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Jung Sterben. Henok Worku
Читать онлайн.Название Jung Sterben
Год выпуска 0
isbn 9783417229868
Автор произведения Henok Worku
Жанр Документальная литература
Издательство Bookwire
Es wurde kalt in meinem Zimmer.
»Tod, bist du das? Bist du nun endlich hier, um mich zu holen?«
Die Kälte umarmte mich. Der Tod erschien mir wie eine unsichtbare Person.
Plötzlich erfasste mich eine andere Art von Angst. Tausend Gedanken schwebten in der Atmosphäre, aber eine große Frage übertraf sie alle:
Was passiert nach dem Tod?
»Gott, bist du real? Mein Leben ist leer, ich hatte so viele Ausreden, um dir nicht zu folgen, ich bin vor dir weggerannt.«
Ist das jetzt wirklich alles? Ich bin doch noch zu jung, um zu sterben!
Plötzlich fing ich an, bitterlich zu weinen, nicht aufgrund der Schmerzen und der Verzweiflung, sondern wegen der Erkenntnis, dass ich meine Jahre verschleudert hatte.
Ich hatte gedacht, ich würde Gott kennen. Ich ging sonntags in die Kirche, las ab und zu in der Bibel, doch ich realisierte in diesem Moment, dass mein Leben leer war. Ich hatte keine echte Beziehung mit Gott. Diese Erkenntnis erschütterte mich.
»Ich will nicht jung sterben, ich will leben!«, rief ich. »Bevor ich sterbe, will ich wirklich leben und etwas tun, das Wert hat. Ich möchte diese Erde nicht einfach verlassen, sondern etwas zurücklassen, das Sinn hat. Gott, wenn du tatsächlich real bist, dann gib mir eine Antwort! Wenn du wirklich da bist, dann heile mich und tue ein Wunder.«
In meiner Verzweiflung sprach ich ein Gebet, das mein Leben für immer verändern sollte: »Es tut mir leid, dass ich dich all die Jahre ignoriert habe. Bitte gib mir eine zweite Chance und ich werde etwas aus meinem Leben machen. Ich werde mein Leben dir geben.«
In diesem Moment veränderte sich die Atmosphäre in meinem Zimmer. Frieden kam herein, gefolgt von Hoffnung und Liebe. Glauben erwachte in meinem Herzen. Was für ein unglaublicher Moment! Die Angst vor dem Tod wurde ersetzt durch die Liebe des Vaters. Die Schmerzen und das Brennen in meiner Speiseröhre waren noch da, aber mein Herz war erfüllt mit Liebe und Frieden.
Während ich zu Hause auf dem Bett lag, hörte ich ganz deutlich eine Stimme in meinem Herzen: »Ich will dich, ich habe einen großen Plan für dein Leben. Eine große Zukunft liegt vor dir. Deine Geschichte endet nicht hier, denn der Tag wird kommen, an dem du von deinen Erlebnissen erzählen wirst. Ich bin noch nicht fertig mit dir, ich werde dich gebrauchen. Ich werde dich zu meiner Stimme machen für deine Generation. Ich habe auf den Tag gewartet, an dem du zur Erkenntnis kommst. Ich sehe deine Situation und deinen Zustand. Keine Träne ist mir entgangen, ich will für dich da sein und mit dir durchs Leben gehen. Ich verstehe dich und fühle mit dir. Der Tod ist kein Ausweg, denn ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Es ist Zeit, zu leben.«
Das Wunder
Meine Eltern hatte keine Ahnung, was ich in der Nacht durchgemacht hatte. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, ging ich in die Küche. Erst dort realisierte ich, dass ich keine Schmerzen mehr hatte. Tränen der Freude überkamen mich. Sofort fiel ich auf die Knie und sagte: »Gott, dieses Leben gehört dir. Wie versprochen werde ich dir mein ganzes Leben geben.«
Ich konnte kaum fassen, was passiert war. Ich hatte eine Speiseröhren-Entzündung gehabt und von einem Tag auf den anderen eine übernatürliche Heilung erlebt.
Ich bin Gott nicht in einer Kirche begegnet, nicht an einem besonderen Ort oder durch eine Predigt, sondern habe ihn ganz persönlich erlebt, in meinem Zimmer. Die dunkelste Stunde meines Lebens wurde zur erleuchtetsten Stunde. Plötzlich war Gott so real und nah, fast tatsächlich greifbar. Ich wollte dieses Gefühl mit der ganzen Welt teilen, das Wissen: Es gibt einen Gott, der heilt, einen Gott, der liebt, einen Gott, der verzeiht, einen Gott der Gnade und der zweiten Chance.
Mit 16 Jahren habe ich diesen Gott kennengelernt. In diesem Alter hat man keine hohen Erwartungen an sich selbst. Trotzdem brachte die Angst vor dem Tod eine Erkenntnis in mir hervor, die dazu führte, dass ich ein radikales und entschiedenes Leben führen wollte. Mir war plötzlich klar, dass alles ganz schnell vorbei sein kann. Seit diesem Tag lebe ich das Versprechen, das ich Gott gegeben habe: »Wenn du mir eine zweite Chance gibst, werde ich dir mein Leben geben.«
Ich hatte eine Begegnung mit Gott und diese Tatsache ließ mich nicht mehr los. Ich weiß nicht, ob ich tatsächlich im Sterben lag, doch es fühlte sich so an, und das führte mich zu dieser radikalen Entscheidung.
Ich möchte mein Leben nicht verschwenden, sondern ein Leben der Fülle leben. Und wenn ich irgendwann sterben sollte, dann mit einem Lächeln. Ich habe in jener Nacht das Verlangen verloren, ein normales Leben zu führen. Ich sehne mich danach, so zu leben, wie es meiner Bestimmung und meiner Berufung entspricht.
Gott hat uns aus einem bestimmten Grund geschaffen, das ist unsere Bestimmung. Und er beruft uns und gibt uns Gaben, um bestimmte Aufgaben zu erfüllen, das ist unsere Berufung.
Dem Tod so nahe zu sein, hat mir eine Perspektive für mein Leben gegeben. Jahre später habe ich verstanden, dass der 17. November 2011 der Tag war, an dem ich »jung gestorben« bin, weil Gott mein Leben gerettet hat.
Ich bin nicht körperlich in jungen Jahren gestorben, aber innerlich für meine eigenen Wünsche. Ich habe die bewusste Entscheidung getroffen, das Leben zu führen, das Gott für mich bestimmt hat. Ein Leben, in dem Gott nicht nur in irgendeiner Weise vorkommt, sondern das ihm gehört und von ihm geleitet wird.
Wenn wir für diese Welt sterben, leben wir nicht mehr für uns selbst, sondern für etwas Größeres. Wir sterben, um zu leben.
Wenn wir ein Leben voller Bestimmung und Berufung leben wollen, müssen wir an den Punkt kommen, wo wir bereit sind, uns selbst sterben zu lassen, das heißt: weniger von mir und mehr von Gott und dem Leben, das er für mich hat:
Ich aber bin mit Christus gekreuzigt, sodass ich jetzt nicht mehr unter dem Gesetz stehe, sondern für Gott lebe. Ich lebe, aber nicht mehr ich selbst, sondern Christus lebt in mir. Ich lebe also mein Leben in diesem irdischen Körper im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich geopfert hat.
Galater 2,19-20
Mein altes Leben ist mit Christus am Kreuz gestorben. Das heißt für mich Folgendes: Das alte Leben ist mein Leben, wie es war, bevor ich die Entscheidung getroffen habe, das Leben zu leben, das Gott für mich bestimmt hat. Mein altes Leben war ein Leben ohne Perspektive auf Bestimmung und Berufung. Dieses Leben musste am Kreuz sterben, damit ich anfangen konnte, wirklich zu leben. Für den einen beginnt dieses neue Leben, wenn er Jesus erlaubt, in sein Leben zu kommen. Für den anderen beginnt es, wenn er entdeckt, wofür er eigentlich auf diese Welt gekommen ist.
Nach meiner Entscheidung gab es jedoch verschiedene Sachen, die mich davon abhielten, dieses neue Leben zu führen, zum Beispiel Pornografie. Ich sah Pornografiekonsum als etwas Normales an und setzte mich nicht weiter mit den Folgen auseinander (mehr dazu in Kapitel 6). Außerdem war ich sehr selbstsüchtig, alles sollte sich nur um mich und meine Bedürfnisse drehen.
Vor meiner Entscheidung für ein Leben mit Gott habe ich vieles gemacht, um mich den anderen anzupassen und dazuzugehören. Vielleicht hast du selbst auch schon den sogenannten Gruppenzwang erlebt, der dich erdrückt und dazu bringt, Dinge zu tun, nur weil alle anderen sie tun.
Ich habe früher ein Leben geführt, das sich gegen Gott gerichtet hat. Ich habe ihn bewusst ignoriert und getan, was ihm nicht gefällt. Ich habe versucht, vor ihm wegzurennen. Dieses alte Leben musste ich ablegen und innerlich zu Christus ans Kreuz bringen.
Vielleicht rennst du ebenfalls vor Gott weg, weil du Angst hast, dein altes Leben zu verlieren. Glaub mir: Was du von Gott bekommst, ist so viel besser als alles, was dir die Welt bieten kann!
Wenn man sein altes Leben aufgibt, heißt das nicht, dass man nie wieder etwas sagen, tun oder denken wird, das Gott nicht gefällt. Niemand ist perfekt!