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— nachts — in der Pompadour-Diele — pachten können — na — da gingst du ja in die Lüfte vor Eifersucht! Ja — wenn man so eifersüchtig ist, muss man doch auch ’was dafür bieten . . . Aber Eifersucht bei Wasser und Brot — na — ich danke . . .“

      „Ich hab’ dich sehr lieb gehabt — damals — Hansine . .“

      „Hoffentlich, Götz! Aber was half denn das? Ich konnt’ mich ja nicht rühren — neben dir . . Hände und Füsse waren einem gebunden! Ich hatte — sei nicht böse . . . Kellner . . nehmen Sie ’mal das da weg . . Ich hatte das Gefühl, als ob einer, der schwimmen kann, von einem, der nicht schwimmen kann, umfasst wird und mit in die Tiefe gezogen! Und ich wollte doch oben bleiben! Mit wenig über zwanzig! Das ist doch menschlich!“

      „. . Nun sag’ ’mal ehrlich, Hansine: Du bist ja sehr hübsch! . . . Aber im übrigen: hast du da nicht doch recht . . . recht überschätzt, was du bist und kannst .?“

      „Gott . . . das war doch damals . . . da war ich noch dumm . . . Kellner, zahlen! . . behalten Sie den Rest! . . Da bildete ich mir vielleicht allerdings einige Schwachheiten ein, . . . von denen ich jetzt allmählich kuriert bin . . . . Aber das ist ja nun einmal alles geschehen . . . .“

      „Kurz und gut,“ sagte Götz Billing . . . „du warst ein bunter Vogel, und ich war dein Ring am Bein, und die Ehe war der Käfig . . . und du flogst eines schönen Tages davon . . in die weite Welt — um selber dein Glück zu suchen . . . . Hansine: hast du’s gefunden?“

      „. . . Wann fangen wir doch morgen im Atelier an? . . Um neun?“

      „Du hast recht! Ich will dich jetzt nicht mit Fragen quälen! Du erzählst mir später einmal, wie es dir gegangen ist, seit wir uns nicht mehr gesehen haben!“

      „Wie ’ner Lumpenprinzessin!“ Die hübsche Peternell stand auf. „Und du solltest deinem Schöpfer danken, dass ich dich damals von mir befreit hab’! Wie du mich los warst, wurdest du über Nacht ein grosser Mann! Da haben sie dich als Regisseur entdeckt!“

      „Vielleicht kommt jetzt auch deine Zeit!“

      „Herrgott ja!“ Hansine Peternell klatschte plötzlich jauchzend in die Hände und machte einen Wirbelsprung durch die Luft. Der Kellner sah schlafmützig zu. Ihn wunderte nichts mehr beim Film. „Ich hab’ ja ’ne Rolle! Das hatt’ ich doch eben total verschwitzt! . . Ich geh’ hoch! . . Hurra . . Ach — nimm dich doch ja bei den Aufnahmen zusammen!“

      „Tu’ du das lieber!“

      „Ich meine bei meinen Aufnahmen! Nicht wahr: Du gibst dir ordentlich Mühe, trotzdem ich es bin? . . . Schone mich nicht! . . Probiere jede Szene, bis ich umfalle . .“

      „Ich zwiebele dich schon nach Noten! Du sollst deinen Herrgott kennenlernen!“

      „Danke schön!“ Sie streckte unwillkürlich die Rechte aus. Beide gaben sich, ohne viel Umstände, die Hand. Götz Billing sagte:

      „Das ist mein Daseinszweck als Regisseur! Ich kriege unerbittlich alles aus dir ’raus, was du etwa bisher an schlummernden Gaben der Mitwelt vorenthalten hast! Vielleicht wirst du noch ’ne Henny oder Asta oder Mary! . . Und nun auf Wiedersehen morgen! Ich muss jetzt zu der Barbe Rank!“

      Die Diva wohnte draussen in einem Mietspalast des neuen Westens. An der Seidentapete des prunkvollen Empfangsraums hingen eingerahmte Photographien von ihr in allen Lebenslagen und Verkleidungen des Films. Als Dollarprinzess und Primaner, im Pyjama und Autodress, in Nonnenkutte und Badetrikot und Krinoline des zweiten Napoleonreichs. und Reifrock der Pompadour. Die Rank verzweifelt an der unterirdischen Falltüre kratzend, die Rank entsetzt den Tod auf den Eisenbahnschienen erwartend, die Rank im ewigen Polareis von Partenkirchen, die Rank in der Sahara der Rüdersdorfer Kalkberge, die Rank im Jangtsekiang der Woltersdorfer Schleuse, die Rank unter den ägyptischen Säulen des Tempelhofer Feldes, die Rank bei den Cowboys von Neubabelsberg. Dann wirkliche Reisetrophäen: Tamburine aus Andalusien, Palmenwedel von Brioni, Seesterne von Scheveningen, Ansichtskarten grüsse von Kollegen und Kolleginnen aus allen möglichen Glashäusern und Aufnahmegeländen der Welt — von Hollywood bis Geislgasteig.

      Jetzt vernahm der wartende Regisseur im Nebenzimmer die Stimme der Diva. Sie telephonierte dort:

      „Auf Patientenbesuch? . Der Herr Doktor möchte doch gleich nachher ’mal anläuten!. . Ach nein . . Nichts Schlimmes . . . Nur ein bisschen Abweichen bei Erwinchen . . .“

      Sie kam herein. Im Hauskleid. Geschäftig. Mütterlich. Nichts mehr von der Dämonie der Theodora in den kühlen grauen Augen. Nichts mehr von schlangenhafter, byzantinischer Verbuhltheit im Spiel der schlanken Glieder. Einfach eine schöne, blonde, mit den Gedanken noch bei Küche und Kindern weilende Hausfrau.

      „Also — ich mach’ mit, Herr Doktor!“ sagte sie geschäftig, in junonischem Phlegma. „Ich bin es meinen Kindern schuldig! Ich muss Geld verdienen! Aber billig bin ich nicht. Ich muss mich dazu halten. Sie kennen das Sprichwort: Eine Stunde Glashaus ist eine Woche Jugend! Ich kann es nicht möglich machen unter einer Monatsgage von . . . Na . . . Sie erbleichen .?“

      „Ich bin auf alles gefasst . .“

      „Einer Gage — Alles sonst natürlich erstklassig frei — von . . . ach . . da bimmelt gerade der Doktor nebenan . . . Es ist wegen meines Kleinen . . . ’n Augenblick . . .“

      Die blonde Juno lief in das Nebenzimmer. Sie liess die Tür offen. Sie hob den Hörer ans Ohr.

      „Hier Frau Rank . . . ja . . Frau Rank selber. . . . Wie?. . Ja . . die Diva . . . wenn Sie mich durchaus so schimpfen wollen . . . Wer sind Sie denn? . . Nicht der Arzt? . . Wer?. . . Was?“

      Barbe Rank horchte und stiess plötzlich einen grässlichen Schrei aus.

      „Was sagen Sie? . . Sind Sie verrückt? . . . Meine Kinder? . .“ Ihr Atem flog . . . „Sie Unmensch . . . Was haben Ihnen denn meine Kinder getan . . .? Sie wären ein Freund . . .? . . Sie wollten nur rechtzeitig warnen . . .? Ja . . Wer denn? . . . Antworten Sie doch . . um Gottes willen . . . Niemand mehr am Apparat . .?“

      Die schöne Rank wankte über die Schwelle . . totenbleich . . . mit einem Schrecken in den starren Augen, um den offenen Mund, wie sie ihn sonst nur in ihren besten Stunden im Glashaus hervorzauberte. Sie liess sich, ohne ihre berufliche plastische Anmut der Bewegung, mit einem Plumps in den nächsten Sessel fallen. „Das ist ja grauenhaft!“ ächzte sie. „Mir stehen die Haare zu Berge . . . .“ Sie schaute feindselig zu ihrem Besucher empor. „Und das verdankt man Ihnen, Herr Doktor!“

      „Geben Sie mir keine Kreuzworträtsel auf, Gnädigste, sondern erzählen Sie, was . .“

      Barbe Rank fuhr mit einem Schrei in die Höhe. Tippte auf die Klingel. Rannte nach der Türe — jetzt ganz ein Nervenbündel von Star —, befahl atemlos dem Mädchen auf der Schwelle:

      ,,Elmirchen darf keinen Schritt aus dem Haus . . . Verstanden? . . Sperrkette vor! . . Kein fremdes Gesicht in die Wohnung! Sonst gibt’s ein Unglück“ . . . und, während das Mädchen verdattert davonrannte, mit dem Fuss stampfend zu dem Regisseur: „Ich danke für Ihre ,Geheimnisse von Stambul‘ . . . dahinter scheinen ja nette Geheimnisse zu stecken . .“

      „Wer war denn am Apparat?“

      „Weiss ich’s? Eine Männerstimme, die sagte, man habe Sie zu mir kommen sehen! Sie würden den ganzen Tag beobachtet . .“

      „Meinetwegen!“

      „Was aus Ihnen wird, ist mir auch ganz Wurst! Ich bin Mutter! Meine Kinder . . . Die sollen mir geraubt werden, wenn ich in Ihrem Film mitspiel’ . . . versteckt gehalten — ermordet . . ich seh’ sie nicht wieder . . . Huh . . . Was murmeln Sie da von Nervenklaps?“ Die Rank fuhr auf. „Ich bin weiss Gott nicht furchtsam! Ich bin schon zehn Fuss hoch ins Wasser gesprungen . . . und auf ein Pferd gebunden . . . und als Hexe verbrannt . . und in der Arena ’rumgeschleift . . und von Hagenbeckschen Löwen zerrissen. Ich bin nicht so etepetete! Ich mach’ alles, wie’s im Drehbuch steht . . . Aber meine Kinder . . . meine süssen Kleinen . . .“

      „Es

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