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und möchte, daß ich sofort zu ihm komme. Das ist natürlich eine Falle, aber ich werde selbstverständlich seinem Wunsch Folge leisten und ihn befreien.«

      »Man dürfte in gut einer Stunde bei ihm sein, Mylady«, vermutete Parker, »da nächtlicher Verkehr ein schnelleres Vorankommen erlauben wird.«

      »Also gut, James, ich bin in Kürze bei Ihnen«, versprach sie dem späten Anrufer. »Halten Sie so lange durch, ich befreie Sie!«

      *

      »Sir James steckt in gewissen Schwierigkeiten?« erkundigte sich Parker gemessen, während er Mylady den Tee servierte, den er stets bereithielt.

      »Das ist natürlich eine Falle, Mister Parker, ganz klar«, wußte sie und nickte überzeugt. »Diese Robin Hood-Gangster haben ihn zu dem Anruf gezwungen, um mich in ihre Gewalt zu bekommen. Ich werde ihnen zu gefährlich. Sie wissen, daß ich kurz davor bin, sie auffliegen zu lassen.«

      »Mylady haben schon eine Vorstellung davon, wer hinter all dem stecken könnte?« erkundigte sich Parker gemessen.

      »Ich überlege gerade, ob nicht möglicherweise sogar Sir James selbst dahintersteckt, Mister Parker«, gab die Detektivin zu bedenken. »Er hat schon immer auf großem Fuß gelebt und könnte dadurch in finanzielle Schwierigkeiten geraten sein. Und dann fällt mir gerade ein, daß er in seiner Jugend einer Schauspieltruppe angehört hat und wahrscheinlich mal mit dieser Robin Hood-Geschichte in Berührung gekommen ist. Vielleicht hat er damals sogar den Waldschrat gespielt, wer weiß? Ich spüre ganz deutlich, Mister Parker, daß das die Lösung ist!«

      »Eine durchaus beeindruckende Indizienkette, die nur noch einiger Beweise bedarf«, stimmte Parker ihr würdevoll zu. »Was jedoch für Mylady eine Spielerei ist, wie sich der Volksmund so überaus anschaulich auszudrücken beliebt.«

      »Richtig, Mister Parker, dieser Fall ist bereits so gut wie gelöst, aber das war ja auch nicht anders zu erwarten«, gab die Detektivin munter zurück. »Eines bereitet mir jedoch große Sorge, muß ich sagen.« Die ältere Dame blickte den Butler nachdenklich an und runzelte die Stirn.

      »Mylady?« erkundigte sich Parker höflich.

      »Was mache ich am bevorstehenden Wochenende, wenn der Fall bis dahin erwartungsgemäß aufgeklärt ist? Ich erwarte von Ihnen, Mister Parker, daß Sie sich um einen Nachfolgefall bemühen.«

      »Man wird sich darum kümmern, Mylady«, versprach der Butler, ohne daß sich ein Muskel in seinem glatten, ausdruckslosen Gesicht rührte.

      *

      »Was soll das, Mister Parker, warum halte ich hier?« Lady Agatha beugte sich etwas vor und starrte angestrengt in die undurchdringliche Finsternis, die nur vor Parkers hochbeinigem Monstrum von den Lichtbahnen der Scheinwerfer unterbrochen wurde.

      »Mylady denken sicher daran, kurz einige Worte mit Mister Pickett zu wechseln«, vermutete Parker. »Mister Pickett hat sich dankenswerterweise bereit erklärt, sozusagen als Myladys Spähtrupp hier das Terrain zu sondieren.«

      »Ach, wirklich?« Agatha Simpson runzelte nachdenklich die Stirn und nickte dann überzeugt. »Richtig, Mister Parker, ich bat Sie ja, mit Mister Pickett Kontakt aufzunehmen«, erinnerte sie sich. »Sie wissen ja, wie sehr ich ihn schätze.«

      Horace Pickett, ein etwa sechzigjähriger, sich vital gebender Mann, der an einen pensionierten Kolonialoffizier bester Prägung erinnerte, hatte sich bis vor wenigen Jahren seinen Lebensunterhalt durch »Eigentumsübertragung« verdient, wie er den Transfer der Brieftaschen begüterter Mitbürger in seine Obhut nannte.

      Eines Tages jedoch war er auf dem Flughafen an einen Mafiaboß geraten, der nicht nur eine beträchtliche Summe Bargeld, sondern wichtige Dokumente vermißte, die er in seiner Brieftasche mitgeführt hatte.

      Daraufhin hatten sich Mafiakiller auf die Spur des Eigentumsverteilers gesetzt mit der erklärten Absicht, ihm erstens die Beute wieder abzujagen und ihn zweitens mundtot zu machen. Nur dem Eingreifen des Butlers war es zu verdanken gewesen, daß Horace Pickett überlebte.

      Seitdem wandelte er auf den Spuren von Recht und Ordnung und rechnete es sich zur Ehre an, dem Butler und Lady Agatha bei der Erledigung ihrer diversen Fälle zu helfen. Dabei hatte er sieh die Sympathien der Detektivin erworben, die besonders seine Manieren schätzte und seitdem immer wieder vorhatte, ihn mal zum Tee einzuladen.

      »Was meiner bescheidenen Wenigkeit durchaus bekannt ist«, gab Parker gemessen zurück. »Gerade deshalb war es mir eine Freude, Myladys Wunsch nachzukommen und Mister Pickett um seine Mitarbeit zu bitten.«

      »Ich arbeite immer wieder gern mit ihm zusammen«, erklärte die Lady und lächelte versonnen. Sie war felsenfest davon überzeugt, daß sie tatsächlich den Wunsch geäußert hatte, Pickett hinzuzuziehen.

      »Guten Abend, Mylady!« Die hintere Tür wurde geöffnet, und Horace Pickett im dunklen Umhang schob sich in den Wagen.

      »Sie können Mylady bereits mit einem ersten Lagebericht dienen, Mister Pickett?« erkundigte sich Parker.

      »In der Tat, Mister Parker.« Pickett holte eine Karte aus seinem Umhang, die er über die Lehne des Vordersitzes ausbreitete, um auf verschiedene Stellen zu deuten, die er mit einem Leuchtstift markiert hatte.

      »Man erwartet Sie bereits, Mylady«, wandte er sich an die Detektivin, die sich neugierig über die Karte beugte. »Die Kreuze markieren die Stellen, an denen sich die Banditen postiert haben, um Sie abzufangen.«

      »Nur fünf Leute?« erkundigte sich Agatha Simpson enttäuscht. »Ich muß sagen, das wird meinem Ruf nicht ganz gerecht, Mister Pickett.«

      »Möglicherweise standen den Gangstern nicht mehr Leute zur Verfügung«, tröstete sie der ehemalige Eigentumsverteiler, »sonst hätte man sicher ein Dutzend Leute hierhergeschickt, um Sie abzufangen.«

      »Obwohl auch das etwas knapp gewesen wäre«, stellte Lady Agatha selbstbewußt fest. »Aber gut, man soll ja nicht unbescheiden sein. Mister Parker, sagen Sie mir, was ich jetzt vorhabe, ich bin gespannt, ob Sie meine Pläne erraten.«

      Agatha Simpson lehnte sich zufrieden zurück und verschränkte die Arme über der Brust. Sie hatte Parker wieder mal geschickt den Schwarzen Peter zugespielt und wartete gespannt auf seine Antwort, die nicht lange auf sich warten ließ.

      »Mylady gedenken sicher, die Banditen durch ein entsprechendes Manöver zu täuschen«, vermutete Parker.

      »Ganz recht, Mister Parker, damit liegen Sie gar nicht so verkehrt.« Die Detektivin nickte energisch und wartete ungeduldig, bis der Butler fortfuhr, »ihre« Pläne zu erläutern.

      »Möglicherweise möchten Mylady selbst ihr Vorgehen erklären?« fragte Parker höflich nach und wartete respektvoll auf eine Antwort.

      »Nein, nein, Mister Parker, fahren Sie ruhig fort, bisher sind Sie auf dem richtigen Weg!« Agatha Simpson winkte hastig ab und nickte ihm huldvoll im Rückspiegel zu.

      »Wie Mylady zu wünschen geruhen.« Parker, der seine Herrin genau kannte, war durch nichts aus der Ruhe zu bringen und fuhr fort, Myladys geplantes Vorgehen zu erläutern.

      »Sehr schön, Mister Parker!« lobte die ältere Dame, als er geendet hatte. »So in etwa haben Sie mein Vorhaben richtig skizziert.«

      »Mylady sind zu gütig«, leistete sich der Butler auch mal eine kurze Antwort.

      *

      »Allmählich müßte sie auftauchen.« Ein grobschlächtiger Kerl um die vierzig stand in Sir Ballards Wohnzimmer und spähte ungeduldig durch einen Spalt in der Gardine.

      »Was haben Sie mit ihr vor?« Der Hausherr, der gefesselt in einem Ledersessel lag, blinzelte nervös und fuhr sich aufgeregt mit der Zunge über die trockenen Lippen.

      »Na, was wohl?« Der Grobschlächtige drehte sich zum Hausherrn um und grinste. »Wir werden die Alte aus dem Verkehr ziehen, und zwar endgültig, kapiert?«

      »Sie ... Sie wollen sie umbringen?« Sir James bäumte sich verzweifelt in seinen Fesseln auf

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