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Waypoint FiftyNine. Sandra Florean
Читать онлайн.Название Waypoint FiftyNine
Год выпуска 0
isbn 9783945230503
Автор произведения Sandra Florean
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Wenn Sie hier unterschreiben würden«, sagte er.
Diesmal konnte der ehemalige Finanzminister sein Zögern nicht völlig überspielen.
»Ich hätte gerne etwas Bedenkzeit. Es handelt sich schließlich um eine gewaltige Investition.«
Kalzan lächelte noch immer ganz ruhig. Der ehemalige Finanzminister hatte sich getäuscht, was das Lächeln der Menschen anging. Es wirkte auch ohne spitze Zähne verschlagen.
»Natürlich, lassen Sie sich alle Zeit, die Sie brauchen. Schlafen Sie eine Nacht drüber. Vorausgesetzt, Ihre Freunde vorne an der Theke gönnen Ihnen diese Nachtruhe noch.«
Die Drohung hinter den Worten war nicht zu überhören.
»Wenn ich unterschreibe«, sagte der ehemalige Finanzminister. »Wie bald wird mein Tod dann eintreten?«
Kalzans Lächeln verwandelte sich in ein breites Strahlen.
»Oh, Sie werden aus dem Torpedorohr hinausgehen, zu Ihrem Roboter zurückkehren und mit ihm gemeinsam die Bar verlassen. Eine Gruppe gemeiner Kopfgeldjäger wird Ihnen folgen. Leider wird das Sicherheitssystem Ihres Raumschiffs einen Defekt haben und Sie werden noch vor dem Abflug das Zeitliche segnen. Wenn Sie sich nur etwa eine Stunde gedulden würden, können Sie anschließend als toter Mann hier herausspazieren. Natürlich steht Ihnen Ihr Schiff dann nicht mehr zur Verfügung.«
»Verzeihen Sie die Frage«, wechselte der ehemalige Finanzminister das Thema und schob das Tablet ein Stück von sich. »Aber wie genau wird man zum Auftragsopfer?«
Kalzans Argumentation leuchtete ihm durchaus ein, aber er wusste noch viel zu wenig über den G-O-2T, um ihm einfach so zu vertrauen. Nach allem, was man so hörte, waren sie eine sehr egozentrische Spezies und ihre Wege oft unergründlich.
»Ich bin wirklich durch reinen Zufall auf meine Berufung gestoßen«, setzte Kalzan an. »Eine lustige Geschichte eigentlich. Ich war auf einem kleinen Planeten, wahrscheinlich haben Sie noch nie davon gehört: Zy33. Wirklich provinziell. Die Bewohner dort haben mich angebetet, Sie wissen ja, wie das mit primitiven Lebensformen und uns G-O-2Ts ist. Jedenfalls sollte es ein Fest zu meinen Ehren geben und das wollte ich mir aus der Nähe ansehen. Aber weil meine natürliche Gestalt so beunruhigend auf weniger entwickelte Völker wirkt, habe ich natürlich eine andere Erscheinungsform gewählt, um meine eigene Sicherheit zu gewährleisten. Ich bin als junges, unschuldiges Weibchen erschienen, in der Annahme, dass ich damit den Beschützerinstinkt der Anwesenden wecken und keiner Gefahr ausgesetzt würde. Nun, dummerweise sollte es bei diesem Fest mir zu Ehren ein Jungfrauenopfer geben. Ironie des Schicksals, nehme ich an.«
Kalzan zuckte mit den Schultern und fingerte an seinem Armreif herum, als wollte er überprüfen, dass er noch da war.
»Sie wurden von Ihren eigenen Gläubigen geopfert?«, vergewisserte der ehemalige Finanzminister sich.
»Danach habe ich sie verklagt«, erklärte Kalzan. »Habe mir einen der besten Anwälte des Universums genommen und Schadenersatz gefordert. Denn glauben Sie mir, ich bleibe zwar nicht tot, aber das Sterben ist doch jedes Mal auf’s Neue wieder äußerst unangenehm. Ist eine ordentliche Entschädigungssumme bei rausgesprungen und da kam mir die Idee, dass ich mir den ganzen Gerichtsprozess ja auch sparen könnte, indem ich meine Dienste einfach direkt anbiete. Ich habe als rituelles Opfer angefangen, ganz bescheiden. Jungfrauen, Priester, so etwas halt. Für die Bevölkerung hat das gleichzeitig den Vorteil, dass sie ihren traditionellen Bräuchen nachgehen können, ohne gleich eine Mordanklage fürchten zu müssen. Irgendwann bin ich dann aber in den Privatsektor gewechselt. Die Bezahlung ist dort einfach besser. Ein paar Mal habe ich mich von Amateuren umbringen lassen, die den Nervenkitzel wollten, ohne nachher den Ärger mit dem unauffälligen Entsorgen der Leiche zu haben. Aber ganz ehrlich? Das ist nicht das Richtige für mich. Die meisten dieser psychopathischen Mörder sind einfach bloß Sadisten. Nach so einem Tod braucht man Wochen, um sich wieder zu erholen. Ich habe mich deshalb auf Berühmtheiten spezialisiert. Gute Bezahlung, meistens ein schneller und sauberer Tod. Sie wissen schon, Attentate, hin und wieder mal eine Überdosis. Politiker, Schauspieler, Musiker.« Er beugte sich vertraulich ein Stück nach vorne. »Auf manchen Planeten ranken sich Gerüchte um mich, aber nachweisen konnte mir nie jemand irgendetwas. Und ganz im Vertrauen: Die meisten halten es für Unsinn, aber glauben Sie mir – Elvis lebt.« Er lehnte sich wieder zurück und lachte.
Der ehemalige Finanzminister verstand den Witz nicht. Aber er lachte ebenfalls jovial.
»Von diesen Massenveranstaltungen bin ich ganz abgekommen. Nur einmal im Jahr fliege ich noch nach Xul, für die Treibjagd dort. Ein wirklich bezaubernder Planet. Ich gehöre dort quasi schon zur Familie. Inzwischen laufe ich natürlich nicht mehr ganz so schnell wie noch vor 30 Jahren, aber die Leute sind sehr fair, lassen mir immer einen gehörigen Vorsprung.« Er schüttelte leicht den Kopf, als wäre er ganz in Gedanken versunken. »Aber ich muss Sie ja schrecklich langweilen, Herr Minister«, unterbrach er sich dann selbst, als wäre ihm gerade erst wieder eingefallen, worüber sie ursprünglich gesprochen hatten. »Ich spreche nur von der Vergangenheit, wenn es hier doch eigentlich um Ihre Zukunft geht.«
Demonstrativ schob er das Tablet wieder auf den ehemaligen Finanzminister zu.
Der gab sich einen Ruck. Er hatte nach einem Ausweg gesucht, und hier bot sich der optimale Ausweg an. Wäre er erst einmal tot, ließe das Universum ihn endlich in Ruhe. Er könnte an den Strand fahren, wie es der Diktator von UwU gemacht hatte. Vielleicht könnten sie sogar wieder einmal eine Partie Golf miteinander spielen.
Er presste seinen Daumen auf die gestrichelte Linie am Ende des Testaments und gab auf Nachfrage sein Passwort ein. Diese Kombination aus Biosensor und klassischer Technik entsprach dem Standard, da so das Risiko eines Missbrauchs minimiert wurde. Man ging davon aus, dass man entweder den Notizzettel mit den festgehaltenen Passwörtern verlor, oder seinen Daumen – nicht jedoch beides zugleich.
Ein grünes Häkchen leuchtete hinter seiner Unterschrift auf und Kalzan zog das Tablet wieder zu sich.
»Ich danke Ihnen, Herr Minister«, sagte er gut gelaunt und als der ehemalige Finanzminister den Blick hob, saß er sich selbst gegenüber. Nur lange Übung hielt ihn davon ab, erschrocken zusammenzuzucken. Ihm glückte sogar ein anerkennendes Nicken.
Er fand die Erscheinung um einiges stattlicher als die des armseligen Menschen davor. An den Rändern flirrte sein Abbild ein wenig, aber der G-O-2T hatte auch nicht besonders lange Zeit gehabt, um ihn zu kopieren.
»Wie läuft das jetzt?«, erkundigte er sich, nur um sicherzugehen.
Das Abbild des ehemaligen Finanzministers des Alterta Mondes lächelte ihn an. Er hatte genau die richtige Menge an Zähnen, um das Lächeln bedrohlich wirken zu lassen.
»Sie geben mir den Zugangscode zu Ihrem Raumschiff und ich verlasse die Bar. Sie warten hier und nachdem genug Zeit verstrichen ist, machen Sie sich auf den Weg. Erkundigen Sie sich ruhig über das Interkom bei der Bedienung, ob die Herren an der Theke bereits verschwunden sind. Wenn alles glatt läuft, hören Sie morgen früh in den Nachrichten von Ihrem Tod.«
Widerstrebend nannte der ehemalige Finanzminister den Zugangscode zu seinem Raumschiff. Er hätte es lieber selbst behalten – es war ein Luxusmodel der Extraklasse – aber er verstand die Notwendigkeit einer falschen Fährte. Seine Karriere hatte er auch nicht ohne Opfer hinter sich gebracht und darunter waren bereits wertvollere Dinge gewesen – seine Villa auf dem Alterta Mond, eine xitelische Vase und seine dritte Ehefrau.
Kalzan erhob sich und lächelte ihm ein letztes Mal zu. Dann verließ er die Torpedorohrbar. Der ehemalige Finanzminister blickte ihm nach und fragte sich, ob er wirklich noch länger auf den Bierbrunnen warten, oder sich doch lieber gleich einen FiftyNiner bestellen sollte. Ihm war nach Feiern zumute.
In der Bar begegnete Kalzan – noch immer in Gestalt des ehemaligen Finanzministers, auch wenn ihm diese Gestalt nicht sonderlich schmeichelte – der Bedienung, die