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      Inzwischen hatten sie sich an einen der Gartentische mit den bunten Tischdecken gesetzt. Verlegen drehte Silvia ihr Bowleglas zwischen den Händen.

      »Und wo ist dein Robert heute?« fragte Stefan nach einer Weile.

      Silvia holte tief Luft. »Wir leben seit Herbst letzten Jahres getrennt und haben die Scheidung eingereicht. Robert hat mich ständig betrogen, und irgendwann kam es zum endgültigen Bruch.« Silvia hielt ihren Hut mit beiden Händen fest. Es war ein leichter Wind aufgekommen, der ihr das kunstvolle Strohgebilde vom Kopf zu wehen drohte.

      »Das tut mir sehr leid mit deiner mißglückten Ehe.« Stefan sah ehrlich mitfühlend zu der hübschen Frau. »Und jetzt lebst du mit deinen Kindern allein?«

      Silvias Herz schlug heftiger. Stefan hatte also nach all den Jahren noch Interesse an ihr.

      »Ja, es läßt sich auch ganz gut ohne Mann leben«, sagte sie leichthin.

      »Das kann ich nicht beurteilen«, gab er schmunzelnd zurück. »Ich jedenfalls fühle mich ohne Frau ziemlich verloren. In ein paar Wochen wird Anke nachkommen.«

      Silvias Lächeln erstarb auf ihren Lippen. »Anke?«

      »Ja, wir sind seit vier Jahren verlobt. Wenn sie unsere Wohnung in Berlin aufgelöst hat, wird auch sie in diese Stadt kommen.«

      »Oh«, war das einzige, was Silvia dazu einfiel. Sie mußte ziemlich naiv gewesen sein, anzunehmen, daß ein Mann wie Stefan Winter sein Leben ohne eine feste Partnerin verbrachte.

      »Mami, Alex hat mich getreten!« Jana war herangetreten, ohne daß ihre Mutter es bemerkt hatte. Ihr helles Kleidchen zierte ein häßlich schmutziger Fußabdruck – eindeutig der von Alex.

      »Ach, Kinder, was macht ihr bloß immer für Sachen?« Silvia gab ihrer Stimme einen ärgerlichen Ton, obwohl ihr im Moment sogar egal gewesen wäre, wenn Jana in voller Länge mit ihrem empfindlichen Kleid in eine Pfütze gefallen wäre.

      Sie versuchte, mit der Hand den Schmutz aus dem Kleid zu klopfen. Zu Stefan gewandt sagte sie: »Das ist mein hoffnungsvolles Töchterchen Jana.«

      »Hallo, Jana.« Stefan hob kumpelhaft die Hand. »Ich bin Stefan, ein alter Bekannter deiner Mutter.«

      »Hi, Stefan! Bist du auch Rechtsanwalt wie meine Mama?«

      »Na ja, so etwas Ähnliches. Ich habe zu entscheiden, wer in einem Prozeß bessere Argumente für den Angeklagten hat, der Rechtsanwalt oder der Staatsanwalt.«

      »Oh, das muß aber schwierig sein.«

      Stefan grinste. »Da hast du vollkommen recht, junge Dame. Ich glaube, da kommt dein kleiner Bruder.«

      Tatsächlich näherte sich Alex mit neugierigen Blicken, gefolgt von Tobi, der dann sofort Stefans Hosenbeine beschnüffelte, als er den Tisch mit seinen Leuten erreicht hatte.

      »Pfui, Tobi!« schimpfte Jana. »Man schnuppert nicht an fremden Menschen herum.«

      »Er ist noch ziemlich jung und muß noch einiges lernen«, erklärte Silvia entschuldigend.

      Sie bemerkte, daß Stefan Jana aufmerksam beobachtete und zog hastig Alex zu sich. »Und das hier ist mein Söhnchen Alexander, kurz Alex genannt.«

      »Hallo, Sportsfreund!« Stefan lächelte dem Jungen freundlich zu.

      »Hallo. Haben Sie auch Kinder?«

      »Alex!« Silvia wurde rot bis über beide Ohren.

      Doch Stefan lachte laut auf. »Laß doch den Jungen! Nein, tut mir leid, Alex, Kinder habe ich noch nicht – aber wenn ich mal welche habe, wäre ich stolz, wenn sie so wie du und deine Schwester sein würden.«

      »Wollt ihr nicht wieder spielen gehen?« fragte Silvia nervös. »Dein Kleid werden wir morgen in die Reinigung bringen, Jana. Und du, Alex, trittst nicht mehr nach deiner Schwester, verstanden?«

      Alex runzelte die Stirn. »War ja gar keine Absicht. Wenn Jana sich genau da hinstellt, wo ich gerade trete.…«

      »Schluß mit der Debatte! Ich möchte, daß ihr euch jetzt vertragt.«

      Als die Kinder wieder mit ihrem Hund abgezogen waren, meinte Stefan nachdenklich: »Es ist sicherlich nicht ganz einfach, zwei Kinder allein aufzuziehen.«

      »Im Grunde genommen ist es nicht so schwierig, wie es manchmal aussieht. Auf Jana kann ich mich im allgemeinen verlassen – und allein aufgezogen habe ich die beiden eigentlich auch schon, als ich noch mit Robert zusammenlebte. Er war sehr selten zu Hause und überließ die Pflichten nur allzu gerne mir.«

      Stefan nickte verstehend. »Das ist leider oft so. Wenn ich mal Kinder habe, werde ich mir die Erziehung ganz bestimmt mit meiner Frau teilen.«

      »Wollen du und deine… Anke bald heiraten?« fragte Silvia leichthin und vergrub ihre Hände dabei im Schoß, damit Stefan nicht ihr Zittern bemerkte.

      »Wir haben es nicht so eilig mit dem Heiraten und Kinderkriegen«, entgegnete er spontan. »Anke hat beruflich noch viel vor, bevor sie sich dem Muttersein widmen will.«

      Silvia beneidete die Frau an Stefans Seite, obwohl sie sie gar nicht kannte. Es mußte wundervoll sein, mit diesem sympathischen, ausgeglichenen Mann zu leben. Entsetzt merkte Silvia, daß sie Stefan noch immer liebte.

      »Darf ich stören?« fragte plötzlich Sonja hinter ihr. »Ihr beide seht aus, als würdet ihr euch kennen – oder täusche ich mich da? Ich bin übrigens Sonja Koch, Rechtsanwältin.« Sie reichte Stefan die Hand.

      »Sehr angenehm. Daß ich der neue Richter Stefan Winter bin, hat sich bestimmt schon herumgesprochen.«

      »Und ob! Die Leute reden von nichts anderem«, gab Sonja schmunzelnd zurück.

      »Stefan und ich kennen uns tatsächlich noch von früher«, erklärte Silvia. »Wir haben uns nach dem Studium aus den Augen verloren.«

      »Das ist aber schade«, erwiderte Sonja, »ihr wäret sicher ein hübsches Paar geworden.«

      Silvia hoffte, daß Stefan davon erzählen würde, daß er und sie ein Paar gewesen waren, doch er sagte nur lächelnd: »Tja, es kommt immer anders, als man denkt.«

      »Entschuldigt mich bitte.« Silvia erhob sich. »Ich möchte mich nur etwas frisch machen.«

      Sonja setzte sich auf den freigewordenen Stuhl und begann eine anregende Unterhaltung mit Stefan, während Silvia ins Haus ging, um nach dem Badezimmer zu suchen.

      Aufatmend schloß sie hinter sich ab. Das Bad sah aus wie in einem Märchen mit den schwarzen Marmorfliesen und den goldenen Armaturen. Doch Silvia hatte keinen Blick für diese Pracht, sondern lehnte ihr heißes Gesicht gegen die kühle Tür.

      Ja, sie liebte Stefan noch immer! Es war, als wären es nicht über neun Jahre, sondern ein paar Stunden gewesen, in denen sie sich nicht gesehen hatten.

      Seufzend nahm sie ihren Hut ab und legte ihn achtlos auf eine der vielen Ablagen. Warum hatte sie kein Glück mit den Männern? Der eine hatte sie jahrelang betrogen, und der andere liebte längst eine andere Frau und hatte nach der Trennung damals sicherlich keinen Gedanken mehr an sie verschwendet.

      Am liebsten hätte Silvia das Fest auf der Stelle verlassen, doch es fiel ihr keine plausible Erklärung ein. Die Kinder freuten sich schon seit Tagen auf das Grillen und das Feuerwerk, das am Abend stattfinden sollte.

      Silvia trat zum Spiegel und warf einen flüchtigen Blick hinein. Ihr Gesicht sah traurig und verletzt aus – genauso, wie sie sich fühlte. Gab es denn kein wirksames Mittel gegen Liebeskummer?

      Als sie wieder zurück in den Garten kam, waren Sonja und Stefan noch immer in ihr Fachgespräch vertieft. Silvia schlenderte in den hinteren Teil des Gartens, um nach Jana und Alex zu sehen.

      Die beiden Shelties der Bürgers’ sprangen um den behäbigen Tobi herum, der versuchte, nach den Hunden spielerisch zu schnappen. Als er Silvia sah, lief er auf sie zu.

      »Na,

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