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sorgte dafür, dass weder sein Vater noch Hanna viel Zeit hatten, nachzudenken. Er genoss es sichtlich, dass er von beiden an diesem Tag besonders verwöhnt und umsorgt wurde.

      Während Hanna es übernahm, für die etwas verspätete Mittagsmahlzeit zu sorgen, verließ Knut das Häuschen für kurze Zeit, um noch eine Flasche guten Wein zu besorgen.

      »Kochst du in deiner Klinik auch immer für die kranken Kinder das Mittagessen, Tante Hanna? Ich war noch nie in einer Klinik.«

      »Nein, Sven, in der Klinik haben wir eine Köchin und noch einige Frauen und Mädchen, die der Köchin in der Küche helfen. Ich bin für die kranken Kinder da. Wenn ich kann, mache ich sie gesund. Natürlich nicht allein. Bei uns in Birkenhain gibt es außer mir auch noch andere Ärzte und Ärztinnen. Mein Bruder ist auch Doktor und macht kranke Kinder gesund. Dich werden wir auch gesund machen, wenn du zu uns kommst.«

      »Du bist lieb, Tante Hanna. So lieb wie eine Mutti. Ich mag dich sehr, ich hab dich ganz doll lieb.«

      »Ich hab dich auch lieb, Sven. Aber jetzt muss ich mich ein wenig beeilen, damit ich das Mittagessen fertig bekomme. Sonst kommt dein Vati gleich zurück, und ich bin noch nicht so weit. Ein paar Minuten musst du dich jetzt allein beschäftigen. Nach dem Essen stellen wir dann einen Liegestuhl draußen auf, damit du heute noch ein wenig an die Luft kommst. Nicht wahr, du bist jetzt ganz brav.«

      Bis Knut zurückkam, war Hanna aber doch mit dem Essen fertig.

      Den Rest des Nachmittags verbrachten sie mit Sven vor dem Haus, in dem kleinen Gärtchen, der Junge bequem in einem Liegestuhl und Knut und Hanna bei einem Glas Wein.

      Als Hanna sich dann am Abend von beiden verabschiedete, gab es bei Sven reichlich Tränen. Weinend klammerte er sich an ihr fest und stammelte: »Ich will nicht fort, ich will noch bei dir bleiben, ich hab dich doch lieb.«

      »Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich auch lieb habe, Sven. Aber du musst jetzt ganz vernünftig sein. Eine Woche geht rasch vorüber. Dann sehen wir uns jeden Tag. Heute ist es für dich schon spät genug, du musst jetzt schlafen.«

      »Dann bring du mich hinauf ins Bett und sag mir dort gute Nacht, Tante Hanna.«

      Hanna sah Knut kurz an, der zustimmend nickte, und Hanna brachte den Jungen hinauf in die kleine Schlafkammer.

      Mit einem sanften Kuss auf seine Stirn verabschiedete sie sich dann endgültig von ihm. Als sie sich aufrichten wollte, umschlangen Svens Arme ihren Hals, und leise kam es von seinen Lippen: »Ich hab dich lieb, Tante Hanna. Es wäre so schön, wenn du immer bei mir sein könntest.«

      Hanna war über die letzten Worte des Achtjährigen sehr gerührt. Es zeigte ihr aber auch, wie sehr sich das Bubenherz nach der Liebe und Zärtlichkeit einer Mutter sehnte. Wie sehr musste er die Mutter vermissen.

      »Bald sehen wir uns ja wieder, Sven«, antwortete sie nur weich, dann ging sie rasch wieder hinunter.

      Als sie sich kurz darauf auch von Knut verabschiedete, hielt dieser ihre Hand ein wenig länger fest. Mit einem Blick, der ihr Herz heimlich vor Glückseligkeit erzittern ließ, sagte er: »Schade, dass die schönen Tage schon vorüber sind, Hanna. Aber ich freue mich schon jetzt auf unser Wiedersehen, wenn ich in gut einer Woche meinen Jungen zu Ihnen nach Birkenhain bringen werde.«

      »Ich freue mich auch, Knut«, entgegnete Hanna leise. Hastig befreite sie sich aus seinem Griff und eilte, ohne sich noch einmal nach ihm umzusehen, davon. So sah sie auch nicht das glückliche Lächeln auf seinem Gesicht.

      *

      Gut erholt und strahlender Laune kehrte Hanna eine Woche später nach Ögela zurück.

      Kay, der sie empfing, sah sie prüfend an und sagte lächelnd zu ihr: »Ich freue mich, dich so gesund und erholt zu sehen, Hanna. Du schaust geradezu blendend aus. Willkommen daheim.«

      »Ich bin auch froh, endlich wieder daheim zu sein. Jetzt bin ich wieder voll da. Es war sehr schön dort im Schwarzwald, aber meine Arbeit und unsere Klinik habe ich doch irgendwie vermisst.«

      »Heute ruhst du dich noch von der langen Fahrt aus. Wenn du willst, kannst du ja morgen wieder mit deiner Arbeit beginnen. Ich werde versuchen, mich heute etwas eher freizumachen, dann kannst du mir ein wenig vom Schwarzwald erzählen. Du hast ja während der vergangenen Wochen nicht gerade viel von dir hören lassen.«

      Als Hanna dann am Abend von ihrem Erholungsurlaub berichtete, hörte Kay, der seine Schwester nur zu gut kannte, zwischen ihren Worten auch noch etwas anderes heraus. Als sie ihm von Knut Berkel und seinem kranken Jungen erzählte, sagte er lächelnd: »Du hast es also nicht lassen können, du musstest auch im Urlaub die Samariterin sein. Geht es dem Jungen denn inzwischen besser?«

      »Nein, Kay, viel konnte ich ja nicht für ihn tun. Sein Vater wird ihn wohl in den nächsten Tagen zu uns nach Birkenhain bringen. Das scheint mir ein Fall für unseren Dr. Dornbach zu werden. Der Junge ist ein netter und lieber Kerl, und auch der Vater, Herr Berkel, ist ein sehr sympathischer Mann. Er wird dir gefallen.«

      Unbewusst leuchteten Hannas Augen auf, und Kay sah es. Da auch in ihren Worten etwas Erwartungsvolles mitklang, dachte er bei sich: Ich glaube gar, meine kleine Schwester hat sich im Schwarzwald verliebt. Er traf mit seinen Gedanken damit genau ins Schwarze. Mit einem Lächeln voller Verständnis sagte er jedoch: »Ich glaube, für heute haben wir genug geredet, Hanna. Ich bin dafür, dass wir jetzt beide schlafen gehen. Du hast eine lange und anstrengende Fahrt hinter dir, und mein Tag war auch nicht gerade leicht heute. Morgen erzählst du mir mehr, denn ich muss gestehen, dass du mich neugierig auf unseren neuen Patienten und seinen Vater gemacht hast.«

      Da Hanna nun auch die Müdigkeit spürte, die langsam in ihr hochkroch, war sie sofort einverstanden.

      Das Gesicht des heimlich geliebten Mannes tauchte vor ihrem inneren Auge auf, und ein zärtliches Lächeln, von Kay mit heimlichem Staunen wahrgenommen, umspielte dabei ihre Lippen. Auf den Mann, der diese Veränderung in seiner sonst immer so nüchternen Schwester zustande gebracht hatte, war er wirklich neugierig geworden. Trotzdem vermied er es, Fragen in eine bestimmte Richtung zu stellen. Er kannte Hanna so gut, dass er wusste, sie würde von sich aus darauf zu sprechen kommen, wenn es etwas zu sagen gab.

      Es blieb Kay auch am nächsten Tag nicht verborgen, dass Hanna voll heimlicher Erwartung war. Ein paar Mal ertappte er sie dabei, wie sie nur still dasaß, ein verträumtes, ja, glückliches Lächeln auf den Lippen. Auch lief sie immer wieder zum Fenster, um hinauszusehen, wenn ein Wagen vorfuhr. Und immer las er in ihrem Gesicht die Enttäuschung, wenn es nicht der war, den Hanna anscheinend erwartete.

      Am Abend, es war wieder eine stille Stunde oben in ihrer gemütlichen kleinen Giebelturmwohnung, sagte Kay: »Dieser Herr Berkel hat es sich sicher überlegt und seinen Jungen in eine Klinik in der Nähe seines Wohnortes gebracht.«

      »Das hat er nicht, Kay, ich weiß es. Ich muss dir dazu ein wenig mehr erzählen. Weißt du, der Junge, Sven, ist mir sehr ans Herz gewachsen. Seine Mutter hat ihn und seinen Vater vor einiger Zeit verlassen. Der Junge leidet wohl unter dem Verlust und hat mich während der Wochen im Schwarzwald sehr in sein Herz geschlossen. Ich vermisse ihn, dabei habe ich ihn jetzt erst gut eine Woche nicht gesehen.«

      »Der Junge oder seinen Vater, Hanna?«

      »Ich will dir gegenüber ehrlich sein, Kay. Du bist mein Bruder, du wirst mich verstehen. Ich vermisse beide. Den Jungen und den Vater. Bitte, lach mich jetzt nicht aus, wenn ich dir sage, dass ich mich richtig verliebt habe. Mehr noch, ich liebe Knut Berkel. Dass es mich so trifft, hätte ich vor einigen Wochen für unmöglich gehalten.« Eine dunkle Röte stieg Hanna bei ihren Worten bis in die Stirn hinauf. Etwas unsicher sah sie Kay an.

      »Verstehst du nun, dass ich sicher bin, dass Knut Berkel seinen Jungen ganz bestimmt in die Klinik bringen wird?«

      »Ich verstehe dich schon, Hanna, aber wie sieht es mit seinen Gefühlen für dich aus? Ich möchte nicht, dass du enttäuscht wirst«, entgegnete Kay mit einem verständnisvollen Lächeln.

      »Ich glaube, er erwidert meine Gefühle, Kay.«

      »Du glaubst,

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