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das hundertundfünfzig Pfund faßte. Das Faß und die kleinen Behälter verband ich in geeigneter Weise mit verdeckten Schnüren, und nachdem ich in einen der Behälter das Ende einer ungefähr vier Fuß langen Zündschnur eingeführt hatte, füllte ich das Loch auf und stellte das Faß darauf, indem ich das andere Ende der Zündschnur einen Zoll hervorlugen ließ, was aber bei dem Faß kaum zu sehen war. Dann schloß ich die übrigen Löcher und stellte die kleineren Fässer darüber.

      Außer den hier aufgezählten Gegenständen verbarg ich in dem Depot insgeheim auch einen verbesserten Grimmschen Apparat zur Verdichtung der atmosphärischen Luft. Ich fand jedoch, daß diese Maschine beträchtliche Abänderungen benötigte, ehe sie zu den von mir beabsichtigten Zwecken Verwendung finden konnte. Doch bei ernster Arbeit und unermüdlicher Ausdauer brachte ich schließlich alle meine Vorbereitungen zu einem guten Ende. Mein Ballon war bald fertig. Er sollte mehr als vierzigtausend Kubikfuß Gas fassen und sollte mich, nach meiner Berechnung, mit allen meinen Gerätschaften bequem emportragen – und, wenn ich es richtig anfing, mit hundertfünfundsiebzig Pfund Ballast obendrein. Er hatte drei Lacküberzüge erhalten, und ich fand den Kambrikmusselin in jeder Hinsicht der Seide gleichwertig, da er, wenngleich viel billiger, ebenso kräftig schien.

      Als nun alles fertig war, forderte ich von meiner Frau ein Verschwiegenheitsgelübde hinsichtlich aller meiner Maßnahmen seit dem Tage meines ersten Besuches in der Buchhändlerbude. Und indem ich meinerseits versprach, sobald es die Umstände erlauben würden, zurückzukehren, gab ich ihr das bißchen Geld, das ich noch übrig hatte, und sagte ihr Lebewohl. In der Tat, ich machte mir keine Sorge um sie. Sie war, was man so nennt, ein tüchtiges Weib und konnte ohne mich in der Welt vorankommen. Die Wahrheit zu sagen, glaube ich, daß sie mich immer als einen Tunichtgut betrachtete, als überflüssige Last – nur geeignet, Luftschlösser zu bauen, und daß sie im Grunde sich freute, mich loszuwerden. Es war eine finstere Nacht, als ich ihr Lebewohl sagte. Die drei Gläubiger, die mir soviel Schererei gemacht hatten, benutzte ich als Adjutanten und schleppte mit ihnen den Ballon nebst der Gondel und den Ausrüstungsgegenständen auf einem Umweg zu der Stelle, wo die andern Dinge lagerten. Wir fanden dort alles unversehrt, und ich machte mich sogleich an die Arbeit.

      Es war der erste April. Die Nacht war, wie ich schon sagte, stockfinster; nicht ein Stern ließ sich sehen, und ein feiner Regen, der in Unterbrechungen niederkam, machte es uns recht unbehaglich. Meine Hauptsorge aber blieb der Ballon, der trotz des schützenden Lacküberzugs durch die Feuchtigkeit immer schwerer wurde; auch das Pulver konnte leicht Schaden nehmen. Darum trieb ich meine drei Plagegeister zu größtem Fleiß an, ließ sie Eis um das mittlere Faß türmen und die Säure in den andern Fässern umrühren. Die drei ließen jedoch nicht nach, mich mit Fragen zu bestürmen, was ich mit diesem ganzen Apparat vorhabe, und äußerten große Unzufriedenheit ob der fürchterlichen Arbeit, die ich von ihnen verlangte. Sie könnten nicht einsehen (so sagten sie), warum sie sich bis auf die Haut durchnässen lassen müßten, solchen schauerlichen Hokuspokus mitzutun, bei dem ganz gewiß nichts Gutes herauskommen könne. Ich wurde unruhig und schaffte mit aller Macht voran; denn ich glaubte wirklich, die Dummköpfe nahmen an, ich hätte einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Ich war daher in großer Angst, sie könnten mich ganz und gar im Stich lassen. Es gelang mir jedoch, sie zu beruhigen, indem ich ihnen volle Begleichung sämtlicher Rechnungen in Aussicht stellte, sobald mein Geschäft hier glücklich beendet sei. Diesen Reden gaben sie natürlich ihre eigene Deutung; zweifellos aber glaubten sie daran, daß ich auf dem Wege sei, in den Besitz gewaltiger Schätze zu kommen. Und vorausgesetzt, daß ich ihnen alles zahlte, was ich schuldete, und in Anbetracht ihrer Hilfeleistung noch ein wenig mehr, war es ihnen im übrigen wohl sehr gleichgültig, was aus meiner Seele oder meinem Leichnam würde.

      Nach ungefähr vierundeinerhalben Stunde schien mir der Ballon genügend gefüllt. Ich befestigte daher an ihm die Gondel und lud alle meine Geräte hinein: ein Teleskop, ein Barometer mit einigen besonderen Vorrichtungen, ein Thermometer, ein Elektrometer, einen Kompaß, eine Magnetnadel, einen Sekundenzeiger, ein Sprachrohr und so weiter – auch eine luftleere und sorgsam mit einem Korken verschlossene Glaskugel; nicht zu vergessen den Kondensationsapparat, etwas ungelöschten Kalk, eine Stange Siegellack, einen reichlichen Wasservorrat und eine große Menge Proviant, wie zum Beispiel Preßfleisch, von dem schon eine verhältnismäßig geringe und wenig Raum beanspruchende Menge einen bedeutenden Nährwert darstellt. Auch brachte ich ein Taubenpärchen und eine Katze in der Gondel unter.

      Es war nun fast Tagesanbruch und daher hohe Zeit zur Abfahrt. Ich ließ wie zufällig eine brennende Zigarre zu Boden fallen, und während ich mich danach bückte, benutzte ich die Gelegenheit, heimlich die Zündschnur in Brand zu setzen, deren Ende, wie ich vorhin erwähnte, ein wenig unter dem unteren Rand eines der kleinen Fässer hervorsah. Dieser Vorgang blieb von meinen drei Bedrängern völlig unbemerkt; ich sprang in die Gondel, zerschnitt rasch das einzige Seil, das mich am Boden hielt, und sah erfreut, daß ich mit unerhörter Schnelligkeit aufwärts sauste und mit Leichtigkeit den hundertfünfzigpfündigen Ballast mitführte; ich hätte das doppelte Gewicht emportragen können. Als ich die Erde verließ, zeigte das Barometer dreißig Zoll und das hundertgradige Thermometer neunzehn Grad.

      Kaum hatte ich jedoch eine Höhe von fünfzig Ellen erreicht, als krachend und heulend ein fürchterlicher, wirbelnder Orkan von Feuer, Kies, brennendem Holz, glühendem Metall und zerstückelten Gliedmaßen hinter mir herjagte, daß mir das Herz im Leibe zitterte und ich in schauderndem Entsetzen auf den Boden der Gondel niederfiel. Ja, ich merkte nun, daß ich die Sache völlig übertrieben hatte und daß die Hauptfolgen der Explosion erst noch kommen würden. Es war auch noch keine Sekunde vergangen, als ich alles Blut zu den Schläfen strömen fühlte, und gleich darauf wurde die Nacht von einer Erschütterung zerrissen, als solle das Firmament auseinanderbersten.

      Als ich später Zeit zur Überlegung fand, verfehlte ich nicht, die außerordentliche Heftigkeit der Explosion, soweit ich selbst darunter zu leiden hatte, dem wahren Grund, nämlich dem Umstand zuzuschreiben, daß ich mich genau senkrecht über der Sprengstelle befand, also in der Linie der stärksten Wirkung. Damals aber dachte ich an nichts anderes als an die Rettung meines Lebens. Der Ballon klappte zuerst zusammen, dehnte sich dann gewaltig aus, wirbelte mit sinnverwirrender Schnelligkeit im Kreise herum und schwankte und taumelte derart, daß ich über den Rand der Gondel geschleudert wurde, wobei ich an einem Seilende von etwa drei Fuß Länge, das zufällig durch ein Loch im Weidenkorb heraushing und in dessen Schlinge mein rechter Fuß sich beim Sturz glücklicherweise verwickelte, in erschreckender Höhe mit dem Kopf nach unten hängen blieb. Es ist unmöglich – vollständig unmöglich –, eine auch nur annähernde Vorstellung von meiner grauenvollen Lage zu geben. Ich rang krampfhaft nach Atem – ein Schauer wie von Fieberfrost durchrann jeden Nerv und Muskel – ich fühlte, wie mir die Augen aus den Höhlen traten – fürchterliche Übelkeit erfaßte mich – und schließlich verlor ich in einer Ohnmacht alle Besinnung.

      Wie lange ich in diesem Zustand blieb, ist unmöglich zu sagen. Es muß jedoch beträchtlich lange gewesen sein, denn als ich allmählich wieder etwas zur Besinnung kam, war es bereits hell, der Ballon schwebte in gewaltiger Höhe über einer Meereswüste, und weit und breit bis an den fernen Horizont ließ sich nicht eine Spur von Land sehen. Ich empfand aber bei dieser Entdeckung durchaus nicht das Entsetzen, das man erwarten sollte. Ja, die ruhigen Betrachtungen, die ich über meine Lage anzustellen begann, hatten etwas von Irrsinn. Ich hob meine Hände, eine nach der andern, nahe an die Augen und fragte mich verwundert, woher das kommen könne, daß die Adern so geschwollen und die Fingernägel so schwarz waren. Ich untersuchte gründlich meinen Kopf, indem ich ihn wiederholt schüttelte und eingehend abtastete, und ich kam zu der befriedigenden Überzeugung, daß er nicht, wie ich beinahe angenommen hatte, größer als mein Ballon war. Dann griff ich nach alter Gewohnheit in meine Hosentaschen, und als ich darin mein kleines Notizbuch und das Zahnstocherdöschen vermißte, versuchte ich, eine Erklärung für ihr Verschwinden zu finden, und fühlte mich unsäglich bekümmert, als mir das nicht gelingen wollte. Jetzt geschah es, daß ich in meinem rechten Fußgelenk ein großes Unbehagen spürte, und ein schwaches Bewußtsein meiner Lage dämmerte in mir auf. Doch, sonderbar! Ich war weder erstaunt noch entsetzt. Wenn ich überhaupt eine Gemütsregung empfand, war es nur eine kichernde Befriedigung über die Geschicklichkeit, die ich nunmehr entfalten würde, um mich aus der Schwierigkeit zu befreien, und nicht einen Augenblick zog ich

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