ТОП просматриваемых книг сайта:
Der Glückspilz und andere Märchen. Wilhelm Ernst Asbeck
Читать онлайн.Название Der Glückspilz und andere Märchen
Год выпуска 0
isbn 9788711517888
Автор произведения Wilhelm Ernst Asbeck
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Am Morgen des dritten Tages trafen sie alle im Schloß ein. Sie wurden auf verschiedene Zimmer verteilt und gut bewirtet, aber auf ihre Frage, weshalb sie mitten in der Nacht aus dem Bett geholt worden seien, blieb man ihnen die Antwort schuldig.
Das Schloß war ringsum von Rittern, Landsknechten und bewaffneten Bürgern umstellt, und die Wache am Tor war verdreifacht.
Gundermann und Goldhaar hatten die Thronsitze bestiegen, als plötzlich das Glückspilzlein in großen Sprüngen in den Saal hüpfte, mit einigen gewaltigen Sätzen von Stufe zu Stufe sprang und zu guter Letzt mit einem riesigen Schwung auf dem Schoß der Prinzessin landete. Sie wandte sich an ihren erstaunten Vater und sprach: „Er ist deinesgleichen. Er ist der König aller Pilze und mein lieber Freund!“
Ehe Gundermann antworten konnte, wurde die Tür aufgerissen, und von Bewaffneten begleitet, wurden die Müllersöhne vorgeführt, und, von ihnen unbemerkt, folgten deren Eltern, der Schulze, das Schulmeisterlein und das Lindenbauerpaar. Sie alle mußten vorläufig im Hintergrund stehen bleiben, durften nicht sprechen und hatten zu warten, bis sie gerufen wurden.
„Nun, Herr ‚Doktor‘, kennt Ihr mich wieder?“ fragte das Pilzlein.
Peter verzog verächtlich die Lippen und entgegnete: „Ich gebe mich nicht mit solch niedrigem Volk ab und kenne dich nicht.“
„Ich dich um so besser! Du behauptest ja, immer an Königshöfen gewesen zu sein. Nun, meiner war wohl der erste, an dem man dich vorließ, und da hast du dich schlecht genug aufgeführt! Er hat mir nämlich erst das Krönlein vom Kopf geschlagen und mich dann mit seinem groben Knüttel zu Boden gestreckt! Gott sei Dank, er schickte mir dann den guten, lustigen Fiedelfritz, der mir mein Krönlein wieder aufs Haupt setzte und mich aufhob. Es sollte mich gar nicht wundern, wenn der Fiedelfritz dem lieben Prinzeßlein wieder das Lachen um die Lippen zaubern würde!“
Der König wandte sich an Peter: „Herr Doktor, behauptet ihr noch, daß der Spielmann nicht Euer Bruder ist?“
„Ein gemeiner Dieb ist er, der mir im Schlaf meinen Beutel mit Geld gestohlen hat!“
„Das ist nicht wahr!“ rief Fritz entrüstet. „Ich habe ihn im Wald gefunden. Er enthielt die Jahrespacht für die Mühle, die Vater dem Schulzen schuldete!“
„Im Walde gefunden, ist eine hübsche Ausrede,“ sagte Peter voller Hohn.
„Und doch ist es so!“ meldete sich der König der Pilze, „Mucki-Pucki kann es bezeugen!“
Aus dem Boden wuchs plötzlich der kleine Waldgeist hervor, stellte sich vor Peter hin und rief zornig: „So ist es! Ich hatte dem unverschämten Burschen ein Bein gestellt und ihm den Beutel aus der Tasche gezogen. Der Fritz hat ihn dann gefunden und wollte ihn sogleich seinen Eltern abliefern!“
Jetzt trat der Zeremonienmeister vor: „Ginge es nach mir, so würde ich den Mucki-Pucki wegen Taschendiebstahl verhaften lassen. Doch was sagt Ihr hierzu, Herr Fiedelfritz? Habt Ihr diesen Beutel mit Goldstücken vielleicht auch im Walde gefunden?“
„Den muß mir der Lindenbauer gegen meinen Willen in mein Felleisen gesteckt haben.“
Da lachten Knickebein und Peter recht höhnisch, aber das Lachen verging ihnen schnell, als sich der Lindenbauer, Trina und der Esel vordrängten und Fritzens Angaben bestätigten. Auch der Graue schrie andauernd „I-ah“ und versetzte den beiden gehässigen Verleumdern einen kräftigen Tritt in den Hosenboden.
„Nun, Herr Doktor, was habt Ihr darauf zu erwidern?“
„Man hat aus Neid eine schändliche Verschwörung gegen mich in Szene gesetzt!“
„Ein frecher Lügner bist du!“ schleuderte der Bauer ihm ins Gesicht. „Das Geld hat Fritz von mir!“
„Ein unverschämter Beutelschneider bist du obendrein!“ fügte Trina hinzu. „Mit wertlosen Tränken hast du uns unsere Goldstücke aus der Tasche gelockt! Da ist dein Bruder Fritz doch ein anderer Kerl! Er hat mich, die ich seit zehn Jahren gelähmt war, mit seiner Geige gesund gefiedelt!“
„Sein Bruder?“ fragte Gundermann.
„Freilich, und der Schulze und der Lehrer können es auch bezeugen!“
Beide traten sofort vor und bestätigten Trinas Angaben.
„Alles Lug und Trug, um mich zu verderben!“ zeterte Peter, sein schlechtes Gewissen stand ihm aber auf der Stirn geschrieben.
„Gestern ist ein fahrender Scholar eingetroffen, der mit Euch auf der gleichen Universität studiert hat. Wir wollen hören, was er dazu zu sagen hat, Herr Doktor,“ sprach der König.
Der Gerufene stand schon vor dem Thron. „Wie?“ sagte er, „den Müller-Peter redet Ihr mit ‚Herr Doktor‘ an? Der ist nie Doktor gewesen und wird auch nie einer werden: Vierzehn Jahre ist er durchs Examen gefallen. Seinen Vater hat er arm gemacht, da er zudem überall Geld erschwindelte, Schulden über Schulden machte, ist er mit Schimpf und Schande von der Universität gejagt worden!“
„Alles nicht wahr!“ rief Peter verzweifelt.
Auf einen Wink des Königs waren der Müller und seine Frau hinzugekommen. Der Alte packte Peter bei den Schultern, schüttelte den vor Angst jetzt mit schlotternden Knien vor ihm Stehenden und rief zornbebend: „Willst du Lump vielleicht auch noch bestreiten, daß wir deine Eltern sind?“
Gundermann wartete eine Antwort nicht erst ab. Er rief die Wache herbei und befahl, den frechen Betrüger in Eisen zu legen.
Kaum waren die Schritte der Wache verhallt, als ein großer Tumult entstand. Man hörte dröhnende Schritte näherkommen und die ängstlichen Rufe fliehender Menschen: „Raufebold schlägt alles nieder, was sich ihm in den Weg stellt! Rette sich, wer kann!“
Es gelang noch, das eiserne Tor zu schließen und den schweren Riegel vorzulegen, aber gleich darauf ballerten die Fäuste des Riesen dagegen. „He, hi, ho, aufgemacht!“ brüllte er, und von seiner Stimme wankte die Halle.
„Draußen geblieben!“ antwortete ihm Fritz. „Fürchte dich nicht, Goldhaar“ fügte er hinzu, „ich werde dich und euch alle retten!“
„Lächerlich,“ näselte der Zeremonienmeister, „will er Spittelhans vielleicht den Riesen mit der Kindergeige totschlagen?“
„Wartet nur, Ihr selbst sollt noch nach meiner Fiedel tanzen!“
„Tanzen? Ich tanzen? — Lächerlich! Gar nicht auszudenken!“
In diesem Augenblick stürzte krachend das Tor zusammen, und Raufebold drang in den Saal. Alle flüchteten schreiend, nur der Narr zog sein Schwert und stellte sich ihm furchtlos entgegen. Da lachte der Riese dröhnend: „Du bist der närrischste Narr, den ich je gesehen habe. Leg das Spielzeug weg!“ Mit dem Wort riß er dem Narren das Schwert aus der Hand und zerbrach es: „Wein her! Ich habe Durst!“ befahl er darauf.
„Mach, daß du zur Tür hinauskommst!“ entgegnete Fritz unerschrocken.
„Hahahaha, wer bist denn du? Du Zwerg!“
„Ich bin der Fiedelfritz!“
„Recht so! Du sollst zu meiner Hochzeit aufspielen!“
„Ich werde dir gleich aufspielen, daß du ein für alle Male das Aufstehen vergißt!“
„Wart, freches Bürschchen, ich werde dir den Hals umdrehen!“
Der Unhold schritt auf Fritz zu, um seine Drohung wahrzumachen, da legte dieser seine Geige an den Hals und rief:
„Fiedel, laß dein Lied erklingen,
Raufebold soll tanzen, springen!“
Kaum erklangen die ersten Töne, als der Riese sich nach dem Takt der Musik zu drehen begann. Er machte ein dummes Gesicht und sagte verwundert: „Was ist denn das? Ich kann nicht stehen bleiben! Ich will aber nicht tanzen! Ich will nicht!“
„Du