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Anja, Petra und die Pferde. Lise Gast
Читать онлайн.Название Anja, Petra und die Pferde
Год выпуска 0
isbn 9788711508312
Автор произведения Lise Gast
Издательство Bookwire
„O Mutter, natürlich helfen wir dir! So ginge das, und Cornelia und Onkel Kurt werden überrascht. Und ihr könntet die Kutsche sehen und alles –“ Anjas Stimme klang jubelnd vor Glück.
Mutter lachte. Und dann stürzte Anja ans Telefon, um Petra zu benachrichtigen. Mutter sah ihr nach.
Natürlich gab das einen Haufen Arbeit und Durcheinander und Rummel. Aber wenn sich Anja darüber so freute ...
Es wurde wahr
Stine, bei allen Pferdeleuten bekannt, hatte sich mit dem Reitverein in Verbindung gesetzt, und Herr Taube erlaubte gutmütig, die Ponys für eine Nacht bei ihm unterzustellen, als er hörte, daß es sich um Cornelias Hochzeit handelte. So fuhren sie am Freitag zu dritt vierspännig über Land, Stine auf dem Bock, die beiden Mädchen neben ihr, sozusagen als Hauptprobe. Schon das allein war ein großes Vergnügen, das anderen ein ganzes Leben lang nicht widerfährt, und Anja und Petra platzten fast vor Stolz, als sie am Reitverein vorfuhren und sich bewundern ließen. Zum Glück standen ein paar Reitschüler im Hof und sahen sie. Auch Frau Taube, die Mutter des Reitlehrers, hatte, von Petra und Anja vorgewarnt, am Fenster gelauert ... Die Hauptprobe verlief ohne Ärger und Zwischenfälle. Die Ponys waren wie geschmiert gelaufen, kein Geschirrstück hatte gefehlt, kein Eisen sich gelockert.
„Eigentlich hätte es ja ein paar Pannen geben müssen“, sagte Stine, als die Ponys glücklich in der Laufbox untergebracht waren. Alle vier standen zusammen, keins war angebunden, was sie nicht gewöhnt waren. „Meist gibt es fürchterlichen Ärger bei der Hauptprobe, und die Aufführung klappt. Hoffentlich ist es nun nicht umgekehrt.“
„Es muß ja nicht“, sagte Vater, der, eingeweiht in die Überraschung, zum Reitverein herübergekommen war. „Bleiben Sie heute bei uns?“ fragte er Stine. Die aber schüttelte den Kopf.
„O nein, ich hab’ ja meine drei kleinen Burschen zu Hause, die ich versorgen muß, einen Mann und eine ganze Anzahl Ponys außer diesen. Anja hat versprochen, daß sie mir ihr Fahrrad leiht, damit sause ich heim.“
„Das kommt nicht in Frage“, sagte Vater sogleich, „ich borg’ mir einen Wagen und fahre Sie zurück. Und hole Sie morgen früh ab. Sie müssen nur sagen, wann.“
„Prima!“ rief Stine. „Was soll nun noch schiefgehen?“
Ja, was eigentlich?
Erst einmal verschlief Anja. Das hätte sie nie für möglich gehalten. Weil sie so aufgeregt war, hatte sie gar keinen Wecker gestellt. Am Abend hatte sie mit Mutter noch bunte Schnittchen zurechtgemacht, die nun im Kühlschrank warteten, Gläser geputzt und Papierservietten gefaltet. So war es spät geworden, und dann konnte sie lange nicht einschlafen.
Nun, allzu spät war es nicht. Anja fuhr wie der Teufel in Hose und Pullover und warf einen Blick aus dem Fenster: Regen? Oder gutes Wetter? Regen wäre blöd, obwohl es heißt, daß es Glück bringt, wenn es der Braut in den Kranz regnet. Aber im offenen Viersitzer?
Kein Regen. Es schien sehr kalt zu sein, über dem kleinen Rasen vor dem Haus lag es wie eine hellgraue Schicht: Reif. Es war ja Herbst, ziemlich spät im Jahr. Anja rannte und zog den Anorak im Laufen an. „Bin sofort wieder da“, rief sie der Mutter noch zu. Sie mußte schnell nach den Ponys sehen und ihnen guten Morgen sagen.
Atemlos riß sie die Stalltür auf, als sie angekommen war, lief die Stallgasse entlang – da war die Box, die Tür stand halb offen. Anja starrte hinein: leer.
Ach du lieber Augustin! Da mußte gestern abend noch jemand darin gewesen sein und hatte dann vermutlich den Riegel nicht richtig zugemacht. Ponys sind sehr erfinderisch im Öffnen von Riegeln, das wußte man hier im Reitverein wohl nicht; die Großpferde standen ja immer angebunden in ihren Ständen. Anja drehte sich um und wollte eben zur Tür, als sie auf Petra stieß. Petra hatte es auch hierhergezogen.
„Sie sind weg!“ japste Anja. Himmel, was nun?
„Stine anrufen!“ Anja meinte, das wäre das beste. Petra hielt sie zurück.
„Gleich Großalarm? Ich weiß nicht. Und Stine kann auch nicht mit dem Hubschrauber hier antanzen, die wartet ja auf deinen Vater. Erst suchen wir mal selber. Vielleicht sind sie gar nicht weit.“
„Aber – aber – sie kennen sich hier doch gar nicht aus. Sie können überall hingelaufen sein, in die Siedlung – oder –“
„Ich denke, sie sind Richtung Heimat gegangen“, sagte Petra, „das machen die meisten Pferde, die ausgebrochen sind. Von dort drüben sind wir gestern gekommen –“ Sie rannte schon los, Anja hastete hinter ihr her.
Und nun zeigte sich, daß der Reif, der die Koppeln bedeckte, etwas Gutes hatte: Im Reif sieht man Spuren. Natürlich nicht so deutlich wie im Schnee, aber immerhin. Die beiden Mädchen rannten um die Halle und sahen dann sehr deutlich: Hier mußten Pferde gelaufen sein. Der Rasen hinter der Halle auf dem Springplatz zeigte ein paar dunkle Streifen, lose nebeneinander, in der von Petra angenommenen Richtung.
„Los, hinterher!“ rief Petra, und sie rannten. Hier gingen die Spuren lang, ziemlich deutlich, wenn sich das Auge darauf eingestellt hatte; dann aber war der Grasplatz zu Ende, da sah man keine mehr. Die beiden Mädchen folgten dem engen Weg, den sie gestern hier entlanggekommen waren, am Fluß längs.
„Hier ist Cornelia damals beinahe abgesackt“, stieß Petra hervor, „weißt du noch? Und Gero –“
„Ja. Wenn ich alles vergess’, das nicht. Dort ist das Wehr –“
Links trat jetzt Wald an den Weg heran. Petra rannte, einem Instinkt folgend, um die nächste Kurve, obwohl man hier keine Spuren mehr erkennen konnte.
„Hach!“ schrie sie dann, in die Kurve biegend. Anja hatte keine Luft mehr, um zu fragen, aber das „Hach!“ hatte gut geklungen, befriedigt, erlöst. Und dann sah sie es, nachhastend, schon ...
Es waren alle vier. Das ist ja das Beruhigende, daß ausreißende Ponys meist zusammenbleiben. Als Herdentiere fühlen sie sich beieinander am wohlsten. Welch großes Glück – sie hatten alle vier gefunden!
Gefunden, ja, aber noch nicht dingfest gemacht.
Petra hatte zwar, um die Ecke schießend, ihr Tempo abzufangen versucht, es gelang ihr aber nicht auf Meterentfernung. So kam sie, noch im Abstoppen, an die Ponys heran, aber diese, aufgeschreckt, setzten sich sofort in Bewegung. Und wenn eins losrennt, fangen die anderen sofort an, ihm zu folgen. Petra wußte das, aber hier spielte ihr Temperament ihr einen Streich. Peuke, der Schreckhafteste von den vieren, machte einen Satz, natürlich in Richtung Heimat, und die anderen folgten auf der Stelle. Wo eben noch vier ruhig grasende Ponys gestanden hatten, sah man jetzt ein kleines Rudel davonsausender Vierbeiner mit wehenden Mähnen und Schweifen, Peuke voran, Lettchen nach, die beiden anderen hinterher.
„Ihr Mistkäfer –“ Petra hatte noch immer Luft genug, um zu schreien. Sie rannte davon, ohne sich umzudrehen, Anja hinter ihr her. Himmel, Himmel, auch ein Mensch, der sich alle Mühe gibt, kann sich in puncto Schnelligkeit mit solch einem Vierbeiner nicht messen. Jetzt machte der Weg eine Biegung, auf die Brücke zu, und nach dieser führte er geradewegs zur Autostraße, die man herwärts überquert hatte. Petra sah das und wußte genau, was es bedeutete. Auch zu relativ früher Morgenstunde fuhren hier Wagen, und zwar mit ziemlich hoher Geschwindigkeit. Nein, bis auf die große Straße durften die Ponys nicht kommen.
Doch wieder einmal erschien ein Schutzengel. Anja schüttelte später den Kopf über diesen Zufall – jetzt hatte sie keine Zeit dazu. Da kam doch wahrhaftig von der entgegengesetzten Seite her ein Junge geradelt, den Ponys und ihnen entgegen, wie vom heiligen Georg persönlich in dieser Sekunde bestellt. Er sah die Pferdchen laufen, die beiden Mädchen hinterher, und schon war er vom Rad gesprungen.
„Halt sie!“ japste Petra, und er reagierte blitzschnell und stellte sein Fahrrad quer. Peuke, der Anführer, stutzte, Lettchen stoppte ab, der Junge schob das Fahrrad hin und her, immer dorthin, wo eins der Ponys vorbeiwollte. Und schon war Petra heran, hatte Peuke rechts und Lettchen links an der