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Dr. Daniel Paket 2 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 2 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740957599
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
»Fräulein Demel, ich bin Dr. Scheibler, der Oberarzt hier«, stellte er sich vor.
»Wo ist Franz?« stieß Annemarie hastig hervor.
»Er liegt im Moment auf der Intensivstation«, antwortete Dr. Scheibler, »aber…«
»Am Telefon sagten Sie doch, er wäre nicht schwer verletzt!« fiel Annemarie ihm ins Wort. »Warum ist er dann auf Intensiv?«
Überrascht sah der Oberarzt sie an. Die Ausdrucksweise der jungen Frau ließ darauf schließen, daß ihr der Krankenhausbetrieb durchaus vertraut war.
»Ich habe Sie nicht belogen«, entgegnete Dr. Scheibler ruhig. »Ihr Verlobter hat bei dem Unfall keine schweren Verletzungen davongetragen, unglücklicherweise aber sehr viel Blut verloren, weshalb sein Gesamtzustand äußerst labil ist. Er bekommt Bluttransfusionen und wird aus diesem Grund intensiv überwacht.«
»Wenn er nicht schwer verletzt war, wie konnte er dann so viel Blut verlieren?« wollte Annemarie wissen.
Dr. Scheibler zögerte. Er wollte über Franz Baumgartners Krankheit nicht sprechen, bevor er alle Untersuchungen durchgeführt hatte.
»Er hatte starkes Nasenbluten«, antwortete er daher nur.
Annemarie runzelte die Stirn. »Nasenbluten? Einfach so?«
»Das muß noch geklärt werden«, wich der Oberarzt aus. »Im Augenblick ist nur wichtig, den Kreislauf zu stabilisieren.«
»Wäre es nicht noch wichtiger, die Ursache für so heftiges Nasenbluten herauszufinden?« gab Annemarie zurück. »Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich weiß von Bianca Behrens, daß Sie ein erstklassiger Arzt sind, aber in diesem Punkt… ich habe irgendwie das Gefühl, als würden Sie zu zögernd vorgehen.«
»Sie sind vom Fach, habe ich recht?« wollte Dr. Scheibler wissen.
»Wie man’s nimmt. Ich bin Krankenschwester, im Moment allerdings arbeitslos.«
Dr. Scheibler nickte. Er wußte, daß er hier vorsichtig sein mußte. Zum einen wollte er über Franz Baumgartners Krankheit nicht sprechen, bis alle Ergebnisse vorlagen und er sich mit dem Patienten selbst darüber unterhalten hatte, zum anderen wollte er auch nicht den Eindruck erwecken, er würde als Arzt zu nachlässig mit seinen Patienten umgehen.
»Keine Sorge, Fräulein Demel, ich gehe im Fall Ihres Verlobten nicht zu zögernd vor«, erklärte Dr. Scheibler schließlich. »Als er hier eingeliefert wurde, war die Erstversorgung zunächst am wichtigsten. Durch den hohen Blutverlust, der im Moment noch ausgeglichen wird, war und ist er sehr geschwächt. In diesem Zustand wäre es verantwortungslos, wenn ich ihn irgendwelchen Untersuchungen unterziehen würde, die sich vielleicht erübrigen würden, wenn er ansprechbar ist und meine Fragen beantworten kann.«
Annemarie äußerte sich nicht dazu, weil sie nicht sicher war, ob der Oberarzt tatsächlich nachlässig handelte oder ob er die nötigen Untersuchungen vielleicht längst durchgeführt hatte und ihr das Ergebnis aus irgendeinem Grund verschwieg – wenn auch nur deshalb, weil sie mit Franz nicht verheiratet, sondern erst verlobt war.
»Darf ich ihn sehen?« fragte sie jetzt.
Dr. Scheibler nickte ohne zu zögern. »Selbstverständlich, Fräulein Demel.«
Er begleitete Annemarie zur Intensivstation. Die junge Frau erschrak, als sie Franz zwischen all den Schläuchen und Apparaten liegen sah, doch dann ging ihr geübter Blick zur Temperaturanzeige hinüber.
»Er hat Fieber«, stellte sie fest, und der Blick, mit dem sie Dr. Scheibler anschaute, war zwingend. »Was ist mit Franz?«
»Er ist erkältet«, antwortete Dr. Scheibler und sagte damit auch die Wahrheit. Er verschwieg lediglich, wo diese Infektanfälligkeit herrührte.
Annemarie atmete tief durch, dann wandte sie sich ab und trat zu Franz, der offensichtlich schlief. Sehr sanft berührte sie sein blasses Gesicht und war in diesem Augenblick nur noch liebende Frau. Ihr ganzes Wissen wurde hinter die Sorge um Franz zurückgedrängt.
»Liebling«, flüsterte sie zärtlich.
Franz’ Lider begannen zu flattern, dann öffneten sich seine Augen langsam.
»Annemie.« Seine Stimme klang schwach. Er versuchte, eine Hand zu heben, was ihm nur mit großer Mühe gelang.
Annemarie griff danach, legte seine Hand einen Moment lang an ihre Wange und küßte sie dann liebevoll.
»Annemie.« Kaum hörbar kam der geliebte Name noch einmal über seine Lippen, dann schlief er wieder ein.
Annemarie schluchzte leise auf. »Franzl.« Dann sah sie mit tränenfeuchten Augen zu Dr. Scheibler auf. »Sagen Sie mir endlich die Wahrheit. Was ist mit ihm?«
Dr. Scheibler rang mit sich. Er wußte genau, daß es nur eine Frage der Zeit war, bis Annemarie schon allein aufgrund ihrer Ausbildung dahinterkommen würde, was mit ihrem Verlobten tatsächlich los war.
»Ich kann es Ihnen nicht sagen«, antwortete er ehrlich. »Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen.«
»Aber es ist ernst«, vermutete Annemarie.
Dr. Scheibler nickte. »Ja.«
Minutenlang forschte sie in seinem Gesicht.
»Mag sein, daß die Untersuchungen wirklich noch nicht abgeschlossen sind«, erklärte sie schließlich. »Trotzdem wissen Sie jetzt schon Bescheid.«
Doch Dr. Scheibler schüttelte den Kopf.
»Ich habe nur einen konkreten Verdacht«, räumte er ein. »Aber den werde ich nicht äußern, bis ich endgültig Gewißheit habe.«
Wieder betrachtete Annemarie den Arzt eine Weile, dann wanderte ihr besorgter Blick zu Franz.
»Ich glaube, er hatte Glück, daß er hierhergekommen ist«, meinte sie, während sie sich Dr. Scheibler wieder zuwandte. »Bianca hatte recht. Sie sind ein guter und vor allem verantwortungsbewußter Arzt.«
*
Annemarie kehrte in die Eingangshalle zurück, wo Dieter schon ungeduldig auf sie wartete. Ihn interessierte im Augenblick nur eines: Würde Franz überleben?
»Seine Verletzungen sind glücklicherweise nur leicht«, erzählte Annemarie. »Aber… ich fürchte, er ist sehr krank.«
»Was soll das heißen?« fragte Dieter zurück und versuchte, nicht zu viel von seinen wahren Gedanken und Hoffnungen preiszugeben, was ihm auch ausgezeichnet gelang.
Annemarie seufzte. »Ich weiß es nicht.« Sie legte eine Hand auf Dieters Schulter. »Fahr nach Hause. Es ist unsinnig, wenn du dir auch noch die Nacht um die Ohren schlägst. Ich rufe dich an, sobald ich etwas Neues erfahre.«
Dieter zögerte, doch als Annemarie ihn erneut drängte zu fahren, gab er nach.
»Bist du sicher, daß du es allein schaffst?« fragte er, und niemand hätte ihm angemerkt, daß er seine Besorgnis nur spielte.
Annemarie nickte. »Ich werde versuchen, so viel Zeit wie möglich bei Franz zu verbringen, und in die Intensivstation würde man dich ohnehin nicht hineinlassen. Geh nur, Dieter. Ich werde mich dann bei dir melden.«
Die ganze restliche Nacht über blieb Annemarie in der Klinik und bekam dadurch natürlich mit, daß Franz aus der Intensivstation in den Operationssaal gefahren wurde. Rasch sprang sie auf und eilte zu Dr. Scheibler.
»Was machen Sie mit ihm?« wollte sie wissen.
Der Oberarzt zögerte und stellte dann zuerst eine Gegenfrage. »Wir haben nichts über eventuelle Verwandte von Herrn Baumgartner herausgefunden. Wissen Sie etwas darüber?«
Annemarie hielt seinem prüfenden Blick problemlos stand. »Er hat niemanden außer mir.« Sie schwieg kurz. »Er wurde unehelich geboren, und seine Mutter