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Bo­den, so konn­te das Ziel nur all­mäh­lich er­reicht wer­den, bald in Kämp­fen, bald mit Schmie­gen und Beu­gen. Lü­beck ließ sich, als Hein­rich der Löwe wäh­rend der Ab­we­sen­heit Bar­ba­ros­sas zu­rück­b­lieb, sei­ne Herr­schaft wie­der ge­fal­len und be­quem­te sich auch un­ter die Herr­schaft Kö­nig Wal­de­mars II. von Dä­ne­mark. Fried­rich II. war so sehr in ers­ter Li­nie Kö­nig von Ita­li­en, dass er der Aus­brei­tung der dä­ni­schen Macht im Nor­den des Rei­ches nicht nur nicht ent­ge­gen­trat, son­dern sich da­mit ein­ver­stan­den er­klär­te. Er trat dem dä­ni­schen Kö­nig das al­ler­dings von dem­sel­ben be­reits er­ober­te Nor­dal­bin­gi­en, die Lan­de jen­seits der Elbe und We­ser, ab, aus­drück­lich be­to­nend, kei­ner sei­ner Nach­fol­ger oder der Fürs­ten des Rö­mi­schen Rei­ches dür­fe we­gen die­ser Ge­bie­te, weil sie frü­her ein­mal dem Rö­mi­schen Rei­che un­ter­tä­nig ge­we­sen wä­ren, den »viel­lie­ben Herrn Kö­nig Wal­de­mar« be­un­ru­hi­gen. Die Wie­der­ge­win­nung die­ses so wich­ti­gen Küs­ten­lan­des ge­sch­ah ohne Fried­richs Zu­tun durch den Gra­fen Hein­rich von Schwe­rin, dem ein köst­li­cher Fang glück­te: er nahm den Dä­nen­kö­nig in sei­nem ei­ge­nen Land und Zelt ge­fan­gen. Die Schick­sals­gunst nütz­te Fried­rich aus, in­dem er als Be­din­gung von Wal­de­mars Be­frei­ung Rück­ga­be Nor­dal­bin­giens, ein un­ge­heu­e­res Lö­se­geld und den Va­sal­le­neid ver­lang­te; aber erst dem Gra­fen von Schwe­rin, dem be­herz­ten klei­nen Da­vid, ge­lang es, in den Schlach­ten bei Mölln und Born­hö­ve­de 1225 und 1227 den mäch­ti­gen Geg­ner zu be­sie­gen und das Land wirk­lich zu­rück­zu­er­obern, vom Her­zog von Sach­sen und Gra­fen von Schaum­burg un­ter­stützt. Lü­beck, das in der Schlacht bei Born­hö­ve­de, der Über­lie­fe­rung nach un­ter sei­nem Bür­ger­meis­ter Alex­an­der von Solt­we­del, tap­fer mit­kämpf­te, hat­te schon vor­her, so­wie es von den Dä­nen be­freit war, Ge­sand­te nach Ita­li­en an den Kai­ser ge­schickt, um sich die von Bar­ba­ros­sa ver­lie­he­nen Pri­vi­le­gi­en be­stä­ti­gen zu las­sen. Ver­mut­lich be­ra­ten von sei­nem Freun­de Her­mann von Salza, der die mäch­tig er­blü­hen­de Stadt am Bal­ti­schen Meer in sei­ne Ost­see­plä­ne ein­be­zog, un­ter­zeich­ne­te Fried­rich im Jah­re 1226 die kost­ba­re Ur­kun­de, die die Grund­la­ge von Lü­becks Reichs­frei­heit wur­de: Con­ce­di­mus fir­mi­ter sta­tu­en­tes ut pre­dik­ta ci­vi­tas Lu­bi­cien­sis li­be­ra sem­per sit – Wir ge­wäh­ren der Stadt Lü­beck, dass sie im­mer frei sei.

      Grund­sätz­lich be­güns­tigt hat kei­ner der Ho­hen­stau­fen die Städ­te, und das lag auch nicht in ih­rem In­ter­es­se. Ab­ge­se­hen da­von, dass die Städ­te da­mals erst auf­stre­ben­de Mäch­te wa­ren, muss­te der Kai­ser auf die Fürs­ten Rück­sicht neh­men, die sei­ne Wäh­ler wa­ren und die ihm die Mann­schaft für sei­ne Feld­zü­ge nach Ita­li­en lie­fer­ten. Er konn­te nicht wohl die Städ­te in ih­ren häu­fi­gen Kämp­fen ge­gen die Bi­schö­fe, wo sie meist dem Buch­sta­ben nach Re­bel­len wa­ren, un­ter­stüt­zen. Dazu kam, dass die Kai­ser selbst aus dem Fürs­ten­stan­de stamm­ten und in den Fürs­ten die Eben­bür­ti­gen sa­hen. Wenn sie auch ein­zel­ne hart be­kämpf­ten, so muss­ten sie doch ei­ner zu­stim­men­den Mehr­zahl ge­wiss sein, und auch der Be­kämpf­te und Ge­äch­te­te wur­de, so­wie er sich un­ter­warf, wie­der in Gna­den auf­ge­nom­men als ein Glei­cher. Wäh­rend Hein­rich VI. auf dem Wege war, das Kai­ser­tum erb­lich zu ma­chen, hat Fried­rich II. die Un­ab­hän­gig­keit der Fürs­ten ge­setz­lich ver­stärkt, die der Städ­te ge­min­dert. In den bi­schöf­li­chen Städ­ten ver­bot er den Bür­gern, einen Rat zu bil­den, und den Hand­wer­kern, sich in Ei­nun­gen zu­sam­men­zu­schlie­ßen, wor­auf die städ­ti­sche Selbst­stän­dig­keit zum größ­ten Teil be­ruh­te. Die des­po­tisch-zen­tra­lis­ti­sche Rich­tung, die der Kai­ser in Ita­li­en ver­folg­te, ließ er in Deutsch­land, so­weit es da mög­lich war, gleich­sam durch die Fürs­ten ver­tre­ten, was sich denn zwar auch ge­gen ihn selbst rich­ten muss­te; doch war er ein zu gu­ter Staats­mann, um nicht ge­le­gent­lich, wenn es nütz­lich schi­en, auch die Städ­te zu för­dern. Wöl­f­lin, sein großer Land­vogt im El­saß, hat dort ge­wiss nicht ohne sei­ne Bil­li­gung vie­le Städ­te, dar­un­ter Kol­mar und Schlett­stadt, ge­grün­det.

      Bis in die Zeit der Ho­hen­stau­fen war die Ge­schich­te der Deut­schen we­sent­lich eine Ge­schich­te des Adels. Der Kö­nig und sei­ne Um­ge­bung, die Fürs­ten, Gra­fen und Rit­ter, die Bi­schö­fe, Äbte, Mön­che und Non­nen ge­hör­ten dem Adel an. Von den Söh­nen und Töch­tern des Adels wur­de im­mer ein Teil ir­gend­ei­nem Be­ne­dik­ti­ner­klos­ter ge­lobt, und das Stan­des­be­wusst­sein hät­te nicht ge­lit­ten, dass sie in eine an­de­re als eben­bür­ti­ge Ge­sell­schaft ein­ge­tre­ten wä­ren. In man­chen Klös­tern, wie zum Bei­spiel in Sankt Em­meran, Ober­müns­ter und Nie­der­müns­ter zu Re­gens­burg, ge­hör­ten die Äbte und Äb­tis­sin­nen dem Reichs­fürs­ten­stan­de an.

      Die Päps­te ha­ben wohl ver­schie­dent­lich ge­gen die­se Aus­schließ­lich­keit ge­ei­fert, und ei­ni­ge Or­den, na­ment­lich die Cis­ter­zi­en­ser und Fran­zis­ka­ner, nicht deut­schen Ur­sprungs, ha­ben sie durch­bro­chen und ein de­mo­kra­ti­sches Ele­ment in die Kir­che ein­ge­führt. Aber sie führ­ten es nur in die Kir­che ein; in­ner­halb der Welt­lich­keit wa­ren es die Städ­te, durch die in die glanz­vol­le, schwert­klir­ren­de, er­ha­be­ne Ge­schich­te des deut­schen Adels eine neue Kraft ein­drang, die Frei­heit. Die Ad­li­gen wa­ren die Frei­en, Adel und Frei­heit fie­len zu­sam­men, sie brauch­ten die Frei­heit nicht zu be­to­nen, so ähn­lich, wie Ad­li­ge un­ter­ein­an­der den Adels­ti­tel weg­las­sen. Das be­wuss­te Er­le­ben der Frei­heit, die Frei­heit als Be­frei­ung, als Lo­sung, als Ide­al brach­te die Stadt. Nicht als ob nicht die Men­schen in der Stadt auch Deut­sche mit leb­haf­tem Stan­des­ge­fühl ge­we­sen wä­ren. Nie­mand dach­te an Gleich­heit. Die das städ­ti­sche Le­ben be­herr­schen­den Fa­mi­li­en wa­ren frei, rit­ter­bür­tig, ver­misch­ten sich nicht mit den Hand­wer­kern, die an der Re­gie­rung und Ver­wal­tung der Stadt kei­nen An­teil hat­ten. Die städ­ti­schen Han­dels­her­ren und Guts­be­sit­zer nah­men an den Tur­nie­ren der Rit­ter teil und gin­gen mit dem Lan­dadel ehe­li­che Ver­bin­dun­gen ein, wa­ren eben­so hoch­mü­tig wie je­ner, wenn auch, be­son­ders in spä­te­rer Zeit, zu­wei­len der Lan­dadel dem Stadt­a­del die Eben­bür­tig­keit ab­sprach. Trotz­dem bil­de­te sich in den Städ­ten all­mäh­lich ein neu­er Stand, eine neue Kul­tur, die von der ari­sto­kra­ti­schen und kle­ri­ka­len ver­schie­den wa­ren, der Stand und die Kul­tur des Bür­gers. In­so­fern Guts­be­sit­zer, Kauf­leu­te, Hand­wer­ker, Acker­bau­er eine Stadt be­wohn­ten, bil­de­ten sie eine Ge­mein­schaft, die eine ge­mein­sa­me Auf­ga­be hat­te, ihre Ar­beit, ein ge­mein­sa­mes In­ter­es­se, die Er­hal­tung von Frie­den und Recht, die ihre Ar­beit er­mög­lich­te, einen ge­mein­sa­men Ge­gen­satz ge­gen die Fürs­ten und den Adel, die Frie­den und Recht so häu­fig stör­ten. Wie auch der in den Städ­ten herr­schen­de Stand, den man spä­ter Pa­tri­zi­er nann­te, die Hand­wer­ker ver­ach­ten moch­te, Hand­werk und Han­del er­zeug­ten den Wohl­stand der Stadt durch Ar­beit. Das Selbst­ge­fühl des Bür­gers be­ruh­te nicht so sehr oder nicht al­lein auf dem Stan­des­be­wusst­sein und auf dem Schwert, son­dern auf der ei­ge­nen Kraft in der Ar­beit, im Werk. Dass Stadt­luft frei ma­che, konn­te man nicht nur sa­gen, weil der Hö­ri­ge, der in die Stadt zog, wenn er nach Ver­lauf ei­nes Jah­res von sei­nem Herrn nicht zu­rück­ge­for­dert war, frei wur­de, son­dern auch weil der Ge­dan­ke hier einen

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