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Wildfell Hall. Anne Bronte
Читать онлайн.Название Wildfell Hall
Год выпуска 0
isbn 9783985221462
Автор произведения Anne Bronte
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Das ist eine sehr gute Lehre,« sagte meine Mutter »Gilbert denkt sicherlich auch so.«
»Auf alle Fälle ist es eine sehr bequeme Lehre für uns,« sagte ich, »aber wenn Sie meine Behaglichkeit wirklich befördern wollen, Mutter, so müssen Sie Ihre Bequemlichkeit und Behaglichkeit etwas mehr berücksichtigen, als sie es thun. — Was Rosa betrifft, so zweifle ich nicht, daß sie für sich sorgen wird, und wenn sie einmal ein Opfer bringt, oder eine besondere Hingebung beweist, so wird sie schon Licht unterlassen, mir es vorzuhalten. — Sie thun so viel, daß ich in die gröbste Sorglosigkeit in Bezug auf Andere und die größte Genußsucht versinken könnte, blos weil ich gewohnt werde, beständig für mich gesorgt, alle meine Bedürfnisse im Voraus oder doch augenblicklich, nachdem ich sie äußere, befriedigt zu sehen — während ich in vollkommener Unwissenheit über das, was für mich gethan wird, bleibe, wenn mich nicht Rosa von Zeit zu Zeit darüber aufklärte, und ich würde Ihre Güte als eine Sache, die sich von selbst versteht, aufnehmen und nie erfahren, wie viel ich Ihnen zu verdanken habe.«
»Ja, das wirst Du auch nicht eher, Gilbert, als bis Du verheirathet bist. Wenn Du dann ein leichtsinniges, eingebildetes Mädchen, wie Elise Milward, hast, das sich um weiter nichts kümmert, als ihren augenblicklichen Vortheil und ihr Vergnügen, oder eine irregeleitete, hartnäckige Frau, wie Mrs. Graham, die über ihre vornehmsten Pflichten in Unwissenheit schwebt und nur in Bezug auf das, was ihr am wenigsten angeht, klug ist, — dann wirst Du den Unterschied finden.«
»Es wird mir gut thun« Mutter. Ich bin nicht blos dazu in die Welt geschickt worden, um die guten Eigenschaften und Gefühle Anderer zu üben, sondern um — auch die meinigen für sie anzustrengen, und wenn ich heirathe, erwarte ich mehr Vergnügen darin zu finden, meine Frau glücklich und es ihr behaglich zu machen, als daß sie dies gegen mich thäte: ich möchte lieber geben als empfangen.«
»O, das ist Alles Unsinn, lieber Junge — das ist Jungengeschwätz! Du wirst es bald müde werden, Deine Frau anzubeten und ihren Launen nachzuleben, wenn sie auch noch so reizend ist, und dann kommt die Prüfung.«
»Nun wohl, dann muß das Eine die Last des Andern tragen.«
»Dann muß Jedes in seine gehörige Stelle treten. Du wirst Deine Geschäfte verrichten, und sie, wenn sie Deiner würdig ist, die ihrigen, aber es ist Dein Geschäft, es Dir selbst recht zu machen, und das ihre, es Dir recht zu machen. Sicherlich war Euer armer, lieber Vater ein so guter Ehemann, wie nur je einer gelebt hat; nachdem aber die ersten sechs Monate oder so vorüber waren, hätte ich eben so gut erwarten können, daß er fliegen würde, als daß er einen Schritt mir zu Gefallen aus seinem Wege gegangen sei. Er sagte immer, ich sei eine gute Frau und thue meine Schuldigkeit — Gott habe ihn selig — that immer die seine, war fleißig und pünktlich, tadelte selten ohne Grund, ließ meinem guten Essen immer Gerechtigkeit widerfahren und verdarb meine Speisen nie durch zu langes Ausbleiben, und mehr kann eine Frau von ihrem Manne nicht verlangen.«
Ist dem so, Halfords — ist dies der Umfang Ihrer häuslichen Tugenden? — und verlangt Ihre glückliche Frau weiter nichts, als dies?
Siebentes Kapitel.
Die Excursionen.
Nicht lange nachher, an einem milden, sonnenhellen Morgen, an dem es sich ziemlich weich ging, denn der letzte Schnee war kaum erst verschwunden, und hatte nur hier und da auf dem frischen, grünen Grase unter den Hecken noch einen schmalen dünnen Streifen zurückgelassen, neben dem jedoch hier und da bereits die jungen Himmelschlüsselchen unter ihrem feuchten, dunkeln Laube hervorlugten, und die Lerche über mir sang ihr Lied vom Sommer, und Hoffnung und Liebe und allen himmlischen Dingen, — befand ich mich draußen auf dem Hügelabhange, gab mich dem Genusse dieser Naturreize hin, und sah zu, wie es meinen jungen Lämmern und deren Müttern erging. Als ich mich, dabei einmal umschaute, erblickte ich drei aus dem Thal herauskommende Personen. Es war Elise Milward, Rosa und Fergus; ich ging ihnen also über das Feld entgegen, und erklärte mich, als sie mir sagten, daß sie nach Wildfell Hall gingen, bereit, mitzukommen, bot Elisen meinen Arm, den sie statt desjenigen meines Bruders auch gern annahm, und sagte diesem, daß er zurückgehen könne, da ich die Damen begleiten werde.
»Da bitte ich sehr um Entschuldigung!« rief er — »die Damen begleiten mich, aber nicht ich sie. Ihr habt alle die merkwürdige Fremde gesehen, nur ich bin noch nicht so glücklich gewesen, und ich konnte meine bedauernswürdige Unwissenheit nicht länger ertragen, und mußte, was auch kommen möge, meine Wißbegier ebenfalls befriedigen, weshalb ich Rosa bat, mit mir nach der Halle zu gehen und mich auch dort vorzustellen. Sie schwor hoch und theuer, daß sie es nicht thun werde, außer wenn Miß Elise auch mitkomme; ich lief also nach dem Pfarrhause und holte sie, und wir haben den ganzen Weg zusammengehakt und zärtlich wie ein Liebespaar miteinander gemacht — und jetzt nimmst Du sie mir ab und willst mich auch noch meines Sgazierganges und Besuches berauben. — Geh zu Deinem Felde und Vieh zurück, Du Bauer, Du passest nicht dazu, mit Damen und Herren umzugehen, wie wir, die weiter nichts zu thun haben, als in die Häuser unsrer Nachbarn zu laufen, in ihre geheimsten Winkelchen zu spionieren, ihre Geheimnisse auszuspionieren, und ihnen Löcher in den Rock zu hacken, wenn er nicht nach unserm Geschmacke gemacht ist — Du verstehst Dich gar nicht auf dergleichen feine Genüsse.«
»Könnt ihr nicht Beide gehen?« meinte Elise, ohne auf seine letzten Reden zu achten.
»Ja, gewiß, kommt alle Beide,« rief Rosa — »je mehr, desto lustiger — ich bin so überzeugt, daß wir alle gute Laune, die wir haben, brauchen werden, um sie in das große, finstre, düstre Zimmer mit seinen schmalen Gitterfenstern und trübseligen alten Möbeln mitzunehmen — wenn sie uns nicht etwa wieder in ihr Atelier führt.«
Wir gingen also Alle in copore, und die magere alte Magd, die uns die Thüre öffnete, führte uns in ein Gemach, wie mir es Rosa von ihrem ersten Besuch bei Mrs. Graham her beschrieben hatte — es war ein ziemlich geräumiges und hohes Zimmer, das aber von den altmodischen Fenstern nur schwach erhellt wurde — die Decke, Vertäfelung und das Kaminsims von düsterem, schwarzen Eichenholz — letzteres fleißig, aber nicht eben geschmackvoll geschnitzt — mit eben solchen Stühlen und Tischen, auf der einen Seite des Kamines einem alten, mit einer bunten Auswahl von Büchern vollgestopften Bücherschranke, und einem ältlichen Spinett auf der andern.
Die Dame saß in einem steifen, hochlehnigen Armstuhle, mit einem runden Tischchen, worauf sich ein Schreibpult und Arbeitskörbchen befand, auf der einen Seite, und auf der andern ihrem kleinen Sohne, der mit auf ihrem Knie gelehnten Ellbogen dastand und ihr mit ausfallender Geläufigkeit aus einem kleinen, in ihrem Schooße liegenden Buche vorlas, während sie ihre Hand auf seine Schulter gelehnt hatte, und zerstreut mit den langen Ringellocken spielte, die auf seinen elfenbeinweißen Nacken fielen. Sie bildeten einen angenehmen Contrast mit allen Gegenständen um sie her, da sie aber natürlich bei unserm Eintritte sogleich ihre Stellung veränderten, konnte ich das Familienbildchen nur während den, wenigen kurzen Sekunden, wo Rahel die Thüre offen hielt, um uns einzulassen, beobachten.
Ich glaube nicht, daß Mrs. Graham von unserm Anblicke besonders entzückt war; ihre ruhige Höflichkeit hatte etwas unbeschreiblich Frostiges; ich sprach jedoch nicht viel mit ihr, sondern setzte mich, ein wenig von dem Kreise entfernt, an das Fenster, rief Arthur zu mir, und unterhielt mich mit ihm und Sancho sehr angenehm, während die beiden jungen Damen seine Mutter mit unbedeutenden Redensarten abquälten, und Fergus mit übereinander geschlagenen Beinen und in die Hosentaschen gesteckten Händen ihr gegenüber in seinem Stuhl zurückgelehnt saß, und bald an die Decke, bald seiner Wirthin gerade ins Gesicht starrte, daß ich große Lust hatte, ihn zur Thüre hinauszuwerfen, bald leise ein Stück von einer seiner Lieblingsmelodieen vor sich hin pfiff, bald das Gespräch unterbrach, oder eine Pause mit einer impertinenten Frage oder Bemerkung ausfüllte. Einmal hieß es: