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wenn er nur herumliegt, beobachtet, schmust oder ein Nickerchen macht. Ein Golden Retriever ist ein pflegeleichter, anschmiegsamer Hund.«

      Ich hatte Golden Retriever immer schon wegen ihres wunderschönen Fells, ihrer humorvollen, sanften und edlen Gesichter und ihres freundlichen Wesens bewundert. Ich war dreiundfünfzig Jahre alt, und obwohl ich regelmäßig Sport trieb und nach wie vor einen Taillenumfang von etwa sechsundsiebzig Zentimetern hatte, verfolgte mich die unermüdlich aktive American Association of Retired Persons (Amerikanische Vereinigung von Rentnern und Pensionären) bereits mit monatlichen Postwurfsendungen, durch die sie mir nachdrücklich ins Gedächtnis rief, dass ich meine Augen nicht vor meinem zunehmenden Alter verschließen dürfe. Ich müsse mich also mit der Tatsache meiner Sterblichkeit auseinandersetzen und ihrem Verein beitreten. Außerdem würde ich dann in den Genuss aller Preisnachlässe für Senioren kommen, und das schließe den Zahnersatz und die Bestattungsvorbereitung ein.

      Ich kam zu dem Schluss, dass ein anschmiegsamer Hund genau das Tier – und vielleicht das einzig mögliche Tier – war, mit dem ich zurechtkommen würde.

      Judi sagte, das CCI habe derzeit mehrere freigestellte Golden Retriever, man könne mühelos einen für uns finden. Da sie gerade für zwei Wochen in Urlaub fahren wollte, machten wir aus, dass sie uns den Hund in vierzehn Tagen in unser Haus am Hafen von Newport und nicht zu unserem Hauptwohnsitz bringen würde.

      Das Strandhaus hatten wir als Anreiz für möglichst arbeitsfreie Wochenenden gekauft. Mittlerweile waren wir nämlich wahre Workaholics, die alle sieben Tage der Woche an ihren Schreibtischen in den Arbeitszimmern festklebten. Der Aufwand zu packen und dann wegzufahren – selbst wenn es nur zu einem so nahegelegenen Ziel wie Santa Barbara war –, überwog inzwischen die Vorteile, mal von dieser Arbeit wegzukommen. Aber wenn wir zu Hause blieben, konnten wir dem Arbeitsdrang schlicht nicht widerstehen.

      Der Strand bot eine völlig andere Umgebung als die Hügellandschaft, in der wir lebten, und wir konnten in weniger als einer halben Stunde dort sein. Wenn wir Kleidung und persönliche Gegenstände einfach in unserem Zweithaus ließen, nicht packen mussten und keine Arbeit mitnahmen, würden wir es wohl schaffen, aus der Tretmühle auszubrechen. Von Freitagnachmittag bis zum Sonntagabend wollten wir uns am Wasser entspannen und dann ausgeruht zum Haus auf dem Hügel zurückkehren.

      So dachten wir uns das.

      Unser Strandhaus lag am Balboa Peninsula Point des kalifornischen Newport Beach und bot Aussicht auf einen Pier und Kai des Hafens. Ein hervorragender Architekt, Paul Williams, hatte das Haus 1936 entworfen. Wir ließen es in seinen ursprünglichen Zustand im Artdéco-Stil zurückversetzen, möblierten es und freuten uns auf die künftig auf fünfzig Stunden begrenzten Arbeitswochen.

      Uns und anderen gegenüber bezeichneten unsere Freunde und Verwandte, die sich dort aufhielten, das Haus als zauberhaft und sagten, es sei der erholsamste Ort, den sie jemals kennengelernt hätten. Aber in den sechs Jahren, in denen wir dieses Haus besaßen, schafften Gerda und ich es nur dreißig Mal, im Strandhaus zu übernachten. Vito und Lynn, Gerdas Bruder und dessen Frau, die den ganzen Weg von Michigan nach Kalifornien auf sich nahmen, übernachteten dort viel häufiger als wir und genossen ihren Urlaub unmittelbar am Strand.

      Wir sind schon so lange an die Tretmühle gewöhnt, dass wir eine unverbrüchliche Zuneigung zu ihr entwickelt haben – metaphorisch gesprochen: zu ihrem Geruch nach feuchtem Granit, zu dem leisen Rumpeln, wenn sich das Rad dreht und dreht, zu dem sanften Kitzel in der Nase, wenn die Arbeit voranschreitet. Ich habe das Glück, dass mich Sprache verzückt und ich meine Arbeit als sinnvoll empfinde.

      Am Tag von Trixies Ankunft war das Strandhaus noch so neu für uns, dass wir immer noch meinten, wir würden künftig an den Wochenenden in unserem Häuschen am Pier faulenzen, Wein trinken, uns in der Freizeit die Broschüren der Seniorenvereinigung American Association of Retired Persons vornehmen und uns die Artikel zu den Vorzügen von Ballaststoffen in der Nahrung und den Gefahren zu schnellen Autofahrens einverleiben.

      Schon damals hatte ich mehrere Bücher geschrieben, in denen Hunde Haupt- oder Nebendarsteller gewesen waren – von Brandzeichen bis zu Drachentränen. Unsere Freunde wussten, wie sehr wir uns einen Hund wünschten. Sie wussten aber auch, dass Gerda und ich seit langem an ein Leben zu zweit gewöhnt waren. Manche dieser Freunde nahmen an, es werde uns schwerfallen, den Partner so vollständig mit einem Hund zu teilen, wie dieser Hund es verlangen würde.

      Am Morgen des Tages, an dem Trixie eintreffen sollte, suchte ich die Baustelle auf, wo gerade ein neues Haus für uns entstand. Der Generalauftragnehmer für das Projekt, Mike Martin, war ein Freund, der während der langen Baujahre für Gerda und mich fast zu einem Bruder wurde. Mike war ein Hüne von circa 1 Meter 95 Größe und wirkte kraft seiner Persönlichkeit sogar noch größer. Er war stämmig und stark, aber sanftmütig – ein Mann der leisen Töne, der gern lachte. Mit seinen fünfzig Jahren hatte er bereits weiße Haare, trug jedoch stets helle Sportschuhe, Jeans und die diskret gemusterten Hawaii-Hemden von Reyn Spooner. Mike war ein charismatischer Mensch, doch zugleich bescheiden, eine Kombination, der ich nur selten in meinem Leben begegnet bin. Und seine Freunde lagen ihm sehr am Herzen.

      Während wir aus dem Bauwagen traten, um uns um irgendein Problem zu kümmern, das meine Anwesenheit auf der Baustelle erforderte, sagte Mike mit besorgter Miene: »Weißt du, mit einem Hund, egal welchem, selbst wenn es einer dieser Hunde vom CCI ist, wird es bei euch nicht mehr so ordentlich zugehen, wie ihr es gern habt. Es wird euch ein bisschen verrückt machen.«

      Bei unseren Freunden haben Gerda und ich den Ruf, ungewöhnlich penibel zu sein. Ich habe das nie ganz verstanden, denn keiner unserer Freunde ist, verglichen mit uns, schlampig oder nachlässig. Mike und seine Frau Edie hatten zwei Hunde und hielten ihr Haus trotzdem makellos sauber und ordentlich. Als Schöpfer exquisiter Hot Rods, modernisierter Oldtimer, war Mike besessen von Details, und das zeigte sich auch auf jedem Quadratmeter der Wohnfläche des Hauses, das er für uns baute.

      Und doch gab er mir in seiner für ihn typischen Anteilnahme zu bedenken, dass jeder Hund als Hausgenosse zwangsläufig viel Unordnung mit sich bringt, und meinte, irgendwann werde mir wohl ein Nervenzusammenbruch drohen.

      Es stimmt ja, dass wir unsere Strümpfe und Socken lieber falten, als sie zusammenzurollen, und unsere Unterwäsche bügeln, dass ich seit Jahren Jeans nur mit Bügelfalte trage, dass ich vor einem festlichen Abendessen ein Maßband dazu nutze, sicherzustellen, dass der Abstand von Gedeck zu Gedeck und bei jedem Bestandteil des Gedecks stets derselbe ist, dass Gerda sich lieber mit Honig überziehen und an einen Pfahl auf einem Ameisenhügel binden lassen würde, als zu Bett zu gehen, wenn noch irgendein benutzter Löffel in der Küchenspüle liegt, dass wir, sollte ein Gast bei uns Wasserflecken an seinem Weinglas entdecken, genauso beschämt wären, als hätte dieser Gast irgendeinen zusammengedrückten Leichnam in unserer großen Abfallpresse entdeckt. Aber nichts davon bedeutet, dass wir unter Ordnungswahn leiden. Es bedeutet lediglich, dass wir uns um solche Dinge kümmern.

      Auf Mikes Befürchtung, wir könnten zu ordnungsliebend sein, um mit einem Golden Retriever zurechtzukommen, reagierte ich mit den Worten: »Dieser Hund ist gut ausgebildet und völlig stubenrein.«

      »Das meine ich ja gar nicht damit«, sagte Mike.

      »Uns ist klar, dass der Hund haart. Wir werden sein Fell jeden Morgen gründlich durchbürsten.«

      »Ich denke dabei auch nicht an Hundehaare.«

      »Er wird jeden Donnerstag zu einem Hundepfleger gehen, wo man ihn baden und auch jede andere Körperpflege mit ihm anstellen wird. Also werde ich niemals selbst auf seine Analdrüsen drücken müssen.«

      »Auch daran denke ich dabei nicht«, meinte Mike. »Obwohl mir ja meistens Analdrüsen in den Sinn kommen, wenn ich an dich denke.«

      »Du bist gefeuert«, gab ich zurück.

      »Das müsste mich ja eigentlich beunruhigen. Aber wer außer mir würde für dich arbeiten wollen?«

      »Vielleicht jemand, der tatsächlich schon mal ein Haus errichtet hat«, antwortete ich.

      Ehe Mike sich zehn Jahre lang den Aufgaben widmete, die Planungen und Bauarbeiten

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