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(vgl. Joh 5,19). So soll auch die Einheit der Jünger Jesu mit ihrem Herrn nach seinem Tod, der Auferstehung und der Erhöhung durch den Geist Gottes möglich werden. Viermal wird der Heilige Geist im Johannesevangelium „Parakletos“ genannt. Der Paraklet ist der Fürsprecher, der Beistand. Man kann hier auch die Assoziation eines Helfers, Freundes, Beraters oder Verteidigers sehen. Dieser Paraklet wird die Jünger lehren, trösten und erinnern. Er wird Jesus verherrlichen und sie zur Liebe befähigen.

      „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr so leben, wie ich es euch gesagt habe. Dann werde ich den Vater bitten, dass er euch an meiner Stelle einen Helfer gibt, der für immer bei euch bleibt. Dies ist der Geist der Wahrheit. Die Welt kann ihn nicht aufnehmen, denn sie ist blind für ihn und erkennt ihn deshalb nicht. Aber ihr kennt ihn, denn er wird bei euch bleiben und in euch leben. Nein, ich lasse euch nicht allein zurück. Ich komme wieder zu euch. Schon bald werde ich nicht mehr auf dieser Welt sein, und niemand wird mich mehr sehen. Nur ihr, ihr werdet mich sehen. Und weil ich lebe, werdet auch ihr leben. Dann werdet ihr erkennen, dass ich eins bin mit meinem Vater und dass ihr in mir seid und ich in euch bin“ (Joh 14,15–20).

      Dieser Geist Gottes wird nicht nur an der Seite der Gläubigen sein, sondern er wird in ihnen sein. Er wird sie belehren (Joh 14,26). Der Geist wird sie in alle Wahrheit führen. Er wird keine neuen Wahrheiten offenbaren, die der Lehre Jesu widersprechen. Der Geist wird Jesus in den Gläubigen bezeugen (Joh 16,13; 15,26). Durch den Empfang der Gabe des Heiligen Geistes werden die Jünger befähigt, Zeugen für Jesus zu sein und das Reich Gottes im Geiste und in der Kraft Jesu weiterzuführen. „Ihr werdet den Heiligen Geist empfangen und durch seine Kraft meine Zeugen sein in Jerusalem und Judäa, in Samarien und auf der ganzen Erde“ (Apg 1,8). Nur im Johannesevangelium wird berichtet, dass am Abend des Auferstehungstages Jesus seinen Jüngern begegnete und dass er sie dabei anhauchte und sagte: „Empfangt den Heiligen Geist!“ (Joh 20,22).

      Es gibt manche Spekulationen darüber, wie dieser Bericht zuzuordnen ist. Wie soll dieser Geistempfang mit dem verheißenden Geistempfang zu Pfingsten vereinbar sein? Handelte es sich hier nur um eine symbolische Anrührung, die den Glauben der Jünger stärken, ihre Erwartung aufrecht erhalten und ihnen die Kraft geben sollte, zu warten? Es handelt sich hier meines Erachtens tatsächlich um zwei selbständige Ereignisse. Johannes berichtet, was am späten Osterabend geschah, Lukas berichtet vom Pfingsttag. Die Umstände der Begegnung sind unterschiedlich. Am Osterabend wird der Empfang der Gabe des Geistes mit der Vollmacht, Sünden zu erlassen, verbunden. Am Pfingsttag wird die Geistausgießung mit dem umfassenden Zeugendienst verbunden. Am Ostertag werden nur die Jünger angerührt, am Pfingsttag kommt der Geist auf alle, die versammelt waren.

      Hier bleiben Fragen offen, die auch durch eine sorgfältige Exegese nicht geklärt werden können. Mir scheint die Deutung sinnvoll, dass Jesus seinen Jüngern durch die Vermittlung des Geistes schon eine erste Salbung des Geistes zukommen ließ, um in dieser Zwischenzeit von Auferstehung bis Pfingsten mit ihm verbunden zu sein. Die angekündigte Ausgießung des Geistes „auf alles Fleisch“ geschah jedoch erst am Pfingsttag. Der Empfang des Geistes am Osterabend war nicht universal, sondern er galt einzelnen Personen. Die Pfingsterfahrung hingegen korrespondiert mit der schon im Alten Bund verheißenen universalen, totalen, bleibenden und unmittelbaren Ausgießung des Geistes.62

       d.Die Ausgießung des Geistes zu Pfingsten

      Das Wochenfest der Juden (hebr. Shabuoth) findet fünfzig Tage nach dem Passahfest statt. Es ist eines der großen Feste im Judentum, die Getreideernte ist eingefahren und die ersten Brote werden Gott als Erstlingsfrucht geweiht (3Mo 23,17; 4Mo 28,26). Es ist ein Fest der Freude und Dankbarkeit (5Mo16,10ff), an dem Geschenke verteilt werden. Das Wochenfest ist auch ein Gedenktag an das große Geschenk der Thora, der Gesetzgebung am Sinai. Die Ausgießung des Geistes am Pfingsttag ist ebenfalls wie die Gesetzgebung am Sinai von Manifestationen der Kraft Gottes (lautes Brausen, Feuer) begleitet (vgl. 2Mo 19).

      Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen. Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa? Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache? Parther und Meder und Elamiter und die wir wohnen in Mesopotamien und Judäa, Kappadozien, Pontus und der Provinz Asien, Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Einwanderer aus Rom, Juden und Judengenossen, Kreter und Araber: wir hören sie in unsern Sprachen von den großen Taten Gottes reden. Sie entsetzten sich aber alle und wurden ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll von süßem Wein.

      Da trat Petrus auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr Juden, liebe Männer, und alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das sei euch kundgetan, und lasst meine Worte zu euren Ohren eingehen! Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, ist es doch erst die dritte Stunde am Tage; sondern das ist‘s, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist (Joel 3,1–5): „Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben; und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen. Und ich will Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf Erden, Blut und Feuer und Rauchdampf; die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe der große Tag der Offenbarung des Herrn kommt. Und es soll geschehen: wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden“ (Apg 2,1–21; LU).

      Das machtvolle Wirken des Geistes, das Charakteristische dieser „Durchsetzungskraft“,63 wird markiert durch die Begrifflichkeit der „Ausgießung“ des Geistes und durch die Wahrnehmungen des „Brausens“, der „Feuerzungen“ und des Verständigungswunders. Die „Ausgießung“ (Apg 2,17.33) besagt, dass der Heilige Geist nicht nur plötzlich über Einzelne kommt, sondern dass er sich überraschend ausbreitet, gleich einem Fluidum. Er fließt, er strömt. In diesem Sinn ist auch die Redeweise vom „Taufen mit dem Geist“ zu verstehen (Mt 3,11; Joh 1,33; Apg 1,5; 11,16). Es bezeichnet ein dauerhaftes Eintauchen in die Kraft Gottes. Die so vom Geist Gottes ergriffenen Menschen wissen sich in ein Kraftfeld hineingenommen. Nicht nur sie werden von dieser Kraft ergriffen, sondern sie fließt geradezu weiter. Jesus wies bereits darauf hin, dass vom Leibe eines vom Geist Gottes Ergriffenen „Ströme lebendigen Wassers“ fließen werden (Joh 7,39; LU). Dieses Fließen des Geistes, der „Quelle des Lebens“ (Ps 36,10), charakterisiert ebenso wie die Bezeichnung des Geistes als Hauch oder Wind (hebr. ruach, griech. pneuma) die Beweglichkeit göttlicher Energie und göttlicher Personalität.64 Die Wassermethapher weist zudem auf die überfließende Gnade Gottes hin. Das Wasser des Lebens wird „umsonst“ gegeben und es ist für alle Durstigen da (Jes 55,1ff; Offb 21,6).

      Die Redeweise vom „Brausen des Windes“ (Apg 2,2) erinnert an die hörbare Gegenwart Gottes (1Mo 3,8; 2Mo 33,20ff). Gott offenbarte sich im Wind (1Kön 19,11; Hiob 38,1). Mit dem Bild vom Wind wird die ursprüngliche Bedeutung der Ruach Jahwes aufgenommen, die als Lebensatem Gottes aller Kreatur das Leben einhaucht. Die Ruach Jahwes bläst neues Leben in die Totengebeine, die der Prophet Hesekiel in seiner Vision wahrnimmt (Hes 37). Jesus spricht ebenfalls vom Geist, der wie der Wind weht, wo er will (Joh 3,8). Das Brausen und Wehen des Geistes ist wohl überraschend, es ist mitreißend und bewegend; aber es ist nicht willkürlich. Es stellt den Menschen in die Dynamik göttlichen Handelns.

      Ähnlich verhält es sich mit der Feuermethapher. Auch hier ist von einem „Hineintauchen“, der Taufe mit Feuer, die Rede (Mt 3,11; Lk 3,16. Vgl. Mal 3,2–3). Die Feuererfahrung begleitet im AT oft die

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