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dem Gebet für Erntearbeiter und der unmittelbar folgenden Berufung der Zwölf. Dadurch bildeten die Zwölf eine Einheit mit der Jünger-Gemeinde, aber sie blieben als zwölf Jünger dennoch von den anderen Jüngern unterschieden, sie seien also nicht identisch. Mt streiche damit das Jünger-Sein der Zwölf besonders hervor. Nur als „Jünger“ könnten die Zwölf eine symbolische Einheit bilden, die für Israel Relevanz hat. Weil sie nicht zu weiteren Aufgaben neben der Missionsaufgabe berufen werden, wird ihre Berufung erst hier in Mt 10 berichtet, und somit mit ihrem besonderen Missionsauftrag zusammengebracht.11 Demnach seien für Mt die Zwölf nur im Kontext der Mission an Israel interessant, nur ihre Mission verleihe der Zwölf-Gruppe eine besondere Stellung in der Jünger-Gemeinde. Deswegen würden die Zwölf hier – im MtEv das einzige Mal – „Apostel“ genannt (10,2). Deswegen zähle Mt das vollmächtige missionarische Wirken der zwölf Apostel (heilen, predigen usw.), welches bereits als konsequente Fortführung des vollmächtigen Wirkens Jesu gedeutet wurde, zu den „Werken Christi“, von denen Johannes der Täufer im unmittelbar folgenden Kontext höre (11,2-6). Die Aussendungsrede sei also ausschließlich an die Zwölf adressiert (vgl. 10,1.2.5; 11,1). Dieser Fokussierung auf die Zwölf entspreche die Fokussierung ihrer Mission auf Israel. Aber Israel lehne seinen Messias ab und lade dadurch bewusst Schuld auf sich (v.a. 21,33-46; 27,25), so dass Israel das Gericht Gottes drohe. Weil Israel auch die Werke der Zwölf ablehne, die aber als Werke Christi gelten, würden die Zwölf in Zukunft auf zwölf Thronen sitzend über Israel regieren oder richten (19,28). Auch die Zwölf würden wie ihr Lehrer Jesus abgelehnt und verfolgt werden (10,14ff; 24f vgl. auch 23,29-37). Die Heiden würden zu Hilfs-Instrumenten Israels gegen den Messias und seine Apostel (10,17; mit Bezug zu 20,19). Der Gerichts- und Lohngedanke komme auch im Abschluss der Aussendungsrede vor, wieder würden Jesus und seine Apostel parallelisiert: wer Jesu Apostel (auch „Geringe“ genannt) aufnehme, nehme Jesus auf, und dadurch Gott selbst, dessen Apostel Jesus ist.12 Freyne schließt mit folgendem Fazit:13 Einerseits zeige Mt nur in der Aussendungsrede ein besonderes Interesse an den Zwölf. Die Zwölf hätten für Mt eine herausragende Bedeutung, sie seien eine symbolische Größe in ihrer Mission an Israel. Sie würden in Zukunft die Nation Israel richten, weil Israel die Botschaft der Zwölf abgelehnt habe. Sie hätten eine bleibende besondere Funktion in der Jünger-Gemeinde Jesu als Gründer des „wahren Israel“.14 Das sei auch in 28,16-20 erkennbar, wo Jesus allein die Elf adressiere, sie als seine Delegierten autorisiere und aussende. Andererseits mache Mt klar, dass er die Apostel als Teil der Jüngerschaft betrachtet: alles, was den Jüngern gelte, gelte auch den Zwölf; das mache Mt klar durch den redaktionell geprägten Ausdruck „zwölf Jünger“ und durch die verschiedenen Parallelen zwischen den Anweisungen an die Zwölf in Mt 10 und den Anweisungen an die Jünger im restlichen MtEv.15 Auch rechnet Freyne damit, dass die „Schriftgelehrten“, „Weisen“ und „Propheten“ (23,34) ebenso wie die Zwölf zu Jesu „Aposteln“ gehören könnten. Die Zwölf seien zwar unwiederholbar, aber „offen“ für andere Mitarbeiter Jesu, sie würden zu Beispielen und „Typen“ für alle, die die gleiche Arbeit machen. Nun zu den
„Zwölf als Jünger“ bei Freyne: Die Zwölf seien nicht nur dort gemeint, wo sie explizit genannt sind, sondern manchmal auch dort, wo sie allgemein „Jünger“ heißen. Ausgangspunkt für Freynes Debatte, wie man die Zwölf als eigentliche Referenten des Ausdrucks „Jünger“ entdeckt, ist die These von Martinez, dass ab 10,1-4 der Ausdruck „die Jünger“ erst nach 10,1 auftauche und dann ausschließlich die Zwölf meine, der Ausdruck „seine Jünger“ hingegen entweder einige der Zwölf (vor 10,1), die Zwölf oder mehr als die Zwölf.16 Freyne hält dagegen, dass 15,23-25 und 16,13-20 Martinez’ These widerlegen würden, und er selbst plädiert stattdessen für eine austauschbare Gebrauchsweise beider Ausdrücke – mit oder ohne possessiv gebrauchtem Pronomen – bei Mt. Auch solle man nicht die Kontexte der synoptischen Parallelen zur Identifizierung der Personen zu Rate ziehen, weil die individuelle Theologie des Evangelisten zähle. Vielmehr solle man die exakte Bedeutung der Begriffe wie „seine Jünger“ an der redaktionellen Bearbeitung des Stoffes erkennen, welcher durch Einleitungsformeln eingeführt wird. In allen restlichen vier großen Reden des MtEv habe der Redaktor den Stoff so konzipiert, dass damit der allgemeine Jünger bzw. die Gemeinde des Matthäus angesprochen werde, und keine spezielle Gruppe (wie z.B. die Zwölf), unabhängig davon, ob jeweils der Ausdruck „seine Jünger“ oder „die Jünger“ die Rede einleite und den Zuhörer benenne.17 Freyne beendet mit folgender Schlussfolgerung dieses Unterkapitel zum Redestoff:
„The original companions of Jesus had a twofold aspect, being his community and at the same time active co-operators in his mission. Matthew, in presenting Jesus as the teacher of his community of disciples, is interested in the first aspect. He is thereby enabled to project a double image: the community of Jesus is typical for the christian community of every age.“18
Zum gleichen Ergebnis kommt Freyne bei der Analyse der redaktionellen Veränderungen im Erzählstoff:19 Mt habe die Wundererzählungen in katechetischer Absicht zu Abhandlungen über wahre Jüngerschaft gemacht.20 Freyne beschließt dieses Unterkapitel zu den „Zwölf als Jünger“ mit folgendem Ergebnis:
„It is unnecessary to look in Matthew for any clearly defined distinction between the community of believers and their apostolic leaders, exept perhaps on the occasion of the introduction of the group at 9:37-10,1ff and of course 16:16ff and 28,16ff. The apostle is first and foremost a disciple, and because of this character the instruction which he receives, the explanations which he looks for, even his failures, are community events valid for all who would model themselves on them by seeking to follow Jesus.“21
Keine Studie der letzten Jahrzehnte hat den Begriff und das Konzept μαθητής im MtEv so gründlich bearbeitet wie Michael J. Wilkins in Discipleship in the Ancient World and Matthew’s Gospel.22 Indem Wilkins in seiner Studie die kompositionskritische Methode wählt, schlägt er einen Mittelweg ein zwischen der klassischen Redaktionskritik und der damals neu aufgekommenen Narrativen Kritik.23 Vertreter der Kompositionskritik beachten zwar ebenso wie die klassischen Redaktionskritiker die redaktionellen Veränderungen des Traditionsstoffes („diachrone“ bzw. „horizontale“ Leserichtung), aber sie messen dem redaktionell unbelassenen Traditionsstoff ebenfalls eine theologische Bedeutung zu, weswegen sie sich auf das textuelle „Endprodukt“ konzentrieren („synchrone“ bzw. „vertikale“ Leserichtung).24 Für Wilkins Vorgehensweise bedeutet das: zuerst sollen alle mt Vorkommen von „Jünger“ durch einen Vergleich mit den Quellen des MtEv auf Gemeinsamkeiten und Einzigartigkeiten abgesucht werden (diachron bzw. horizontal), bevor die Vorkommen innerhalb der „story“ des MtEv betrachtet werden (synchron bzw. vertikal).25 Neben der Kompositionskritik wendet er übrigens zwei weitere Forschungsinstrumente an: erstens die moderne Linguistik, demzufolge nicht die Geschichte des Begriffs, sondern die Geschichte des Konzepts μαθητής untersucht werden müsse, und zweitens die Sozialgeschichte, so dass er verschiedene Meister-Schüler Verhältnisse im AT, Frühjudentum und in der hellenistischen Literatur untersucht.26 Wilkins behandelt die zwölf Jünger im Zusammenhang mit den Jüngern unter „Matthew’s Use of the Term Μαθητής“, dem m.E. wichtigsten Teil seiner Arbeit.27 Das Ergebnis seiner dortigen Analyse ist, dass Mt ein großes Interesse an den Jüngern zeige, und seine redaktionelle Arbeit Jesus als „supreme Lord and Teacher“ der historischen Jünger und der nachösterlichen Gemeinde hervorgehoben habe. Und durch den häufig eingesetzten Begriff μαθητής habe er die meisten Passagen zu Lehreinheiten gemacht: „Matthew’s gospel is at least in part manual on discipleship.“28 Seine These, dass Mt durch den Begriff μαθητής über die historischen Jünger hinaus die mt Gemeinde adressieren wollte, entwickelte er bezeichnenderweise im Kontext seiner Verhältnisbestimmung Zwölf – Jünger (IV.B.3.)! Das Verhältnis Zwölf – Jünger behandelt er im Unterkapitel II.A.2. „Οἱ δώδεκα completed“ und im Kapitel IV.B. „The Μαθηταί and the Twelve“: Wenn Mt nun die Zwölf mit Vorliebe „Jünger“ nenne, dann akzeptiere und übernehme Mt die Tendenz des Mk, die Jünger mit den Zwölf zu identifizieren („identify“).29 Das beweisen erstens die Ersetzungen des mk „Zwölf“ in Mk 4,10 oder 9,35 mit „Jünger“ in Mt 13,10 oder 18,1. Zweitens beweisen das die Ergänzungen des mk „Zwölf“ zu „Zwölf Jünger“ in Mt 10,1; 20,17; 26,20. Drittens beweise das die redaktionelle Formulierung „zwölf Jünger“ in 11,1, die
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