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Winnetou zusammen, der mit Intschu tschuna von Wyoming kam, um sich am oberen Mississippi den heiligen Ton für die Kalumets seines Stammes zu holen. Beide, Old Firehand und Winnetou, verliebten sich in Ribanna, die Tochter des Häuptlings der Assiniboins. Sie zog Old Firehand vor, obgleich er viel älter war. Trotzdem blieben Old Firehand und Winnetou Freunde. Als Winnetou zur Zeit des Frühlings zurückkehrte, fand er Ribanna als Mutter. Harry war erst einige Tage alt. Die Jahre vergingen und Harry wuchs heran. Da nahm ihn sein Vater mit in den Osten zum älteren Sohn. Als sie zurückkamen, hatte Tim Finnetey zusammen mit den Schwarzfuß-Indianern das Lager der Assiniboins, deren Krieger auf der Jagd waren, überfallen und alle Frauen und Kinder, darunter Ribanna mit ihrer kleinen Tochter, verschleppt. Winnetou, der gerade die Assiniboins besuchen wollte, folgte Old Firehand, Harry und den Kriegern auf der Suche nach den Räubern, die hier am Bee Fork gestellt wurden. Es kam zum Kampf, doch die Assiniboins unterlagen und wurden niedergemacht. Harry fand seine Mutter Ribanna und sein kleines Schwesterchen, von Tim Finnetey erschossen, tot auf dem Schlachtfeld. Nach Tagen kamen Winnetou und Old Firehand verwundet zu Harry zurück, der sich in der Nähe des Kampfplatzes versteckt hatte. Und seit dieser Zeit suchten sie Tim Finnetey, der jetzt als Parranoh weißer Häuptling der Poncas war. Während Harry und ich wieder hinunter in den Talkessel stiegen, gingen mir verschiedene Gedanken durch den Kopf: Harry war jetzt um die dreizehn Jahre alt. Er hatte Winnetou als den jüngsten Bewerber um Ribanna bezeichnet, er sei fast noch ein Knabe gewesen. Das müsste etwa um 1854 gewesen sein. Winnetou wäre damals gerade erst vierzehn Jahre alt gewesen, denn wie ich wusste, war er 1840 geboren. Wir hatten eigentlich nie Geheimnisse voreinander, doch seine große Liebe zu Ribanna verschloss er in seinem Herzen selbst vor mir, seinem Blutsbruder.

      Im Lager hatte man einen Pfahl errichtet und Parranoh daran gebunden, um Gericht über ihn zu halten. Man beschloss, ihn dort hinzurichten, wo er Ribanna und ihr Töchterchen ermordet hatte: drunten am Bee Fork, außerhalb der ‚Festung‘. Dass man sich dabei wegen der Anwesenheit der Poncas in nutzlose Gefahr begab und dadurch auch unser Aufenthaltsort verraten wurde, ignorierte man vollkommen. Ich konnte mich des Gedankens nicht erwehren, dass uns dadurch Unheil entstehen müsse. Natürlich würde ich nicht an der Urteilsvollstreckung teilnehmen. Doch meine Sorge trieb mich hinterher, denn ich hatte Indianerspuren entdeckt, die den unsrigen folgten. An einem freien Platz, wo sicher das Urteil über Parranoh vollstreckt werden sollte, standen unsere Leute und rundum unter den Büschen lagen versteckt die Ponca-Krieger. Hier war keine Zeit mehr zu verlieren. Ich nahm den Henrystutzen an die Wange und drückte ab. Nach kurzer Verblüffung gellte der Kampfruf der Indianer fast hinter jedem Strauch hervor. Bevor Harry seine Pistole auf Parranoh abschießen konnte, wurde er von einem der Poncas daran gehindert, die sofort ihren Häuptling befreiten. Obwohl viele in das Kampfgeschehen verwickelt wurden, gelang den meisten die Flucht. Mit Harry und Sam Hawkens kam ich in der Nähe unseres Lagereingangs an, der von Indianern belagert wurde. Fast gleichzeitig mit uns trafen auch Old Firehand, Winnetou und zwei der Jäger hier ein. Wir rollten nun von hinten die Linie der Belagerer auf, von denen einigen noch die Flucht gelang. Endlich gelangten wir durch das Wassertor in das Innere des Talkessels und waren damit vorerst in Sicherheit. Da Old Firehand bestätigt hatte, dass über die steilen Felswände kein Indianer ins Lager gelangen konnte, musste also der schmale Schluchteingang besonders gut verteidigt werden, falls der Gegner einen Angriff wagen sollte.

      Die Nacht lag still und ruhig über dem Tal, doch ich konnte nicht einschlafen. Ich suchte deshalb Hatatitla auf, der im dunklen Hintergrund des Kessels weidete. Durch sein Schnauben aufmerksam geworden, bemerkte ich mehrere Gestalten, die sich von dem dunklen Felsen lösten und herabstiegen. Weil ich kein Gewehr bei mir hatte, konnte ich den Vordermann nicht abschießen. Da fiel vorn am Wassertor ein Schuss, dem bald mehrere folgten. Ein Scheinangriff, um von der Felswand abzulenken. Mit meinem Revolver gab ich Schüsse auf die dunklen Gestalten ab, schwang mich auf meinen Hatatitla und ritt in die Mitte des Lagers. Uns blieben zur Rettung nur die Höhlen um den Talkessel als letzter Zufluchtsort. Doch daran wurden wir gehindert, denn die Indianer waren schneller die Felswand heruntergekommen und mir gefolgt, als ich angenommen hatte. Es war ein wilder, grauenvoller Kampf, wie ihn sich die Einbildungskraft kaum auszumalen vermag. Old Firehand, der wie ein Fels in der Brandung stand, wurde durch einen Schuss Parranohs getroffen und brach dann lautlos zusammen. Ich fühlte einen schmetternden Schlag auf den Kopf und verlor das Bewusstsein.

      Sonntag, 28. Juni 1868:

      Als ich erwachte, war es dunkel und still um mich. Ich lag in einer der Höhlen und war gefesselt. Gleich darauf bemerkte ich jemanden neben mir, es war Sam Hawkens. Von ihm erfuhr ich, dass außer ihm, Winnetou, Harry und mir alle ausgelöscht seien. Doch Sam besaß noch sein Messer, mit dem wir unsere Fesseln zerschnitten. Als ich den Fellvorhang beiseiteschob, sah ich nicht nur unsere Pferde vor dem Talausgang stehen, sondern auch Parranoh, der gerade die Anweisung gab, Winnetou und Harry an den Marterpfahl zu führen. Nun war Eile geboten. Mit weiten, aber leisen Sprüngen schnellten wir hinter den Indianern her, überwältigten diese und schnitten den beiden Gefangenen die Fesseln durch, bewaffneten uns notdürftig und eilten zu den Pferden. Harry zog ich hinter mir in den Sattel. Wütendes Geheul erfüllte die Luft, Schüsse krachten, Pfeile schwirrten um uns. Ich kann unmöglich sagen, wie ich durch den engen, gewundenen Pass ins Freie kam. Da fiel hinter uns ein Schuss. Als ich mich umblickte, sah ich Parranoh auf seinem Mustang dicht hinter mir. Nach einer kurzen, aber wilden Verfolgungsjagd schoss Winnetou Parranoh aus dem Sattel und im selben Augenblick spaltete der von mir geworfene Tomahawk den Schädel des weißen Häuptlings. Parranoh hatte alle meine Waffen umhängen, die ich jetzt wieder in Besitz nahm. Dann hatten uns die verfolgenden Poncas fast erreicht und wir ritten weiter. Plötzlich flog ein ansehnlicher Reitertrupp vom Waldsaum her zwischen uns und die Verfolger herein, schwenkte gegen die Roten um und stürmte ihnen im gestreckten Galopp entgegen. Es handelte sich um eine Abteilung Dragoner aus Fort Randall. Bei ihnen befanden sich auch Will Parker und Dick Stone. Dann ging es zur ‚Festung‘ zurück. An der Zugangsschlucht aber saß Sam Hawkens und schoss die ankommenden Poncas aus dem Sattel, sodass diese nicht mehr in die Festung eindringen konnten. Im Talkessel angekommen, eilten Harry und Winnetou zur Leiche Old Firehands. Doch zu aller Erstaunen war dieser gar nicht tot, er hatte bloß eine sehr schwere und mit großem Blutverlust verbundene Verwundung. Gegen Mittag stellten sich die Dragoner wieder ein. Sie hatten die Poncas zu Paaren getrieben und dabei keinen Mann eingebüßt.

      Mittwoch, 1. Juli 1868:

      Um die Pferde ausruhen zu lassen, blieb der Trupp drei Tage im Tal. Während dieser Zeit wurden die Toten beerdigt, dann lud man uns ein, Old Firehand, sobald er die Reise aushalten könne, in das Fort Randall zu bringen, wo er leidliche Pflege und vor allem sachgemäße ärztliche Behandlung finden werde. Wir sagten gern zu.

      Donnerstag, 1. Oktober 1868:

      Drei Monate später war Old Firehand zwar gerettet, aber immer noch sehr schwach, sodass wir ihn bisher nicht nach Fort Randall hatten schaffen können. Es war vorauszusehen, dass sich Old Firehand selbst nach seiner Genesung noch lange werde schonen müssen. Deshalb hatte er sich entschlossen, sobald er die Reise unternehmen könnte, nach Osten zu seinem älteren Sohn zu gehen und Harry mitzunehmen. Die Fellvorräte, die sich hier angesammelt hatten, konnten nicht für immer hier liegen, sondern mussten verkauft werden. Durch die Soldaten hatten wir erfahren, dass sich drüben am Cedar Creek ein Pedlar (Händler) aufhielt, der alles Mögliche aufkaufte und die Waren auch mit barem Geld bezahlte.

      Samstag, 3. Oktober 1868:

      Winnetou und ich machten uns deshalb auf den Weg und kamen schon am zweiten Tag an den Cedar Creek. Wo nun den Pedlar finden? Es gab in der Nähe ein Blockhaus, in dem ein weißer Ansiedler wohnte, bei dem wollten wir uns erkundigen. Erst als er tatsächlich wusste, wer wir waren, ließ er uns in seine Hütte, denn er befürchtete, von den Okananda-Sioux überfallen zu werden, die momentan in dieser Gegend ihr Unwesen trieben. Ein Gehilfe des Pedlars sollte heute Abend zurückkommen. An ihn könnten wir uns dann wegen des Verkaufs der Felle wenden. Als dieser eintraf, wurde ich das Gefühl nicht los, dass man ihm nicht ganz trauen könne, zumal er angeblich nicht wusste, wo sich Mr. Braddon, der Pedlar, momentan aufhielt. Da wir nicht in der Hütte schlafen wollten, legten Winnetou und ich uns hinaus zu unseren Pferden. Nachts wurden wir beide wach und sahen, dass einige Gestalten auf das Blockhaus zukrochen. Wir konnten uns eine schnappen. Es war der Häuptling der Okananda-Sioux selbst, für uns ein guter

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