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bei vielen Aufgaben, aber in erster Linie ist er der Gefährte der Behinderten und baut eine liebevolle Beziehung zu ihnen auf. Solche Hunde können bei einem autistischen Kind oder einem Kind mit einem Katzenschreisyndrom (CDC-Syndrom) geradezu Wunder bewirken.

      In einem »Hearing Team« (Hör-Team) macht der Hund seinen tauben oder schwerhörigen Gefährten auf das Klingeln des Weckers, Rauchalarm, die Türglocke und andere Geräusche aufmerksam.

      In »Facility Teams« (Unterstützungsteams) setzt man Hunde beispielsweise als Helfer für Lehrer, Reha-Experten, Betreuer in Kliniken, in Klassen mit Schülerinnen und Schülern, die unter Entwicklungsstörungen leiden, oder in Pflegeheimen ein. Auch diese Hunde wirken Tag für Tag Wunder.

      Die Assistenzhunde, die Canine Companions for Independence (CCI) an behinderte Menschen vergibt, leisten wegen ihrer besonderen Ausbildung großartige Arbeit, aber die außergewöhnlichsten Leistungen erbringen sie vielleicht einfach aufgrund der Eigenschaften, die sie als Hunde nun einmal haben.

      Tom Hollenstein, ein Freund und Vorstandsmitglied des CCI Südwest, erlitt im Alter von vierundzwanzig Jahren bei einem Verkehrsunfall eine sehr schwere Rückenverletzung. Dieser hochgewachsene, gutaussehende, umgängliche und mitteilsame Mann musste plötzlich im Rollstuhl sitzen und wieder bei seinen Eltern wohnen. Tom ist einer der willensstärksten Menschen, denen ich je begegnet bin, und die Einschränkung seiner Unabhängigkeit konnte er nicht lange ertragen.

      Als er seinen ersten Assistenzhund namens Weaver bekam, übernahm er wieder die Kontrolle über sein Leben, zog vom Haus seiner Eltern in eine eigene Wohnung um, fand Arbeit und schaute niemals zurück.

      Weaver war etwas ganz Besonderes, und die Beziehung, die sich zwischen Mensch und Hund, Tom und Weaver, entwickelte, war noch tiefer als üblich. Tom hat einmal gesagt, hätte er die Wahl gehabt, niemals eine Behinderung zu bekommen oder aber niemals Weaver gekannt zu haben, hätte er sich für den Hund entschieden und die Rückenverletzung auf sich genommen.

      Tom spricht nicht leichtfertig über solche Dinge. Er meint, was er sagt. Er erzählte mir, dass er, als er seinen vierbeinigen Gefährten verlor, in seiner Trauer überaus tiefe Gefühle in sich entdeckte, die er in seinem Inneren gar nicht vermutet hatte.

      Vom CCI las ich erstmals, als ich Recherchen für meinen Roman Mitternacht anstellte, da in diesem Roman ein Protagonist vorkommt, der an einen Rollstuhl gebunden ist. Von der Arbeit dieser Organisation war ich so angetan, dass ich dem Gefährten des Behinderten, dem fiktiven Hund namens Moose, als Hintergrund die Ausbildung als Assistenzhund beim CCI mitgab.

      Mitternacht war mein erstes Buch, das den Spitzenplatz auf der Bestsellerliste erreichte. Das erregte die Aufmerksamkeit des CCI und man fragte bei mir an, ob ich nicht in der Taschenbuchausgabe auf den Schlussseiten des Buches einen Hinweis auf die Arbeit des CCI einfügen könne, um für die Organisation zu werben. Außerdem bat man mich, die Adresse der CCI-Bundeszentrale im kalifornischen Santa Rosa anzugeben. Diesen Wünschen kam ich gern nach, und das führte, lange ehe Trixie zur Welt kam, zu Gerdas und meiner persönlichen Verbindung zur CCI-Niederlassung für den Südwesten der Vereinigten Staaten.

      Zwar musste sich Trixie mit zweieinhalb Jahren aus ihrer Helfertätigkeit für Jenna zurückziehen, doch mit drei Jahren wurde sie bei Gerda und mir zu einem Assistenzhund anderer Art. Auf vielfache Weise führte sie nämlich »Reparaturarbeiten« an uns durch.

      Eine Frau namens Judi Pierson leitete damals den Südwestverband des CCI. Schon oft hatte sie Gerda und mich dazu ermutigt, einen von dessen Trainingsprogramm freigestellten Hund zu uns zu nehmen. Nicht jeder Welpe besitzt das Talent und Temperament oder die körperlichen Voraussetzungen dafür, die vollen zwei Trainingsjahre bis zur Abschlussprüfung durchzustehen. Stets ziehen Freiwillige die vom CCI überprüften Welpen von der achten Woche an groß, nachdem der Züchter sie bei ihnen abgegeben hat. Diese Freiwilligen haben den Hund etwa sechzehn Monate lang bei sich und lehren ihn zu sitzen, am Platz zu bleiben, sich niederzulegen, bei Fuß zu gehen, an lockerer Leine oder ganz ohne Leine mitzukommen, auf Befehl hin sein Geschäft zu verrichten und andere grundlegende Dinge.

      Wenn sich der Hund dabei bewährt hat, verbringt er sechs Monate auf dem CCI-Campus und durchläuft dort ein intensives Training. Dadurch erwirbt er Fähigkeiten und Fertigkeiten, die über die meinigen weit hinausreichen. Jeder, der mich kennt, wird diese Aussage ohne zu zögern bestätigen.

      Falls der Hund diese Ausbildung aus irgendeinem Grund nicht bewältigen kann, kann ihr Erstbetreuer, der ihn zunächst großgezogen hat, auf Wunsch wieder zu sich nehmen. Diese Freiwilligen kann man nur bewundern. Zwangsläufig verliebt man sich ja in die Welpen, wenn man sie von der achten Woche an betreut und ausbildet. Und doch geben diese Freiwilligen ihre Schützlinge bereitwillig zur Fortgeschrittenenausbildung ans CCI ab. Oft nehmen sie dann einen anderen Welpen bei sich auf und durchleben denselben Trennungsschmerz aufs Neue, da ihnen das CCI so überaus wichtig ist. Manche von ihnen haben schon zwanzig Welpen oder mehr großgezogen, und es kann einem nur Ehrfurcht einflößen, wie viele Menschenleben sie dadurch verändert haben.

      Gelegentlich sind diese Freiwilligen jedoch nicht in der Lage, einem weiteren Hündchen ein Heim zu geben, da sich ihre Lebenssituation inzwischen verändert hat. In einem solchen Fall muss für den vom Ausbildungsprogramm freigestellten Hund ein neues Zuhause gefunden werden.

      Jahr für Jahr drängte uns Judi, einen solchen Hund bei uns aufzunehmen. Wir hätten gern zugesagt, fürchteten jedoch, dem Hund nicht die Aufmerksamkeit und die Zeit geben zu können, die er brauchen würde. Wieder und wieder teilten wir Judi – und einander – mit, wir hätten dazu leider zu viel zu tun, deshalb müssten wir damit warten, bis meine Arbeit als Schriftsteller in ruhigere Fahrwasser geriet.

      Im August 1998 vollendete ich den Roman Im Bann der Dunkelheit, den Folgeroman zu Geschöpfe der Nacht – eines meiner vielen Bücher, in denen ein Hund zu den wichtigen Protagonisten zählt. Jedes Mal, wenn ich eine Geschichte schrieb, in der ein Hund vorkam, wuchs meine Sehnsucht nach einem eigenen Hund. Genau wie die Rezensenten behaupteten meine Leserinnen und Leser, ich hätte eine unheimliche Geschicklichkeit, überzeugend über Hunde oder sogar aus deren Sicht zu schreiben. Wenn ein Hund zu meinen Handlungsträgern gehörte, fühlte ich mich stets besonders inspiriert. Es kam mir so vor, als wollte mir ein Schutzengel mitteilen, Hunde seien als wesentlicher Bestandteil meines Lebens vorgesehen, ich müsse nur auf diese Eingebung hören.

      Während eines Abendessens mit Gerda, kurz vor Monatsende, brachte ich das Thema zur Sprache und sagte: »Ständig meinen wir, wir hätten zu viel um die Ohren, um einen Hund in unser Leben zu lassen. Aber ich fürchte, wir werden immer zu viel zu tun haben, selbst wenn wir neunzig Jahre alt sind. Vielleicht sollten wir es einfach machen, ob sehr beschäftigt oder nicht, und dann dafür sorgen, dass es irgendwie passt.«

      Wir hatten niemals Kinder gehabt. Gerda und ich begannen unsere berufliche Zusammenarbeit 1974. Seitdem waren wir Tag für Tag zusammen gewesen, buchstäblich den ganzen Tag lang und auch nachts. In den zweiunddreißig Jahren unserer Ehe waren wir nur zwei Mal kurz voneinander getrennt gewesen. Wir waren ein festes, aufeinander eingespieltes Team und hatten große Bedenken davor, eine weitere Person im Haus zu haben. Uns war nämlich klar, dass ein Hund, genauso wie ein Kind, eine weitere Person sein würde, um die man sich kümmern musste.

      Am Ende des Abendessens waren wir uns einig. Wir waren zwar nicht auf einen Hund vorbereitet, aber nun würden wir uns darauf vorbereiten.

      Im September 1998 rief ich Judi an und teilte ihr mit, dass wir, wenn sie das nächste Mal ein Zuhause für einen Hund suchte, diesen Hund bei uns aufnehmen würden.

      »Welche Art von Hund wollt ihr denn?«, fragte sie. »Einen besonders anschmiegsamen oder lieber einen anderen?«

      Da »besonders anschmiegsam« in meinen Ohren leicht abstoßend klang, tendierte ich spontan zu einem anderen Hund. Aber offensichtlich war ich nicht sehr gut über die Begrifflichkeiten von Hundehaltern informiert, also bat ich sie um eine genauere Definition von »anschmiegsam«.

      »Einen Labrador Retriever würde man eher nicht als einen besonders anschmiegsamen Hund bezeichnen«, erklärte Judi. »Diese Hunderasse hat sehr viel Energie und möchte stets

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