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konstituiert wird. Fehlt eines der Elemente, so soll dieses unmittelbar noch dazu kommen.

      John Stott und andere evangelikale Theologen68 sehen in diesen beiden Berichten keine Vorlage für eine Erfahrung, die sich womöglich in der Missions- und Kirchengeschichte wiederholt hätte. Damit wollen sie einer Lehre von einer zweiten, zusätzlichen Grunderfahrung, wie sie in der klassischen Pfingstbewegung als „Geistestaufe“ gelehrt wird, exegetisch wehren. Sie deuten diese Berichte ausschließlich im Sinne der einzigartigen, bewussten Integration nichtjüdischer Menschen in die Gemeinde Jesu Christi durch die Apostel. Ich halte das für eine verkürzte und sehr eigenwillige Exegese dieser Berichte. Vielmehr gehe ich davon aus, dass auch schon in der frühen Christenheit die Erfahrung des zeitlichen Auseinanderfallens von Glauben, Taufe und Geistempfang gegeben war.69 Zudem zeigen diese Berichte auf, welch einen hohen Stellenwert in der frühchristlichen Gemeinde der bewusste Empfang der Gabe des Geistes hatte.

      Der umfassende Zeugendienst der ersten Jünger Jesu geschah in der Kraft des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist gab den Aposteln den Mut, auch bei großen Widerständen das Zeugnis von Jesus weiterzugeben. Das Wort „Zeuge“ bzw. „Zeugnis“ (griech. martys, martyreo, martyrion) wird von Lukas immer im Sinn des Christuszeugnisses gebraucht. Erst später wurde es zum Inbegriff für die „Märtyrer“, die in diesem Zeugendienst ihr Leben ließen.

      Die Apostel und Märtyrer waren jedoch nicht die einzigen Zeugen. Die Mission war eine Laienbewegung, die von vielen unterschiedlichen Menschen getragen wurde. Der Geist Gottes gab dem Wort der Gläubigen seine Kraft und bestätigte das Zeugnis durch mitfolgende Zeichen und Wundertaten (Mk 16,17f; Apg 2,43 u. a.). Das Zeugnis breitete sich, von Jerusalem ausgehend, über Judäa, Samaria bis „an das Ende der Erde“ (Apg 1,8) aus. Philippus bezeugte in der Kraft des Heiligen Geistes das Evangelium von Jesus Christus dem äthiopischen Kämmerer. Paulus wurde zum Apostel für die Nationen berufen. Diese Berufung und Aussendung geschah konkret durch den Heiligen Geist. Der Geist Gottes sprach Berufungen und Beauftragungen aus. „Als sie aber dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Sondert mir aus Barnabas und Saulus zu dem Werk, zu dem ich sie berufen habe“ (Apg 13,2; LU). In der Ausführung der Mission ist der Geist Gottes als der eigentliche „Regisseur“ tätig. Er leitet die Apostel und eröffnet oder verschließt Türen (Apg 16,1ff).

      Die ersten Zeugen Jesu wurden nicht nur in ihrer Missionstätigkeit, sondern auch in ihrem persönlichen Leben vom Geist geführt. So nahm Paulus sich „im Geist“ vor, durch Mazedonien und Kleinasien zu ziehen, und nach Jerusalem zu reisen, um das gesammelte Geld dort hinzubringen (Apg 19,21). Die Reisepläne wurden im Einklang mit dem Geist Gottes entworfen (vgl. Apg 20,22). Der Geist sprach durch frühchristliche Propheten, die der Gemeinde halfen, ihren Zeugendienst zu tun (Apg 21,11). Die Mission ist nicht losgelöst vom Wirken des Heiligen Geistes zu sehen.

      Durch die ganze Zeit- und Kirchengeschichte ist Gottes Geist wirksam. Ungezählte Zeugnisse aus der bewegenden Missionsgeschichte bestätigen das. Der Geist Gottes ist der Geist der Sendung.70 Die Auffassung, dass der Geist Gottes in seinen Wirkungen nach der Vollendung des biblischen Kanons im 4. Jahrhundert n. Chr. nicht mehr in dieser frühchristlichen Weise erfahrbar gewesen sei, ist kirchen- und missionsgeschichtlich schlichtweg nicht nachweisbar. Wohl gab es die Erfahrung, dass nicht alle Wirkungen und Gaben des Geistes in gleicher Intensität und Dichte auftraten, jedoch hörten sie niemals völlig auf. Im sog. „Cessationismus“ (engl. Cessation = Beendigung) wird die Lehre vom Aufhören der Zeichen- und Offenbarungsgaben nach der Zeit der Apostel besonders vehement vertreten.71 Häufig wird dabei auf 1Kor 13,10 Bezug genommen, wobei das „Vollkommene“ (griech. teleion) willkürlich mit dem Abschluss der Kanonbildung gleichgesetzt wird:

       „Ehe das NT vollendet war, würden die Menschen die Apostel und andere um Beweise bitten, dass das Evangelium von Gott ist. Um die Predigt zu bestärken, gab Gott mit Zeichen, Wundern und verschiedenen Geistesgaben davon Zeugnis. Diese Wunder werden heute nicht mehr benötigt. Wir haben die gesamte vollständige Bibel. Wenn die Menschen der nicht glauben, werden sie sowieso nicht glauben.“72

      Einige Vertreter dieser Auffassung gehen zuweilen noch weiter, indem sie jegliches Auftreten von Glossolalie oder Prophetie in der nachapostolischen Zeit nur noch einem anderen Geist zuordnen, jedoch nicht mehr dem Heiligen Geist.73 Eine derartige pauschale Verteufelung charismatischer Wirkungen in der Missions- und Kirchengeschichte hat zu starken Verunsicherungen geführt, die auch als ein „Betrüben des Geistes“ gewertet werden können (1Thess 5,19–21).

       f.Der Geist der Vollendung

      Der Geist Gottes wirkt – wie bereits dargelegt – durch die gesamte Geschichte dieser Welt hindurch. Er ist in der Schöpfung als Geist allen Lebens wirksam, sodass wir eine Analogie zwischen seinem Wirken in der Schöpfung und der Neuschöpfung annehmen dürfen. Er wirkt in der Geschichte Israels und seine umfassende Ausgießung wird bereits in der alttestamentlichen Prophetie mit der Verheißung des Geistträgers, des Messias verknüpft. Der Geist wirkt in Christus; er ist es, der bei ihm in der Todesverlassenheit ist und der ihn zum neuen Leben auferweckt. Jesus verheißt die Geistausgießung, ohne die eine Christusverbindung nach seinem Tod und seiner Auferstehung nicht möglich wäre. Der Geist wird zum Pfingstfest ausgegossen und wirkt seitdem als Geist der Sendung in der Gemeinde Jesu und in der Welt. Der holländische Theologe H. Berkhof schreibt:

       „Wir bekennen, dass der Geist in weltweitem Maßstab in den Kirchen und in der missionarischen Bewegung am Werk ist, zugleich aber beschränken wir seine Wirkung auf die gläubigen Kirchenglieder und auf die durch die Mission Bekehrten. Im Gegensatz zu dieser gängigen Meinung glaube ich, dass der Einfluss des Geistes als aktive Gegenwart Jesu Christi in der Welt viel weiter reicht, als wir meinen.“74

      Das Geisteswirken beschränkt sich also keineswegs nur auf den Ort der Kirche und Mission, sondern es weist darüber hinaus auf die Vollendung allen Lebens in Gott hin. Im Wirken des Geistes sind somit die Schöpfung und die Neuschöpfung, als „Beginn der Erlösung“ und als „Vollendung der Schöpfung“ zu deuten.75 Der gegenwärtige und zukünftige Äon sind eine Schöpfung desselben Gottesgeistes. Der Geist zielt auf die Vollendung des Heilsgeschehens, auf die kommende Welt. Der Geist wird als Gabe „am Ende der Tage“ verheißen, der Tage, die nach der Auferstehung und dem Pfingstereignis angebrochen sind. Durch den Geist erfahren wir hier schon die Kräfte des kommenden Äons (Hebr 6,5). Der an Jesus Christus Glaubende und Gerechtfertigte ist zugleich auch Miterbe des erhöhten Christus. In dem Werk der Rechtfertigung und Heiligung hat der Beginn, das „Vorspiel der Vollendung“ (H. Berkhof) begonnen.

      Paulus verwendet in diesem Zusammenhang die griechischen Begriffe aparche und arrabon. Aparche (Röm 8,23) erinnert an die „Erstlingsfrucht“, die Menschen im alttestamentlichen Bund Gott brachten. Der Begriff im NT weist einen Unterschied auf, denn hier geht es um eine Gabe, die Gott den Menschen bringt. Sie weckt in den Geistbegabten die Sehnsucht nach der Vollendung. Diese Sehnsucht, die möglicherweise immer mehr zunimmt, je stärker das Wirken des Geistes erfahren wird, führt jedoch nicht in eine Verzweiflung, sondern sie weckt die gestaltende Kraft der Hoffnung im Glaubenden (Röm 5,5). Noch kräftiger wird der gleiche Gedanke durch den Begriff arrabon ausgedrückt. (2Kor 1,22; 5,5; Eph 1,14). Arrabon ist ein griechisches Lehnwort aus der semitischen Handelssprache. Es war gleichbedeutend mit „Anzahlung“ oder auch „Bürgschaft“. Luther übersetzt „Unterpfand“.

      Die gegenwärtigen Geisterfahrungen weisen somit auf die entscheidenden eschatologischen Ereignisse hin, auf die Wiederkunft Christi, die Auferstehung der Toten, das Gericht, das Anschauen Gottes in Christus und die neue Welt. Der Geist Gottes gibt den Glaubenden die Zusicherung, dass der Tod nicht das letzte Wort haben wird. Das Leben der Kinder hier auf der Erde ist endlich, auch das Leben derer, die die Gabe des Geistes empfangen haben. Die Erlösung des Leibes steht noch bevor (vgl. Eph 1,17; Röm 8,22ff). Die Kraft der Auferstehung Christi, die auch hier und jetzt schon als Kraft seines gegenwärtigen Geistes erfahren wird, vermag unendlich viel mehr zu wirken, dass nämlich unser Leib umgestaltet und der „göttlichen Natur teilhaftig“

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