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Im Klos­ter soll­te ein Grund­ge­dan­ke des Chris­ten­tums ver­wirk­licht wer­den: die Aus­schal­tung des Pri­vatei­gen­tums. Auch nicht ein Buch, nicht einen Grif­fel soll­te der Mönch zu ei­gen be­sit­zen, al­len soll­te al­les ge­mein­sam sein. Die meis­ten Kir­chen­vä­ter stimm­ten dar­in über­ein, dass der Ge­mein­be­sitz gut, von der Na­tur und von Gott ge­wollt sei, dass die Hab­sucht der Men­schen das Son­de­rei­gen­tum ein­ge­führt habe. Da­mit hing das Ge­bot der Ehe­lo­sig­keit zu­sam­men, denn in der Fa­mi­lie bil­det sich die Nei­gung aus, Ver­mö­gen zu er­wer­ben und den Kin­dern zu ver­er­ben, wo­durch es der Ge­mein­de ent­zo­gen wird. Dem ger­ma­ni­schen Bau­er, be­son­ders dem säch­si­schen, der gern al­lein auf sei­nem Hof saß, war die kirch­li­che Leh­re von der Gü­ter­ge­mein­schaft durch­aus ent­ge­gen­ge­setzt. Auch wur­de das stren­ge Ge­bot im Klos­ter oft durch­bro­chen, da es im­mer sol­che gab, die et­was Ei­ge­nes zu ver­heim­li­chen wuss­ten, wor­über es dann zu häss­li­chen Zan­ke­rei­en kam. Al­lein wenn auch Heu­che­lei und Schwä­che das Vor­le­ben des christ­li­chen Ge­dan­kens trü­ben und die Un­mög­lich­keit, ihn rein zu ver­wirk­li­chen, be­wei­sen moch­ten, er leuch­te­te doch von die­ser Stät­te in die von Hab­gier zer­ris­se­ne Welt, einen Ha­fen al­len de­nen öff­nend, die ihm die­nen woll­ten. Hier in die­sem ge­hei­lig­ten Be­zirk soll­te das Gold nur dem Schmuck des Al­tars die­nen, die wei­ßen Hän­de des Mönchs soll­ten sich nie um eine er­raff­te Mün­ze schlie­ßen, nur sich öff­nen, um sie dem Be­dürf­ti­gen aus­zu­tei­len. Das zur Er­hal­tung des Le­bens Not­wen­di­ge war da, gab es et­was dar­über hin­aus, wur­de es mit Dank ge­nos­sen, aber im All­ge­mei­nen soll­te die Leh­re der Kir­chen­vä­ter gel­ten: wer et­was Über­flüs­si­ges hat, ent­zieht es dem Ar­men. Die Be­ga­bung soll­te in­ner­halb der Ge­mein­schaft zwar an­er­kannt und ge­pflegt wer­den und sich ent­fal­ten, aber kei­nen Vor­zug der Ehre oder der Ein­künf­te zur Fol­ge ha­ben. Alle stan­den un­ter glei­chem Ge­setz, wohn­ten gleich, nähr­ten und klei­de­ten sich gleich, ein­zig die Per­sön­lich­keit, de­ren Wur­zel sich mensch­li­chem Ein­griff ent­zieht, gött­li­che Prä­gung, die kein ir­di­scher De­spot ver­wi­schen kann, mach­te sich durch grö­ße­res Lie­ben und Ge­liebt­wer­den gel­tend, trotz al­ler Be­stim­mun­gen, die auch die Freun­des­lie­be ge­gen­über der Nächs­ten­lie­be be­schrän­ken soll­ten. So­weit es mensch­li­che Lei­den­schaft und mensch­li­che Schwä­che zu­las­sen, wur­de hier christ­li­che Brü­der­lich­keit ver­wirk­licht.

      Nicht im­mer er­tru­gen die jun­gen Män­ner die Ver­ge­wal­ti­gung, die ih­rer Na­tur durch das Mönch­tum an­ge­tan wur­de, gut­wil­lig. Oft wa­ren es sol­che, die schon als Kin­der durch Kränk­lich­keit, Zart­heit, Nei­gung zum be­schau­li­chen Le­ben, geis­ti­ge Be­ga­bung für die klös­ter­li­che Lauf­bahn vor­be­stimmt schie­nen; war das nicht der Fall, so muss­ten die ad­li­gen Kna­ben, de­ren Vä­ter und Brü­der das Schwert führ­ten, sich im Krie­ge aus­zeich­ne­ten, Aben­teu­er er­leb­ten, hart mit sich rin­gen, bis sie in­ne­ren Frie­den fan­den oder we­nigs­tens sich zu fü­gen lern­ten. Zwi­schen den Klos­ter­mau­ern ver­sieg­te man­che Trä­ne des Zorns, ver­hall­te man­cher Fluch der Verzweif­lung. Nur zu­fäl­lig ist uns das Schick­sal des jun­gen Gra­fen­soh­nes Wolo über­lie­fert, der, um von fer­ne die blau­en Ber­ge zu se­hen, dem Ver­bo­te trot­zend einen Turm be­stieg, stürz­te und das Ge­nick brach, im Ster­ben wohl das Ge­schick seg­nend, das ihn be­frei­te. Un­se­li­ger en­de­te der säch­si­sche Gra­fen­sohn Gott­schalk, der auf ei­nem Kon­zil in Mainz Ent­las­sung aus dem Klos­ter ver­lang­te, weil er des mön­chi­schen Le­bens über­drüs­sig ge­wor­den war. Das Kon­zil, dem er selbst sei­ne Sa­che vor­trug, war weit­her­zig ge­nug, sei­nem Ge­such ent­spre­chen zu wol­len, nicht so der Abt des Klos­ters Ful­da, dem er an­ge­hör­te, Hra­ba­nus Mau­rus. Der Mann, den die Mit- und Nach­welt we­gen sei­ner Kennt­nis­se und sei­ner Fröm­mig­keit be­wun­der­te, zeig­te sich Gott­schalk ge­gen­über bis zur Grau­sam­keit starr. Er focht das Ur­teil des Kon­zils an, in­dem er sich dar­auf be­rief, dass die Ge­lüb­de der El­tern, die Kin­der dem Klos­ter dar­bräch­ten, nicht ge­löst wer­den könn­ten. Um Gott­schalks Kla­ge über Frei­heits­be­rau­bung zu­rück­zu­wei­sen, sag­te er, man ver­lie­re sei­ne Frei­heit nicht, wenn man sich dem Diens­te Chris­ti wei­he, was Gott­schalk doch gar nicht ge­tan hat­te. Lud­wig der From­me gab, wie zu er­war­ten war, dem Abte nach, doch wur­de Gott­schalk ge­stat­tet, in ein an­de­res Klos­ter zu ge­hen, und er wähl­te Or­bais in der Di­öze­se Sois­sons. Mit der Hef­tig­keit ei­nes auf­ge­stau­ten Ta­ten­dran­ges ver­tief­te er sich in die Schrif­ten des hei­li­gen Au­gus­ti­nus und ent­deck­te die Leh­re von der Gna­den­wahl, die er kampf­lus­tig und trot­zig zu ver­brei­ten such­te als eine Wahr­heit, die die Kir­che der Chris­ten­heit vor­ent­hal­ten habe. Er über­zeug­te man­che, ge­wann nam­haf­te An­hän­ger; aber da sich zwei mäch­ti­ge Fein­de ge­gen ihn ver­bün­de­ten, sein al­ter Geg­ner, Hra­ba­nus Mau­rus, der in­zwi­schen Erz­bi­schof von Mainz ge­wor­den war, und der ge­walt­tä­ti­ge Hink­mar, Erz­bi­schof von Reims, bei­de star­ke Per­sön­lich­kei­ten, ge­lehrt und herrsch­süch­tig, un­ter­lag er. Durch Gei­ßel­hie­be zum Schwei­gen ge­bracht, ver­fiel er schließ­lich in Wahn­sinn. Dass die Leh­re von der Gna­den­wahl als ket­ze­risch ver­ur­teilt wur­de, ent­sprach dem klu­gen und mil­den Geist der ka­tho­li­schen Dog­ma­tik, die den Lai­en vor dem Gift all­zu tief boh­ren­der Ge­dan­ken be­wah­ren woll­te; den per­sön­li­chen Hass, der sich in der Art, wie man ihn be­han­del­te, er­weist, mag zu ei­nem Teil das stol­ze und recht­ha­be­ri­sche We­sen des Un­glück­li­chen, der um sei­ne Leh­re als um sei­ne Ra­che kämpf­te, ver­schul­det ha­ben.

      An­de­ren wur­de der Zwang zur Läu­te­rung, wie dem jun­gen Rhä­tier Vik­tor in Sankt Gal­len, der sehr ge­lehrt, aber auch an­ma­ßend und wi­der­spens­tig war, von sei­nen Fein­den ge­blen­det wur­de, dann als Leh­rer an die Schu­le des Bi­schofs von Straß­burg kam und im Rufe der Hei­lig­keit starb. Für die­je­ni­gen, die an­ge­bo­re­ne star­ke Kräf­te des Geis­tes und Ge­mü­tes nicht vom Ir­di­schen auf das Himm­li­sche über­tra­gen konn­ten, wur­de das Klos­ter zum Ge­fäng­nis; und als Ge­fäng­nis diente es auch ab­sicht­lich. Das war sei­ne düs­te­re, sei­ne un­heim­li­che Sei­te. Die Kö­ni­ge be­nutz­ten die Klös­ter, um ge­fähr­li­che Geg­ner, etwa An­füh­rer über­wun­de­ner Völ­ker oder Stäm­me oder Prä­ten­den­ten aus der ei­ge­nen Fa­mi­lie, Brü­der, na­tür­li­che Söh­ne, Nef­fen, ver­schwin­den zu­las­sen. So en­de­ten Thas­si­lo, der letz­te bay­ri­sche Her­zog aus der Dy­nas­tie der Agi­lol­fin­ger, im Klos­ter Lorsch, Kö­nig Lo­thar, der Sohn Lud­wigs des From­men, im Klos­ter Prüm in der Ei­fel.

      Übte das Klos­ter auf die Wi­der­stre­ben­den Ker­ker­druck aus, so konn­te es de­nen, die sich ein­ord­ne­ten, zum Pa­ra­die­se wer­den. Die re­gel­mä­ßi­ge Ein­tei­lung des Ta­ges und der Nacht, der Wech­sel zwi­schen Tä­tig­keit, be­schau­li­cher Be­trach­tung und Ge­spräch wirk­ten be­ru­hi­gend. Vor al­len Din­gen mil­der­te das trös­ten­de Wort des Freun­des auch herbs­tes Lei­den. Gab es nei­di­sche, ge­häs­si­ge, bös­ar­ti­ge Mön­che, so wa­ren doch auch sol­che da, die durch Güte Frie­den und durch Be­ga­bung Glanz über ihre Um­ge­bung aus­gos­sen. Dem Um­stän­de, dass Schwa­ben von je­her Dich­ter er­zeug­te, ist es zu ver­dan­ken, dass uns Kun­de denk­wür­di­ger Per­sön­lich­kei­ten über­lie­fert ist, die die Zier­de schwä­bi­scher Klös­ter wa­ren. In Sankt Gal­len leb­te Not­ker, der trotz sei­nes Zun­gen­feh­lers

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