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muss ein bis zwei Wochen überbrücken“, antwortete ich. Er nahm ein Paket mit 12 Windelhöschen aus dem Regal und legte dann noch sicherheitshalber gratis zwei Höschen mit Größe S obendrauf. Für den Fall das M zu groß wäre. „Die zu großen passen zwar, helfen aber nicht wirklich, da dann viel daneben läuft“, erklärte er. Zurück am Schalter zahlte ich in etwa 20 EUR und verließ mit einem Packen von Inkontinenzmaterial unter dem Arm das Gebäude.

      Auf dem Weg nach Hause erreichte mich ein Anruf von Frau Kolinek. Sie berichtete mir, dass sie der Pflegekraft mitgeteilt hatte, dass die Anreise am Samstag nicht stattfinden sollte. Leider hätte Frau Zofia schon eine Fahrkarte gekauft und wüsste nicht, was eine Umbuchung kosten würde. Ich versicherte Frau Kolinek, dass ich die Kosten dafür tragen würde und sicherte ihr ebenfalls zu, dass ich eine diesbezügliche Bestätigung, sowie einen Vorschlag zur weiteren Verfahrensweise per Mail an sie senden würde. Noch bevor ich zu Hause eintraf, erreichte mich ein weiterer Anruf. Diesmal am Apparat die Spedition der Firma Teich. Die Botschaft: Anlieferung des Toilettenstuhls am morgigen Freitag gegen 11:00 Uhr.

      Zu Hause angekommen, überlegte ich mir die weitere Vorgehensweise bezüglich der polnischen Pflegekraft. Nochmals von vorne beginnen, das hieß abzuwarten und eine neue Kandidatin auszusuchen, mochte ich nicht. Folglich musste ich spekulieren. Ich schrieb Frau Kolinek, dass sie mit Frau Zofia eine Anreise für den darauf folgenden Samstag vereinbaren sollte und ihr mitzuteilen, dass es gegebenenfalls noch eine Verschiebung auf später geben könne, ich ihr aber in diesem Fall die Wartezeit zumindest teilweise vergüten würde. Für mich stand damit auch schon wieder die Hauptaufgabe für die nächste Woche fest. Herausfinden, wann meine Mutter denn nun aus dem Krankenhaus entlassen wird. Sisyphus lässt grüßen.

      Dann war da nur noch der Anruf beim Hausarzt meiner Mutter zu erledigen. Natürlich konnte mich die Sprechstundenhilfe nicht gleich durchstellen, es war ja Sprechstundenzeit und der Arzt mit vor Ort befindlichen Patienten beschäftigt. Da es für mich, die Inkontinenzmaterialien hatte ich ja bereits, nur noch um einen eher pathologischen Vorgang ging, riskierte ich, die Sprechstundenhilfe zu bitten, Dr. Fischer zu bitten, mich doch zurückzurufen. Das passierte glücklicherweise bereits 30 Minuten später. Dr. Fischer bestätigte, zu seinem und meinem Bedauern, die Aussagen seiner Sprechstundenhilfe vom Tage. Solange meine Mutter noch im Krankenhaus war, durfte er nichts verordnen. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass ich die Informationen auch erst nach verbrachten Stunden im Wartezimmer des Arztes hätte erhalten können. Unter diesem Aspekt betrachtet, war das ja noch „gut gelaufen“.

       4 Neurologie

      Den Freitagvormittag verbrachte ich, nachdem ich meiner Mutter im Krankenhaus einen kurzen Besuch zur Frühstückszeit abgestattet hatte, arbeitend in ihrer Wohnung. Marianne war mittlerweile in die Neurologie verlegt worden, was sie mir am Vorabend noch durch einen Anruf mitgeteilt hatte. In ihrem neuen Krankenzimmer war sie nun nicht mehr die einzige Patientin. Wie üblich, wenn ich zu Essenszeiten anwesend war, unterstützte ich sie bei der Einnahme der Mahlzeit. Gebessert hatte sich ihr Zustand bisher noch nicht, aber das war so kurzfristig ja auch nicht zu erwarten. Die Klammern am Arm hatten die Ärzte mittlerweile auch entfernt und somit die chirurgische Behandlung vollständig abgeschlossen. Aber neurologisch war definitiv noch einiges zu tun. Trotzdem blieb ich nur bis ca. 9:00 Uhr im Krankenhaus. Da meine Mutter erst am Vortag auf die Station verlegt worden war, hatte ich keine Ambitionen einen Arzt zu sprechen. Ich ging einfach davon aus, dass ich, unter Hinweis auf die bedauerlicherweise erst kurze Verweildauer von Marianne auf der Station, nichts Substantielles erfahren hätte. Zudem hatte ich ja auch eine Verabredung mit dem Lieferservice der Firma Teich.

      Pünktlich, gegen 11:00 Uhr, riss mich auch die Türglocke in der Wohnung meiner Mutter aus meiner Konzentration auf meine Arbeitsaufgaben. Ich öffnete die Tür und gab dem Lieferanten das Stockwerk durch die Gegensprechanlage bekannt. Kurze Zeit später erschien ein kräftiger Mann mittleren Alters auf dem Flur im 2. Stock, einen Stuhl vor sich herschiebend. In der Wohnung montierte er noch einige Kleinteile an das Gerät und demonstrierte mir kurz die Funktionsweise. Der herausnehmbare Eimer hakte bei meinem Selbstversuch ihn zu entfernen etwas, aber eine genaue Betrachtung des Gegenstandes brachte uns zu der Vermutung, dass es mehr an meinem mangelnden Geschick, denn an einer Beschädigung des Stuhls bzw. Eimers lag. Den Versuch des Mitarbeiters eine Zuzahlung zu kassieren, konnte ich mittels der Vorlage des entsprechenden Befreiungsausweises meiner Mutter kontern. Nachdem der Mann die Wohnung verlassen hatte, parkte ich den Toilettenstuhl im Wohnzimmer meiner Mutter. Direkt neben dem schon dort befindlichen Rollator.

      Ich hatte mich gerade wieder an die Arbeit gemacht, als es erneut an der Tür klingelte. Ich öffnete und kurze Zeit später stand ein Mitarbeiter eines namhaften Speditionsunternehmens vor der Wohnungstür mit zwei großen Paketen. Als ich meiner Verwunderung Ausdruck gab, wir hatten nichts bestellt und erwarteten folglich auch keine Lieferung, teilte mir der Lieferant mit, dass die Sendung von der Firma Teich beauftragt wurde. Da ich nichts bezahlen, sondern nur den Erhalt quittieren musste, nahm ich die Sendung erst einmal an und schleppte die Kartons in das Wohnzimmer. Vorsichtig öffnete ich den ersten Karton und fand meine Vermutung bestätigt. Windelhöschen, Größe M, 50 Stück. Im zweiten Karton waren dann vermutlich die Bettauflagen. Wie sich erst später bestätigen sollte, hatte das Krankenhaus doch die Inkontinenzmaterialien verordnet. Ohne die Pakete weiter zu untersuchen, transportierte ich sie in den Keller. Wir würden sie ja erst später brauchen.

      Am frühen Nachmittag ging ich dann nochmals in das Krankenhaus, besorgte Marianne ein Stück Kuchen, blieb noch eine halbe Stunde bei ihr und fuhr dann nach Hause. Alles erledigt für diese Woche, am Wochenende noch einen Routinebesuch bei Marianne, alles normal, keine Erkenntnisse, keine Behandlungen, nur Lebenserhaltung. Also Warten auf den Beginn der nächsten Woche.

      Montags hatte ich im Büro, ich arbeitete ja eigentlich noch, Termine und fuhr daher erst am Nachmittag in das Krankenhaus. Marianne bekam gerade Physiotherapie, die sich nun vermehrt auf die Herstellung ihrer grundsätzlichen Mobilität konzentrierte. Aus dem Bett aufstehen, sich wieder in das Bett legen, dazwischen möglichst am Rollator zu laufen. Das schien zu helfen, gegenüber dem Stand der Vorwoche war ihre Mobilität deutlich verbessert. Erwartungsgemäß war kein Arzt greifbar, aber ich hatte ja mittlerweile eine funktionierende Strategie. Da es auch hier keine Sprechstunden gab, war „Visite“ das Zauberwort.

      Also dienstagmorgens, schon um 07:00 Uhr, vor der Arbeit, die ich wieder aus der Wohnung meiner Mutter erledigen wollte, zuerst in das Krankenhaus, um die Visite abzupassen. Es wurde 7:30 Uhr, auf dem Flur absolute Ruhe, es wurde 8:00 Uhr, der Frühstückswagen kam, 8:30 Uhr, meine Mutter begann mit dem Frühstück, 9:00 Uhr, meine Mutter war mit ihrem Frühstück fertig. Ich beschloss, im Stationsstützpunkt nachzufragen. Doch noch bevor die dort anwesenden Schwestern mich aufklären konnten, hatte ich meinen Irrtum bemerkt. Neurologen operieren nicht. Somit gibt es keine Notwendigkeit, um 8:00 Uhr in einem OP zu stehen und somit auch keine Notwendigkeit, die Visite bereits vorher zu erledigen. Visite in der Neurologie? Üblicherweise nicht vor 10:00 Uhr, häufig sogar später, war die Information, die ich von den Schwestern erhielt.

      Damit war der Vormittag, zumindest was meine Möglichkeiten betraf, mich noch um meinen Job zu kümmern, gelaufen. Ich wartete also geduldig auf dem Zimmer, bis die Visite kam. Auf meine Bitte um eine Unterredung bat mich eine junge Ärztin, laut Ihrem am Kittel befindlichen Schild mit Namen Dr. Meissner, bis zum Ende der Visite zu warten, sie würde dann in das Zimmer kommen und mich informieren. Ca. 30 Minuten später, so gegen kurz nach 11:00 Uhr, war es dann so weit. Die Ärztin kam und die Informationen lauteten: Meiner Mutter gehe es deutlich besser, seit die Medikation umgestellt wurde. Man versuche sie nun noch medikamentös zu stabilisieren und durch Physiotherapie zu mobilisieren. Laut ihrer derzeitigen Einschätzung, natürlich vorbehaltlich einem der Prognose entsprechenden Verlauf, könne meine Mutter am Freitag entlassen werden. Ich schilderte die vorgesehene Betreuung durch eine permanente Pflegekraft nach der Entlassung und einigte mich mit Frau Dr. Meissner auf den kommenden Samstag als Entlassungstermin. Für den kommenden Freitag verabredeten wir dann noch einen Termin für ein Folgegespräch.

      Damit gab es gute Chancen, dass die Woche planmäßig und ruhig verlaufen könnte. Nur noch tägliche Routinebesuche, bei denen ich mich davon überzeugen

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