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      Impressum

      © 1976/2020 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-96688-083-1

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Sean Beaufort

       Die Räuber-Dhau

       Der Schatz des Maharadschas lockt – und die Küstenpiraten verfolgen den Seewolf

      Narfo blinzelte und dachte ans Essen, an Reiswein und an die Frauen in der Hafenkneipe. Weder er noch einer seiner Männer hatten auch nur eine einzige Rupie. Seit Tagen stahlen sie ihr Essen, und was sie erwischten, war meist der Abfall von anderen Tellern.

      Wenn er an die vielen Schiffe dachte, die hier im Hafen und außerhalb des Dammes lagen, dann packte ihn der blanke Neid. Vielleicht waren die Männer nicht so reich wie der Maharadscha. Aber jeder war reicher als er, der Kapitän der Dhau „Böser Büffel“.

      Sie mußten ein Schiff überfallen. Dann fanden sie Münzen, Gold, Silber.

       Je länger er mit knurrendem Magen und trockenen Lippen darüber nachdachte, desto wilder wurde sein Entschluß …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Durzu Allai – als Geheimschreiber des Maharadschas bleibt ihm nichts verborgen, nur ist er ein Verräter.

      Narfo – ist der Kapitän der Dhau „Böser Büffel“ – und böse ist auch alles, was er und seine Crew tun.

      Shari – als Wächter einer Handelskarawane muß er nachts scharf aufpassen – und davon profitieren auch die Seewölfe.

      Philip Hasard Killigrew – ist sich darüber klar, daß er mit elf Tonnen Silber und Gold an Bord mit seinen Arwenacks auf einem Pulverfaß sitzt.

       Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       1.

      Unruhig spielten die langen, braunen Finger mit dem kostbaren Rubin, der über der Stirn, umgeben vom Goldgekräusel der Agraffe, den Seidenstoff zusammenhielt. An diesem Abend drückte der Turban, als wäre er aus nasser Wolle. Durzu Allai, der erste Geheimschreiber des Maharadschas, unterdrückte nur mühsam seine Erregung.

      „Ein Schatz! Ein Berg aus Gold und Silber“, flüsterte er und raschelte mit den Papieren auf der Tischplatte. Der junge Bursche, der hinter Allai stand, bewegte langsam den Fächer. Der Windhauch war zu spüren, aber er kühlte nicht.

      „O Maharadscha“, flüsterte der Schreiber. „Du vertraust diesen Schatz den Fremden an. Sie werden damit verschwinden. Dorthin, von wo sie gekommen sind.“

      Durzu stand auf, ging zu einem der schmalen Fenster und blickte in den Palastgarten hinunter. Zwischen den Büschen und den Wasserbecken spielten die Kinder mit den verschleierten Dienerinnen. Farbenprächtige Insekten summten hin und her, Vögel mit langen Hälsen stolzierten zwischen den Seerosen. Auf einem Sims gurrten Tauben.

      In Durzu Allais Überlegungen wirbelten wilde Vorstellungen von Reichtum, Überfall und Diebstahl durcheinander. Woher stammte das Silber und das Gold? Es kam aus dem Land, und es war von Tausenden und Abertausenden Menschen als Steuer und Pacht gezahlt worden, Körnchen um Körnchen. Und nun sollte der Mogulkaiser Akbar noch reicher und mächtiger werden.

      Immer, wenn Allai an diese unvorstellbare Menge dachte, drehte sich die Welt vor seinen Augen wie der Sand in einem „Bhoot“, dem schlimmen Wind aus dem Inneren des Landes.

      Der Lärm aus Bombays Straßen drang wie ein fernes Brodeln und Summen durch die dicken Mauern des Palastes. Draußen schwitzten die Menschen, hier drinnen war es erträglich kühl. Und irgendwo hinter dem mächtigen, schäumenden Wall der Brandung segelte das Schiff der fremden Teufel – angefüllt mit Gold und Silber.

      Seit Allai erfahren hatte, was Ischwar Singh, sein Herr, mit den Schatzkisten plante, dachte er in viele Richtungen, und keine davon war im Sinn des Maharadschas.

      Er selbst, Allai, durfte nicht mal im Traum daran denken, sich des Goldes zu bemächtigen. Er war kein Kämpfer. Er kannte niemanden, der den Fremden einen Schatz abnehmen konnte. Wirklich nicht? Er grinste, denn seine Gedanken schweiften plötzlich in eine ganz andere Richtung.

      Er mußte in Ruhe alles überlegen.

      „Du kannst aufhören“, sagte er zu dem mageren Jungen. „Es hilft sowieso nichts, wenn du die Luft durcheinanderwedelst.“

      „Danke, Herr“, lispelte der Junge, stellte den prunkvollen Wedel in die Ecke und huschte durch den Perlenvorhang hinaus.

      Die hölzernen Kugeln und Zylinder, an langen Schnüren dicht bei dicht aufgereiht, klirrten und klapperten leise. Durzu Allai durchquerte mit kleinen Schritten den Raum und stellte sich an ein anderes Fenster. Von hier aus konnte er einen Teil des Hafens sehen.

      Er wußte alles von dem Schatz im Rumpf des Schiffes, der Schebecke dieser Fremden. Nach dem Fest im Palast und dem Verteilen von wertvollen Geschenken an die „Arwenacks“, wie sie sich nannten, sollte die unersetzliche Fracht nach Madras gebracht werden.

      Die Strecke zwischen Bombay und Madras aber war weit und voller möglicher Untiefen, sagte sich Durzu Allai und grinste wieder. Es war ein kaltes, eigentümliches Grinsen, das sein schmales, hellbraunes Gesicht veränderte.

      „Nach Madras, zu Akbar“, murmelte Allai.

      Aber das viele Gold und Silber durfte nicht bei Akbar, dem Mogulkaiser, eintreffen. Es sollte in die Hände jener Menschen fallen, denen es eigentlich gehörte. Seine Hände zählte Durzu Allai dazu. Sein Wille, daß der Schatz nicht den Sultan von Golkondo erreichen durfte, der ihn von den Fremden übernehmen und an Akbar weiterleiten sollte –, wurde von Minute zu Minute stärker.

      „Und Madras ist weit, sehr weit – um die Südspitze unseres Landes herum“, flüsterte der Geheimschreiber, durch dessen Hände alle wichtigen Nachrichten und Schriftsätze gingen.

      Am meisten traf ihn das Mißtrauen von Ischwar Singh; er hatte allen Ernstes behauptet, daß er einen Transport des Schatzes über Land für sinnlos und gefährlich hielt, weil er sicher war, die Karawane würde überfallen werden, gleichgültig, wie viele Bewaffnete sie begleiteten.

      Und den Weg über das Meer, an der Küste entlang, fürchtete der Maharadscha. Er war sicher, daß indische Segler das Gold und Silber verlieren, ihre Schiffe kentern oder überfallen würden – aber den Fremden traute er. Sie verstünden, so hatte er wörtlich erklärt, mehr von der Seefahrt als alle Kapitäne von Bombay.

      „Die Kapitäne von Bombay“, sagte Durzu Allai zu sich selbst. „Nur

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