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eigenen Besitzes, bis das kraftlose Alter sie zu solch hartem Kriegertum untauglich macht.«9

      Nach der Niederlage des Varus blieben einzelne rechtsrheinische Militärstützpunkte als Brückenköpfe erhalten, darunter Kastel, Friedberg und Rödgen bei Bad Nauheim. Sie waren zum Teil mit einheimischen Milizionären besetzt und bildeten ab 14 n. Chr. die Basis für die »Rache«-Feldzüge des Germanicus. Der Neffe des Tiberius, der unterdessen die Nachfolge von Kaiser Augustus angetreten hatte, soll dabei den chattischen Hauptort Mattium zerstört haben. Die Suche nach den archäologischen Überresten von Mattium ist aber bis heute erfolglos geblieben. Bereits zwei Jahre später ließ Tiberius die verlustreichen Kämpfe abbrechen. Nur kurz danach starb Gemanicus, der gleich mit drei Ehrenbögen gefeiert wurde. Einer davon wurde in (Mainz-)Kastel errichtet. Sein Fundament hat sich bis heute erhalten.

      Nach mehreren Kriegen gegen die Germanen waren die Römer nur wenig weitergekommen. Zwar verfügten sie über einen respektablen Brückenkopf und damit auch über die heißen Quellen der Mattiaker, eines germanischen Stammes direkt gegenüber von Mainz, aber die Gefahr von germanischen Einfällen war nicht gebannt und eine neue rechtsrheinische Provinz schien in weite Ferne gerückt. Welche Gefahren an der Rheingrenze lauerten, mussten die Römer im Jahr 69 n. Chr. erfahren, als der niederrheinische Statthalter Vitellius gegen Kaiser Nero rebellierte. Mehrere germanische Stämme erhoben sich, darunter die Chatten, und belagerten Mainz. Zwar konnte der neue Kaiser Vespasian sein Legionslager retten, aber es wurde immer deutlicher, dass die Rheingrenze ohne starke Truppen nicht zu halten war. Um weiteren Angriffen zuvor zu kommen, entschloss sich Kaiser Domitian im Jahr 83 n. Chr. zum Angriff auf die Chatten, bei dem er die Wetterau in seinen Besitz bringen konnte.

      Der Limes und die Saalburg

      Vielleicht schon im Jahr 85 n. Chr., spätestens um 90 n. Chr. gründete Domitian die Provinz Germania Superior (Obergermanien) mit Mainz als Hauptstadt. Zum Schutz der neuen Provinz, die rechtsrheinisch den Taunuskamm, große Teile der Wetterau und das Gebiet zwischen Main und Neckar umfasste, ließ der Kaiser die Grenze mit Sichtschneisen und hölzernen Wachtürmen sichern. Erst in den folgenden Jahrzehnten wurde der Limes mit Palisaden aus Holzpfählen verstärkt, später kamen noch Wall und Graben hinzu. Trotzdem war der Limes, der sich vom Rhein an den Main zog und dann weiter in das Donaugebiet, nie eine Befestigung, die germanische Einfälle hätte abhalten können. Der Limes schützte die provinz-römische Bevölkerung vor räuberischen Übergriffen und regelte den Austausch mit den germanischen Gebieten. Eine militärisch strategische Funktion besaß der Limes somit nicht, obwohl in regelmäßigen Abständen kleine und größere Kastelle errichtet wurden, die eine militärische Besatzung aufwiesen. Das bekannteste Kastell in Hessen ist die Saalburg, die einer Kohorte, also bis zu 1000 Soldaten, Platz bot. Wie viele römische Überreste wurde auch die Saalburg später von der örtlichen Bevölkerung als Steinbruch genutzt. Der hessen-homburgische Regierungsrat Elias Neuhof schrieb 1777:

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      Der Haupteingang der Saalburg

      Erst 1818 wurde die Steingewinnung verboten. Und 1870 begannen die Grabungen. Um die Jahrhundertwende engagierte sich dann Kaiser Wilhelm II. für die Idee, das Grenzkastell auf dem alten Grundriss neu zu errichten. 1907 wurde die Saalburg eingeweiht. Sie beherbergt heute eines der faszinierendsten (Freilicht-)Museen Deutschlands.

      Der Obergermanisch-Raetische Limes, den die UNESCO 2005 zum Weltkulturerbe erklärt hat, schützte auf seinen 180 Kilometern über hessisches Gebiet drei römische Verwaltungseinheiten: die Civitas Mattiacorum mit Wiesbaden als Hauptort, die Civitas Auderiensium mit Dieburg als Mittelpunkt und die Civitas Taunensium um (Frankfurt-)Nida, wo jüngst ein 3000 Quadratmeter großer Tempelbezirk mit mindestens

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