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Bonifatius wurde mit dem Titel eines »päpstlichen Legaten für das deutsche Missionsgebiet« und dem Bistum Mainz abgefunden, in das er Büraburg eingliederte. Im hohen Alter von etwa 80 Jahren brach er noch einmal auf eine Missionsreise zu den Friesen auf. In Dokkum wurde er am 5. Juni 754 gemeinsam mit seinen Gefährten von Friesen überfallen und erschlagen, die gemäß neueren Untersuchungen wohl den alten nicht-christlichen Kulten anhingen. Die Angreifer wussten demnach, mit wem sie es zu tun hatten. Ein gezieltes Attentat erscheint somit wahrscheinlich. Der besondere Wunsch von Bonifatius war es gewesen, in seinem Lieblingskloster Fulda begraben zu werden. So geschah es auch. Sein Schüler Sturmius hatte das Kloster 744 in einer »Einöde von ungeheurer Weltverlassenheit« gegründet, wie Bonifatius 751 an Papst Zacharias schrieb. So weltverlassen war der Ort allerdings nicht gewesen, denn er lag an einer wichtigen Wegkreuzung. Archäologische Untersuchungen zeigten, dass dort vorher eine stattliche merowingische Hofanlage gestanden hatte. Nachfolger von Bonifatius auf dem Mainzer Bischofsstuhl wurde sein Schüler und Landsmann Lull, der um 770 in Hersfeld ein weiteres Kloster gründete, weil ihm der Zugriff auf Fulda versagt blieb.

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      Das Grab des Bonifatius im Fuldaer Dom

      Die Klöster Fulda und Lorsch

      Die rasch einsetzende Bonifatius-Verehrung machte Fulda zu einem besonders attraktiven Kloster, das bald 600 Mönche zählte. Bereits vier Jahre nach der Gründung, 748, war eine Klosterschule eingerichtet worden, an der unter anderen der spätere Biograf Karls des Großen, Einhard, seine Erziehung erhielt. Der 780 in Mainz geborene Universalgelehrte Rabanus Maurus machte sie Anfang des 9. Jahrhunderts zum kulturellen Zentrum des fränkischen Reichs. Vor allem in seiner Zeit als Fuldaer Abt (822 bis 842) zog das Kloster bedeutende Schüler an.

      Von herausragender Bedeutung war das Kloster auch deshalb, weil in seinem Skriptorium wichtige Werke von der Antike bis zur damaligen Gegenwart kopiert wurden. Auf diese Weise ist auch die Germania des Tacitus und ein Fragment des ältesten germanischen Heldenliedes, des Hildebrandslieds, überliefert worden. Die Fuldaer Klosterschule konnte lange ihre Bedeutung wahren. Noch Ulrich von Hutten wurde dort unterrichtet.

      Ein ebenso bedeutendes geistiges Zentrum wie Fulda war das Kloster Lorsch, von dem heute noch die so genannte Königshalle oder Torhalle zeugt. Auch das ehemalige Klosterarreal gehört heute, wie der Obergermanisch-Raetische Limes, zum Weltkulturerbe. Gestiftet wurde das Kloster um 764 von Cancor, einem Grafen im Oberrheingau aus dem Adelsgeschlecht der Robertiner. 772 übertrug die Familie das Kloster an Karl den Großen und damit an den Sohn und Nachfolger Pippins. Der Frankenherrscher revanchierte sich und erhob Lorsch, wie wenig später auch Fulda, zur Reichsabtei. Mit den Klöstern, die unter seinem Schutz standen, schuf sich Karl der Große an wichtigen Orten seines Reiches neben den Pfalzen weitere Zentren weltlicher und geistlicher Macht. Karl der Große hielt sich gern in Lorsch auf, ebenso wie in seiner Pfalz in Ingelheim oder in Frankfurt.

      Von besonderer Bedeutung für Lorsch waren die reichen Schenkungen, die das Kloster zu einem der größten rechtsrheinischen Grundbesitzer machte. So übereignete Einhard, der als Laienabt sieben Klöstern vorstand, 819 die Mark Michelstadt der Reichsabtei.

      Robertiner und Konradiner

      Die Robertiner sind uns bereits begegnet als Gründer des Klosters Lorsch. Sie waren ein mächtiges Adelsgeschlecht, das aus dem westlichen Franken stammte, aber in Südhessen, in der Wetterau und an der Lahn Ländereien besaß. In den Machtkämpfen nach dem Tod Kaiser Ludwigs des Frommen, des Sohns Karls des Großen, im Jahr 840 hatten sie wenig Glück. Nach den langwierigen Auseinandersetzungen unter den Söhnen des verstorbenen Herrschers wurde 843 im Vertrag von Verdun das fränkische Reich geteilt. Ludwig der Deutsche, der Enkel Karls des Großen, erhielt dabei das Ostreich mit Frankfurt als zentralem Ort. Die Robertiner, die sich während der Auseinandersetzungen gegen Ludwig gestellt hatten, verloren darauf ihren Besitz in Hessen. In die Nachfolge der Robertiner traten die Konradiner, deren Kernland um Limburg, Weilburg und Wetzlar lag. Als im Kampf mit den sächsischen Liudolfingern 892 der ostfränkische König Arnulf von Kärnten, ein Enkel Ludwigs des Deutschen, die Oberhand behielt, mussten die Sachsen das Herzogtum Thüringen an die Konradiner abtreten, die nun zu den führenden Geschlechtern des Ostreichs zählten. Welchen Rang sie unterdessen einnahmen, wurde 911 nach dem Tod des gerade achtzehnjährigen Königs Ludwig deutlich, des letzten Karolingers auf dem ostfränkischen Thron. Mit Unterstützung des ihm wohl gesonnenen Mainzer Erzbischofs Hatto wurde der Konradiner Konrad I. zum König gewählt. Dennoch gelang es dem neuen Herrscher nicht, sich im Reich durchzusetzen. Besonders die Sachsen machten ihm das Leben schwer. Schon nach sieben Jahren starb er. Zuvor aber hatte er einen bemerkenswerten Schritt unternommen – wenn man dem sächsischen Geschichtsschreiber Widukind von Corvey glaubt. Auf dem Sterbebett nämlich soll er nicht seinem Bruder die Nachfolge angeboten haben, sondern seinem ärgsten Feind, dem Sachsen Heinrich:

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