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steht,

       Ihm bleibt nicht Blatt noch Borke.

       So geht es dem Mann, den Niemand mag:

       Was soll er länger leben?

      50

      Heißer brennt als Feuer der Bösen

       Freundschaft fünf Tage lang;

       Doch sicher am sechsten ist sie erstickt

       Und alle Lieb erloschen.

       51

      Die Gabe muß nicht immer groß sein:

       Oft erwirbt man mit Wenigem Lob.

       Ein halbes Brot, eine Neig im Becher

       Gewann mir wohl den Gesellen.

       52

      Wie Körner im Sand klein an Verstand

       Ist kleiner Seelen Sinn.

       Ungleich ist der Menschen Einsicht,

       Zwei Hälften hat die Welt.

      53

      Der Mann muß mäßig weise sein,

       Doch nicht allzuweise.

       Das schönste Leben ist dem beschieden,

       Der recht weiß was er weiß.

      54

      Der Mann muß mäßig weise sein,

       Doch nicht allzuweise.

       Des Weisen Herz erheitert sich selten

       Wenn er zu weise wird.

      55

      Der Mann muß mäßig weise sein,

       Doch nicht allzuweise.

       Sein Schicksal kenne Keiner voraus,

       So bleibt der Sinn ihm sorgenfrei.

       56

      Brand entbrennt an Brand bis er zu Ende brennt,

       Flamme belebt sich an Flamme.

       Der Mann wird durch den Mann der Rede mächtig:

       Im Verborgnen bleibt er blöde.

      57

      Früh aufstehen soll wer den Andern sinnt

       Um Haupt und Habe zu bringen:

       Dem schlummernden Wolf glückt selten ein Fang,

       Noch schlafendem Mann ein Sieg.

      58

      Früh ausstehen soll wer wenig Arbeiter hat,

       Und schaun nach seinem Werke.

       Manches versäumt wer den Morgen verschläft:

       Dem Raschen gehört der Reichtum halb.

      59

      Dürrer Scheite und deckender Schindeln

       Weiß der Mann das Maß,

       Und all des Holzes, womit er ausreicht

       Während der Jahreswende.

      60

      Rein und gesättigt reit zur Versammlung

       Um schönes Kleid unbekümmert.

       Der Schuh und der Hosen schäme sich Niemand,

       Noch des Hengstes, hat er nicht guten.

      61

      Zu sagen und zu fragen verstehe Jeder,

       Der nicht dumm will dünken.

       Nur Einem vertrau er, nicht auch dem Andern;

       Wißens dreie, so weiß es die Welt.

      62

      Verlangend lechzt eh er landen mag

       Der Aar auf der ewigen See.

       So geht es dem Mann in der Menge des Volks,

       Der keinen Anwalt antrifft.

      63

      Der Macht muß der Mann, wenn er klug ist,

       Sich mit Bedacht bedienen,

       Denn bald wird er finden, wenn er sich Feinde macht,

       Daß dem Starken ein Stärkrer lebt.

      64

      Umsichtig und verschwiegen sei ein Jeder

       Und im Zutraun zaghaft.

       Worte, die Andern anvertraut wurden,

       Büßt man oft bitter.

      65

      An manchen Ort kam ich allzufrüh;

       Allzuspät an andern.

       Bald war getrunken das Bier, bald zu frisch;

       Unlieber kommt immer zur Unzeit.

       66

      Hier und dort hätte mir Labung gewinkt,

       Wenn ich des bedurfte.

       Zwei Schinken noch hingen in des Freundes Halle,

       Wo ich Einen schon geschmaust.

      * *

      *

       67

      Feuer ist das Beste dem Erdgebornen,

       Und der Sonne Schein;

       Nur sei Gesundheit ihm nicht versagt

       Und lasterlos zu leben.

      68

      Ganz unglücklich ist Niemand, ist er gleich nicht gesund:

       Einer hat an Söhnen Segen,

       Einer an Freunden, Einer an vielem Gut,

       Einer an trefflichem Thun.

      69

      Leben ist beßer, auch Leben in Armut:

       Der Lebende kommt noch zur Kuh.

       Feuer sah ich des Reichen Reichtümer freßen,

       Und der Tod stand vor der Thür.

      70

      Der Hinkende reite, der Handlose hüte,

       Der Taube taugt noch zur Tapferkeit.

       Blind sein ist beßer als verbrannt werden:

       Der Todte nützt zu nichts mehr.

      71

      Ein Sohn ist beßer, ob spät geboren

       Nach des Vaters Hinfahrt.

       Bautasteine stehn am Wege selten,

       Wenn sie der Freund dem Freund nicht setzt.

      72

      Zweie gehören zusammen und doch schlägt die Zunge das Haupt.

       Unter jedem Gewand erwart ich eine Faust.

      73

      Der Nacht freut sich wer des Vorraths gewiss ist,

       Doch herb ist die Herbstnacht.

       Fünfmal wittert es in fünf Tagen:

       Wie viel mehr im Monat!

      74

      Wer wenig weiß, der weiß auch nicht,

       Daß Einen oft der Reichtum äfft;

       Einer ist reich, ein Andrer arm:

       Den soll Niemand narren.

      75

      Das Vieh stirbt, die Freunde sterben,

       Endlich stirbt man selbst;

       Doch nimmer mag ihm der Nachruhm sterben,

       Welcher sich guten gewann.

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