Скачать книгу

Flora. „Aber ich bin einfach schnurgerade durch die Zweige durchgeflogen.“

      „Ja, ja“, bestätigte Omimi, „das kannst du dir überhaupt fürs Leben merken: immer den geraden Weg nehmen und sich niemals für andere verbiegen!“

      Am nächsten Tag ging die Schule wieder los, und obwohl Flora ziemlich müde war, war es nach den langen Sommerferien ganz lustig, wieder hinzugehen.

      Auf dem Schulhof sah sie sofort Malte. Er war braun gebrannt und rief schon von Weitem: „Gratuliere, Flora! Ich habe gehört, du bist die Siegerin vom Besenwettfliegen!“

      „Danke“, sagte Flora. „Schade, dass du nicht dabei warst.“

image

      Plötzlich ging ein Raunen über den ganzen Schulhof und alle Hexenkinder sahen wie gebannt zum großen Tor. Da kam jemand mit wild zerzaustem Haar und einer Strickjacke mit vollgestopften Taschen angeflogen. Aber er saß nicht auf seinem Besen, wie jeder es tat, nein, er flog stehend!

      „Das ist Laurus Nobilis“, sagte Flora. „Ich habe ihn beim Wettfliegen kennengelernt. Er ist neu im Hexenrosenstädtchen.“

      „Neu und wohl auch ein bisschen verrückt“, murmelte Malte. „Wer fliegt denn schon im Stehen?“

      „Vielleicht ist ihm sitzen einfach zu langweilig?“, meinte Flora. „Also ich finde das richtig hexig!“

      Laurus kam in die gleiche Klasse wie Flora und Malte.

      In der großen Pause nach den ersten beiden Schulstunden setzte er sich gemeinsam mit Flora und Malte im Schulgarten unter den Pflaumenbaum.

      Laurus wusste eine Menge nützlicher Zaubersprüche. Einer ging so:

image

      „Früchte am Baum,

      es wär’ mein Traum,

       wenn ihr den Ast verlasst

       und in meinen Mund passt.“

      Laurus lag auf dem Rücken im Gras und hielt den Mund sperrangelweit auf. Tatsächlich fiel in diesem Moment eine Pflaume direkt in seinen Mund.

      Flora legte den Kopf schief. „Das war Zufall“, sagte sie schließlich. „So komische Hexensprüche gibt es nicht. Den hast du gerade selbst erfunden, gib es zu!“

      „Was heißt da Zufall?“, fragte Laurus kauend. „Das ist höchste Hexenkunst.“ Er spuckte den Kern quer über den ganzen Schulgarten. „Und das hier ist höchste Spuck-Kunst.“

      Malte pflückte sich eine Pflaume vom Baum, aß sie, so schnell er konnte, und spuckte den Kern in hohem Bogen über das Schuldach. Das war auch nicht schlecht!

image

      „Jetzt ich!“, rief Flora, schnappte sich auch eine Frucht und spuckte den Kern ungefähr zwei Meter weit … direkt vor Majoranus’ Füße! Er stand da und grinste, seine beiden Freunde Piper und Salvia, die ihm stets wie Schatten folgten, neben ihm.

      „Na, im Weitspucken bist du jedenfalls schwach unterwegs“, stellte Majoranus fest.

      Flora schnaubte verärgert.

      „Und mit deinen Flugkünsten ist es auch nicht weit her“, fuhr er spöttisch fort.

      „Was soll das denn heißen?“, fragte Malte und richtete sich auf.

      „Das soll heißen, dass Flora Flitzebesen eigentlich Flora Schwindelbesen heißen sollte“, sagte Piper. „Das Ganze war doch ein riesiger Betrug! Niemals fliegt Flora wirklich so schnell. Sie hat alle reingelegt!“

      Malte, Flora und Laurus wollten gerade ganz empört etwas erwidern, da waren Majoranus und seine beiden Freunde schon weitergegangen.

      In jeder Pause rief Majoranus Flora nun irgendeine Dummheit nach. Einmal rief er: „Puuuh, hier stinkt es nach Flugsalbe! Sicher ist es Flora. Die verwendet ja kiloweise Flugsalbe, das weiß doch jeder.“

      „Sag mal, geht’s dir noch gut?“, rief Flora zurück. „Jeder nimmt Flugsalbe beim Besenwettfliegen.“

      „Ja schon, aber nicht kiloweise“, meldete sich nun Piper.

      „So ein Schwachsinn, es macht überhaupt keinen Unterschied, ob man den Besenstiel mit viel oder wenig Flugsalbe einreibt“, konterte Laurus. „Ihr seid echt blöd, wenn ihr das glaubt!“

      „Ich weiß nur eins“, schrie Majoranus wütend zurück. „Flora hat geschummelt! Ich wette, dass ihre Oma ihr irgendeine verzauberte Flugsalbe gegeben hat und sie nur deshalb so schnell war!“

      Flora zupfte Majoranus am Ärmel. Laurus und Malte standen dicht hinter ihr. „Du glaubst also, dass ich nicht die schnellste Besenfliegerin im ganzen Hexenrosental bin, ja?“, fragte Flora wütend.

      Salvia war hinzugetreten. „Ich habe einen Vorschlag“, sagte sie. „Flora und Majoranus machen heute Nachmittag noch mal ein Wettfliegen. Nur die beiden, ganz ohne Flugsalbe und dann werden wir sehen, wer schneller ist.“

      Flora verdrehte die Augen. „Das ist ja lächerlich, aber bitte sehr, wenn ihr unbedingt wollt.“ Sie überlegte kurz. „Wir treffen uns um Punkt drei Uhr an der Südostecke des Efeuwaldes.“

      „Was sollen wir denn ausgerechnet da?“, fragte Majoranus erstaunt. „Im Efeuwald spukt es. Niemand geht freiwillig dorthin.“

      Flora grinste zufrieden. „Das sollte doch so einen tollen Flieger wie dich nicht stören! Jetzt ist es nicht nur ein Wettfliegen, sondern auch eine Mutprobe! Wir werden pfeilschnell durch den Efeuwald fliegen. So schnell, dass der Spuk uns gar nicht erwischen kann.“

      Majoranus sah gar nicht begeistert aus. Aber Malte und Laurus pfiffen durch die Zähne und klopften Flora anerkennend auf die Schultern.

      Majoranus, Piper und Salvia warteten schon an der Südostecke des Efeuwaldes, als Flora, Laurus und Malte eintrafen. Hille flatterte heran und ließ sich etwas atemlos auf Laurus’ Schulter nieder.

      „Also“, sagte Malte. „Beim Startpfiff fliegen Flora und Majoranus einmal quer durch den Efeuwald. Ich habe zu Mittag zusammen mit Salvia an der Nordwestecke des Waldes ein rotes Tuch angebracht. Es hängt an einer Tanne ganz am Waldrand. Dieses Tuch schnappt sich derjenige, der als Erstes dort ankommt, nimmt es mit und fliegt über die Baumspitzen hinweg wieder zurück an den Start. Wer das Tuch in den Händen hält, ist der Sieger.“

      „Nun lasst uns eine Kontrolle machen“, sagte Piper. „Keiner von euch beiden darf Flugsalbe verwendet haben.“

image

      Piper schnupperte an Floras Besenstiel und Malte schnupperte an Majoranus’ Besen. „Sehr gut! Es riecht nicht nach Flugsalbe“, stellten beide fest.

      Malte und Salvia flogen nun über die Baumspitzen hinweg zur Nordwestecke. Sie wollten beim roten Tuch warten, um sicherzugehen, dass es keine Schwindeleien gab.

      „Was ist, wenn der Spuk Flora erwischt?“, jammerte Hille. Laurus pflückte sich die kleine Helfe von der Schulter und sah ihr fest in die Augen. „Flora Flitzebesen wird so schnell durch den Wald flitzen, dass dem Spuk die Augen rausfallen werden“, versuchte er, sie zu beruhigen.

      „Verfaulte Krähenkralle, können wir jetzt endlich anfangen?“, maulte Majoranus.

      „Macht euch bereit“, sagte Laurus.

      Flora setzte sich auf ihren Besen, beugte sich vor und konzentrierte sich. Majoranus tat es ihr nach.

      „Viel Glück, Flora“, rief Hille. Dann erschallte

Скачать книгу