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ist ein Grundmotiv dieser Satisfaktionslehre. Stellvertretendes Handeln gibt es überall zwischen uns Menschen. Ohne Bereitschaft, stellvertretend zu handeln, kann unser Miteinanderleben nicht gelingen, kann unsere Gesellschaft nicht funktionieren. Aber kann es eine Stellvertretung in Fragen der Schuld geben? In einer magisch denkenden Zeit konnte Schuld einfach übertragen werden, zum Beispiel durch den Priester auf ein Tier. Aber wo in personalen Kategorien gedacht wird – der Mensch als verantwortliche Persönlichkeit –, ist der Gedanke der Stellvertretung in Fragen der Schuld nicht nachzuvollziehen. Eine Person kann nicht statt der anderen Schuld übernehmen.

      5 Der Spitzensatz der Menschenrechte, der in Verfassungen zu finden ist, lautet: »Die Würde des Menschen ist unantastbar.« Für die Kirchen ist dies eine gute Beschreibung dessen, was den Menschen auszeichnet. Aber damit ist unvereinbar, wenn man Gott seinem Mensch gewordenen Sohn den Kreuzestod antun lässt.

      6 Das ganze Christentum wird auf das SündeSühneSchema konzentriert. Dieser Sündenmonismus ist nicht biblisch. Nur in dieser Kategorie »Sünde« zu denken, ist eine Verarmung gegenüber der biblischen Botschaft. Alles wird hier aufs Sterben Jesu bezogen. Das Leben Jesu spielt für diese Theologie kaum eine Rolle. Die Auferstehung ist auch Nebensache. Denn das Sterben Jesu ist das Heilsgeschehen.

      7 Aus Liebe übt Gott Gewalt. Aus Liebe lässt er töten. In diesem Gottesbild verbinden sich Liebe und Gewalt. Es ist ein Gottesbild, das die Gewalttätigkeit der Christen und Kirchen in ihrer Geschichte gefördert hat. Es gibt den »heiligen Zorn«, die Quelle von Gewalttätigkeit. Dieses Gottesbild zwischen Liebe und gewalttätigem Zorn gibt der Praxis der Gewaltausübung wie in den Kreuzzügen starken Rückenwind, wie Untersuchungen deutlich gemacht haben. Man hat festgestellt, dass dieses Gottesbild sich sehr leicht mit »schwarzer Pädagogik« verbündet: Die Bosheit von Kindern muss aus Liebe mit Gewalt (Prügelstrafe) von Anfang an ausgetrieben werden. Der Stock, mit dem der Pädagoge zuschlägt, ist Zeichen der Liebe.

      8 Was bildet sich der Mensch eigentlich ein, wer er ist? Er ist so eitel und selbstverliebt, dass für seine Sünden das Äußerste geschehen muss: Gott opfert seinen Sohn. Welch ein Narzissmus! Das Beste ist für unsere Fehler gerade gut genug. Der Sohn Gottes muss es schon sein. Ganz anders verhält es sich in der Geschichte vom Turmbau zu Babel. Die Menschen bauen einen riesigen Turm, der bis in den Himmel reichen soll. Die Bibel erzählt mit dem ihr eigenen Humor: Gott kann es von da oben gar nicht richtig wahrnehmen. Gott muss heruntersteigen, um zu sehen, welchen kümmerlichen Turm sie bauen: »Da fuhr der Herr hernieder, dass er sähe die Stadt und den Turm« (1. Mose 11)

      9 Und hier der Grundfehler: Bei Anselm ist Gott der Empfänger der Versöhnung. Gott muss versöhnt werden, damit er nicht mehr zürnt. Aber in der Bibel wird immer nur der Mensch versöhnt. (2. Korinther 5,19 »Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber.«) Nicht Gott ist der Empfänger dieser Opfertat, sondern der Mensch empfängt das Geschenk der Versöhnung.

      »Anselm light« Dieser letzte Gedanke hat sich inzwischen weit verbreitet. Nicht Gott muss versöhnt werden – wir müssen versöhnt werden. Gott schenkt die Versöhnung. Er ist das Subjekt, nicht das Objekt der Versöhnung. Mit dieser Einsicht grenzen sich viele von Anselm ab. Aber dann lehren sie eine Theologie, die ich hier »Anselm light« nennen möchte. Anselms Lehre ist nur ein ganz klein wenig verändert, alles andere bleibt.

      Gott will uns versöhnen, aber er kann uns nicht einfach durch Vergeben aus seiner Güte versöhnen. Nein, die Sünde muss gesühnt werden. Und das geht auch hier nur durch ein Opfer, ein Blutopfer. Wie bei Anselm: Gottes große Liebe zeigt sich darin, dass er seinen Sohn am Kreuz töten lässt. Auch hier: Gewalt und Liebe sind in Gott fest verbunden.

      Aber warum braucht es denn ein Blutopfer? Kann Gott nicht versöhnen ohne Blut und Tötung? Welchem Sühnegesetz wird hier Gottes Güte unterworfen? Kann ich nicht glauben, dass Gottes Liebe so stark, kreativ und kräftig ist, dass sie Neues setzen, Versöhnung schaffen kann, ohne dass entsprechend archaischen Strafund Rachegesetzen Blut fließen muss? Was für ein Gott wird uns da vor Augen gestellt?

      Alle oben aufgeführten Anfragen an Anselms Theorie bleiben auch bei dieser etwas veränderten Form seiner Sühnopfertheologie, auch bei »Anselm light«.

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