, fragte Tim. »Möchtest du noch ein paar von meinen Problemen lösen? Wir könnten mit dem Koffeinmangel anfangen.«

      »Das ist nicht der einzige Grund.«

      »Was?«

      »Petra. Das kenne ich. Du brüllst den Verkehr an, du fährst wie ein Henker und du bist unausstehlich.«

      »Ich fahre nicht wie –«

      »Aber du lässt es nicht an den Patienten aus. Niemals.«

      »Hör mal, der Typ hat’s verdient.«

      »Bestreite ich nicht. Trotzdem ist das nicht deine Art. Macht dir der Einsatz am Flughafen zu schaffen?«

      Tim zuckte die Schultern. »Nee. Nicht direkt.«

      »Das klingt nicht überzeugend. Brauchst du wen zum Reden?«

      »Quatsch. Alles im Lack. Aber irgendwie lässt mich die Sache nicht los.«

      »Was für eine Sache? Der Einsatz? Deine Frau Kommissar?«

      Tim schüttelte den Kopf und rieb sich die Schläfen. »Das ist es nicht. Ich komme einfach nicht drauf.«

      »Dass die Notärztin dich angeflirtet hat?«

      »Hat sie?«

      »Ich bitte dich!«

      »Nein, es ist … Kennst du dieses Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt, aber du weißt nicht, was?«

      »Du meinst, außer dass ein Terrorist sich und das halbe Terminal 1 in die Luft gesprengt hat?«

      Etwas machte »klick« in Tims Kopf. »Doch. Genau das.«

      »Was willst du damit sagen?«

      »Wenn du ein Islamist wärst und Ungläubige mit in den Tod reißen wolltest, wo würdest du das machen?«

      »Na ja, Flughafen ist schon mal –«

      »Turkish Airlines?«

      Mark dachte kurz nach. »Eher nicht.«

      Tim setzte sich kerzengerade auf. »Warum ist mir das nicht vorher aufgefallen? Das ist doch total widersinnig!«

      »Bist du jetzt unter die Detektive gegangen? Vielleicht ist was schiefgelaufen. Terminal verwechselt oder Bombe zu früh explodiert.«

      »Aber …«

      »Ich bitte dich, Miss Marple, meinst du nicht, die von der Polizei kommen da von selbst drauf? Oder die vom Verfassungsschutz? Das sind Profis.«

      »Und wenn nicht?«

      »Und wenn doch? Tim, Selbstmordattentäter sind Idioten! Wer, der bei klarem Verstand ist, sprengt sich selbst in die Luft? Wie klar könntest du denken mit zehn Kilo Sprengstoff um den Bauch?«

      Tim dachte nach. »Wahrscheinlich hast du recht.« Er drückte den Knopf für die Statusmeldung »wieder einsatzbereit« am Funkgerät.

      Fast augenblicklich meldete sich die Leitstelle: »23 Berta für Florian Hamburg.«

      Tim nahm den neuen Einsatz an, froh darüber, nicht weiter über das Thema reden zu müssen. Womöglich wäre das Gespräch erneut auf Marie gekommen, und darauf hatte er gar keine Lust.

      Kapitel 5

      22. Mai

      Marie und die anderen Mitglieder der Mordbereitschaft – Harald, Johannes und Markus – saßen im Besprechungsraum und warteten auf ihren Chef. Es war 16.37 Uhr, auf 16.30 Uhr hatte Thewes eine Besprechung angesetzt.

      »Hat Arthur gesagt, dass er später kommt?«, fragte Johannes.

      Harald schüttelte den Kopf. »Nicht dass ich wüsste.«

      »Komisch. Ist doch sonst nicht seine Art.«

      Die Tür flog auf und Arthur Thewes stürmte herein. »Sorry«, keuchte er, »bin zu spät.«

      »Macht nichts«, sagte Johannes. »Kaffee?«

      »Lieber ein Wasser. Danke!« Er nahm das angebotene Glas und trank es in einem Zug aus. »Wie sieht’s aus, was gibt’s Neues?«, fragte er.

      »Es ist jetzt gesichert, dass die Bombe in dem Koffer war«, berichtete Markus. »Die Experten haben den Typ des Sprengstoffs ermittelt: Triacetontriperoxid, kurz TATP. Spitzname: ›Mutter des Satans‹. Hauptzutaten sind Nagellackentferner und Haarbleichmittel – einfach zu beschaffen, simpel in der Herstellung und hochwirksam. Es wurde bei den Terroranschlägen in London 2005 und Paris 2015 benutzt.«

      »Also eine Substanz, mit der Islamisten Übung haben«, fügte Johannes hinzu.

      »Nachteil: Der Sprengstoff ist höchst instabil. Erschütterung, Hitze oder Reibung reichen, und das Zeug fliegt einem gnadenlos um die Ohren.«

      »Nichts für Amateure«, sagte Arthur.

      »In der Handhabung nicht, in der Herstellung schon.«

      »Was sagen die Kollegen vom Staatsschutz? Spricht das für Islamisten?«

      »Bedingt«, antwortete Markus. »Wie Johannes sagte: Es wird gerne vom IS verwendet, aber die haben kein Copyright darauf. Der Tatmodus ist nicht sehr typisch für Islamisten, doch wir wissen ja, dass die in Europa eher lose organisiert

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