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sogar beim Diabetes Mellitus. Fettleibigkeit gefährdet den Körper auf jeden Fall erheblich: Durch hohen Blutzucker, bedingt durch Diabetes, oder auch durch hohe Blutfettwerte, kann eine nicht-alkoholische Steatohepatitis entstehen. Dieses sogenannte „NASH-Syndrom“ hat mittlerweile die gleiche Prognose, was die Entwicklung einer Leberzirrhose oder eines bösartigen Lebertumors betrifft, wie eine chronische Hepatitis B oder C. Dem Patienten kann hier nur eine drastische Gewichtsreduktion helfen.

      Dann gibt es noch das sogenannte „metabolische Syndrom“: Der Patient leidet da für gewöhnlich an starkem Übergewicht, wobei dies nicht an einem absoluten Wert festgemacht werden kann, arterieller Hypertonie (Bluthochdruck), Diabetes Mellitus und erhöhten Blutfettwerten. Bei dieser Hyperlipidämie sind die Triglyceride und die LDL-Cholesterin-Werte[10] im Blut erhöht und die HDL-Werte[11] erniedrigt. Auch eine Hyperurikämie kann auftreten, bei der die Harnsäurewerte im Blut erhöht sind. Die Betroffenen sind besonders gefährdet für kardiovaskuläre Erkrankungen. Sie haben aber auch ein erhöhtes Risiko ein Malignom (einen bösartigen Tumor) zu entwickeln. Bei Männern tritt häufig auch das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom auf, bei dem es immer wieder zu Atempausen während des Schlafs kommt, wodurch sich der Sauerstoffgehalt im Blut vermindert und der Kohlenstoffdioxidgehalt im Blut ansteigt. Die Folgen reichen von Tagesmüdigkeit über Depressionen, bis hin zu Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen bei lang anhaltender Unterversorgung mit Sauerstoff.

      Wie hängen Diabetes und Gewichtszunahme zusammen?

      Der Zucker beim Diabetes Mellitus führt zu einer Hyperinsulinämie: Der Insulinpegel im Blut ist zu hoch. Insulin ist das stärkste appetitanregende Hormon, das wir im Körper haben, deswegen führt es immer zur weiteren Gewichtszunahme und so ist das ein Teufelskreis.

      Welche Krankheiten werden durch Übergewicht begünstigt? Welche treten gehäuft bei Übergewichtigen auf? Und welche verlaufen bei Übergewichtigen schwerer?

      Übergewicht ist ein wesentlicher Faktor für das weitere Fortschreiten von Krankheiten. Nehmen wir einmal den Diabetes Mellitus als Beispiel: Manche Patienten erkranken, weil sie übergewichtig sind. Sie würden vielleicht erst im Alter an Diabetes erkranken. Wenn sie aber sehr übergewichtig sind, bekommen sie ihn schon früher – mit 30 oder 40 Jahren. Das Übergewicht verschlechtert auch die Zuckerwerte an sich und macht die Diabeteseinstellung schwieriger. Ein dünner Diabetiker ist daher immer leichter zu behandeln als ein dicker Diabetiker. Durch Zucker lässt sich auch Bluthochdruck sehr viel schlechter und schwieriger einstellen. Diabetes kann dann schließlich eine Kettenreaktion im Körper auslösen: Die Gefäße können verkalken, wodurch wiederum ein Herzinfarkt oder ein Hirnschlag ausgelöst werden kann. Auch das Schlafapnoe-Syndrom verstärkt sich mit jedem Kilo.

      Ein Problem stellt auch die Belastung des Körpers durch Übergewicht dar: Der Mensch muss mit seinem Stützapparat, also Knochen, Muskeln, Sehnen und Bändern, die beim Mann für etwa 80 Kilo, bei der Frau für etwa 60 Kilo ausgelegt sind, das Übergewicht tragen. Bei sehr übergewichtigen Menschen sind oft kaputte Kniegelenke die Folge, weil das hohe Gewicht Knochen und Gelenke schneller abnutzt. Übergewichtige haben auch ein erhöhtes Risiko, an Osteoporose, einer Form der Knochenerweichung, zu erkranken.

      Bei welchen Krankheiten ist Übergewicht bei der Genesung hinderlich?

      Eigentlich bei allen. Dicke Patienten sind sehr viel schwieriger zu operieren: Das Risiko bei der Operation und bei der Narkose ist aufgrund der Begleiterkrankungen höher und die Wundheilung ist schlechter. Bei einer neuen Hüfte zum Beispiel ist ein Patient mit 70 Kilo leichter zu rehabilitieren wie ein gleich großer Patient mit 120 Kilo. Das Übergewicht ist für alle Genesungen letztendlich von Nachteil.

      In welchem Zusammenhang stehen Übergewicht und Bluthochdruck?

      Jeder vierte Mitteleuropäer hat die genetische Disposition für eine arterielle Hypertonie (zu hoher Blutdruck) und jeder zweite über fünfzig leidet bereits darunter. Bei dicken Menschen ist die Gefahr größer, dass sie letztendlich tatsächlich einen zu hohen Blutdruck bekommen. Übergewicht allein ist allerdings nicht für den hohen Blutdruck verantwortlich, es gibt auch dicke Menschen mit einem normalen Blutdruck. Diabetes korreliert viel stärker mit Übergewicht als Bluthochdruck.

      Was sind die Auswirkungen der „Hyperlipidämie“ genannten Fettstoffwechselstörung?

      Es muss differenziert werden zwischen erstens einer reinen Hypertriglyzeridämie (erhöhter Wert von Triglyceriden), zweitens einer reinen Hypercholesterinämie (erhöhte Cholesterinwerte) und drittens einer gemischten Hyperlipidämie. Alle Formen lassen sich hauptsächlich auf genetische Ursachen zurückführen; der Patient muss die Anlage dazu haben. Die Folgen bei einer Hypercholesterinämie sind eine Arteriosklerose, also Kalk- und Plaqueablagerungen in den Gefäßen. Mögliche Folgen davon sind Schlaganfall und Herzinfarkt. Die reine Hypertriglyzeridämie ist weniger atherogen, sie allein hat weniger Gefäßablagerungen zur Folge als die beiden anderen Formen, führt aber vermehrt zu einer Fettleber.

      Wie erleben Sie die Patienten in Ihrer Praxis?

      Manche übergewichtige Patienten geben ungern zu, dass sie für das Übergewicht auch mitverantwortlich sind. Oft sagen sie: „Ich esse doch so wenig“, greifen dann aber bei der Torte beherzt zu. Solche Patienten betrügen den Arzt und auch sich selbst. Manche Patienten nehmen jedoch unabsichtlich zu viele Kalorien zu sich, meist in flüssiger Form, zum Beispiel mit stark zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken oder flüssiger Sahne im Kaffee.

      Ist der Körper nach vielen Diäten und dem Jo-Jo-Effekt danach permanent auf „Hungersnot-Kalorienbunkern“ eingestellt? Oder normalisiert sich der Verbrauch nach einer Weile wieder? Wie lange dauert es, bis sich der Körper an ein bestimmtes Essverhalten gewöhnt?

      Das ist schwer zu beantworten, weil ich als Arzt nicht weiß, was die Patienten wirklich essen und wie viele Kalorien sie aufnehmen. Wenn der Jo-Jo-Effekt auftritt, ist auch die Dauermotivation nicht gegeben und das ist ein großes Problem. Wenn sich im Gespräch zwischen Arzt und Patient zeigt, dass der Patient nicht bereit ist, seine Ernährung umzustellen und Bewegung in seinen Alltag zu integrieren, macht eines allein auf die Dauer keinen Sinn. Es geht nur mit beidem! Nehmen wir zum Beispiel einen Menschen, der seine normalen 80 Kilo hat und einen anderen Menschen, der von 120 auf 80 Kilo abgenommen hat. Der zweite, will er sein niedrigeres Gewicht halten, darf nur 85 Prozent der Kalorien, die der erste zu sich nimmt, verstoffwechseln. In diese Falle tappen viele Diäthaltende: Sie müssten für immer 15 Prozent weniger essen als ein niemals dick gewesener Mensch mit gleichen Körpermaßen, um ihr neues Gewicht zu halten.

      Wenn man über eine lange Zeit große Mengen an Nahrung zu sich genommen hat, dehnt sich der Magen aus. Wenn man die Nahrungsmenge verringert, verkleinert sich dann nach einer Weile das Fassungsvermögen des Magens wieder?

      Ja, das ist so. Bei sehr dicken Menschen tritt auch eine starke Magendehnung auf. Der Magen kann aber durch eine Verringerung des Nahrungsvolumens wieder auf Normalgröße zurückschrumpfen.

      Wie kann ich unterscheiden, ob mein dicker Bauch auf viszerales Fett, welches sich an den Eingeweiden befindet und als gesundheitlich bedenklicher gilt oder auf subkutanes Fett, die Vorratsschicht direkt unter der Haut, zurückzuführen ist? Kann mein Bauch aufgrund bestimmter Nahrungsmittel auch nur aufgebläht sein?

      Ein Blähbauch fühlt sich härter als Fett an und ist oft auch schmerzhaft. Das subkutane Fett spürt man, man kann es sozusagen „in die Hand nehmen“. Es hat eine Korrelation mit dem viszeralen Fett: Je mehr Bauchfett, desto höher auch der Anteil an viszeralem Fett. Für aufgeblähte Bäuche gibt es mehrere mögliche Ursachen, das kann auch bei sonst schlanken Menschen auftreten. Häufige Auslöser sind Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, bakterielle Fehlbesiedelung des Dünndarms, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, zum Beispiel von Fruchtzucker oder Milchzucker. Auch Lamblien, also einzellige Parasiten im Dünndarm, können verantwortlich sein. Ein Blähbauch hat aber mit viszeralem Fett nichts zu tun.

      Kann man den Fettstoffwechsel beschleunigen oder begünstigen?

      Nein. Der Fettstoffwechsel ist genetisch bedingt. Man kann den Triglyzeridwert durch eine fettarme Diät etwas beeinflussen, aber

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