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könnte ich denn dagegen haben?«

      »Weiß ich auch nicht, ich wollte jedenfalls fragen.«

      »Ich könnte morgen früher nach Hause kommen und unterwegs etwas Kuchen kaufen für uns«, schlug Britta vor. »Keine Sorge, ich habe nicht vor, bei euch zu sitzen und euch zu stören. Aber natürlich würde ich Kyra Laurin gerne kennenlernen. Nach dem Kuchen würde ich mich dann diskret zurückziehen.«

      »Ich frage sie, ob es ihr morgen passt«, sagte Peter.

      Britta schwieg eine Weile, bevor sie beiläufig bemerkte: »Diese Jungs müssen dir ziemlich zugesetzt haben, du wirkst wie befreit – und ich mache mir natürlich Vorwürfe, dass ich nichts gemerkt habe.«

      »Ich habe mir ja auch große Mühe gegeben, damit du nichts merkst. Ich wollte dir einfach nicht noch mehr Stress machen.«

      »Das ist zwar lieb von dir, aber glaub mir: Ich kann Stress aushalten. Und ich fühle mich wohler, wenn ich nicht das Gefühl haben muss, dass du mir etwas vorspielst, wenn es mal schwierig wird.«

      »Ist gut, ich mache es nicht mehr, okay?«

      »Okay.« Sie wusste, dass sie jetzt nichts mehr zu sagen brauchte. Wenn Peter etwas versprach, hatte er vor, sich an dieses Versprechen auch zu halten, sie kannte ihn.

      »Willst du noch Spaghetti?«

      »Nein, mehr kann ich nicht essen, mir wird sonst schlecht. Ich lege mich wieder hin – und ich schreibe Kyra noch.«

      »Soll ich dir noch einen Tee kochen?«

      »Nein, danke.« Er stand auf und umarmte Britta. Das tat er nicht mehr so oft wie früher, deshalb empfand sie jede Umarmung als Geschenk.

      Sie erwiderte die Umarmung. »Ich bin so froh, dass heute nicht noch Schlimmeres passiert ist«, sagte sie. »Wenn ich nur daran denke …«

      »Tu’s nicht«, sagte er. »Ich denke auch nicht mehr dran, Mama. Aber ich hoffe, dass sie ordentlich bestraft werden und in Zukunft nicht andere Kinder fertig machen.«

      »Du bist ein tapferer Junge«, murmelte sie. »Ich bin stolz auf dich, dass du ihnen kein Geld gegeben hast, damit sie dich in Ruhe lassen.«

      Er zögerte, bevor er gestand: »Ich habe aber darüber nachgedacht, weil ich gemerkt habe, dass ich richtig Angst vor ihnen hatte. Ich habe ja versucht, sie auszutricksen, bin auf andere Straßen ausgewichen, aber sie haben mich immer gefunden.«

      Sie gab ihm einen Kuss. »Es ist vorbei, Peter.«

      Er nickte, löste sich aus ihren Armen und verließ die Küche.

      Britta blieb noch sitzen und trank ein Glas Wein, während sie über die letzten Stunden nachdachte. Was für ein seltsamer Zufall, dass sie für eine Frau arbeitete, mit deren Tochter sich ihr Sohn gern befreunden wollte. Sie war sehr neugierig auf Kyra Laurin. Ob sie ihrer Mutter ähnlich war?

      Endlich erhob sie sich, räumte die Küche auf und ging hinüber ins Wohnzimmer. Zum Lesen war sie zu müde, also würde es auf Fernsehen hinauslaufen. Aber sie kam nicht dazu, den Fernseher einzuschalten, denn ihr Telefon meldete sich und Antonia Laurin fragte: »Störe ich Sie, Frau Stadler?«

      »Überhaupt nicht, im Gegenteil.«

      »Wie geht es Peter?«

      »Er hat sich gerade wieder ins Bett gelegt, nachdem er ein paar Spaghetti gegessen hat. Aber groß war sein Hunger nicht. Es geht ihm so weit gut, vor allem ist er natürlich erleichtert, dass die Jungen ihn nicht mehr belästigen werden.«

      »Die Polizei hat gerade angerufen, ich muss noch einmal eine Aussage machen. Es scheint so, dass der Junge, den Herr Ammerdinger festhalten konnte, sein Schweigen nicht lange durchgehalten hat, das heißt, die Namen der anderen drei sind schon bekannt. Die Eltern werden sich einige unangenehme Fragen gefallen lassen müssen.«

      »Ich frage mich natürlich, warum ich nicht gemerkt habe, dass Peter in solchen Schwierigkeiten steckt. Und warum er nicht mit mir darüber gesprochen hat. Er hat das zwar erklärt, aber …«

      »Er wollte Sie nicht belasten, weil er weiß, dass Sie es im Augenblick eher schwer haben. Das war ungefähr das erste, was er gesagt hat, als er wieder zu sich gekommen ist.«

      »Ja, so hat er es mir auch gesagt. Trotzdem beschäftigt es mich. Ihre Tochter hat ihm übrigens geschrieben, er hat ihr gleich geantwortet. Mir scheint, er hat sie sehr gern.«

      »Und sie ihn. Ich finde das schön.«

      »Ich auch«, sagte Britta.

      »Oh, bevor ich es vergesse: Sie können die Praxis als Gemeinschaftspraxis planen, Frau Stadler, mein Mann hat spontan positiv reagiert. Ihm gefällt die Vorstellung, dass die ganze Last einer Praxis nicht allein auf meinen Schultern ruhen wird. Also werde ich ab sofort nach einer Partnerin suchen.«

      »Ach, das freut mich«, sagte Britta. »Meine Kollegen im Büro werden Augen machen.«

      »Aber nicht, dass sie Ihnen den Auftrag daraufhin wegnehmen wollen! Ich möchte, dass wir beide das zusammen machen, Sie und ich. Ich habe das Gefühl, wir sind ein gutes Team.«

      Diese Worte begleiteten Britta noch lange nach dem Gespräch. Sie waren ein schöner Abschluss für einen wenig schönen Tag.

      *

      Es klopfte an Kyras Tür. Sie antwortete nicht, denn sie las gerade, was Peter ihr geschrieben hatte. Die Tür wurde trotzdem geöffnet.

      »Störe ich?«, fragte Kaja.

      »Ja«, antwortete Kyra. Sie drehte sich immerhin um. »Was ist denn?«

      Kaja hatte mit einer anderen Antwort gerechnet und war deshalb einigermaßen perplex.

      »Och, nicht so wichtig, ich wollte eigentlich nur ein bisschen quatschen.«

      »Später vielleicht«, sagte Kyra und wandte sich wieder ihrem Laptop zu. »Jetzt kann ich nicht.«

      Kaja schloss die Tür wieder. Ihre kleine Schwester hatte sie noch nie abgewiesen. Erst jetzt, in diesem Moment, begann sie zu begreifen, wie Kyra sich in den vielen Situationen gefühlt haben musste, da sie, Kaja, sich geweigert hatte, mit ihr zu reden – und sie war dabei auch noch unfreundlich gewesen, was man von Kyra nicht behaupten konnte.

      Es war eine unbequeme und nicht sehr angenehme Erkenntnis.

      Sie ahnte nicht, dass ihre Mutter die kleine Begebenheit beobachtet hatte. Schon beim Abendessen hatte Antonia ein paar interessante Erkenntnisse gewonnen. Kaja war in sich gekehrt gewesen, Kyra jedoch richtig aus sich herausgegangen – ungewöhnlich für sie. Doch Antonia hütete sich, dazu etwas zu sagen, als Kaja eine Viertelstunde später unten im Wohnzimmer erschien. »Hat Papa sich noch einmal gemeldet?«

      »Nein, bislang nicht. Aber du weißt ja, wie das bei Notfällen ist, da kann es immer zu Komplikationen kommen, die niemand vorhergesehen hat.«

      »Wenn du in Zukunft auch öfter Notfälle hast …«, begann Kaja, biss sich dann aber auf die Lippen, offensichtlich bestrebt, ihrer Mutter nicht schon wieder Vorwürfe zu machen.

      »Ich bin keine Chirurgin, ich arbeite nicht in einer Notaufnahme«, erwiderte Antonia ruhig. »Das soll nicht heißen, dass es bei Kinderärzten keine Notfälle gibt, aber sie treten nicht täglich auf, zumal sich Eltern dann auch oft an Krankenhäuser und Kliniken wenden. Außerdem haben sich meine Pläne noch einmal ein bisschen geändert, das habe ich euch ja beim Essen erzählt.«

      »Aber du musst erst einmal eine Kinderärztin finden, mit der du gut zusammenarbeiten kannst.«

      »Das ist richtig, aber da bin ich eigentlich guten Mutes. Und ich habe es ja auch nicht eilig. Der Umbau wird ein paar Wochen in Anspruch nehmen, und ich werde in den nächsten Tagen Anzeigen schalten. Außerdem wäre es nicht schlimm, wenn ich zunächst allein anfinge, obwohl es mir anders natürlich lieber wäre.«

      Kaja setzte sich in einen Sessel. Es war offensichtlich, dass sie etwas auf dem Herzen hatte, aber nicht

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