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Von Chef zu Chef II. Heidemarie Hirschmann
Читать онлайн.Название Von Chef zu Chef II
Год выпуска 0
isbn 9788711717219
Автор произведения Heidemarie Hirschmann
Жанр Языкознание
Серия Erotika-Reihe
Издательство Bookwire
„ Wir gesunde Jungen aus Dorf“, sagte der Sprecher, „nix krank, nix böse. Wir machen amore mit euch, ihr liebe Mädchen sein, nix Gewalt und schlagen. Dann ihr uns geben kleine Geschenke für gute amore und weiterfahren!“
„ Und nach der Liebe“, sagte ich zu Inga leise auf französisch, „da wollen sie dann das ganze Geld, und dann wieder Liebe und so weiter. Wir lassen uns nichts gefallen, und wenn sie uns angreifen, schrei wie am Spieß!“
Vereint warfen wir uns gegen die uns umschließenden Arme, brachen durch und rannten los. In den Wagen kamen wir, ehe die gekränkten Papagalli sich von ihrer Überraschung erholt hatten, aber anfahren konnte ich nicht mehr. Nun erwies es sich als Nachteil, daß der Wagen offen war. Sie langten einfach von beiden Seiten herein, zerrten unsere Kleider aus dem Wagen, und nach kurzem Kampf hatte einer auch den Zündschlüssel. Mit dem lief er zum Meer, hielt ihn höhnisch hoch und drohte, ihn in die Wellen zu schleudern.
„ Stop!“ rief ich. Ehe wir für eine Woche festlagen, bevor ein anderer Schlüssel aus Paris kam, sollten sie in drei Teufels Namen ihre amore haben!
„ Wir machen amore, ganz richtig, ohne Sträuben und Weinen“, rief Inga, „und ihr schwört, daß ihr uns dann abfahren laßt, ohne Gewalt und Ärger!“
„D’accordo“, riefen die vier und rieben sich die Hände vor Vergnügen. Wie Kinder sprangen sie um den Wagen herum, holten die Decken von den Sitzen, breiteten sie ins Schilf und begannen dann mit lautem Geschrei und höchst komplizierten Gebärden um uns zu knobeln. Die Sieger zogen sich dann so flink die Hosen aus, daß ich lachen mußte, obwohl mir ganz und gar nicht danach zumute war.
Immerhin zeigte es sich, daß wir doch die richtige Lösung gewählt hatten. Die Burschen waren plötzlich heiter, gutmütig, ja in ihrer rauhen Art sogar zärtlich. Nach dem erstenmal rauchten wir alle von unseren Zigaretten, und als ich ein paar Päckchen Gauloises verteilte, kam die Verbrüderungsstimmung auf einen echten Höhepunkt.
„ Hoffentlich erholen sich unsere ersten Partner nicht zu schnell!“ seufzte Inga, während sie sich für den zweiten Gang zurechtlegte, „sonst wird das ein Perpetuum mobile zu unseren Lasten!“
Aber die Befürchtung war unbegründet. Die Burschen waren zwar jung, aber noch nicht raffiniert genug für so lange ausgesponnene Genüsse. Die beiden, die wir zuerst gehabt hatten, standen zwar dabei, als die zweite Riege anrückte, und kommentierten sachkundig die Bewegungen, die Inga und ich machten, und wenn im Lauf des Liebeskampfes eine von uns nach oben kam, so daß wir den blanken Po in die Luft reckten, dann gab es ein mächtiges Hallo, und die zwei scheuten sich nicht, sich hinzuknien und aus nächster Nähe zu starren, als hätten sie noch etwas zu lernen.
Als unsere Partner genug hatten, sprangen wir auf, strichen den Sand von der Haut, packten die Decken und riefen kurz und forsch addio !
Die Überrumpelung gelang tatsächlich. Unsere vier Bezwinger standen, noch immer ohne Hosen, verklärt lächelnd am Strand und brüllten uns zärtlich addio – a rivederci nach, als wir in einer riesigen Staubwolke den Strandweg hinaufpreschten.
„ Das wäre überstanden!“ seufzte Inga, als wir uns wenige Minuten später dem nächsten Ort näherten. „Ich glaube, jetzt können wir es wagen, uns anzuziehen und wieder menschlich zu machen.“
Unter einer kleinen Baumgruppe befreiten wir einander mit Selterswasser und Eau de Cologne von den ärgsten Spuren der sandigen Orgie und schlüpften in Wäsche und Kleider.
„ Sollen wir die vier anzeigen?“ fragte Inga, als wir im Ortszentrum einen Carabinieri-Posten entdeckten.
„ Und endlos aussagen, alles x-mal erzählen, aus Italien nicht ausreisen dürfen als Hauptzeuginnen? Vielen Dank. Was kommt denn für uns dabei heraus?“ antwortete ich und drückte aufs Gas. Ich hatte genug von Behörden im allgemeinen und von der Polizei im besonderen. Aus Monte Carlo hatte man mich ausgewiesen, das reichte, in Italien wollte ich endlich einmal an nichts denken, als an die Erholung – aber sie sollte mir nicht gegönnt sein.
Ich hatte mich nach den ersten römischen Tagen, dem ersten Ausflug nach Ostia antica und den unvergeßlichen Spaziergängen mit Inga auf die Suche nach einer günstigen Gegend für mein sechstes Placement gemacht und mich schließlich für ein ruhiges Wohnviertel entschieden, in dem mein Salon keine Konkurrenz haben würde. Eine kleine Agentur – Pussich & Co. – hatte mich auf einen Neubau in der Via Arezzo aufmerksam gemacht, wo ich zu einem Preis, der gegen das, was ich in Deutschland und Frankreich bezahlte, sehr niedrig genannt werden mußte, ein geräumiges Parterrelokal erwerben konnte. Die damit verbundene Hochstimmung endete aber jäh, als Inga mir eröffnete, daß sie sich an die Verabredung mit ihrem Vater halten werde, vor allem, da ja auch die Ferien zu Ende gingen. Ich brachte sie also zur nächsten Maschine nach Zürich, dort hatte sie Anschluß nach Nizza. Als die Swissair ihre Passagiere zum Ausgang rief, war mir hundeelend zumute; nicht einmal der Abschied von Noemi war mir so schwer gefallen. Auf der Rückfahrt nach Rom hätte ich um ein Haar einen schweren Unfall gebaut, weil ich in Gedanken noch immer bei diesem reizenden und eigenartigen Mädchen weilte, und im Hotelzimmer weinte ich mich erst einmal tüchtig aus.
Nach einer Stunde war ich dann soweit, mir klar zu machen, daß es auf diese Weise nicht besser werden könnte. Ich brauste, machte mich schick und ging zu einem Stadtbummel aus. Einkaufen tröstet die meisten Frauen, ein Paar eleganter Autohandschuhe – angeblich aus Elefantenleder – besserte meine Laune schon merklich, eine Antilopenjacke tat ein übriges, und zum Abschluß begab ich mich noch zu Herder. Ich blätterte unschlüssig in einem Roman von Lattmann und danach in einem Band Erzählungen von Nabokov, als plötzlich eine Stimme hinter mir sagte:
„ Ist das nicht das Fräulein Heidi Hirschmann aus Augsburg?“
Da sich dies nicht gut leugnen ließ, wandte ich mich vorsorglich lächelnd dem Sprecher zu, entdeckte einen leidlich gutaussehenden Boss Ende dreißig, der mich erwartungsvoll angrinste, und hörte dann erleichtert den Groschen fallen: Das war der Industrielle aus Berlin, der für sein Firmen-Erholungsheim im Allgäu bei Engelbert Epple bestellt hatte – unter der Voraussetzung, daß ich ihm nachdrücklich alle Vorzüge der Epple-Brausen und meiner eigenen Person vorführte.
„ Ich sehe, Frollein, dat ik bei weitem nich soviel Eindruck auf Sie jemacht habe, wie Sie uff mir“, berlinerte er gut gelaunt, fiel dann aber zu meiner Erleichterung in eine auch für Süddeutsche verständliche Ausdrucksweise zurück. „Sie können sich meinen Namen nicht gemerkt haben, bei dem Betrieb, ist ja klar. Aber ich habe mir Ihren gemerkt, ist das nicht toll?“
Als er toll sagte, hatte ich auch seinen Namen:
„ Sie werden lachen, Herr Doktor Dussing“, sagte ich, „auch ein Brausemädchen hat ein Köpfchen, nicht nur alles andere. Das haben Sie damals in Augsburg vielleicht übersehen, weil Sie sich für die Brausen so furchtbar interessierten. Ich weiß noch alles, ich habe vor allem Ihre Stielaugen nicht vergessen!“
„ Ich werde Sie versöhnen“, sagte Dussing schnell und faßte mich am Arm, „bloß nicht hier, hier wimmelt’s ja von Landsleuten. Sehen wir mal zu, daß wir ‘ne stillere Ecke finden. Essen Sie mit mir zu Abend?“
„ Aber nur essen!“ sagte ich in Erinnerung an jenes denkwürdige Souper bei den Drei Mohren, und da er hoch und heilig allerbeste Manieren versprach, saßen wir wenig später im Vorgarten der Trattoria zu den vier Strömen auf der Piazza Navona.
Dussing gestand mir, daß er jenen Tag in Augsburg nie mehr vergessen hatte, ja, daß ihn mein Bild, die Erinnerung an meinen Anblick all die Jahre unausgesetzt verfolgt habe, und daß ihm Epple trotz verzweifelter Bitten nur von meinem Abgang nach Wien erzählt habe, nichts sonst.
„ Mehr wußte er auch nicht“, sagte ich und skizzierte kurz die Stationen meiner Karriere seit Epple & Co. „Jetzt,