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Kleine, weiße Fragmente klebten an ihrer Schädeldecke, die schwarzrot verfärbt war.

      »Was sollen wir jetzt tun?«, fragte Tom verzweifelt.

      »Wir können nichts für sie tun«, gab Chris knapp zurück. Seine Stimme war düster und bestimmend, jedoch fielen ihm die Worte nicht leicht. Noah wusste nicht, ob diese Kaltschnäuzigkeit vom »Helfen« der letzten Monate am Bodenseestadion herrührte oder es die gegebene Professionalität eines Rettungsassistenten war, die er hörte.

      »Schaut mal, ob in der Waffe noch ein Schuss steckt«, schlug Chris vor.

      Noah sprang als erster auf und rannte zur Pistole. Es war nicht schwer zu erraten, warum Chris diesen Vorschlag gemacht hatte. Es dauerte eine Weile, bis er herausgefunden hatte, wie man das Magazin der Waffe entfernte.

      »Nein, da ist nichts mehr drin«, gab er trocken und schockiert zurück. Er ließ resignierend die Waffe sinken.

      »Was?«, platzte es fast ungläubig aus Tom. »Warum sollte die Waffe nur mit einem Schuss geladen sein?«

      Dafür gab es hundert Gründe, dachte sich Noah, aber er sprach es nicht aus. Vielleicht hatte Mick ein paar Schießübungen gemacht, bevor er hierhergekommen war. Vielleicht hatte es keine Munition mehr gegeben, die er hätte mitnehmen können.

      Oder vielleicht hatte er auch nur einen Schuss gebraucht.

      Für sich? Für Angie? Für einen von ihnen?

      »Was machen wir jetzt?«, fragte Tom verzweifelt. Der blutige Haarschopf erinnerte ihn an die beiden Jungs im Einkaufszentrum. »Wir müssen ihr doch helfen!«

      »Ich weiß!«, blaffte Chris zurück. Er hatte Angies Kopf losgelassen. Seine Finger waren über und über mit Blut bedeckt. Verzweifelt richtete er sich auf und blickte sich um, als könnte er irgendwo in der Nähe eine Lösung finden.

      Dann beugte er sich wieder runter und nahm das Mädchen in den Arm. Das Schreien wurde leiser, aber ihre Augen, die davor vernebelt und blutunterlaufen gewesen waren, wurden auf einmal hellwach und blickten panisch. Ihre zuvor wild hin und her zuckenden Hände erwachten aus ihrer unkoordinierten Bewegung, packten Chris Arm und versuchten, ihn davon abzuhalten, was er vorhatte.

      »Lass es geschehen«, flüsterte Chris leise, aber noch hörbar für die anderen, denen alle Farbe aus dem Gesicht wich. Der Kopf des Mädchens wurde immer röter, während sie versuchte, nach Luft zu schnappen. »Lass es geschehen. Dir wird gleich etwas schwindelig, dann wirst du einschlafen. Dann hast du keine Schmerzen mehr.«

      Tom und Noah standen da und schauten dem Schauspiel hilflos zu. Noah wollte fragen, ob sie irgendwie helfen könnten, aber er brachte kein Wort heraus.

      Tom war es, der als erste reagierte. Er ging langsam auf das Mädchen zu, faltete die Hände.

      Dann ging er vor ihr in die Hocke. Er lächelte, oder zumindest versuchte er das. Die Augen des Mädchens fixierten ihn voll blanker Angst und schienen stumm nach Hilfe zu verlangen. Er hob die Hand und legte sie dem Mädchen auf die Stirn.

      Dann sprach er das Sterbesakrament. Etwas anderes konnte er nicht mehr machen, aber Noah beneidete ihn dafür. Wie gerne würde auch er jetzt irgendwas tun können, außer hier zu stehen und zuzuschauen, wie das Mädchen gerade durch einem Ex-Rettungsassistenten von seinem Leiden erlöst wurde.

      »Durch diese heilige Salbung helfe dir der Herr in seinem reichen Erbarmen, er stehe dir bei mit der Kraft des Heiligen Geistes. Der Herr, der dich von Sünden befreit, rette dich, in seiner Gnade richte er dich auf.« Eigentlich hätte Tom Öl gebraucht, aber es musste auch so gehen. Blutstropfen rannen über den Kopf, hinunter in ihr Gesicht und zwischen seine Finger, die ein Kreuz daraus formten.

      Die Wortfetzen kamen nur leise bei Noah an, aber das war in Ordnung. Das ging nur Tom, das Mädchen und in geringerem Maße Chris etwas an.

      Tom sprach konzentriert und fest. Er hatte die Sterbesakramente in den letzten Monaten öfter verteilen müssen, da war sich Noah sicher. Und nun sprach er sie für das Mädchen. Ein junges, unschuldiges Ding, welches sein gesamtes Leben eigentlich noch vor sich gehabt hätte. Wie hätten wohl die Eltern reagiert, wenn sie gewusst hätten, dass ihre Tochter eines Tages am Ufer des Rheins von einem Rettungsassistenten erwürgt werden würde, angsterfüllt mit wahrscheinlich fast allen Drogen, die die moderne Welt kannte?

      Tom begann kleine Kreuzzeichen auf die Stirn, auf den Mund, auf das Herz des Mädchens mit den Fingern zu zeichnen.

      »Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heilligen Geistes.«

      Die Augen des Mädchens verloren ihren Glanz. Die Arme wurden schlaff, lösten ihren Griff und fielen auf den Boden. Ihre Zunge hing halb aus dem Mundwinkel. Ein letztes, kehliges Röcheln drang aus ihrem Hals, dann herrschte Stille.

      Chris drückte weiter zu. Seine Arme zittern. Noah konnte nicht beurteilen, ob vor Anstrengung oder vor Verzweiflung.

      Es war vorbei.

      Tom rannen Tränen über die Wangen, während er das letzte Zeichen auf dem Herzen zeichnete.

      »Amen.«

      Dann stand er auf, ging ein paar Schritte von den anderen weg. Sein Oberkörper zuckte und bebte immer wieder unkontrolliert auf, bevor er wütend auf den Boden stampfte und laut »Scheiße!« brüllte.

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