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Körper. Nur das Operationsfeld war frei. Die OP-Leuchten tauchten es in gleißendes Licht.

      »So. Die Milzblutung ist unter Kontrolle.« Dr. Sophie Petzold atmete auf. »Spülen!«

      Ein Gurgeln und Schlürfen.

      »Ein Wunder, dass die Frau überhaupt noch lebt.« Dr. Norden hatte einen Kollegen abgelöst, der dringend in einem anderen Operationssaal gebraucht wurde. Er sah hinüber zur Anästhesistin. »Wie sieht es aus?«

      »Nach der siebten Konserve ist sie jetzt halbwegs stabil«, gab Dr. Räther die gewünschte Auskunft.

      »Dann machen wir mit der Leber weiter«, teilte Sophie ihrem Team mit. »Bauchtücher gehen raus. Schweiß!« Sie wandte sich der Schwester zu ihrer Linken zu. Die betupfte die Stirn der Chirurgin. Dann ging es auch schon weiter. »So, wie das hier aussieht, ist die Frau mit dem Bauch gegen etwas Hartes geprallt«, murmelte sie.

      »Der Wagen war ein uraltes Modell. Der Airbag hat nicht ausgelöst.« Daniel und Sophie tauschten besorgte Blicke. Ihr zweiter Blick galt Dr. Merizani, der mit seinem Team am Kopfende der Patientin stand.

      »Können Sie schon eine Prognose abgeben?«

      Der Neurochirurg sah hinüber zum Bildschirm.

      »Laut CT haben wir es mit einer intrakraniellen Blutung zu tun. Ein ausgedehntes, raumforderndes Hämatom im Bereich des Frontallappens. Ich werde jetzt die Schädeldecke öffnen. Bohrer!«

      *

      Zum Glück konnte Uwe Ruhland draußen vor dem OP das Surren nicht hören. Es hätte ihm das Blut in den Adern gefrieren lassen. So setzte er seine Wanderung fort und stürzte sich auf jede Schwester, die den Operationsbereich verließ.

      »Gibt es etwas Neues von meiner Frau?«

      »Tut mir leid. Dazu kann ich keine Auskunft geben.« Schwester Astrid eilte weiter.

      Schritte hinter ihr verrieten, dass sie verfolgt wurde.

      »Aber wie lange dauert es denn noch?«

      Astrid blieb stehen, holte tief Luft und drehte sich um.

      »Das kann noch Stunden dauern, Herr Ruhland. Warum gehen Sie nicht in den Aufenthaltsraum? Dort gibt es Erfrischungen und Gebäck …«

      »Nein, nein, nicht nötig. Wissen Sie, wenn ich hier nichts tun kann, mache ich mich lieber wieder an die Arbeit. Die Beerdigung morgen.« Seine Hand verschwand in der Hosentasche. »Hier ist meine Karte. Bitte rufen Sie mich an, wenn Inga fertig ist.«

      Verwirrt starrte Astrid auf die Visitenkarte. »Gärtnerei Ruhland – Trauerschmuck, Grabpflege« stand dort in geschwungenen Buchstaben geschrieben. Der zweite Blick der Schwester gehörte Uwe Ruhland.

      »Sie wollen wirklich fahren?«

      »Ja, ja natürlich. Die Beerdigung morgen … Die Leute erwarten doch, dass alles perfekt ist. Aber da liegen ja noch die Kränze im Geschäft. Inga hat sie vergessen. Sie ist ja so schusselig … Na ja, egal. Jedenfalls muss ich jetzt los. Sie wissen ja Bescheid.« Ein letztes Nicken, dann eilte Uwe Ruhland davon.

      Schwester Astrid sah ihm nach. Wenn das mal gutging!

      *

      »Die Schädeldecke ist jetzt eröffnet. Wie geht es ihr?« Merizanis Frage galt Ramona Räther.

      »Zur Zeit stabil.«

      Der Neurochirurg nickte und beugte sich wieder über seine Arbeit.

      »Großes subdurales Hämatom.« Hochkonzentriert blickte er durch die Gläser der Spezialbrille. »Ich räume es jetzt aus.« Ein Alarm ließ ihn innehalten. Wieder ein Blick hinüber zur Anästhesistin.

      »Der Druck fällt«, beantwortete sie seine stumme Frage. »Die Beatmung wird schwieriger. Sauerstoffsättigung bei 82, Tendenz fallen.«

      »Überprüfen Sie die Thorax-Drainage«, wies Dr. Norden die Kollegin an.

      Ramona beugte sich hinunter zum Beutel, der an der Liege hing. Der Inhalt schimmerte rötlich.

      »Fast voll.«

      »Hämatothorax. Das müssen wir sofort machen.« Die Blutansammlung im Brustfellbereich war lebensbedrohlich. »Sophie?«

      »Ich bin dabei, ein temporäres Leberpacking zu machen. Danach kann ich dir assistieren.«

      Dr. Räthers Augen sprachen Bände.

      »Wie auch immer sollten wir es sofort tun«, bemerkte sie.

      »Not-Thorakotomie vorbereiten«, befahl Dr. Norden.

      Wieder ertönte ein Alarm. Die Bewegungen wurden fahrig. Pflegepersonal eilte hin und her.

      »Ich muss umintubieren«, teilte Dr. Räther den Kollegen mit. »Dr. Merizani, Sie müssen den Schädel stabilisieren. Schwester Alva, Doppellungentubus vorbereiten.« Ihre Stimme übertönte den Alarm.

      »Das wird eine Herausforderung«, murmelte Dr. Daniel Norden, ehe er sich über die Patientin beugte.

      *

      Inzwischen hatte Dr. Aydin dafür gesorgt, dass Bruder Pirmin von der Straße zurück auf die Station gebracht worden war. Er lag auf der Liege und rang verzweifelt nach Luft.

      Aydin klemmte das Stethoskop in die Ohren und setzte es auf die Brust des Patienten.

      »Der Kehlkopf ist zugeschwollen.«

      Mit fliegenden Fingern öffnete er eine Schublade. »Machen Sie den Arm frei!«, befahl er den beiden Männern, die neben ihrem Mitbruder standen und bangten. Er griff nach einer Injektion. »Ich gebe Ihnen ein Gegenmittel. Das entkrampft die Lungen und erleichtert das Atmen.« Kurzentschlossen versenkte er die Nadel unter der Haut.

      Die beiden Mönche flankierten die Behandlungsliege. Mit angehaltenem Atem warteten sie darauf, dass sich Pirmin beruhigte. Endlich geschah das Wunder. Das Keuchen ließ nach. Der Patient entspannte sich.

      »Was war denn das?«, fragte Bruder Basilius endlich.

      Milan Aydin stand im Rollstuhl neben der Liege und wachte mit Argusaugen über das Geschehen.

      »Hat er die Tablette genommen?«

      »Ja, unten in der Lobby.«

      Milans Augen ruhten auf seinem Patienten.

      »Das sah aus wie ein allergischer Schock.«

      »Ein allergischer Schock auf ein Antiallergikum?« Bruder Augustinus konnte es nicht glauben.

      In Ermangelung einer Erklärung wandte sich Dr. Aydin an Pirmin.

      »Wie fühlen Sie sich?«

      »Ich bekomme besser Luft. Aber ist es normal, dass sich das Herz so komisch anfühlt?«

      »Das hat mit dem Adrenalin zu tun, das ich Ihnen gespritzt habe.« Aydin griff nach dem Handgelenk seines Patienten. Fühlte den Puls. »Es lässt Ihr Herz schneller schlagen.« Er runzelte die Stirn. »Aber nicht so schnell! Rufen Sie eine Schwester!«, rief er Augustinus zu. »Schnell!« Er hatte kaum ausgesprochen, als Pirmin die Augen verdrehte.

      Ein Handgriff, ein Ruck und die Kutte zerriss.

      »Defibrillator!«, befahl Milan und deutete auf das Gerät an der Wand. Unverzüglich begann er mit der Herzdruckmassage.

      Schritte eilten herbei. Schwester Elena tauchte in der Tür auf.

      »Was ist passiert?« Mit einem Blick erkannte sie die Situation. Kurzerhand nahm sie Augustinus das Gerät aus der Hand und bereitete es auf den Einsatz vor.

      »Er hat keinen Puls mehr.« Dr. Aydin machte seiner Kollegin Platz. Sah zu, wie Elena die Elektroden aufsetzte.

      »Und weg!«, befahl sie.

      Der Stromstoß jagte durch den Körper des bewusstlosen Mannes und ließ ihn zusammenzucken. Noch zwei Mal musste sie die Prozedur wiederholen, bis sie von Erfolg gekrönt war. Pirmin drehte stöhnend

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