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Laeisz ja inzwischen in Südamerika über eine ganze Reihe von Niederlassungen, was Absprachen ermöglicht und das Geschäft erleichtert. Erfolgreiche Reeder, daran besteht kein Zweifel, brauchen ein festes Netz von Niederlassungen in Übersee. Dumm nur, dass ausgerechnet in den 1840er-Jahren der Absatz von Zylinderhüten deutlich zurückgeht. Zum Glück gibt es noch jede Menge andere Handelsgüter, die zwischen der Alten und der Neuen Welt transportiert werden.

      Als im Mai 1842 in Hamburg der Große Brand ausbricht, reagiert Ferdinand Laeisz couragiert. Er lässt die Waren aus seinem Lager räumen und auf Schuten abtransportieren und setzt seine Angestellten erfolgreich zur Brandbekämpfung ein.

      Die CARL liegt gerade in Hamburg und soll eigentlich wieder nach Südamerika auslaufen, als der Große Brand am 5. Mai 1842 in einem Haus an der Deichstraße ausbricht und weite Teile der Hansestadt vernichtet. Warenlager und Kontorhaus der Firma Laeisz liegen auf der Marschinsel Grimm im Mündungsgebiet der Alster in die Elbe, nur unweit vom Brandherd entfernt. Als das Feuer ausbricht, reagiert Ferdinand Laeisz schnell, couragiert und weitsichtig. Er trommelt seine Leute zusammen und lässt die wertvollen Güter, die übrigens nur unzureichend versichert sind, in Windeseile auf Schuten laden und so in Sicherheit bringen. Außerdem funktioniert er kurzerhand Rumfässer in Löschkübel um, die immer wieder aufs Neue mit Winden ins Dachgeschoss gezogen werden, von wo aus die Angestellten das Kontorhaus gegen die Flammen verteidigen – und das Nachbarhaus, dessen Bewohner zuvor in Panik geflohen sind, gleich mit. So bleibt die Firma von Verlusten verschont und ihr Besitzer gewinnt weiter an Ansehen. Dank seiner guten Südamerikakontakte wird er Konsul der Republik Peru und gehört damit ohnehin zu den Honoratioren der Hansestadt.

      Gegen ungünstige politische Rahmenbedingungen ist aber auch Ferdinand Laeisz machtlos. Eigentlich ist es nämlich eine gute Geschäftsidee, mit der Tran-Großfirma Tietgen & Robertson zu kooperieren. Der beim Walfang gewonnene Tran ist Mitte des 19. Jahrhunderts äußerst begehrt, weil Tranleuchten ein viel helleres Licht spenden als die herkömmlichen Rüböllampen. Also beteiligt sich Laeisz 1843 mit 20 000 Mark Banco an der „Südsee Fischerey Compagnie zu Hamburg“. Mit der Bark HAMBURG und dem Vollschiff ELBE will man auf Walfang gehen, um anschließend den begehrten Tran gewinnbringend zu verkaufen. Da bricht 1848 der Konflikt zwischen dem Deutschen Bund und Schleswig-Holstein einerseits und Dänemark andererseits aus. Im Zuge dieser sogenannten Schleswig-Holsteinischen Erhebung blockiert die dänische Marine die Elbe, sodass der norddeutsche Seehandel zum Erliegen kommt. Eines der beiden Laeisz-Schiffe sitzt monatelang samt Besatzung und Ladung in England fest, die Walfang-Firma verdient kein Geld, schreibt tiefrote Zahlen und muss schon fünf Jahre nach ihrer Gründung wieder aufgelöst werden. Und auch die Brigg CARL wirft für Laeisz nicht den erhofften Gewinn ab, sodass er sich 1847 entschließt, sie wieder zu verkaufen. Bringen mir Schiffe einfach kein Glück? könnte sich Ferdinand Laeisz damals gefragt haben, ohne zu ahnen, dass seine große Karriere als Reeder damals noch vor ihm liegt.

      An der Fassade erinnert unter zwei Putten, die eine Lyra halten, der Schriftzug „Laeiszhalle“ an die Stifter des Hamburger Konzertgebäudes. Das Foto rechts zeigt Sophie Laeisz als junge Frau mit der charakteristischen Frisur, die ihr den Spitznamen Pudel eingebracht hat.

      WER IST EIGENTLICH PUDEL?

      Wie ein Spitzname zum weltberühmten Markenzeichen wird

      Carl Heinrich Laeisz ist ein Einzelkind und wächst privilegierter auf als sein Vater Ferdinand. Er muss kein Handwerk mehr erlernen, sondern absolviert gleich eine solide kaufmännische Ausbildung. Erste Erfahrungen sammelt er im Bremer Handelshaus E. C. Schramm, in dem ihn der Vater unterbringt. Anschließend durchläuft er, heute würde man sagen, ein Trainee-Programm, das ihn nach Frankreich, England und sogar nach Übersee führt. Hanseatische Kaufleute sind zu dieser Zeit weltgewandt, sprechen mehrere Fremdsprachen und sammeln ihre Erfahrungen oft in fernen Ländern. Wie selbstverständlich diese internationalen Verbindungen schon Mitte des 19. Jahrhunderts sind, hat Thomas Mann in den „Buddenbrooks“ geschildert, und zwar am Beispiel des eher geschäftsuntüchtigen Christian Buddenbrook, der seine Lehrjahre nicht nur in London, sondern auch in Valparaíso absolviert, wenn auch ohne den gewünschten Erfolg. Carl Laeisz ist aus anderem Holz geschnitzt, er lernt offenbar schnell und ist in kaufmännischer Hinsicht sehr begabt. Am 1. März 1852 tritt er in die väterliche Firma ein und wird dort mit knapp 24 Jahren Teilhaber.

      Schnell arbeitet er sich ein, organisiert geschickt den schwierigen Handel mit Gegenerlös-Importwaren und erweist sich mit neuen Ideen als ebenso kompetent wie zuverlässig. Der Vater ist jedenfalls sehr zufrieden und verbindet rückblickend mit dem Eintritt des Sohnes einen „weiteren bedeutenden Aufschwung“ der Firma. Er vertraut dem jungen Kaufmann von Anfang an voll und ganz und nutzt seinen eigenen neu gewonnenen Freiraum für ausgedehnte Geschäftsreisen, die ihn oft mehrere Monate lang nach Skandinavien, in den Mittelmeerraum, in die Levante, auf die Krim und 1853 sogar bis in die USA führen.

      Könnte man die dabei gewonnenen neuen Geschäftsbeziehungen nicht noch viel besser nutzen, wenn man eigene Schiffe einsetzen würde? fragt sich derweil in Hamburg Carl Laeisz. Und er fragt natürlich nicht nur sich selbst, sondern schon bald auch den Vater, der angesichts der negativen Erfahrungen mit der Brigg CARL zunächst offenbar noch zögert. Aber Carl lässt nicht locker, und schließlich einigt man sich darauf, doch wieder ins Reedereigeschäft einzusteigen, allerdings vorsichtig und mit Augenmaß. So kauft die Firma 1856 den Schoner SOPHIE UND FRIEDERIKE, ein ziemlich bescheidenes Holzschiff von 26 Meter Länge. Aber der Anfang gelingt, das Reedereigeschäft lässt sich gut an, deshalb erwerben Vater und Sohn im Jahr darauf die deutlich größere Brigg ADOLPH.

      Die Pudelskulptur auf dem Mittelgiebel des Laeiszhofes ist eine humorvolle Reverenz an Sophie Laeisz.

      Das Schiff heißt so nach seinem Vorbesitzer, dem Reeder Adolph Godeffroy. Und den kennt Ferdinand Laeisz bestens, denn 1847 haben die beiden gemeinsam mit drei weiteren Geschäftsleuten die Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (Hapag) gegründet, freilich ohne zu ahnen, welche enorme Bedeutung diese Reederei einst haben wird. Laeisz ist erst einmal mit seinen zwei Schiffen zufrieden, denn die sind gut ausgelastet und bringen der Firma ordentlichen Gewinn. Bald entschließen sich Vater und Sohn jedoch dazu, bei der Hamburger Stülcken-Werft einen Neubau in Auftrag zu geben. 1857 wird die hölzerne Bark, an der übrigens zur Hälfte der befreundete Geschäftsmann Wilhelm Reimers beteiligt ist, auf den Namen PUDEL getauft. Ein merkwürdiger Name für ein Schiff, könnte man meinen, aber ein Name mit besonderer Bedeutung.

      Der Kaufmann Adolph Godeffroy (1844–1893) war einer der erfolgreichsten Hamburger Reeder des 19. Jahrhunderts.

      Um zu verstehen, was es mit PUDEL auf sich hat, müssen wir einen Blick auf das Privatleben des Juniorchefs werfen. Carl Heinrich Laeisz ist 24 Jahre alt, als er am 10. November 1852 die Kaufmannstochter Sophie Christine Knöhr heiratet. Die 21-Jährige ist die fünfte Tochter des Schiffsmaklers Christian Ludwig Knöhr, dessen Firma Knöhr & Burchard schon seit 1814 besteht. Es ist keine aus Geschäftskalkül begründete Ehe, sondern offenbar eine Liebesheirat. Jugendbilder zeigen, dass Sophie eine hübsche junge Frau mit ziemlich krausen Haaren ist. Auf späteren Fotos ist zu sehen, dass sie oft hochgetürmte Frisuren trägt, was imposant und auffällig wirkt. Auf jeden Fall haben die Haare ihr den Spitznahmen Pudel eingebracht, der nicht nur in ihrer Familie üblich, sondern auch weit darüber hinaus bekannt zu sein scheint. Pudel, oder auch Pudelchen, wie sie gern genannt wird, führt sich gut ein in der Familie Laeisz, der Schwiegervater ist sehr angetan von

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