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liebe Kreuzspinne, war das gefährlich! Man musste sich rechtzeitig ducken oder sich zur Seite drehen, um den Ästen auszuweichen. Der Wald war ein einziges Gestrüpp aus Tannenzweigen und Efeu! Die dunkelgrünen Ranken wuchsen an den Bäumen hinauf und baumelten in langen Bändern von den Ästen. Mehrmals verfing sich Floras Haar darin.

      „Himmelhageldonnerwetter, das tut weh!“, schrie Flora. Der Efeu zog und zerrte an ihr, und es kam ihr vor, als würden ihr die Äste nur so entgegensausen.

      Aber sie dachte gar nicht daran, langsamer zu fliegen. Geschickt lenkte sie ihren Besen zwischen all den Bäumen hindurch. Einmal schnalzte ihr ein Tannenzweig über die Wange.

      „Auuuuh!“

      Aber nichts da! Weiter, immer weiter! Flog sie überhaupt noch in nordwestliche Richtung? Und wo war Majoranus? Sie sah und hörte nichts von ihm.

      Endlich lichtete sich der Wald ein wenig. Es schien so, als hätte Flora gleich den Waldrand erreicht.

      „Na, hoffentlich bin ich nicht ganz am verkehrten Ende des Waldes angekommen“, murmelte Flora. Sie begann, nach dem roten Tuch zu suchen, von dem Malte gesprochen hatte.

      „Nichts als Äste und Efeu in diesem Wald!“, schimpfte Flora vor sich hin. Doch da! Da leuchtete etwas Rotes. Flora schoss direkt darauf zu. Ja, es war das Tuch! Sie schnappte es sich flink von dem Tannenzweig.

      „Bravo, Flora!“, rief Malte, der einige Meter entfernt aufpasste. „Du hast es geschafft!“

      Flora strahlte ihren Freund an und dann pfiff sie über die Tannenwipfel hinweg, zurück in Richtung Südosten, wo die anderen warteten. Nur wo war Majoranus?

      Laurus und Hille johlten vor Freude. „Flora, du bist die Schnellste! Ich wusste es!“, rief Hille. Im nächsten Moment fing sie an zu kichern. „Wie siehst du denn aus?“

      Flora sah an sich herab. Ihre Kleidung war aufgerissen und überall hingen Efeu und Tannennadeln. Sie nahm ihren Hut ab und begann, Efeuranken aus ihren Haaren zu ziehen. Auch um die Spitze ihres Huts hatte sich eine Ranke gewickelt, aber Flora hatte keine Zeit, sie herunterzuholen, denn in diesem Augenblick kamen Salvia und Malte zurück.

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      „Wo ist Majoranus?“, riefen alle zusammen.

      „Das wissen wir auch nicht“, antworteten Malte und Salvia. „Wir hatten gehofft, er sei inzwischen hier aufgetaucht.“

      „Nein, keine Spur von ihm“, sagte Laurus.

      „Komisch“, überlegte Flora. „Hoffentlich ist ihm nichts passiert.“

      Noch eine ganze Weile standen die Kinder da und warteten auf Majoranus. Laurus kramte in seinen ausgebeulten Jackentaschen und fand einen Bleistift. Dann zog er aus seinem rechten Stiefel seinen Zauberstab heraus und tippte damit auf den Bleistift:

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      „Liebes Schreibholz,

      sei nicht stolz.

       Werde ein Fernrohr

       oder lande im Moor!“

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      Es war kaum zu glauben, aber der Bleistift verwandelte sich tatsächlich. Zuerst fiel die Mine heraus, dann veränderte sich das Holzröhrchen und nahm die Form eines Fernrohrs an.

      „Das ist echt hexig!“, rief Flora begeistert.

      „Das ist mit Abstand der schlechteste Zauberspruch, den ich je gehört habe“, sagte Malte. „Liebes Schreibholz, sei nicht stolz … also echt!“

      „Der Spruch hat funktioniert, oder?“, antwortete Laurus ein wenig beleidigt. „Man muss kein Poet sein, um gute Zaubersprüche zu erfinden. Das sagt mein Vater immer. Hauptsache, sie funktionieren.“

      „Lass mich mal durchschauen“, meldete sich nun Flora. Sie hob das Fernrohr an und suchte damit den Himmel über den Baumspitzen ab. Doch Majoranus war nirgendwo zu entdecken.

      „Als wir vorhin über den Wald flogen, habe ich Hilferufe gehört“, sagte Salvia.

      „Was? Das sagst du erst jetzt?“ Malte sah sie entgeistert an.

      „Ich glaube, ich fliege noch mal los und suche ihn“, sagte Flora schließlich.

      „Kommt ja gar nicht infrage“, rief Hille. „Was ist mit seinen treuen Freunden hier? Sollen die ihn doch suchen!“

      Gerade in diesem Augenblick stolperte Majoranus aus dem Wald heraus. Er hatte eine große Beule am Kopf und seinen Besen hielt er in beiden Händen. Er war zerbrochen.

      „So, jetzt ist es wenigstens eindeutig!“, rief ihm Malte entgegen. „Genau, jetzt ist es eindeutig!“, rief Majoranus zurück. „Im Efeuwald spukt es, dass einem das Grauen kommt!“

      „Das meinte ich nicht“, sagte Malte. „Ich meinte, es ist jetzt eindeutig, dass Flora die beste Besenfliegerin ist!“

      Majoranus winkte ab. „Ganz offensichtlich hat Flora Glück gehabt. Mich hat der Spuk nämlich voll erwischt. Es war schrecklich! Ich bin vom Besen gefallen und dann wurde ich von allen Seiten gekitzelt. Anschließend hat man mir die Augen zugehalten und mich mit Efeuranken gefesselt. Als ich die Augen wieder öffnete, war nichts und niemand zu sehen. Ich lag auf dem Waldboden und konnte mich nicht bewegen. Überall hörte ich es flüstern und zischeln. So was von unheimlich, sage ich euch! Habt ihr meine Hilferufe nicht gehört?“

      Majoranus sah fix und fertig aus. Ohne sich noch einmal umzublicken, stiefelte er Richtung Hexenrosenstädtchen. An seiner Kleidung hingen überall zerrissene Efeuranken.

      „Was ist jetzt?“, rief ihm Hille hinterher. „Gibst du nun zu, dass Flora Flitzebesen die beste Besenfliegerin ist?“

      Majoranus antwortete nicht. Er wandte sich nicht einmal um. Seine beiden Freunde folgten ihm in gebührendem Abstand.

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      „Lass nur“, sagte Flora zu Hille. „Es ist doch jetzt gar nicht mehr wichtig.“

      „Fliegen wir nach Hause“, sagte Laurus. Malte, Hille und Flora nickten. Es sah nach Regen aus. Nach diesem Abenteuer würde es jetzt richtig gemütlich sein, in Floras Zimmer zu sitzen, Tee zu trinken und Hexenquartett zu spielen.

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      Im Efeuwald

      Mit dieser Efeuranke hatte es irgendetwas auf sich. Flora betrachtete ihren Hut. Sie hatte ihn so wie immer über den Bettpfosten gestülpt. Die Ranke aus dem Efeuwald war noch um die Hutspitze gewickelt. Aber irgendetwas stimmte damit nicht. Sie glitzerte im Licht und ab und zu flog feiner Silberstaub aus den herzförmigen Blättern.

      „Das ist doch nicht normal“, murmelte Flora. „Glaubst du, die kann explodieren?“, fragte sie an Kringel gewandt. Kringel schnupperte interessiert an der Efeuranke.

      „Na ja, explodieren wird sie wohl nicht“, überlegte Flora. „Aber ganz geheuer ist mir dieser Efeu wirklich nicht. Ich glaube, ich bringe ihn doch lieber zurück in den Wald.“

      Also schnappte Flora sich ihren Besen und trat vor die Haustür. Kringel sprang im letzten Moment in den Beutel, bevor sich Flora in die Lüfte erhob.

      Flora schwebte durch das Hexenrosenstädtchen und dann den Fluss entlang, bis sie den Efeuwald erreichte. Dort stieg sie von ihrem Besen ab und hängte die Efeuranke an eine Tanne, ganz am Rande des Waldes. Den Wald

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