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      »Sie ist also wieder verschleppt worden«, meinte Lady Agatha grimmig. »Sie muß sich wie ein Postpaket Vorkommen, das arme kleine Ding.«

      »Hat man sich inzwischen mit Ihnen in Verbindung gesetzt, Mylady?« wagte Needle zu fragen. »Ich denke an das Lösegeld. Auf diese Summe werden die Entführer bestimmt nicht verzichten.«

      »Wie denken Sie darüber, Mister Parker?« fragte Lady Agatha, sich an ihren Butler wendend.

      »Wenn es gestattet ist, Mylady, würde ich gern meine Theorie entwickeln.«

      »Sie haben drei Minuten«, antwortete Agatha Simpson. »Ich wünsche nur Stichworte zu hören.«

      »Mister William P. Petters ist entweder der Initiator der Vampirmorde, Mylady, oder aber er wurde von dem Ehepaar Conders ausgenutzt und mißbraucht, falls dieser Ausdruck erlaubt ist.«

      »Ist das alles?« fragte Lady Simpson verdutzt.

      »Ich hoffe, Mylady, nur dreißig Sekunden für meine bescheidene Theorie gebraucht zu haben.«

      »Wollte er nun die hunderttausend Pfund, Mister Parker?« fragte Superintendent Needle.

      »Falls meine Menschenkenntnis mich nicht trügt, Sir, dürfte Mister Petters kein Erpresser gewesen sein.«

      »Dieser Mann hat mir überhaupt nicht gefallen«, behauptete die Detektivin. »Er machte auf mich einen verbohrten Eindruck. Ich bin durchaus der Meinung, daß man auch über Tote etwas Böses sagen darf und soll.«

      »Er dürfte mißbraucht worden sein, Mylady«, wiederholte Parker. »Seine Ermordung läßt darauf schließen.«

      »Dieses saubere Ehepaar Conders wird antworten müssen«, entschied Lady Simpson unternehmungslustig. »Warum glauben Sie eigentlich, Mister Parker, daß die Conders die Leute sind, die wir suchen?«

      »Darf ich noch mal an die Wohnung der drei Kaskadeure erinnern, Mylady? Sie konnte nur auf einem recht ungewöhnlichen Weg verlassen werden.«

      »Wärmen Sie gefälligst keine alten Geschichten auf«, reagierte sie prompt. »Ziemlich dünnes Eis, auf dem Sie sich da bewegen, Mister Parker. Haben Sie vergessen, daß Mister Morgan Patch den Vampir mit den blonden Locken nicht erkannt hat? Und er müßte Lena Conders doch kennen, oder?«

      »Muß er die Wahrheit gesagt haben?« fragte Superintendent Needle.

      »Es geschehen noch Zeichen und Wunder«, freute sich Lady Simpson übertrieben und sah Needle gespielt überrascht an. »Sie entwickeln ja Gedanken, die man sich direkt anhören kann!«

      *

      Kathy Porter saß zwischen zwei Vampiren, doch sie hatte keine Angst.

      Sie wurde flankiert von einem großen und von einem rundlich-dicken Mann, die ihr vor Antritt dieser Ausfahrt einen Regenmantel über die nackten Schultern gelegt hatten. Die beiden Vampire saßen zusammen mit auf der Ladefläche eines Kleinbusses, dessen Fenster verhängt waren. Die beiden Vampire machten einen recht sorgenvollen Eindruck.

      Was passiert war und warum man sie Hals über Kopf vom Dachboden geschafft hatte, wußte Kathy nicht. Sie war leider nicht mehr dazu gekommen, sich zu befreien. Die beiden Vampire waren schneller gewesen. Sie trugen jetzt übrigens wieder Zivilkleidung und sahen vollkommen normal aus.

      Wer den Kleinbus steuerte, wußte sie nicht. Hin und wieder hörte sie jedoch Stimmen vorn im Fahrerhaus, die miteinander stritten. Sie unterschied bereits eine männliche und eine weibliche Stimme.

      »Warum steigen Sie nicht aus?« fragte Kathy, sich an den rundlich-dicken Mann rechts von sich wendend. »Noch können Sie es! Warum spielen Sie den Handlanger eines Erpressers?«

      »Halten Sie mal lieber den Rand, Mädchen«, antwortete der Dickliche gereizt. »Wir stecken schon zu tief in der ganzen Geschichte.«

      »Ohne uns wären Sie bereits längst hin«, ließ der Große sich vernehmen.

      »Ich bin doch hunderttausend Pfund wert«, gab Kathy zurück.

      »Für uns vielleicht, aber nicht für eine bestimmte Person.« Der Dickliche, der das gesagt hatte, schnaufte. Ihm schien die ganze Richtung nicht zu passen.

      »Und wer ist diese Person?« fragte Kathy weiter. Sie nutzte eine enge Kurve aus, um sich gegen den Dicklichen fallen zu lassen. Dabei rutschte der Mantel von ihrer Schulter.

      »Lassen Sie den Quatsch«, brummte der Dickliche und rückte ihr den Mantel wieder zurecht. »Die Sexmasche zieht bei mir nicht. Ich habe ganz andere Sorgen.«

      »Und ich ebenfalls«, sagte der Große. »Wenn einer scharf auf dich ist, dann bestimmt nicht wir!«

      »Wer ist dieser Mann?«

      »Kein Kommentar, Mädchen«, gab der Dickliche zurück.

      »So fragt man Dumme aus«, stellte der Große fest.

      »Wollen Sie sterben wie Stream, Witman und Lormers?« Kathy kannte den wunden Punkt der beiden Männer, die auf ihren Sex tatsächlich nicht eingingen.

      »Halten Sie doch endlich mal den Mund«, gab der Dickliche gereizt zurück. »Man kann ja überhaupt nicht richtig nachdenken.«

      »Nachdenken hat überhaupt keinen Sinn«, sagte der Große. »Wir können nicht mehr aussteigen.«

      »Ich würde in jedem Fall für Sie aussagen«, tippte Kathy an.

      »Mord bleibt Mord«, sagte der Dickliche düster.

      »Haben Sie etwa Rob Penwood umgebracht?« erkundigte sich Kathy.

      »Blödsinn«, schnaufte der Dicke empört. »Wir sind doch keine Mörder! Aber wie wollen wir das der Polizei gegenüber beweisen, he?«

      »Sie brauchen nur den wirklichen Mörder der Polizei auszuliefern.«

      »Und dann wird der von Mittäterschaft reden, Mädchen! Nee, nee, wir sitzen in der Patsche. Und er weiß das!«

      »Wohin bringt man mich jetzt?«

      »Irgendwohin, wo Sie kein Aas findet«, schaltete der Große sich ein. »Statt der hunderttausend Pfund geht’s jetzt um fünfhunderttausend Pfund! Mit unserem Anteil können wir uns absetzen und irgendwo, ein neues Leben anfangen. Das ist unsere einzige Chance.«

      »Glauben Sie wirklich, je Ihren Anteil zu bekommen?« Kathy Porter gelang ein ungläubiges, amüsiertes Auflachen. Sie konnte nur hoffen, daß es echt wirkte.

      *

      »Natürlich habe ich verstanden«, antwortete Josuah Parker, der den Telefonanruf entgegennahm. Seine Stimme ließ keine Gefühlsregung erkennen. Er stand stocksteif, als habe er einen Ladestock verschluckt, in der Diele der Stadtwohnung von Lady Simpson und sprach gerade mit Kathys Entführer.

      Sie selbst hatte sich für ein paar Worte gemeldet und ihn um Zahlung gebeten. Nun war der Entführer und Erpresser wieder an der Reihe. Seine Stimme klang sympathisch-überlegen. Es war auf keinen Fall die Stimme eines Bösewichts, wie er in Filmen nur zu gern dargestellt wird.

      Am liebsten hätte Parker diesen Mann mit dem Namen Will Conders angeredet, diesen Wunsch aber mußte er sich verkneifen. Damit hätte er Kathy Porter in akute Lebensgefahr gebracht. Der Erpresser durfte nicht wissen, daß man seine Person bereits kannte.

      »Es bleibt bei den kleinen gebrauchten Scheinen«, redete der Entführer weiter. »Packen Sie sie in zwei Reisetaschen und stellen Sie die auf das Dach des Ateliers Nr. 4 der Steinway-Pictures! Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt!«

      »Überzeugend und klar«, versicherte der Butler höflich. »Wann darf ich die besagten beiden Taschen deponieren?«

      »Den genauen Zeitpunkt werden Sie noch erfahren. Falls Sie die Polizei verständigen, wird Miß Porter nicht mehr lange leben. Und Sie, Parker, bleiben ab sofort dort, wo Sie jetzt sind! Falls Sie an weiteren Nachrichten überhaupt interessiert sind.«

      »Sie erreichen mich jederzeit unter

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