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Waypoint FiftyNine. Sandra Florean
Читать онлайн.Название Waypoint FiftyNine
Год выпуска 0
isbn 9783945230503
Автор произведения Sandra Florean
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Danke.« Mit einem breiten Grinsen nahm Rex Kingston sein girelianisches Glühbier entgegen. Die Saughaare der charmanten Kellnerin ploppten melodisch, als sie sich von dem Glas lösten. Dann rauschte die Schöne mit wiegenden Hüften davon, den nächsten Gästen entgegen. Rex seufzte lautlos. Wer hätte gedacht, dass ein wandelnder Wischmopp so bezaubernd sein konnte?
Die Kellnerin verschwand aus seinem Blickfeld. Er wandte sich um und prallte mit einem Typen zusammen, der gerade durch das Schott in die Bar gekommen sein musste.
»He, passt doch auf!«, fuhr ihn der Kerl an. »Willst du mich umbringen?«
»Jetzt hab dich doch nicht so«, sagte Rex und schwenkte in dem Versuch, eine beschwichtigende Geste zu machen, sein Bier in Richtung des Typen. Die Geste geriet jedoch zu groß, die heiße Flüssigkeit schwappt über und klatschte zischend auf das schmutzig rote Shirt des Fremden.
»Au!«, schrie der auf, machte einen Satz zurück, und zerrte an seinen Kragen, um den heiß durchtränkten Stoff so weit wie möglich von seiner Haut fernzuhalten.
»Alles okay?«, fragte Rex.
»Nein!«, schnappte der andere.
»Na gut. Ich gebe dir ein Bier aus, hm?« Rex betrachtete den Typen, wie er da stand und den Schmerz weg atmete. Zerzaustes Haar, fette Augenringe, Kratzspuren und Brandflecken auf dem dreckstarrenden roten Shirt. Zugegeben: Der hatte einen Drink echt nötig. »Willst du dich setzen?«
Der Kerl schaute auf und ließ den Blick nervös durch die voll besetzte Bar schweifen. »Besser dort hinten. Ich sitze lieber mit dem Rücken zur Wand.«
»Wie du willst«, sagte Rex und bedeutete dem Typen, vor zu gehen. Der steuerte tatsächlich den allerletzten Winkel der Bar an, zwängte sich hinter den runden Tisch und fiel über zwei Stühle, ehe er sich endlich genau in die Ecke quetschte.
»Nicht dein Tag heute, hm?«, bemerkte Rex und ließ sich gegenüber nieder.
»Nicht mein Tag? Eher nicht meine Woche. Nicht mein Monat.«
»Klingt hart«, kommentierte Rex und bereute es schon, gefragt zu haben. »Also was willst du trinken?«
Der Kerl schaute unsicher auf Rex’ Glühbier.
»Auch eins? Geht klar.« Rex winkte der Kellnerin, die gerade wieder mit Bier, Schnaps und Cocktails behängt wie ein zotteliger Weihnachtsbaum durch die Bar schwebte.
Sie rauschte heran mit einem Lächeln, dass einem Mann die Knie weich werden lassen konnte. »Was kann ich für dich tun, Süßer?«
»Zwei girelianische Glühbier bitte.« Rex grinste sie an. Und er grinste noch, als sie mit wiegenden Hüften davonstolzierte.
»Pass bloß auf!«, sagte der Typ in der Ecke. »Schöne Frauen machen nur Ärger.«
»Klingt, als hättest du da Erfahrung.«
»Ich sage es dir, schöne Frauen und inkompetente Schneider. Die sind die große Geißel des Universums.«
»Schneider?«
»Allerdings. Ich bin nur hier, weil ich meinen suche. Um ihm dann ordentlich die Leviten zu lesen, wenn er auftaucht.«
»Deinem Schneider?«
Er nickte. »Lange Geschichte.«
»Ich habe Zeit«, hörte Rex sich sagen. Verdammt! Da hatte definitiv das Bier gesprochen.
Der Typ lächelte freudlos. »Na gut. Gleich.«
Er stand auf, wand sich hinter dem Tisch hervor, und ging der Kellnerin entgegen, die schon wieder voll beladen auf ihren Tisch zusteuert.
»Darf ich dir helfen?«, fragte er höflich.
Die haarige Schönheit musterte ihn von oben bis unten und ihr Blick blieb an dem ramponierten Shirt hängen. »So wie du aussiehst, kannst du nicht mal dir selbst helfen.« Sie drängte ihn unsanft beiseite und knallte das Bier auf den Tisch. Dann rauschte sie grußlos ab.
Glück bei den Frauen hat der Kerl jedenfalls auch nicht. Rex verkniff sich ein mitleidiges Kopfschütteln.
Geduldig wartet er, bis sein Tischnachbar sich wieder in seine Ecke gequetscht hatte. Dann schob er ihm sein Bier zu und hob das eigene Glas.
»Prost! Auf dass dein Schneider bald hier auftauchen möge.«
»Das hoffe ich doch, immerhin hat er behauptet, der Laden seid quasi sein zweites Wohnzimmer.« Der Typ hob sein Glas, dann tranken sie.
»Also«, forderte Rex und ließ seinen Drink auf die Tischplatte knallen. »Jetzt erzähl schon!«
»Okay, mein Schneider …« Der Kerl setzte sein Glas ab und zog sein Shirt gerade. »Nennt sich Gerry Thomas. Untersetzter Typ, Halbglatze, Dauergrinsen. Du kannst es dir vorstellen. Hab ihn hier kennengelernt, vor ein paar Wochen.«
Rex nickte.
»Da hatte ich gerade meinen Job in den nadorianischen Minen verloren und war auf der Suche nach was Neuem, mehr Abenteuer, mehr Geld, was man halt so anstrebt. Aber ich hatte nur meine eingestaubte Minenarbeiterkluft am Leib. Damit nimmt einen ja keiner für voll. Hatte mir deshalb schon mehr als eine Abfuhr gefangen.«
»Und da kam der Schneider ins Spiel«, mutmaßte Rex.
»Ganz genau.«
Rex nahm noch einen Schluck. Besonders spannend versprach diese Geschichte bisher nicht zu werden. Aber wenigstens hielt ihn das Bier bei Laune.
»Dieser Kerl, Gerry, der Schneider, versprach mir ein Outfit, mit dem ich garantiert den nächsten Job bekommen würde, und dann machte er mir das hier.« Der Typ zog an dem ramponierten roten Shirt.
»Und das hat nicht geklappt, nehme ich an.«
»Doch, doch.«
»Echt?« Rex schaute genauer hin und versuchte sich die Kratzspuren und Blutflecken wegzudenken. Es blieb dennoch ein unspektakuläres Outfit.
»Echt«, bestätigte der Typ. »Kaum hatte ich das Ding an, konnte ich in einer dieser großen Abenteurercrews anheuern. Ich kam auf ein schnelles Schiff mit Captain, Pilot, Wissenschaftlern … verdammt, wir hatten sogar einen Arzt und eine Krankenschwester!«
»Klingt doch prima.«
»War es auch. Erst mal. Aber dann fing es an.« Der Kerl macht eine dramatische Pause, die er für einen vorsichtigen Schluck Glühbier nutzte.
»Was fing an?«, fragte Rex.
»Wir besuchten die Sumpfblumenebenen von Terillia VIII und wer fing sich die terillianische Grippe ein und wäre vor Fieber beinahe verglüht? Ich. Wir durchflogen den Inteka–Nebel, es kam zu Strahlungsinterferenzen und wem explodierte die Konsole direkt unter den Händen? Mir.«
»Na zum Glück hattet ihr einen Arzt an Bord.«
»Allerdings. Ich verbrachte Wochen auf der Krankenstation. Die anderen Crewmitglieder fingen schon an, zu lästern. Und dann kam Hrolimi III.«
»Wo ist das denn?«
»Das ist ein elendiger Felsbrocken, der um einen unbedeutenden Stern in der Nähe des Edo–Nebels kreist. Es gibt eine primitive Kultur dort, die nicht gestört werden soll. Eigentlich. Deshalb wären wir da auch eigentlich gar nicht hingeflogen, aber dann meldete der Primus von Tekla V, dass seine Tochter, Prinzessin Minja, von einer Piratenbande dorthin entführt worden ist, und weil der Captain eine gute Handelsbeziehung mit dem Primus anstrebte, zogen wir natürlich los, die Frau zu retten.«
Rex nickte. Die Politik der Reichen und Mächtigen war ihm bestens vertraut. Wen interessierten schon ein paar primitive Einheimische, wenn es eine bedeutende Freundschaft zu festigen gab. »Und das lief nicht so gut?«, riet er.
Sein Gegenüber lachte humorlos. »Für unsere Landung wählte der Captain ein Felsplateau. Karg und abgeschieden, damit wir den Einheimischen nicht direkt