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ab­ge­lehnt hat­te, den Ju­den das christ­li­che Be­kennt­nis auf­zu­zwin­gen, weil nie­mand wi­der sei­nen Wil­len zum Glau­ben ge­lan­ge, so er­laub­te ih­nen auch Gre­gor die un­ge­stör­te Aus­übung ih­rer Re­li­gi­on. Neue Sy­n­ago­gen zu er­bau­en ver­wehr­te er ih­nen al­ler­dings, wie die Kai­ser ge­tan hat­ten, nicht aber, die al­ten, bau­fäl­li­gen zu er­neu­ern. An Hand die­ser Be­stim­mun­gen fan­den die Ju­den bei den Päps­ten Schutz, wenn sie ih­res Glau­bens we­gen an­ge­grif­fen wur­den, eben­so im frän­ki­schen Rei­che bei Karl dem Gro­ßen und sei­nen Nach­fol­gern. Sie ge­nos­sen ein ho­hes Wer­geld und brauch­ten sich dem Got­tes­ur­teil nicht zu un­ter­wer­fen, es kam so­gar vor, dass sie christ­li­che Skla­ven hiel­ten. Karl der Kah­le hat­te einen jü­di­schen Leib­arzt; die schö­ne Be­ga­bung der Ju­den für die Heil­kunst, die so­wohl mit ih­rem Scharf­blick und ih­rer Gabe der Ein­füh­lung wie mit ih­rer warm­her­zi­gen Nei­gung zu hel­fen zu­sam­men­hän­gen mag, be­wirk­te je­der­zeit, dass ein­zel­nen Be­vor­zug­ten Ver­trau­ens­stel­lun­gen ein­ge­räumt wur­den. Der be­rühm­te Abt von Ful­da, Hra­ba­nus Mau­rus, un­ter des­sen schrof­fer Recht­gläu­big­keit der un­glück­li­che Mönch Gott­schalk so bit­ter zu lei­den hat­te, ver­schmäh­te es nicht, sich von ei­nem im Ge­setz er­fah­re­nen Ju­den über die Aus­le­gung bib­li­scher Bü­cher nach der mo­sa­i­schen Tra­di­ti­on un­ter­rich­ten zu las­sen. Die Be­stim­mung ei­ner Synode, wo­nach je­der, der aus Hass oder Hab­gier einen Hei­den er­schla­ge, als Mör­der be­trach­tet wer­den und Kir­chen­bu­ße leis­ten sol­le, wur­de von dem Abt Re­gi­no von Prüm auf die Ju­den aus­ge­dehnt. Eben­so nahm Bi­schof Burk­hard von Worms Be­stim­mun­gen zum Schut­ze der Ju­den in sei­ne be­rühm­te Ge­set­zes­samm­lung auf. Man be­trach­te­te die Ju­den nicht nur als das Volk, das Chris­tus ge­kreu­zigt hat­te, son­dern eben­so­wohl als das, des­sen Ge­schich­te im Al­ten Te­sta­ment auch für die Chris­ten die Hei­li­ge Ge­schich­te war und dem man, in Hin­blick auf sei­ne großen Pro­phe­ten und Leh­rer, eine be­son­de­re Weis­heit zu­schrieb. Die­sel­be un­be­fan­ge­ne Duld­sam­keit wie das ka­ro­lin­gi­sche Zeit­al­ter cha­rak­te­ri­siert das der Ot­to­nen. Der Freund, der Kai­ser Otto II. nach der un­glück­li­chen Schlacht bei Co­tro­ne in Sü­dita­li­en sein ei­ge­nes Pferd zur Flucht gab, der voll Sor­ge dem Flie­hen­den nach­blick­te und den, da die Schif­fer sich wei­ger­ten, den flüch­ti­gen Kai­ser auf­zu­neh­men, der Zu­rück­blei­ben­de trau­rig frag­te, was nun aus ihm wer­den sol­le, war ein Jude, na­mens Ca­lony­mus, der in Mainz zu Hau­se war und als ein wei­ser Rab­bi hoch in Ehren stand. Eine an­de­re Über­lie­fe­rung er­zählt, der Jude habe dem Kai­ser, des­sen Pferd stör­risch ge­we­sen sei, sein ei­ge­nes an­ge­bo­ten mit den Wor­ten: »Wenn sie mich tö­ten, den­ke an mei­ne Kin­der.« Tat­säch­lich gab es so­wohl in Mainz wie in Luc­ca eine jü­di­sche Fa­mi­lie na­mens Ca­lony­mus.

      Ab­ge­se­hen von ei­ner ein­ma­li­gen Ver­trei­bung aus Mainz durch Hein­rich II., ha­ben die Ju­den un­ter den säch­si­schen und sa­li­schen Kai­sern un­be­läs­tigt im Rei­che le­ben kön­nen. Kon­rad II. hat­te einen jü­di­schen Leib­arzt. Die ers­te große Ver­fol­gung brach­ten die Kreuz­zü­ge mit sich, durch die fa­na­ti­sier­te Mas­sen in Be­we­gung ge­setzt wur­den. Ein ge­le­gent­li­cher Auss­pruch, man sol­le doch die Fein­de Chris­ti im Lan­de be­kämp­fen, an­statt nach Pa­läs­ti­na zu rei­sen, wur­de wie­der­holt und fand Bei­fall in den un­te­ren Schich­ten des Vol­kes, vollends das Wort ei­nes an­ge­se­he­nen Füh­rers, des Her­zogs von Nie­der­loth­rin­gen, Gott­fried von Bouil­lon: er wol­le das Blut des Er­lö­sers am Blu­te Is­raels rä­chen und nichts üb­riglas­sen von al­len, die den Na­men der Ju­den trü­gen. Von den Ju­den­ge­mein­den in Frank­reich tra­fen War­nun­gen ein vor den auf­ge­reg­ten Scha­ren fran­zö­si­scher, eng­li­scher und loth­rin­gi­scher Kreuz­fah­rer, die von dort nach Deutsch­land vor­dran­gen, so­dass sich Ca­lony­mus, der Vor­ste­her der Ju­den­ge­mein­de in Mainz, mit der Bit­te um Schutz an Hein­rich IV. wen­de­te, der da­mals in Ita­li­en war. Dem Ge­such will­fah­rend, be­fahl der Kai­ser al­len Bi­schö­fen, Fürs­ten und Gra­fen des Reichs, auch Gott­fried von Bouil­lon, die Ju­den zu be­schüt­zen, ih­nen bei­zu­ste­hen und Zuf­lucht zu ge­wäh­ren, da­mit kei­ner sie an­rüh­re, ih­nen Bö­ses zu tun. Alle ge­horch­ten, ohne doch das na­hen­de Un­heil auf­hal­ten zu kön­nen. Die Ju­den fühl­ten sich of­fen­bar im Schut­ze des Kai­sers und in der durch­aus nicht un­freund­li­chen Ge­sin­nung der Bür­ger so si­cher, dass sie von der Wut des Über­falls wehr­los über­rascht wur­den. Es kam vor, dass Ju­den er­schla­gen wur­den, die fried­lich in ih­rem Wein­berg ar­bei­te­ten. In Spey­er al­ler­dings, wo die Kreuz­fah­rer zu­erst ein­bra­chen, ver­hin­der­te der Bi­schof Jo­han­nes, ein treu­er An­hän­ger des Kai­sers, durch stren­ges Ein­grei­fen großes Un­glück: den Bür­gern, die sich an den Ge­walt­ta­ten der Frem­den be­tei­ligt hat­ten, ließ er die Hän­de ab­hau­en. Nur elf Ju­den wur­den in Spey­er ge­tö­tet. In Worms da­ge­gen, wo der Bi­schof un­tä­tig blieb, sol­len an 800 nie­der­ge­macht sein, noch mehr in Mainz, wo Erz­bi­schof Ruthard eine nicht ganz auf­ge­klär­te, zwei­deu­ti­ge Rol­le spiel­te. Er ver­sprach de­nen, die dem Blut­ba­de ent­ron­nen wa­ren, dem Vor­ste­her Ca­lony­mus und 53 Ge­fähr­ten, Schutz in sei­ner Pfalz, woll­te aber nach­träg­lich sein ge­ge­be­nes Wort nur gel­ten las­sen, wenn sie sich tau­fen lie­ßen. Die Ju­den, ed­ler ge­sinnt als der Bi­schof, zo­gen vor zu ster­ben. In Köln ver­bar­gen sich die Ju­den in den Häu­sern ih­rer christ­li­chen Freun­de, ein Be­weis für das gute Ein­ver­neh­men zwi­schen Ju­den und Bür­gern, und er­hiel­ten da­durch ihr Le­ben, wäh­rend ihre Häu­ser ge­plün­dert wur­den. Um sie noch bes­ser schüt­zen zu kön­nen, brach­te sie dann der Erz­bi­schof in Bur­gen auf dem Lan­de un­ter; aber die­se au­gen­schein­lich in gu­ter Mei­nung voll­zo­ge­ne Maß­nah­me er­wies sich als un­glück­lich, denn ein Teil wur­de dort von den Ver­fol­gern auf­ge­spürt und ge­tö­tet. Dass die­ser An­griff auf die Ju­den nicht etwa durch Ab­nei­gung ge­gen die Ras­se, son­dern durch er­hitz­ten Glau­bensei­fer ver­ur­sacht war, geht dar­aus her­vor, dass den­je­ni­gen Ju­den, die sich tau­fen lie­ßen, nichts zu­lei­de ge­tan wur­de. Zum Glau­bens­hass kam die Rau­blust der ar­men und be­reits ver­wil­der­ten Ban­den; Rau­blust war ver­mut­lich auch die Trieb­fe­der der Stadt­be­woh­ner, die mit je­nen ge­mein­sa­me Sa­che mach­ten. Das wa­ren aber nur ein­zel­ne, im All­ge­mei­nen stan­den die Bür­ger wie die Fürs­ten auf sei­ten der An­ge­grif­fe­nen. Der Kai­ser ging so weit, den Ju­den zu ge­stat­ten, dass die Zwang­stau­fe, die an ver­schie­de­nen voll­zo­gen war, nicht gel­ten sol­le, son­dern dass sie wie­der nach dem Ge­setz le­ben dürf­ten, ein Zu­ge­ständ­nis, das den Papst er­zürn­te. Als Hein­rich ge­gen das Ende sei­nes Le­bens in Mainz einen Land­frie­den be­schwö­ren ließ, zähl­te er die Ju­den un­ter de­nen auf, die be­son­de­ren Schutz ge­nie­ßen soll­ten. Beim nächs­ten Kreuz­zug, den Bern­hard von Clair­vaux an­reg­te, ging die Ge­fahr für die Ju­den wie­der­um von den un­te­ren Schich­ten aus. Ein Mönch, na­mens Ra­dull, hetz­te zum Ju­den­mord auf und hät­te mit Hil­fe räu­be­ri­schen Pö­bels ein großes Blut­ver­gie­ßen an­ge­rich­tet, wenn ihm nicht Bern­hard ent­ge­gen­ge­tre­ten wäre. Er hielt auf­klä­ren­de Pre­dig­ten und er­ließ ein Rund­schrei­ben, in dem er aus­ein­an­der­setz­te, wie sich Chris­ten ge­gen Ju­den zu ver­hal­ten hät­ten. Man dür­fe, sag­te er, die Ju­den we­der tö­ten noch ver­trei­ben; denn, dies setz­te er aus ei­ge­ner Auf­fas­sung hin­zu, sie wür­den sich beim Her­an­na­hen

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