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auch nur um ihre eigenen Angelegenheiten.“

      „Hmhm!“ Onkel Karl schien das zu begreifen, warf aber gleich darauf Onkel August einen verächtlichen Blick zu, als er sah, wie der sich angelegentlich mit seinen Stiefelabsätzen zu schaffen machte.

      „Wat ick sajen wollte – wie wär’t denn, wollt ihr mir nich meen’n Hund abkoofen – den Nulpe?“

      „Warum wisten den loswerden?“ fragte Onkel August. „Is doch so’n scheenet Tier, kieck mal, wie er det Stuhlbeen da anknabbern will!“

      „Bloß wejen die Steiern – Nulpe, laß det, du hast deen Fressen schon wej! Also – wie is’s?“

      „Wat is denn det ibahaupt for ’ne Rasse?“ Aber Tante Liese fuhr erregt dazwischen: „Aujust, ick vasteh’ dir wahaftij nich, laß dir doch erst janich uff sowat in – wat sollen wir denn mit solchem Biest in die Stube?“

      „Laß jut sind, Aujust, det, wat ick dafor fordere, hättste doch nich jeben können. Det is ’n echta Bernhadina, ’n sojenannta Lebensretta, und unta Brieda achzij bis neinzij Tala wert!“

      „Der?“ Tante Liese zuckte verächtlich die Achseln. „Een Ziehhund is det, wie for jeden Lumpenkarren“, sagte sie.

      „Na, denn probier’ mal, wie der dir zieht, vasuch’ mal bloß, den inzuspannen“, sagte Onkel Karl.

      „Wollen wa nich ’n scheenen Karpen aussuchen jehen?“ meinte Onkel August, dem immer unbehaglicher zumute wurde.

      „Det können wa ja nachher noch machen“, sagte Onkel Karl, „nehmlich, damit ihr’s wißt, ick bin eejentlich wejen ganz wat annres jekommen: Ihr mißt det Klavier wieder ’rausrücken!“

      In dieser Pause starren Staunens, die nun folgte, biß Onkel Karl mit den Manieren eines Feinschmeckers ein Stück Kautabak ab und sah sich prüfend in der Stube um.

      Aber plötzlich trat Tante Liese wie ein Untersuchungsrichter vor Onkel Karl hin: „Wer hat dir denn damit beauftragt, uns det auszurichten – he?“

      „Der olle Lemke in Schöneberj!“

      „Aba det Klavier is doch von die jungen Lemkes aus die Landberjer Straße!“

      „Janz recht – ihr habt et sojar schon ibanommen, als die noch in de Ackerstraße wohnten, aba bis heite habt ihr noch nich so ville von abjezahlt.“

      „Weil niemals nich een jenauer Preis genannt worden is“, sagte Tante Liese.

      „Den kann ick eich ja nennen – hundert Tala, aba nur uff eenen Schlaj und jejen bar.“

      „Aba ’n Recht dadruff haben bloß die jungen Lemkes“, warf Onkel August ein, „wie kommt denn der Olle zu?“

      „Die jungen Lemkes wollen sich nich mit eich vakrachen“, sagte Onkel Karl, dem die Geschichte nun ganz klar wurde. „Nee, wollen sich nich mit eich vakrachen, und da haben sie ihre Forderung an den ollen Lemke vakooft. Und als ick letzten Sonntaj bei sie draußen war, hat mir der Olle beufftrajt, det Jeld inzutreiben oda eich det Klavier abzunehmen. Ick wirde eich ja raten, bezahlt’s lieba!“

      „Nimm dir det Dreck uff’n Buckel und zieh ab mit“, sagte Onkel August ärgerlich, „denn hört endlich mal det Stoobwischen uff. Ick hab’ mir’t ja imma jedacht, det wir deswejen noch mal Ärjer haben werden!“

      „I wo – die Sache stimmt noch nicht, da ist wat faul bei“, sagte Tante Liese, „aba ick werde mir akundjen jehen, und denn wird sich’s ja ’rausstellen!“

      „Ja, det kannste tun, aba det Klavier nehm’ ick heite schon mit, det muß jestimmt werden, det soll ick jleich zu den Herrn Hahn bringen, hat der olle Lemke jesajt!“

      „Ach so – nu merk’ ick wat“, sagte Tante Liese, „weeßt du, wat du bist, Onkel Karrel? Du bist een fauler Kopp – schwindelst – schäm’ dir wat.“

      „Det hat mir noch keena zu sajen jewagt, nu jeh’ ick direktement nach Schöneberj, hol’ mir von den ollen Lemke ’ne Vollmacht, und denn komm ick mit’n Möbelwajen zurück und lad’ det Klavier uff, macht’s man inzwischen reene. Vorwärts, Nulpe, wir jehen, so wat lassen wir uns nich bieten – adje!“

      Der Schandfleck der Familie

      Aber mit dem Gang nach Schöneberg hatte es Onkel Karl nicht so eilig. Als er aus dem Fischerviertel hinaus war, zog er auf weiten Umwegen, immer in Angst und Sorge, daß er einen Gläubiger treffen könnte, nach der Landsberger Straße.

      Er hatte sich unterwegs etwas anderes überlegt, um die hundert Taler zu bekommen. Tante Marie hatte ihn schon einmal unterstützt, damals im Frühjahr, als er seine Karriere als Bauunternehmer begonnen hatte. Da war sie es gewesen, die auf das Versprechen hin, in dem neuen, schönen Hause ein sonniges, großes Balkonzimmer zu bekommen, mit ihren Spargroschen herausgerückt war, damit er sich an dem Unternehmen hatte beteiligen können. Nun wollte er den Versuch machen, „den Rest“ von ihr zu bekommen.

      Aber er hatte offenbar keinen günstigen Tag heute, der Empfang, der ihm zuteil wurde, gefiel ihm nicht. Tante Marie nahm kaum Notiz von ihm und unterhielt sich gleich wieder mit dem Zigarrenhändler Krause, Herr Lemke hatte mit der Bedienung der Gäste zu tun, und Frau Lemke litt an Zahnschmerzen und war deshalb schlechter Laune.

      „Et jibt vaschiedene Mittel jejen“, sagte Onkel Karl, „aba det beste is woll, man hat den hohlen Zahn mit die Wurzel in de linke Westentasche. Wenn’t reimatisch is, lej doch mal die kranke Backe an Nulpen seen Fell, det zieht den Schmerz ’raus!“

      „Oda ooch nich“, sagte Frau Lemke, die vor Schmerzen nur ganz wenig den Mund zu bewegen vermochte. „Wennste det arme Luda off die Weise ausnutzen willst, denn halt’s man erst ’n bißken sauberer. In den sein’n Pelz hecken se ja!“

      „Ick werd’ mir noch ’n Affen anschaffen, der kann Nulpen denn ja absuchen“, sagte Onkel Karl, dessen hoffnungsfreudige Stimmung nun auch umschlug, „dazu hab’ ick mir det teire Tier doch nicht jekooft, det jeder dran ’rumnörjeln tut!“

      Herr Lemke, den der Hund umschwänzelt hatte, ging nach der Küche und kam mit ein paar Knochen zurück, die er Nulpe unter den Tisch warf: „Da, nu vahalt dir aba still da unten“, sagte er. Dann fuhr er sich verlegen mit der Hand über die Bartstoppeln und meinte: „Hör’ mal, Onkel Karrel, hier kommen jeden Taj jetz Leite, sich nach dir akundjen, möchste nich mal ’ne annre Refrenz uffjeben? Ick hätte ja jewiß nischt jejen inzuwenden, aba det sind zumeist sonne Brieda mit blaue Mitzen und Aktenmappen, und det schad’t dem Lokal!“

      Onkel Karl war sehr erstaunt. „Nu saj mal, wat wollen die denn eejentlich von mir, zeijen se denn irjend wat vor, äußern se sich denn janich ’n bißken?“

      „Det wirste schon merken“, sagte Herr Lemke, „laß dir man mal mit Nulpen sehen, denn pappen se den ’n Siejel uff’n Schwanz, und futsch und wej is eens!“

      „Also – hier bin ick nu ooch schon nich mehr sicha – na ja, ick kann ja jetz mal zur Abwechslung Tante Liesen ihre Adresse anjeben lassen, denn ick hab’ det nich jetan, det besorjt der Jeneralbevollmächtijte, unsa lieba Hahn!“

      „So?“

      „Ja – ibrijens is det nischt besonnres“, sagte Onkel Karl mit Genugtuung und einem zuversichtlichen Lächeln, „det muß man sich eben jefallen lassen, wenn man in’t öffentliche Leben steht.“ Und dann stieß er vertraulich Herrn Lemke an: „Hör’ mal, Willem, der da – bei Tante Marie – der Krause, wat is denn det for’n Mensch?“

      „’n sehr netta, freindlicha Mann!“

      „Na, hat’r denn wat?“

      Trotz ihrer Schmerzen mischte sich nun Frau Lemke in das Gespräch: „Untasteh’ dir janich – den laß jefällijst zufrieden!“

      Onkel Karl besah sich seine Weste. „Ja – bin ick denn jemeinjefährlich, warum denn sonne Angst – ick werd’ mir doch noch mit

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