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Der Agent stand vornübergebeugt da, Blut lief aus einer Wunde im Oberschenkel, doch sein Blick verriet keine Gefühle, als er dem unbarmherzigen Mann mit dem Messer direkt in die Augen sah.

      »Gut«, knurrte Boudreau. »Mir scheint fast, da ist noch ein Fünkchen Stolz übrig. Fast …« Das Messer blitzte.

      »Wir wissen, dass jemand die Erklärung gefunden hat …«, schrie Hayden verzweifelt. Sie schwitzte und zitterte jetzt vor Anspannung. »… für das Bermudadreieck! Das wissen wir, du widerlicher Bastard!«

      Boudreau warf ihr einen anzüglichen Blick zu, drehte sich dann um und stieß die blutige Klinge so fest in Carricks Hals, dass sie auf der anderen Seite wieder hervortrat. Die Stärke des Mannes war schockierend.

      Carrick sackte zusammen. Boudreau ließ das Messer, wo es war, und gab seinen Männern ein Zeichen. »Schneller. Die Kavallerie ist garantiert bereits im Anmarsch.« Er zwinkerte Hayden zu. »Keine Sorge, meine Liebe. Die drei sind noch gut weggekommen, im Vergleich zu dem, was mit dir passieren wird.«

      Sie verließen das Haus und das einzige Geräusch, das übrig blieb, war das Tropfen von Blut und das sanfte Surren des Laptops.

      Kapitel 2

      Ben Blake starrte noch ein paar Augenblicke fassungslos auf den schwarzen Computerbildschirm, denn er hatte genau gesehen und zum Teil auch gehört, was gerade passiert war. Jetzt schrie er, so laut er konnte, um Hilfe. Innerhalb von Sekunden waren Drake und Kennedy zur Stelle.

      »Was zur Hölle soll das Geschrei, Blakey?« Drake hatte ein Geschirrtuch in der Hand, ein seltsamer Anblick bei dem ehemaligen Soldaten. »Hast du wieder mal einen wunden Popo von der Windel?«

      Kennedy grinste. »Vielleicht kommen die Backstreet Boys ja wieder zusammen?«

      »H…Hayden. Sie …« Ben dröhnte der Kopf, als ob sich ein Dämon einen Weg durch seinen Schädel bahnte. »… da ist irgendwas Schlimmes passiert.«

      Drake bemerkte jetzt, wie panisch sein bester Freund war. »Hey! Hey, Kumpel, beruhig dich erst mal. Lehn dich einen Moment zurück. Das wird schon wieder. Atme.«

      Ben sammelte sich einen Augenblick lang, dann sagte er: »Ich habe gerade mit ihr geredet. Mit Hayden. Ich glaube … ich glaube, sie wurden überfallen, jemand ist in das Haus eingedrungen. Es gab einen Kampf.« Bens Stimme wurde immer leiser. »Schüsse sind gefallen.«

      »Wirklich?« Drake drehte den Kopf, um auf den Computerbildschirm zu blicken, aber er sah nur die Ansicht einer nackten Wand. Das konnte überall sein. Vielleicht sogar ein Steuerbüro.

      »Ich kann nichts hören«, sagte Drake. »Hast du denn irgendwas Spezielles mitbekommen?«

      »Es war gedämpft, aber ich habe Schreie und Kampflärm gehört und zum Schluss ein paar Worte.«

      »Wo ist sie denn momentan?«

      »In Miami, in einem Safehouse. Das ist alles, was ich weiß. Alles, was ich wissen darf

      Kennedy legte beruhigend eine Hand auf seine Schulter. »Irgendeine Ahnung, woran sie gearbeitet hat?«

      Kommt wie immer gleich zur Sache, dachte Drake.

      Ben schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung.«

      Sie starrten jetzt alle auf den leeren Bildschirm, dann sagte Ben: »Das Letzte, was ich sie sagen hörte, oder eher schreien, war: Wir haben das Geheimnis des Bermudadreiecks gelöst.«

      Kennedy atmete tief durch.

      Drake verharrte einen Moment lang und schloss dann die Augen. Es geht also mal wieder los.

      Drake und Kennedy machten sofort ein paar Anrufe. Seit der Odin-Sache hatten sie beide Zugang zu ein paar Leuten auf höchster Ebene.

      Während sie Nachforschungen anstellten, sah Drake über den Schreibtisch hinweg zu Kennedy. Er fand sie immer dann am schönsten, wenn sie beschäftigt war. Sie wohnten jetzt seit sechs Wochen zusammen. Sie hatte einen ausgedehnten Urlaub vom NYPD genommen mit der Aussicht, vielleicht nie wieder zurückzukehren. Aber während sie ihre gemeinsame Zeit genossen, waren sie sich auch der Vergangenheit des jeweils anderen bewusst und hatten sich deshalb alle Mühe gegeben, nichts Falsches zu sagen oder aus Versehen irgendwelche alten Wunden aufzureißen.

      Im Moment brauchte keiner von ihnen Geld. Sie waren großzügig belohnt worden, nachdem sie geholfen hatten, die Welt zu retten. Ben überlegte sogar, auszuziehen und sich etwas Eigenes zu mieten.

      Drake erwischte Wells jetzt am Telefon. »Hey. Wie geht’s meinem alten Boss?«

      »Nicht du schon wieder.«

      »Hast du mich vermisst?«

      »Nur im Einsatz.«

      Drake zögerte. »Ich glaube, ich habe dir noch gar nicht die tollen Geschichten von Mai erzählt, wie ich es dir während der Odin-Sache versprochen hatte, oder Kumpel?«

      »Ich bin daran gewöhnt, enttäuscht zu werden, Drake … gerade von dir.«

      »Verdammt! Sei mal nicht so ein Weichei, Wells. Es ist etwas passiert, und zwar keine Kleinigkeit.«

      »Okay, du darfst es mir erzählen, wenn ich dafür ein paar Mai-Geschichten zu hören kriege.«

      »Es sieht ganz so aus, als wäre heute in Miami ein Elite-Team der CIA …« Drake zögerte, eine definitive Aussage zu machen, »… angegriffen worden. Es ist erst vor ein paar Minuten passiert und ich brauche dringend Details, Wells. So schnell wie möglich.«

      Die Neugier seines alten SAS-Commanders schien geweckt zu sein. »Wirklich? Okay, Kumpel, ich mach mal kurz einen Anruf.«

      Drake war kurz davor, eine andere Nummer anzurufen, als Ben ihn wieder rief. Er rannte zurück in das Zimmer seines Mitbewohners, Kennedy war nur einen Schritt hinter ihm.

      »Da ist gerade jemand in den Raum geplatzt.« Der junge Mann zeigte auf den schwarzen Bildschirm. »Ich habe zuerst Stimmen gehört, und dann geschockte Schreie, als hätte gerade jemand den Schreck seines Lebens gekriegt. Dann hat irgendjemand geflucht und kurz danach wurde der Laptop zugeknallt.«

      »Kannst du dich per Skype bemerkbar machen?«, fragte Kennedy. »Du weißt schon, dich melden, damit der Laptop piepst.«

      Ben klickte ein paar Buttons an, doch nichts passierte. »Die Verbindung wurde getrennt.«

      Kennedy schüttelte den Kopf. »Das hat uns gerade noch gefehlt. Warte mal kurz … Hi, ist da Justin?« Sie schüttelte frustriert das Handy, weil der Empfang mal besser und mal schlechter wurde. Justin Harrison war der Sekretär des Verteidigungsministers. Ein schmächtiger, unbeholfener Mann, der immer mit einem Aktenkoffer herumlief, der viel zu groß wirkte bei seiner Figur.

      Drake verschwand jetzt lautlos aus dem Zimmer und versuchte eine letzte Nummer zu wählen. Das Telefon wurde schon beim ersten Klingeln abgehoben. »Lange her, mein Freund. Sehr lange her.« Die weibliche Stimme, die in sein Ohr drang, weckte sofort die Erinnerung an frühere, köstliche Tage, die er vermisste und an die er gern zurückdachte.

      »Es wird niemals aufhören, Matt Drake. Das solltest du wissen. Für Menschen wie dich und mich gibt es kein einfaches Ende.«

      »Ich weiß, dass du gerade in Florida bist, Mai.«

      »Hmm. Woher weißt du das denn?«

      »Ich habe schließlich immer noch Freunde in dem Laden.« Er versuchte nicht zu defensiv zu klingen. »Und die wissen gern, wo die berüchtigte Mai Kitano steckt.«

      »Das kann ich mir denken. Dann ist Mr. Wells jetzt also auch noch ein Stalker und nicht nur ein Perversling?«

      Drake verzog das Gesicht. »Um ehrlich zu sein, ist er ein bisschen von beidem.«

      »Das glaube ich auch. Okay, was brauchst du?«

      »Es hört sich vielleicht etwas komisch an, aber hast du«, er schüttelte

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