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ist.

      Der Kon­kurs­ver­wal­ter ist da­her not­ge­drun­gen eine Per­son, vor der vie­le Wor­te ge­wech­selt wer­den, der sie an­hört, wäh­rend er an sein Ge­schäft denkt und das öf­fent­li­che Ver­fah­ren den Syn­di­cis und dem An­walt über­läßt, ab­ge­se­hen von ge­wis­sen ei­gen­ar­ti­gen, un­ge­wöhn­li­chen Fäl­len, wo die Be­trü­ge­rei­en sich un­ter merk­wür­di­gen For­men voll­zo­gen ha­ben und ihn zu der Be­mer­kung ver­an­las­sen, daß die Gläu­bi­ger oder der Schuld­ner ge­schick­te Leu­te sein müs­sen. Die­se Per­sön­lich­keit, die in dem Dra­ma die­sel­be Rol­le spielt wie die Kö­nigs­büs­te in ei­nem Au­di­enz­saal, sieht man früh zwi­schen fünf und sie­ben Uhr auf ih­rem Holz­hof, wenn es ein Holz­händ­ler, in sei­nem La­den, wenn es, wie frü­her Bi­rot­teau, ein Par­füm­händ­ler ist; abends am Schluß des Di­ners zwi­schen Käse und Bir­ne – aber im­mer in fürch­ter­li­cher Het­ze. Die­se Per­sön­lich­keit ist also im all­ge­mei­nen stumm. Aber sei­en wir nicht un­ge­recht ge­gen das Ge­setz; die in Eile ge­mach­ten Ge­set­ze, die die­se Ma­te­rie re­geln, ha­ben dem Kon­kurs­ver­wal­ter die Hän­de ge­bun­den, und wie­der­holt muß er zu Be­trü­ge­rei­en sei­ne Zu­stim­mung ge­ben, weil er, wie wir gleich se­hen wer­den, nicht die Macht hat, sie zu ver­hin­dern.

      Der Agent kann auch, an­statt der Mann der Gläu­bi­ger zu sein, der Mann des Schuld­ners wer­den. Je­der hofft, sei­nen An­teil an der Di­vi­den­de zu ver­grö­ßern, in­dem er sich eine Be­vor­zu­gung sei­tens des Kri­dars ver­schafft, bei dem man im­mer zu­rück­be­hal­te­ne Wer­te ver­mu­tet. Der Agent kann sich bei­den Sei­ten zur Ver­fü­gung stel­len, sei es, daß er die Ge­schäf­te des Kri­dars nicht zu­grun­de rich­tet, oder daß er für ein­fluß­rei­che Leu­te et­was bei­sei­te bringt: er schützt also die Zie­ge und den Kohl­kopf. Häu­fig hat ein ge­schick­ter Agent es nicht zum Ur­teilss­pruch kom­men las­sen, in­dem er die For­de­run­gen an­kauf­te und dem Kauf­mann wie­der auf­half, der dann wie ein Gum­mi­ball in die Höhe sprang. Der Agent hält sich an die am reichs­ten ge­füll­te Fut­terkrip­pe, sei es, daß er dazu neigt, die stärks­ten Gläu­bi­ger zu de­cken und den Schuld­ner preis­zu­ge­ben, sei es, daß er die Gläu­bi­ger lie­ber der Zu­kunft des Schuld­ners op­fert. So ist das, was der Agent tut, ent­schei­dend. Er, eben­so wie der An­walt, ist für jede Rol­le in die­sem Stücke zu ge­brau­chen; sie über­neh­men die Rol­le aber nur, wenn ihr Ho­no­rar si­cher­ge­stellt ist. Un­ter durch­schnitt­lich tau­send Kon­kur­sen ist der Agent neun­hun­dert­fünf­zig­mal der Mann des Schuld­ners. Zur Zeit, in der die­se Ge­schich­te spielt, schlu­gen die An­wäl­te fast im­mer dem Kon­kurs­ver­wal­ter ih­ren Agen­ten zur Er­nen­nung vor, einen Mann, dem die Ge­schäf­te des Kauf­manns be­kannt wa­ren, und der es ver­stand, die In­ter­es­sen der Kon­kurs­mas­se und die des eh­ren­wer­ten Man­nes, der ins Un­glück ge­ra­ten war, in Ein­klang zu brin­gen. Seit ei­ni­gen Jah­ren las­sen sich er­fah­re­ne Rich­ter den ge­wünsch­ten Agen­ten be­zeich­nen, um ihn ge­ra­de nicht zu neh­men, und zu ver­su­chen, einen ei­ni­ger­ma­ßen ehr­li­chen zu er­nen­nen.

      Wäh­rend sich die­ser Akt ab­spielt, tre­ten die Gläu­bi­ger, die falschen und die ech­ten, zu­sam­men, um die pro­vi­so­ri­schen Syn­di­ci zu be­zeich­nen, die, wie er­wähnt, in Wahr­heit die de­fi­ni­ti­ven sind. Bei der Wäh­ler­ver­samm­lung steht de­nen, die fünf­zig Sous zu for­dern ha­ben, das glei­che Stimm­recht zu wie den Gläu­bi­gern, de­ren For­de­rung fünf­zig­tau­send Fran­ken be­trägt: die Stim­men wer­den eben ge­zählt und nicht ge­wo­gen. Die­se Ver­samm­lung, in der sich auch die von dem Schuld­ner ein­ge­führ­ten falschen Wäh­ler be­fin­den, die ein­zi­gen, die bei der Wahl nie­mals feh­len, schlägt als Kan­di­da­ten Gläu­bi­ger vor, aus de­nen der Kon­kurs­ver­wal­ter, ein Prä­si­dent ohne Macht­be­fug­nis­se, »ge­zwun­gen« ist, die Syn­di­ci zu wäh­len. So emp­fängt der Kon­kurs­ver­wal­ter fast im­mer aus der Hand des Kri­dars die­je­ni­gen Syn­di­ci, die die­sem ge­nehm sind, aber­mals ein Miß­brauch, der eine Ka­ta­stro­phe zu der übels­ten Bur­les­ke macht, der die Jus­tiz ih­ren Schutz an­ge­dei­hen las­sen kann. Der Ehren­mann, der ins Un­glück ge­ra­ten ist, er­langt da­mit die Le­ga­li­sie­rung des Be­tru­ges, den er vor­be­rei­tet hat. Im all­ge­mei­nen ver­hält sich der Pa­ri­ser Klein­han­del durch­aus vor­wurfs­frei. Wenn ein Krä­mer in Kon­kurs ge­rät, dann hat der arme Mann schon das Um­schla­ge­tuch sei­ner Frau ver­äu­ßert, sein Sil­ber­zeug ver­pfän­det, das Hemd vom Lei­be ver­kauft und steht nun zu­grun­de ge­rich­tet mit lee­ren Hän­den da, selbst ohne Geld für den An­walt, der sich na­tür­lich sehr we­nig um ihn küm­mert.

      Das Ge­setz ver­langt, daß dem Ver­gleich, der dem Kauf­mann einen Teil sei­ner Schuld er­läßt und ihm ge­stat­tet, sein Ge­schäft wie­der zu be­trei­ben, von ei­ner be­stimm­ten Ma­jo­ri­tät, nach den Be­trä­gen und den Per­so­nen be­rech­net, zu­ge­stimmt sei. Um die­ses große Werk zu­stan­de zu brin­gen, müs­sen der Kri­dar, sei­ne Syn­di­ci und sein An­walt in­mit­ten der ein­an­der ent­ge­gen­ste­hen­den und sich durch­kreu­zen­den In­ter­es­sen mit di­plo­ma­ti­scher Ge­schick­lich­keit zu Wer­ke ge­hen. Das üb­li­che Ma­nö­ver be­steht dar­in, daß man dem Teil der Gläu­bi­ger, der die vom Ge­set­ze ver­lang­te Ma­jo­ri­tät aus­macht, eine Prä­mie an­bie­tet, die sich der Schuld­ner au­ßer der im Ver­gleich fest­ge­setz­ten Di­vi­den­de zu zah­len ver­pflich­tet. Ge­gen die­sen un­ge­heu­er­li­chen Be­trug gibt es kein Mit­tel; die drei­ßig Han­dels­ge­rich­te, die auf­ein­an­der ge­folgt sind, ken­nen ihn aus ih­rer Pra­xis. Nach­dem sie sich ge­nü­gend dar­über klar ge­wor­den wa­ren, ha­ben sie sich schließ­lich ent­schlos­sen, sol­che be­trü­ge­ri­schen Ab­ma­chun­gen für un­gül­tig zu er­klä­ren, und da die Schuld­ner ein In­ter­es­se dar­an ha­ben, sich über eine sol­che »Ex­tor­si­on« zu be­schwe­ren, so hoff­ten die Rich­ter, auf die­se Wei­se die Kon­kur­se mo­ra­li­scher zu ge­stal­ten, aber sie wer­den da­mit nur be­wir­ken, daß sie noch un­mo­ra­li­scher wer­den; die Gläu­bi­ger wer­den eben noch üb­le­re Tricks aus­he­cken, die die Rich­ter als Rich­ter her­ab­wür­di­gen und aus de­nen sie als Kauf­leu­te ih­ren Vor­teil zie­hen.

      Ein an­de­res sehr ge­bräuch­li­ches Ma­nö­ver, von dem der Aus­druck »ernst­haf­ter und le­gi­ti­mer Gläu­bi­ger« her­stammt, be­steht dar­in, Gläu­bi­ger zu schaf­fen, so wie du Til­let ein Bank­haus ge­schaf­fen hat­te, und eine ge­wis­se An­zahl von Cla­parons ein­zu­füh­ren, hin­ter de­ren Haut sich der Kri­dar ver­birgt, der da­mit die Di­vi­den­de der ech­ten Gläu­bi­ger ver­rin­gert, sich so eine Re­ser­ve für die Zu­kunft schafft und sich gleich­zei­tig die für den Ver­gleich er­for­der­li­chen Stim­men und Sum­men si­chert. Die »lus­ti­gen und il­le­gi­ti­men« Gläu­bi­ger sind das­sel­be wie die in das Wahl­kol­le­gi­um ein­ge­führ­ten falschen Wäh­ler. Was kann der »ernst­haf­te und le­gi­ti­me« Gläu­bi­ger ge­gen die »lus­ti­gen und il­le­gi­ti­men« ma­chen? Sich ih­rer ent­le­di­gen, in­dem er sie an­greift! Schön. Aber um die­se Ein­dring­lin­ge zu ver­trei­ben, muß der »ernst­haf­te und le­gi­ti­me« Gläu­bi­ger sei­ne Ge­schäf­te im Sti­che las­sen, einen An­walt mit der Sa­che be­trau­en, wel­cher An­walt, da er hieran fast nichts ver­dient, es vor­zieht, Kon­kur­se zu »di­ri­gie­ren«, und sich um eine sol­che Ba­ga­tell­sa­che we­nig küm­mert. Um den »lus­ti­gen« Gläu­bi­ger zu ver­drän­gen, ist es nö­tig, in das La­by­rinth der Vor­gän­ge ein­zu­drin­gen, bis auf ent­fern­te Zei­ten zu­rück­zu­ge­hen,

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