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      Jan Wiechert

      BÖSE ALTE ZEIT 2

      Neue Fälle aus der hohenlohischen Geschichte

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      Lektorat: Isabell Michelberger

      Layout / Herstellung: Susanne Lutz

      E-Book: Mirjam Hecht

      Umschlaggestaltung: Laura Müller

      unter Verwendung eines Fotos von © Art of Success - stock.adobe.com

      ISBN 978-3-8392-6670-0

       Impressum

       Inhalt

       Eine Hochzeit und ein Todesfall

       Die Herrin der Fliegen

       Mutterseelenallein

       Der Bauren-Änderle

       Galgenbau für Anfänger

       Strafe unter Palmen

       Ein Stich ins Dunkle

       Waldesruh

       Anmerkungen des Autors

       Literaturverzeichnis

       Abbildungsverzeichnis

       Quellenverzeichnis

       Karte

       Der Autor

      Die altehrwürdige, dem heiligen Georg und der Mutter Gottes geweihte Friedhofskapelle von Waldenburg liegt im Südosten des Stadtkerns. Von außen wirkt der mittelalterliche Bau eher unscheinbar: ein schlichter, weiß verputzter Quader, darauf ein Satteldach und ein Glockengiebel, der ein gutes Stück zu klein geraten scheint. Dass es sich um ein bemerkenswertes Kleinod handelt, erschließt sich erst bei einem Blick ins Innere. Die um 1500 entstandenen und erst in jüngster Zeit freigelegten und aufwendig restaurierten Wandmalereien zeigen Szenen aus dem Leben Mariens. Angesichts der Pracht dieser Bilder, die den Chorraum zieren, droht ein anderes, jüngeres Kunstwerk übersehen zu werden. Das aus Sandstein gehauene Epitaph hängt, blickt man in Richtung des Altars, an der rechten Wand. Es wird von einem Volutengiebel bekrönt, der ein rundes Medaillon umschließt. Darin ist ein pummeliger, splitternackter Putto zu erkennen, der sich auf einem Tuch oder Umhang niedergelassen hat. Geradezu lässig lehnt er sich auf einen Totenschädel. In seiner linken, leicht angehobenen Hand hält er einen verwitterten Gegenstand, dessen ursprüngliche Form nur mehr zu erahnen ist. Ironischerweise hat der Zahn der Zeit just an diesem Symbol der Vergänglichkeit besonders intensiv genagt und die Sanduhr in Sand zerfallen lassen.

      Unter dem Medaillon und umrahmt von vier Wappentafeln schließt sich ein rechteckiges Textfeld an:

      ANNO DOMINI MDC

      X DEN VI. NOVEMBRIS

      STARB DER EDEL VND

      VÖST LIEBMANN VON

      MEVSBACH ZV BRAU-

      NSDORF. OTTENDORF

      VND TREBINZ

      DESSEN SEEL GOTT

      GENEDIG SEIE AMEN.

      Die Familie dieses edlen und festen Liebmann von Meusebach, der 1610 in Waldenburg zu Grabe getragen wurde, ist dem thüringischen Kleinadel zuzuordnen. Dorthin verweisen auch die drei in der Inschrift erwähnten Ortschaften: Braunsdorf liegt heute im Landkreis Greiz, Tröbnitz und Ottendorf im benachbarten Saale-Holzland-Kreis. Wie aber verschlug es diesen thüringischen Edelmann ins hohenlohische Waldenburg? Und wie kam er dort, fern der Heimat, zu Tode? Hierzu schweigt das steinerne Zeugnis in der Friedhofskapelle. Papierene Hinweise auf die blutige Tragödie, die sich seinerzeit zugetragen hat, haben sich hingegen im Hohenlohe-Zentralarchiv in Schloss Neuenstein erhalten. Alles begann mit einem freudigen Ereignis.

      Ein Epitaph in der Friedhofskapelle von Waldenburg wirft Fragen auf: Wer war Liebmann von Meusebach und wieso fand er in Hohenlohe, fern seiner Heimat, den Tod? Die Antwort fand sich im Hohenlohe-Zentralarchiv in Schloss Neuenstein.

      Im Herbst des Jahres 1610 war im sonst eher verschlafenen Residenzstädtchen Waldenburg eifrige Betriebsamkeit ausgebrochen. Die hohenlohischen Bediensteten und Untertanen in Schloss, Stadt und Umland hatten alle Hände voll zu tun, die Hochzeit des Grafen Ludwig Eberhard von Hohenlohe-Waldenburg mit Gräfin Dorothea von Erbach vorzubereiten. Zu dem Großereignis wurden zahlreiche erlauchte und mächtige Gäste aus dem Süden des Reiches erwartet. Neben der näheren und entfernteren Verwandtschaft des Brautpaares und einigen regionalen Größen hatten sich drei echte Big Player ihrer Zeit angekündigt: Herzog Johann Friedrich von Württemberg, sein jüngerer Bruder Herzog Ludwig Friedrich von Württemberg-Mömpelgard und Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach. Außer diesen dreien weist die Gästeliste elf Grafen, zwei Schenken von Limpurg, etliche Vertreter des regionalen Niederadels und Vertreter der Städte Schwäbisch Hall, Öhringen und Rothenburg ob der Tauber auf. Dass auch der heilbronnische Komtur des Deutschen Ordens geladen wurde, zeigt, dass man 1610, am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges, keine Bedenken hatte, überkonfessionell zu feiern, und dazu auch einen Katholiken im protestantischen Hohenlohe willkommen hieß.

      Viele der adeligen Gäste wurden von ihren Ehefrauen und Kindern begleitet. Aber auch wer seine Familie zu Hause gelassen hatte, reiste keineswegs allein. Als typische und beispielhafte Reisegesellschaft kann der Tross herangezogen werden, mit dem Graf Ludwig Eberhard von Oettingen-Oettingen in Waldenburg erschien. Der Graf (ein Cousin des Bräutigams) wurde von seiner Gemahlin Margaretha (einer Halbschwester der Braut) begleitet. Der Gruppe hatten sich zudem zwei ledige Schwestern des Bräutigams angeschlossen, die sich zu dieser Zeit in Oettingen aufhielten. Die Dienerschaft der vier gräflichen Personen bestand aus einer Kammerjungfer, drei Kammermägden, einem Kammerdiener, einem Edelknaben, einem Lakaien, einem Schneider, einem Trompeter, einem Stallmeister, zwei Stallknechten, zwei Kutschern, zwei Stalljungen und einem Läufer. Im Ganzen kamen die Oettinger auf 21 Personen, die samt dem Gepäck von 28 Pferden getragen oder gezogen wurden.

      Die

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