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allem jedoch die Bitte: „Dein Wille geschehe!“ Habe ich diese Grundhaltung in mein Leben eingelassen, dann bin nicht mehr ich es, der Verantwortung trägt für mein Wohl und Wehe, dann ist das Gott! Unter diesem Gesichtspunkt gehe ich gelassen und getröstet durch das vor mir liegende Jahr und durch mein ganzes Leben! Ich befinde mich in der Hand Gottes und bitte ihn: „Lenke du, Herr, meinen Schritt!“ Ihnen aber sage ich: „Legen Sie mit mir zusammen Ihre Gegenwart und Zukunft in die Hände unseres himmlischen Vaters!“ „Dein Wille geschehe“! Manche Leute haben Angst vor dieser Bitte. Sie wird ihnen geradezu unheimlich, denn das absolute Sich-Ergeben ist nichts für ihr Nervenkostüm. Die totale Abhängigkeit von Gott vermögen sie nicht zu verkraften. Kein Wunder, dass jemand betete: „Dein Wille geschehe, lieber Gott, aber meiner auch ein bisschen!“ Vertrauen wir uns Gott getrost an. Delegieren wir alles, was uns betrifft, an ihn. Er zeichnet verantwortlich für Sie und mich! Er weiß, was Ihnen bekommt und frommt! Und weil das so ist, dürfen wir Verantwortung füreinander tragen. Illustrieren werde ich das mit den „verantwortungslosen Pächtern“ aus Markus 12!

       2. Wir planen nicht ohne Verantwortung

      Zunächst geht es um einen großen Freiheitsraum der Pächter. Fünf Jahre brauchen sie keine Abgaben leisten. So war es Sitte zur Zeit Jesu. Sie konnten roden, säen, ernten. Den gesamten Ertrag durften sie in eigener Verantwortung verplanen und genießen. Als jedoch nach fünf Jahren ein Bote nach dem anderen eintraf, um das Recht des Besitzers zu fordern, so war es im Pachtvertrag festgelegt, missbrauchten sie ihre Freiheit. Sie vergaßen, dass sie Pächter waren; vergaßen, dass sie Stellvertreter waren, die an Stelle des Besitzers handelten. – Gott hat uns eingebunden in das Amt der Stellvertretung. Wo wir vergessen, dass wir Pächter sind, können wir sogar gegen Gott Entscheidungen treffen. Das Urteil Gottes fällt, wenn es so wäre, nicht gerade zum Besten für uns aus. Wie bei den Weingärtnern. Als Pächter beten wir: „Dein Wille geschehe!“ Wenn auch Gottes Wille nicht immer so geschieht, wie wir uns ihn wünschen, erfahren wir im Nachhinein, dass er nicht gegen uns war; dass Gott alles zum Besten für uns führte!

      Da fliegt ein Passagier den „Weg ohne Wiederkehr“. Da erdenken wir uns eigene Wege und betreten sie, und mittendrin wird das Halt geboten. – Haben Sie Gott aufgenommen in ihr Programm? Kommt er in Ihrem Jahresprogramm mit vor? Wir sind Pächter, nicht Besitzer; sind nicht Gott. Vergessen wir das nicht.

      Paul Gerhardt gibt uns in seiner Nachdichtung des 37. Psalms einen guten Rat: „Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann“. So gesehen, gehen wir nicht den „Weg ohne Wiederkehr“ sondern mit einem festen Ziel! Ist aber der Himmel unser Ziel, kann uns die Erde mit ihren Menschen nicht egal sein. – „Mit Gott.“ Gehen wir’s an! Amen.

       „Ich bekenne, dass ich, nachdem ich sechzig Jahre Erde und Menschen studiert habe, keinen anderen Ausweg aus dem Elend der Welt sehe als den von Christus gewiesenen Weg. Es ist unmöglich, dass die Erde ohne Gott auskommt“!

      George Bernard Shaw

       Zu einem Neuanfang – Mose 12,1–4a

      Und der HERR sprach zu Abram: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden. Da zog Abram aus, wie der HERR zu ihm gesagt hatte.

      Abraham – mit ihm begann es. Der Repräsentant des Gottesvolkes aller Zeiten wird aus tiefstem Heidentum gerufen. Aus dem heutigen Iran. Gott führt ihn dorthin, wo Israel heute zu Hause ist. Wo es bleiben wird. Und wir, die Kirche Christi, sind an jenes Volk gebunden worden. Dort liegen unsere Wurzeln. Wenn Sie mit offenen Augen durch Israel reisen, werden Sie feststellen: Die Bibel hat doch Recht! Von Abraham bis Jesus Christus gehen wir einen Weg, der der Rätsel voll ist. Am Ziel allerdings wird es keine Fragen mehr geben.

       1. Gottes Ruf

      Die Urgeschichte ist abgeschlossen. Das Neue beginnt mit der Zeitrechnung. Nach Haran in Chaldäa ergeht der Ruf Gottes. Dorthin, wo Menschen nicht den Schöpfer, sondern die Schöpfung anbeten. Warum ruft Gott ausgerechnet Abraham aus Haran? Hätte er nicht ein Volk ansprechen können, das ihm näher stand als die Chaldäer? Dabei wird dem alten Mann viel zugemutet von Gott. Heimat, Verwandtschaft, Vaterhaus – alles, was für ihm Geborgenheit und Schutz ist, soll er verlassen. Die Großfamilie ist für Abraham materielle Sicherung und rechtliche Bewahrung. Nun soll er ein Unbehauster werden, ein Mensch der Landstraße. Hätte er wenigstens das Ziel genannt bekommen. Nichts. Ungewissheit auf allen Ebenen. Wagnis ohnegleichen. Was ihm bleibt: der Zuspruch des Segens. Das reicht für ihn. Damit kann er leben. Wir freuen uns auch über den Zuspruch Gottes, fragen aber nach Garantien für unser Leben. So versichern wir uns; wollen wissen, wie wir auskommen. Es ist schon richtig, dass wir nicht ins Blaue hinein leben, doch verlassen wir uns dabei nicht zu sehr auf uns selbst und weniger auf Gott? „Ich will dich zum großen Volk machen“! Ist das nicht ein Hohn auf die alte unfruchtbare Sara? „Geh aus deinem Vaterland […]!“ Einer der Gottesbefehle. Davon gibt es mehr. Und Gott kam zurecht mit den Befehlsempfängern. Ich denke an Noah, den Erbauer der Arche, denke an Mose, den Führer des Gottesvolkes und an Jona, den ungehorsamen Propheten, der schließlich doch noch in Ninive predigte. Gerade im Tun des Unmöglichen erfahren wir Gottes Macht und Herrlichkeit. Wir sollten es einmal darauf ankommen lassen auf das bedingungslose Wagnis mit Gott. Wir leben aus seiner Hand und werden von ihm geführt. Auch wenn wir nicht wissen, wohin es geht. Kam Gott mit den Vätern ans Ziel, wird er mit den Kindern auch dort ankommen. Mit uns!

       2. Abrahams Antwort

      Der Hochbetagte vernimmt Ruf und Auftrag Gottes. Was tut er? Befragt er sich mit Sara und Lot? Nichts. Keine Ratschläge. Er geht los! Aufbruch! Das heißt andersherum Abbruch aller Brücken der Heimat. Trennung von der Vergangenheit. Hier geht es nicht um einen Aufbruch mit dem Elan des kühnen Abenteurers. Auch kein religiöser Fanatiker zieht los, der Greis aus Haran gehorcht einfach, denn er weiß, dass Gott als Schöpfer und Herr das Recht hat, ihm auch Außergewöhnliches zuzumuten. Gottes Ruf in ein unbekanntes Land ist Abraham geradezu eine Ehre. Ziellos, aber er vertraut den Verheißungen und Zusagen Gottes! „Geh aus deinem Vaterland“ – so beginnt die erste große Berufungsgeschichte im Alten Testament. Gott ruft heraus: Abraham aus Haran – Lot aus Sodom – Israel aus Ägypten. Gott ruft heraus: aus Aberglauben – Untergang – Gefangenschaft. Gott ruft heraus: aus Sünde – Tod – Unglauben. „Geh heraus!“ Einmal ist dieser Ruf an Sie ergangen und an mich. „Geh heraus“ heißt gleichsam „Komm her!“ Gott ruft zu sich. Er ist die sicherste Garantie für uns. Für unser Vaterland – für unsere Familie – für unser Haus. Für Abraham stand von Seiten Gottes aus das Ziel fest, bloß Abraham wusste nicht darum, alles war ihm verborgen. Für uns steht das Ziel ebenso fest, nur, auch wir wissen nicht, wie es am Ende aussieht. Allzu gern würden wir hinter den Vorhang schauen, aber das geht nicht an. Vertrauen ist angesagt! Sein Weg mit uns ist auf jeden Fall ein Segensweg! Bleiben wir nicht stehen! Mit dem frommen Graf aus Herrnhut beten wir: „Jesus, geh voran auf der Lebensbahn! Und wir wollen nicht verweilen, dir getreulich nachzueilen; führ uns an der Hand bis ins Vaterland“! Amen.

       „Leute, die zelten, sind geselliger als viele andere. Leute, die zelten, erleben mehr. Überraschungen sind nicht ausgeschlossen. – Kirche unterwegs. Dazu sollten wir uns als Gemeinde bekennen. Vielleicht entdecken wir Neuland, wie Abraham!“

      Gottfried Hänisch

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