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bleibt ihr nichts anderes übrig, als in der Festung des Herrschers darauf zu warten, dass ihr Leben wenigstens ein schnelles Ende findet. Doch innerhalb des Palastes sind nicht alle dem Imperator treu ergeben. Womöglich gibt es doch noch Hoffnung – oder aber es ist ein letzter grausamer Scherz einer höheren Macht, ehe Rave vollends zerbricht.

       Die Autorin

      J. K. Bloom schreibt schon, seit sie elf Jahre alt ist. Das Erschaffen neuer Welten ist ihre Leidenschaft, seitdem sie das erste Mal ein Gefühl für ihre Geschichten bekam. Sie ist selbst abenteuerlustig und reist sehr gern. Wenn sie ihre Nase nicht gerade zwischen die Seiten eines Buches steckt, schreibt sie, beschäftigt sich mit ihren zwei Katzen oder plant schon die nächste Reise an einen unbekannten Ort.

      [email protected]

      1. Auflage, November 2020

      © Sternensand Verlag GmbH, Zürich 2020

      Umschlaggestaltung: Kopainski Artwork | Alexander Kopainski

      Lektorat: Sternensand Verlag GmbH | Natalie Röllig

      Korrektorat: Sternensand Verlag GmbH | Jennifer Papendick

      Satz: Sternensand Verlag GmbH

      ISBN (Taschenbuch): 978-3-03896-159-8

      ISBN (epub): 978-3-03896-160-4

      Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

      Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

      die es wagen, den letzten Schritt zu gehen,

      bevor ein weiteres, magisches Abenteuer endet

      Ein Palast aus Lügen und Blut

      Irgendwo im Süden Kallems …

      »Ich hatte keine andere Wahl, Aedificatis«, seufze ich und balle neben meinem Körper eine Hand zur Faust. »Ich konnte euch nicht alle retten.«

      Mein Blick gleitet rastlos über das Tal unter mir, eine blonde Strähne fällt durch einen sanften Windzug in meine Stirn. Ich bin der Herrscher der Elemente. Ein Wächter der Runen und damit einer der vier Teile des Schöpfers: das Leben, der Tod, der Herrscher der Elemente und der Erbauer.

      Doch in den dreihundert Jahren, die ich bereits lebe, habe ich mich noch nie so hilflos gefühlt wie jetzt. Lange habe ich meine Identität vor Ravanea verheimlicht. Sogar als wir beinahe geheiratet hätten, sagte ich ihr nicht, wer ich in Wirklichkeit bin. Wochenlang habe ich mit mir gerungen – vor allen Dingen mit meinen Gefühlen, die sie in mir hervorruft. Doch erst jetzt, als sie nicht mehr da ist, merke ich, wie viel sie mir bedeutet.

      Sie ist mir viel zu wichtig, verdammt …

      Die Schritte des Erbauers nähern sich. Er ist die zweite Teilschöpfung – mein Bruder. Als er mich erreicht hat, bleibt er neben mir stehen, sodass wir gemeinsam auf das Tal hinabblicken, in dem die zweitgrößte Stadt Kallems liegt. Sudwell.

      »Ich verstehe«, gibt Aedificatis mir mit einem Nicken zur Antwort. »Auch wenn sie unserer Schwester Danev vorerst nichts anhaben können, da ihre Rune noch nicht entsiegelt wurde und immer noch in Ravanea verweilt, kann ihrer menschlichen Hülle furchtbares Leid zugefügt werden.«

      Danev. Die Teilschöpfung des Lebens, verbunden mit ihr – Ravanea. Rave.

      Ich senke den Blick, und schäumende Wut überkommt mich. Ich habe niemals gewollt, dass Rave, ihr Bruder Ravass und der Todeskriecher Finn dem Imperium in die Hände fallen. Besonders Rave nicht.

      Obwohl ich nach ihrer Gefangennahme versuchte, sie zu retten, war es längst zu spät. Das Luftschiff hatte abgehoben, noch bevor ich den Hafen von Tallel erreichen konnte, zu dem sie nach dem Kampf geschleppt worden war.

      Sobald die drei in Baltora eintreffen, wohin sie von Kora, der Kommandantin des Imperiums, gebracht werden, sind sie auf sich allein gestellt. Der Stadt und ganz besonders dem Schloss können sie nicht entfliehen. Durch die dunkle Magie der portes tenebra, welche ein Portal in die Unterwelt öffnet, ist es unmöglich, dem Imperium zu entkommen. Ich kann nur noch auf ein Wunder hoffen.

      »Unsere Schwester Nura wird es nicht leicht verkraften, wenn wir ihr erzählen, dass sie die beiden Todeskriecher Aaron und Finn verloren hat. Die einzige Hoffnung, die wir haben, ist, dass der Tod Danevs Tafel besitzt und wir so vorerst nicht um das Ende der Welt bangen müssen.«

      Ich schaue zu meinem Bruder und empfinde dabei Zorn.

      Wie kann er nur so kaltherzig sein? Ist es ihm gleichgültig, dass Rave dafür vielleicht Schmerzen erleiden muss? Hat er nicht ihre Narben am Körper bemerkt, die von der letzten Gefangennahme durch das Imperium stammen? Die ihr damals von Kommandantin Kora höchstpersönlich zugefügt worden sind?

      »Und das Leid, das Rave erwartet, willst du einfach ignorieren?«, presse ich hervor.

      Aedificatis dreht sich zu mir um und mustert mich streng. Nachdem er meine Mimik ausgiebig studiert hat, nickt er nur. »Du hast Gefühle für diese menschliche Seele. Ist es nicht so?«

      Ich fühle mich ertappt und wende mich von ihm ab.

      Woher will er das wissen? Selbst als Allwissender kann er so etwas nicht herausfinden, schließlich liest er keine Gedanken.

      Wieso habe ich eigentlich diese Gabe nicht erhalten, sondern nur der Tod und der Erbauer?

      Ich schnaube wütend.

      Der Erbauer faltet die Hände vor sich und richtet den Blick wieder auf Sudwell. »Ich hätte niemals gedacht, dass selbst durch eure Verschmelzung so viel Menschlichkeit in dir zurückgeblieben wäre. Früher warst du nicht so.«

      »Das ist Vergangenheit«, knurre ich. »Ich bin nicht Aquerigra.«

      Aedificatis nickt verständnisvoll und lächelt sanft. »Natürlich nicht.«

      Am Talrand bahnen sich die ersten Strahlen der Morgensonne einen Weg nach oben. Die Sterne verblassen dabei, und das Dunkelblau der Nacht vermischt sich mit den Nuancen eines zarten Violetts.

      Ich schließe für den Moment schmerzerfüllt die Lider, weil ich mich trotz meiner Fähigkeiten machtlos fühle. Meine Gedanken kreisen um Rave, und ich wage es noch nicht einmal, daran zu denken, was ihr in Baltora widerfahren könnte.

      Was ist, wenn ich sie zum letzten Mal gesehen habe? War unsere gemeinsame Reise umsonst?

      Ungewollt kommt mir der Kopfgeldjäger und Todeskriecher Finn in den Sinn. Auch wenn wir beide wohl niemals Freunde werden, bin ich dennoch froh, zu wissen, dass Rave bei ihm ist. Allein könnte sie diese Grausamkeit nicht durchstehen, aber vielleicht werden sie es gemeinsam schaffen zu fliehen.

      Die Hoffnung ist nur ein Funke, doch ich will mich daran festhalten. Rave ist tapfer, und mit dem Todeskriecher an ihrer Seite besteht wenigstens der Hauch einer Chance.

      Mein Kopf dröhnt und an meinem Hals pulsiert ein schmerzhaftes Brennen. Ich erwache mit schweren Lidern und pochenden Gliederschmerzen.

      Um

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