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antreten. Ich hoffe, bis spätestens Ende dieses Monats wieder zu Hause anzukommen.

      9. ROM-REISE (1867)1

      Sonntag, 12. Mai 1867:

      Ich habe mich ganz kurzfristig entschlossen, eine Rom-Reise anzutreten, und morgen früh werde ich abreisen. Wenn ich Glück habe, werde ich Papst Pius IX. sehen, der seit über zwanzig Jahren das Oberhaupt der katholischen Christen und nun schon 76 Jahre alt ist.

      Pfingstsonntag, 9. Juni 1867:

      Im Petersdom habe ich am Pfingstgottesdienst teilgenommen, einem feierlichen Pontifikalamt, das der Heilige Vater zusammen mit den in Rom anwesenden Kardinälen zelebrierte. Zu einer Audienz wurde ich leider nicht zugelassen.

      Dienstag, 25. Juni 1867:

      Heute bin ich von meiner eindrucksvollen Rom-Reise zurückgekommen. Es waren wunderschöne Tage, die ich dort verlebte. Ich habe die Heilige Stadt, die seit der Rückkehr von Papst Pius IX. aus dem Exil von Gaeta mit Hilfe der Franzosen wieder zum Kirchenstaat gehört, reichlich genossen. Nicht nur die wichtigsten christlichen Kirchen und Katakomben habe ich besucht, sondern bin auch regelrecht in den antiken Stätten herumgekrochen und habe die alte römische Zeit an mir vorüberziehen lassen.

      10. ZWEITE ORIENT-REISE (1867)

      Freitag, 19. Juli 1867:

      Ich bin heute wieder auf der Reise in den Süden. Über Genua und Monaco, das durch seine Spielbank1 weltbekannt ist, will ich nach Marseille weiterreisen. Von hier werde ich nach Algier übersetzen und mich von dort aus über die Grenze nach Tunesien begeben.

      Dienstag, 13. August 1867:2

      Es war erst neun Uhr vormittags, und doch brannte die afrikanische Sonne schon stechend auf das vor uns liegende Tal herab. Wir kamen aus der Provinz Constantine, hatten gestern zwischen Dschebel Frima und Dschebel el Maallega die tunesische Grenze überschritten und waren dann quer durch das Wadi Melis gegangen. Wir wollten bis zum Abend Seraïa Bent erreichen. Mein Diener Achmed es Sallah war lange Zeit in Algier gewesen, stammte aber aus der Gegend, wo wir hinwollten, und war daher für mich der ideale Führer. Er hatte seine Heimat verlassen, da er arm war und Mochallah, die Tochter des Scheiks der Uëlad Sedira, liebte, die ihm dieser jedoch verweigerte. Er hatte in Algier viele Franken und Piaster verdient und nun konnte er dem Scheik bezahlen, was dieser für seine Tochter gefordert hatte.

      Bei einer Gazellenjagd lernte ich den Obersten der Leibgarde des Herrschers von Tunis kennen, der als ‚Krüger Bei‘ bekannt und ein ehemaliger Bierbrauer aus Brandenburg war. Als ich ihn auf Deutsch ansprach, war er erst verblüfft, dann aber hocherfreut, dass er in mir einen Deutschen vor sich hatte. Und dann tauchte noch eine weitere Überraschung auf: Lord David Percy, der eigentümliche Sohn des Earl von Forfax, mein ehemaliger Reisegefährte in Indien.3 Beide wollten nach Seraïa Bent, um von Scheik Ali en Nurabi einige prächtige Pferde zu kaufen. Von den Reitern des Stammes wurden wir mit einer Fantasia begrüßt und vom Scheik zum Essen eingeladen. Wir machten ihm die geschossenen Gazellen zum Geschenk. Seine beiden Söhne waren mit einigen jungen Leuten unterwegs, um einen Überfall durch die Beni Hamema auf eine Karawane zu verhindern. Dann besichtigten wir die Pferde des Stammes. In der Herde befanden sich eine prachtvolle milchweiße Stute und ein noch kostbareres Bischarîn-Hedschîn. Während der Besichtigung kamen die beiden Söhne des Scheiks mit einem Gefangenen: Sâdis, der Krumir, der einen aus dem Stamm getötet und zwei andere verwundet hatte. Kaum waren wir im Lager, da stellte sich der Krumir hinter die Tochter des Scheiks und rief: „Ich bin der Beschützte!“ Die Versammlung der Ältesten beriet über das weitere Schicksal des Krumir. Achmed bat mich, ‚Schmiere‘ zu stehen, damit er sich heimlich mit der Tochter des Scheiks treffen konnte. Als ich das Liebespaar bewachte, sah ich eine verdächtige Gestalt. Es war der Krumir. Doch ich wurde von einigen anderen Personen niedergeschlagen, die mich fesselten und knebelten. Als ich aus der Bewusstlosigkeit erwachte, konnte ich aus ihrem Gespräch ihr weiteres Vorhaben hören. Sie wollten die Tochter des Scheiks entführen, das Bischarîn-Hedschîn und die weiße Stute stehlen. Trotz der Fesseln konnte ich einen meiner beiden Revolver erreichen und sechs Schüsse abgeben, sodass das ganze Duar geweckt wurde. Achmed hatte inzwischen einen der Hamema-Beduinen erschossen und einen zweiten verwundet, als sie auch meinen Hengst stehlen wollten. Es wurde beschlossen, dass ich mit Achmed, Lord Percy, dem Scheik und sechzig Beduinen die Verfolgung aufnehmen sollte, während hundertfünfzig Stammesangehörige unter der Leitung des Scheiksohnes der erwarteten Karawane entgegenreiten würden.

      Mittwoch, 14. August 1867:

      Krüger Bei, der Anführer der tunesischen Heerscharen konnte sich unserer Unternehmung nicht anschließen. Er kehrte mit seinen Begleitern nach el Bordsch zurück, wobei er eine große Strecke mit den Uëlad Sedira reiten konnte, die der Kâfila entgegengingen. Er nannte mich seinen Freund und mahnte, ich solle nicht vergessen, ihn in Tunis zu besuchen. Dann brachen wir auf, die einen nach Norden und wir anderen nach Süden. Wir ritten in Richtung des Bah Abida, den der Krumir übersteigen wollte. Später entdeckten wir, dass die Räuber sich getrennt hatten. Es waren vier verschiedene Spuren entstanden und es dauerte lange, bis ich endlich die gesuchten Hufeindrücke fand, die ich dem Krumir zuordnen konnte. Er schien mit der Tochter des Scheiks allein weiterzureiten. Nun aber ging es mit verdoppelter Eile auf der neu entdeckten Fährte weiter. Wir erreichten den Bah Abida nach dem Nachmittagsgebet und waren bei Sonnenuntergang auf seinem Gipfel.

      Donnerstag, 15. August 1867:

      Obwohl die Verfolgten der Spur nach nur zwei Stunden vor uns waren, mussten wir nach einigen Stunden feststellen, dass wir ihnen nicht näher gekommen waren, weil sie bessere Pferde besaßen. Deshalb trennten wir uns von unserem Trupp und wir vier, Achmed, Lord Percy, der Scheik und ich, ließen unsere Tiere doppelt ausgreifen. Nach stundenlangem Ritt sah ich weiße und farbige Punkte, die sich bewegten. Durch mein Fernrohr erkannte ich ein Kamel mit einer Atuscha und sieben Reiter, der eine von ihnen auf einer Milchstute. Als wir ihnen näher gekommen waren, blickte sich der Krumir um und erkannte, dass wir ihn einholen würden. Er ließ nur einen kurzen Augenblick halten, dann stob der Trupp auseinander, der Krumir geradeaus, das Hedschîn nach rechts und die anderen Reiter nach links. Ich eilte dem Krumir nach und hatte ihn beinahe erreicht, als er nach links abbog auf ein Beduinenlager zu. Der Krumir war gerettet, denn es waren Bekannte von ihm, die mich mit hundert Gewehren in Schach hielten. Da schwang ich mich vom Pferd und sprang auf zwei Frauen zu, die aus einem Zelt getreten waren. „Ich bin unter dem Schutz der Frauen!“, rief ich laut und huschte in das Zelt hinein. Die jüngere hieß Dschumeila und war die Nichte des Scheiks. Die Versammlung der Ältesten sah neben dem Krumir und mir auch den Scheik und den Engländer, die auch gefangen waren, als freie Menschen an, die das Lager jederzeit verlassen könnten, sprachen aber die geraubte Tochter des Scheiks dem Krumir zu. Mir gestand Scheik Mohammed er Rahman, dass ein Löwe schon einige Männer der Mescheer getötet und Kamele, Rinder und Schafe gerissen habe. Nun sei auch noch ein schwarzer Panther hinzugekommen. Da erbot ich mich, zusammen mit Lord Percy diese Raubtiere zu schießen. Ich ordnete an, wie die Herden der Pferde, Kamele, Rinder und Schafe in der Nacht zu stehen hätten, und machte mich zusammen mit Lord Percy ungefähr anderthalb Stunden vor Mitternacht auf, um unsere getrennten Positionen einzunehmen. Es verging eine lange Zeit, dann ein scharfes Prasseln und Krachen von Knochen, ein Schuss und noch einer, dann war es wieder still. Auf meinen Zuruf antwortete Lord Percy, dass er nicht wisse, ob er den Löwen richtig getroffen habe. Und dann waren plötzlich zwei Panther neben mir. Dem einen schoss ich ins rechte Auge, der Panther war tot. Für den anderen brauchte ich zwei Schüsse. Wir sahen die Blutspur des angeschossenen Löwen und wollten morgen seinen Weg verfolgen. Von den beiden Pantherfellen schenkte ich eines dem Scheik, das andere seiner Nichte Dschumeila.

      Freitag, 16. August 1867:

      Am nächsten Morgen brachen wir mit zweihundert Beduinen auf, um das Lager des Löwen zu finden, dessen Blutspur wir nachgingen. In einem Gebüsch fanden wir den toten Löwen, die Löwin mit ihren Jungen war weitergezogen zu einem Talkessel, wo wir sie stellten. Zwei meiner Schüsse trafen sie tödlich. Als wir wieder im Duar ankamen, war der Krumir fort und hatte Mochallah mitgenommen, in südlicher Richtung nach dem Dschebel Tiuasch zu. Und auch seine Kumpane, die Hamema-Beduinen, waren verschwunden. Wir nahmen die Verfolgung auf, doch

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