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zu entfernen.

      »Und was treibt Sie hierher, gnädige Dame?«, fragte Cornelius Smith auf einmal superhöflich.

      »Warum siezt du mich jetzt auf einmal?«, fragte Kay misstrauisch.

      Sogar Virginio blinzelte verwirrt.

      »Hä?«

      Okay, der war zu betrunken, um überhaupt zu bemerken, was er tat. Cornelius schien außerdem schon wieder vergessen zu haben, dass er ihr eine Frage gestellt hatte. Sollte sie trotzdem darauf antworten oder so tun, als wäre es ihr ebenfalls entfallen?

      »Ich wollte einfach mal wieder unter Leute«, erklärte sie möglichst neutral.

      »Nun, es ist mir ein exorbitantes Vergnügen, Sie kennenzulernen«, palaverte Cornelius. »Sind Sie oft hier?«

      »Tatsächlich bin ich zum ersten Mal hier.« Kay blickte sich um. »Das ist eigentlich nicht so meine Gegend. Aber der Verkehr zum Palace of Glass war komplett dicht, da säße ich immer noch im Stau.«

      Cornelius fielen fast die Augen aus dem Kopf. »Oh, gnädige Dame, dann seid Ihr aber hier völlig falsch.«

      Benutzte er nun wirklich die Ihr-Form ihr gegenüber als Anrede? Ernsthaft?

      »Du bist schon ein schräger Vogel«, stellte Kay fest, während Virginio seinen Becher schüttelte.

      »Oh, danke sehr.«

      Cornelius verbeugte sich so halb. Jedenfalls glaubte Kay, dass seine ungelenke Verrenkung eine Verbeugung darstellen sollte, ganz sicher war sie sich allerdings nicht. Vielleicht hatte er auch nur einen Knochen verloren und bückte sich danach.

      »Es ist sehr freundlich, dass Ihr das sagt.« Er hielt inne und lauschte kurz auf seinen Voice Plug. »Wie meinst du das, das sei kein Kompliment? Du hast doch keine Ahnung, Susi!«

      Virginio grinste nur, während er die fertig geschüttelte Mischung sorgfältig über die Eiswürfel goss.

      »Und weshalb hast du dich so abgeschossen?«, fragte Kay höflich.

      »Nun, wisst Ihr, mein Auftraggeber hat mich versetzt.« Darüber schien er sehr unglücklich. »Und jetzt warte ich hier wie ein Häufchen Elend und weiß nicht, was ich mit diesen blöden Maden anfangen soll. Habt Ihr denn Interesse an Maden, gnädige Frau?«

      »Igitt, nein.«

      Virginio stellte ihr den Cocktail hin und Kay nahm schnell einen großen Schluck, um den aufsteigenden Ekel zu dämpfen. »Und überhaupt, was hat denn ein Archäologe mit Maden zu tun? Arbeitest du nicht so wie ich mit toten … Ressourcen?«

      »Ich versichere Euch, es handelt sich um eindeutig tote Maden. Tote, pestverseuchte Maden, um genauer zu sein.«

      »Oh. Nett.« Vielleicht sollte sie doch nochmal Händewaschen gehen. Hing in der Toilette eigentlich Desinfektionsmittel?

      »Ich habe sie erst vor kurzem auf R108 ausgebuddelt, sie sind in einem erstklassigen Zustand«, fügte Cornelius stolz hinzu.

      Das erklärte, weshalb ihre Nekromantensinne unterschwellig auf Cornelius reagierten. Er musste diese Viecher bei sich tragen. Wie hatte er die nur an Security-Jack vorbeigeschmuggelt?

      »Danke, nein. Ich arbeite zwar mit totem Material, aber das gehört mir nie selbst.« Es gab zwar Gerüchte von Nekromanten, die sich gleich mehrere Tiefkühltruhen mit Toten daheim hinstellten, um sie je nach Bedarf als Haushaltshilfe wiederzubeleben und wieder einzufrieren – aber Kay gehörte nicht dazu.

      »Ach, niemand will mir meine Maden abkaufen!«, beklagte er sich. »Da geht ein armer alter Archäologe wie ich doch bald pleite.«

      »Man verdient schlecht als Archäologe?« Das überraschte Kay. Man brauchte sie doch heutzutage ständig, zumindest in ihrem Arbeitsmilieu.

      »Dank dieser ungeheuerlich neumodischen Firmen wird uns klassischen Archäologen das Wasser abgegraben.« Cornelius hielt kurz inne und schien darüber nachzusinnen, was er gerade gesagt hatte und was eigentlich das Thema war. »Aufträge sind rar und werden oft an solche Idioten wie Alfredo vergeben, die immer alles in den künstlichen Hintern geschoben bekommen und in ihrem Leben noch nie richtig arbeiten mussten!«

      »Bitte was?«

      »Na, verwöhnte Bengel eben.«

      »Ah ja, verstehe.« Kay verstand kein Wort. Da schien ein persönlicher, tief schwelender Konflikt vorzuliegen. Besser nicht darauf eingehen.

      »Ich gestehe, ich habe selbst noch nie mit Archäologen zusammengearbeitet und bin daher nicht über die üblichen Gehälter informiert. Das sind meist die Angelegenheiten meiner Auftraggeber.« Als Nekromantin hatte sie sich noch nie Gedanken über Geld machen müssen. Sie konnte sich ihre Aufträge heraussuchen. »Meine KI kümmert sich um meine Finanzen. Benedict lehnt zu gering bezahlte Aufträge direkt ab.«

      »Susi nicht«, grummelte Cornelius. »Außerdem kriegen wir viel zu wenige Aufträge, weil uns immer alles vor der Nase weggeschnappt wird.«

      »Uns?«, echote Kay.

      »Susi und mir«, antwortete Cornelius ganz selbstverständlich.

      »Verstehe.« Oh weh.

      Kay nippte an ihrem Glas und ließ den kühlen Schluck langsam ihre Kehle hinabwandern. Mittlerweile drückte ihr Auge nicht nur ein wenig, sondern schmerzte penetrant. Was war denn nur los? Das konnte doch unmöglich an den Maden liegen.

      »Jedenfalls ist es eine Ungeheuerlichkeit, dass dieser schmierige Typ nicht auftaucht!«, empörte sich Cornelius derweil. »Da macht man sich solche Mühe und dann hält der sich nicht mal an unsere Vereinbarungen.«

      »Was will der überhaupt mit toten Maden anfangen?«, fragte Kay, um sich abzulenken. Sie verstand nicht, was mit ihr los war, und sie wollte jetzt nicht zurück in ihre Spacelimousine gehen, um einen Vitalscan zu machen. Endlich führte sie mal wieder so etwas Ähnliches wie ein zivilisiertes Gespräch mit jemandem, der nicht aus Codezeilen und Schaltkreisen bestand. Auch wenn Cornelius stockbesoffen war – oder gerade deshalb –, war er eine leichte Gesellschaft, die nicht so viel von ihr forderte. Bestimmt ging es gleich vorbei. Sie nahm noch einen Schluck von ihrem Cocktail, um den Schmerz zu betäuben.

      »Ach, das weiß ich auch nicht. Ich habe nicht gefragt«, sagte Cornelius.

      Kay rieb sich das schmerzende Auge. »Mit dem solltest du nicht mehr zusammenarbeiten. Oder nur gegen Vorkasse. So mache ich das. Wenn der Auftrag schwieriger wird als erwartet, stelle ich die Mehrkosten hinterher in Rechnung. So ist man aber über den größten Teil des Betrages abgesichert.« Für ihren letzten Auftrag hatte sie sich wegen seelischer Beeinträchtigung sogar sehr großzügig entschädigen lassen. Dennoch hatte Benedict recht: Ewig konnte sie nicht mehr von ihren Ersparnissen leben.

      »Solche Forderungen zu machen, kann ich mir nicht leisten«, sagte Cornelius traurig.

      »Ich mir vielleicht bald auch nicht mehr«, gestand Kay schneller, als sie ihre Zunge kontrollieren konnte. Verfluchter Cocktail! Böser Alkohol!

      »Ach?«, horchte Cornelius auf. »Weshalb denn?«

      »Ich will das nicht mehr machen. Es macht mich kaputt.«

      Wow. Zwei kleine Sätze, mehr nicht. Wie leicht sie ihr von den Lippen gegangen waren. Bis gerade hatte sie sich diesen Fakt nicht einmal selbst richtig eingestehen können, ohne vorher wochenlang an die Decke ihres Raumschiffes zu starren und sich selbst zu hassen. Und jetzt, bei einem besoffenen Fremden, offenbarte sie sich, einfach so.

      »Ah, verstehe.« So wie er es sagte, war ihr klar, dass er rein gar nicht verstand. »Und was wollen Euer Gnaden jetzt machen?«

      »Das weiß ich noch nicht. Es ist nur, dass …«

      Sollte sie ihm das jetzt auch noch sagen? Andererseits – sie würde diesen Idioten sowieso nie wiedersehen und Cornelius wäre morgen viel zu verkatert, um sich noch an irgendetwas zu erinnern. Warum also eigentlich nicht? Ach, scheiß drauf. Das war die perfekte

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